Mit ‘Pressefreiheit’ getaggte Beiträge

Glenn Greenwald: Kriminalisierung von Kritik an Israel größte Gefahr für Meinungsfreiheit im Westen

Glenn Greenwald

Glenn Greenwald
-In einem umfangreichen Debattenbeitrag prangert der Snowden-Vertraute und Mitbegründer der Enthüllungsplattform The Intercept, Glenn Greenwald, die Kriminalisierung von Kritik an Israel an. Aktivisten, die sich für Palästinenser-Rechte einsetzen, werden gezielt attackiert und zensiert. Nicht nur in Israel, sondern in allen westlichen Staaten und verstärkt auch an US-amerikanischen Universitäten. Darin sieht Greenwald eine virulente Gefahr für die Meinungsfreiheit in westlichen Staaten.

-Der Journalist Glenn Greenwald begibt sich gleich zu Beginn seines aktuellen Debattenbeitrages: „Die größte Gefahr für die freie Meinungsäußerung: Die Kriminalisierung des Aktivismus gegen Israels Besatzungspolitik“ auf umkämpftes Gebiet:

„Es gibt eine sehr gut koordiniert und finanziell gut ausgestattete Kampagne, angeführt von Israel und seinen Unterstützern, um politischen Aktivismus gegen die Israelische Besatzungspolitik […] zu kriminalisieren.“

-Allein eine solche Aussage reicht vielen zionistischen Profi-Propagandisten schon aus, um Greenwald, selbst jüdischer Abstammung, mit wüsten Antisemitismus-Vorwürfen zu überhäufen. Doch Greenwald scheint sich davon nicht einschüchtern zu lassen. Detailliert beschreibt der Journalist den Kampf israelischer Interessengruppen gegen Aktivisten der weltweiten BDS-Kampagne, die Boykott, Kapitalentzug und Sanktionen beinhaltet, mit denen Israel dazu bewegt werden soll, die Rechte der Palästinenser zu achten. Die Kampagne nimmt sich jene zum Vorbild, die schon einmal ein Apartheids-Regime zu Fall brachte – nämlich der Protest gegen Südafrika in den 1980er Jahren.

-In Israel soll nun ein Gesetz in Kraft treten, dass es Ausländern verbietet das Land zu betreten, wenn diese die BDS-Kampagne unterstützen. Jedoch soll längst nicht nur in Israel die Kritik an der Besetzung der Palästinensergebiete zensiert und kriminalisiert werden. „In westlichen Ländern generell“, so Greenwald, der damit vor einer generellen Einschränkung der Meinungsfreiheit warnt.

-So ist beispielsweise in den USA der Kampf gegen Israel-Kritik in bedenklichem Maße erfolgreich. Aus US-amerikanischen Universitäten wurde diese praktisch bereits verbannt.

-Ein Report, den Greenwald zitiert, beschreibt die Campus-Zensur. Pro-Palästinensische Professoren werden gefeuert, Anti-Besatzungs-Studenten werden bedroht und aus Kursen geschmissen, palästinensischen Uni-Gruppen wird das Geld entzogen und für das Schwenken der palästinensischen Flagge wird auch schon mal ein Disziplinarverfahren eingeleitet.

-Die zionistischen Zensoren und Meinungswächter können sich dabei auf beste finanzielle Ausstattung verlassen. Neben anderen Milliardären spendete auch der ehemalige Mehrheitseigner der ProSiebenSat.1 Media SE, Haim Saban, mehrere 10 Millionen Dollar, damit der Kampf gegen die BDS-Kampagne an den US-Unis geführt werden kann.

-Greenwald stellt am Ende seines Beitrags, der vollständig auf The Intercept gelesen werden kann, noch einmal klar: Kritik an der BDS-Kampagne ist vollends legitim und „nur Fürsprecher der Tyrannei können die faktische Kriminalisierung der Art von Aktivismus, der die Apartheid in Südafrika beendet hat, unterstützen“.

http://www.presstv.ir/Detail/2015/11/21/438552/Palestine-Israel-alKhalil-radio-Hebron-Amjad-Shawar
The photo shows damage done to the office of al-Khalil radio station by Israeli forces, November 20, 2015.
Das Foto zeigt Schaden für das Büro des Radiosenders al-Khalil von israelische Kräfte am 20. November 2015 verursacht.

22.11.15 – ISRAEL schließt palästinensischen al-Khalil-Radiosender –

-Das israelische Regime hat einer Anordnung zur Schließung einer palästinensischen Radiostation in der besetzten Westbank Stadt al-Khalil (Hebron) erlassen.

-Der Direktor des al-Khalil Radiosenders, Amjad Shawar, sagte, dass israelische Soldaten haben den Radiosender über Nacht gestürmt damit das zweite Informationszentrum für palästinensische Nachrichten in diesem Monat von Tel Aviv geschlossen wurde.

-Israelische Streitkräfte haben Ausrüstung konfisziert und Sachschäden verursacht.

-Berichten zufolge, israelische Geheimdienstler haben dann eine Militär Anordnung präsentiert, die über der Schließung des Senders für über sechs Monate verfügt, unter dem Vorwurf „der Aufstand“ gegen Tel Aviv anzustiften.

-Anfang dieses Monats hat Tel Aviv der palästinensische Manbar al-Hurriyya Radiosender geschlossen…….und 350.000 $ Schäden verursacht.

Ein palästinensischer Journalist für die lokalen Radiosender Al-Hurriyya prüft Schäden, die durch die israelische Armee in den Büros des Radiosenders in der besetzten Westbank Stadt al-Khalil am 3. November 2015, entstanden sind. (Foto von AFP)

-Inzwischen veröffentlicht die Palestinian Center für Entwicklung und Medien Freiheiten (MADA) eine Erklärung wo informiert wird, dass mehr als 450 Verletzungen der Medienfreiheit durch das israelische Regime seit Beginn des Jahres stattgefunden haben.

-Die Watchdog sagte in der Erklärung, dass sie „die anhaltende Gewalt gegen palästinensische Journalisten von den israelischen Besatzer Streitkräften  verurteilen“. Nach MADA haben Verstöße gegen die Freiheit der Presse „eine enorme Eskalation“ in diesem Jahr erlebt…..

Gabriele Krone-Schmalz kritisiert deutsche Medienlandschaft für „Dämonisierung Russlands“

-Gabriele Krone-Schmalz, ehemalige Osteuropa-Korrespondentin und Moderatorin der ARD, kritisierte während ihrer gestrigen Buchvorstellung in Hannover die demokratieschädlichen Tendenzen der Medien in Deutschland. Sie mahnte die Journalisten an, ihre Neutralität nicht aufzugeben und gerade bei internationalen Themen für eine pluralistische Berichterstattung einzutreten. Als Expertin für Osteuropaberichterstattung kritisierte sie vor allem die einseitige Medienmeinung in Bezug auf Russland.

Buchcover: Gabriele Krone-Schmalz - Russland verstehen

Buchcover: Gabriele Krone-Schmalz – Russland verstehen

-Krone-Schmalz verwies darauf, dass hierzulande oftmals nach zweierlei Maß gemessen wird. Deutsche Medien kritisieren Russland, wenn ukrainische Sender auf der Krim abgeschaltet würden, so die Journalistin. Gleichzeitig werde aber ignoriert, dass in der Ukraine russische Sender abgestellt werden. Ein weiteres von Krone-Schmalz vorgebrachtes Beispiel ist das Odessa-Massaker im Januar 2014 durch ukrainische Nationalisten, welches in den Medien fast keinen Wiederhall fand. Somit werde nicht nur ein einseitiges Bild aufgezeigt, es werden vor allem alte Feindbilder aus dem Kalten Krieg wiederbelebt. Gabriele Krone-Schmalz ging auch auf das Beispiel ein, dass in Deutschland der neue Regierungschef in Kiew nach dem Umsturz als „Interimspräsident“ bezeichnet wurde.

-Der neue Regierungschef auf der Krim wurde hingegen „illegitimer Ministerpräsident“ etikettiert. Mit derlei sprachlichen Tricks werde dem Leser die Meinung des Journalisten vermittelt, anstatt das der Versuch unternommen wird möglichst neutral zu berichten.

Auch lesen: Ex-Spitzenpolitiker der Grünen zum Ukraine-Konflikt: „Heuchelei und Doppelmoral der westlichen Politik“

-Diese Art der Analyse bezüglich der deutschen Medienberichterstattung ist in so deutlichen Worten eher selten von journalistischer Seite zu hören. Doch in der Wissenschaft beschäftigen sich immer mehr Politologen und Sprachwissenschaftler mit der Rolle von Sprache und der Konstruktion von Welt- und Feindbildern in der Politik. Pauschalisierende Slogans, geopolitische Leitbilder und wieder erwachte alte Vorstellungen übereinander haben eine prägende Wirkung und bestimmen das politische Geschehen mit.

-Was wir lesen bestimmt wie wir darüber denken. Und gerade jetzt, konfrontiert mit dem Ukraine-Konflikt, der Situation in Syrien und der Flüchtlingsfrage ist eine vielschichtige Berichterstattung aus verschiedensten Blickwinkeln genau das, was Deutschland braucht. Es ist nicht die Zeit für neue oder alte Feindbilder, sondern für Zusammenarbeit. Russland ist vor allem ein Land mit eigener Innen- und Außenpolitik die wir in all ihrer Vielschichtigkeit berücksichtigen müssen, um das Land zu verstehen. Daran hat Krone-Schmalz auch in Hannover wieder erinnert.

Neue WikiLeaks-Enthüllungen: US-Außenministerium beeinflusste TV-Sender bei Assange-Interview

-Laut neuer, von WikiLeaks veröffentlicher Dokumente hat das US-amerikanische Außenministerium mindestens einen Kanal darum gebeten, ein Interview mit Julian Assange „auszubalancieren“. Auch RT sieht sich immer wieder Angriffen von US-Beamten ausgesetzt. Der politische Analyst Calep Maupin wirft gegenüber RT den USA Doppelstandards in Fragen der Pressefreiheit vor.

Quelle: RT

Quelle: RT
„Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten“

-Paul Sethe, Gründungsherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, stellte dies 1965 fest. Er ergänzte seine Aussage so: „Da die Herstellung von Zeitungen und Zeitschriften immer größeres Kapital erfordert, wird der Kreis der Personen, die Presseorgane herausgeben, immer kleiner. Damit wird unsere Abhängigkeit immer größer und immer gefährlicher.“ Seit 1965 hat sich die Lage verschärft, unter anderem durch die weitere Konzentration der Medien und die Kommerzialisierung der elektronischen Medien, also von Fernsehen und Hörfunk. Nicht 200 reiche Leute sondern viel weniger bestimmen heute die große Linie der Meinungsbildung. Von Albrecht Müller.

pressefreiheit

-Sie gehören zusammen mit einigen Köpfen aus Finanzwirtschaft und Industrie und unseren sogenannten Verbündeten zu den politisch einflussreichen Personen und Gruppen. Von einer demokratischen Willensbildung kann schon lange keine Rede mehr sein. Aber das Bewusstsein um diese Misere ist offensichtlich seit Paul Sethes Erkenntnis nicht gewachsen. Zum Beispiel konnte man mit Erstaunen lesen, dass auch die Macher des vom Vorwurf des Landesverrats gepeinigten Mediums netzpolitik.org an die Freiheit der Medien im Westen glauben und diese gegen die in anderen Ländern, namentlich in Russland, herrschende Unfreiheit absetzen.

Zur Lage der Medien und der demokratischen Meinungsbildung – überall Oligarchen, die wir aus Gewohnheit so nicht nennen, und Entscheidungen zulasten der Mehrheit und zugunsten der Minderheit.

-Der Konzentrationsprozess im Bereich der Printmedien hat zugenommen. Die meisten Regionen werden von monopolartigen Regionalzeitungen beherrscht. Auch Blätter, von denen man lange Zeit eine gewisse Eigenständigkeit erwartet hat, gehören inzwischen zu großen Konzernen. So die Süddeutsche Zeitung zur Schaub Gruppe, die Frankfurter Rundschau zur FAZ, viele Ruhrgebietszeitungen zur WAZ, die Mehrheit der Ostdeutschen Zeitungen ist in den Händen von westlichen Konzernen, von Springer über Neven duMont bis zu den erwähnten Schaubs in Ludwigshafen. Wichtige linksliberale Organe mit kritischen Verstand haben das zeitliche gesegnet, nicht als solches, sondern als kritischem Organe: der Spiegel, der Stern, Die Zeit.

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-Die elektronischen Medien sind mit wenigen Ausnahmen lokaler Hörfunk-Sender in den Händen eines privaten Konzerns und in den Händen der öffentlich-rechtlichen Sender. Unter dem Druck der Kommerzialisierung und dem Blick auf die Einschaltquoten und einer bewussten konservativen neoliberalen Personalpolitik der Union in den Sendern haben sich die öffentlich-rechtlichen Sender den kommerziellen Gewohnheiten angepasst. – Oft gibt es lobenswerte Ausnahmen. Es gibt immer noch sehr gute Beiträge in den öffentlich-rechtlichen Medien und auch in privaten. Aber das ändert nichts am Gesamtergebnis: einer stromlinienförmigen Orientierung, wenn es um wichtige politische Entscheidungen geht. Alle, nahezu alle Medien machen bei Kampagnen der Meinungsbildung mit. Dazu ein paar Beispiele:

  • Fast ausnahmslos haben sie von den Reformen geschwärmt und diese den Griechen wärmstens empfohlen.
  • Sie haben die Privatisierung der Altersvorsorge propagiert. Und nicht gesehen und nicht beschrieben, dass dies der Eröffnung eines neuen Geschäftsfeldes der Finanzwirtschaft diente.
  • Bis heute gilt absurderweise und ohne kritische Begleitung der Medien die Steuerfreiheit beim Verkauf von Unternehmen und Unternehmensteilen, die Schröder und Eichel zum 1.1.2002 eingeführt haben. Ein Musterbeispiel der beflissenen Dienstleistung für die reichen Leute, für unsere Oligarchen, die ihre Aktienpakete steuerfrei verkaufen oder steuerfrei erwerben konnten und können.
  • Sie haben fast ausnahmslos die Kampagne für den Jugoslawien-Krieg mitgemacht.
  • Usw. usw.

In anderen westlichen Ländern steht es nicht besser als bei uns. Eine wirklich demokratische Willensbildung muss man mit der Lupe suchen.

-Berlusconi hat sein Finanz- und Medienimperium benutzt, um die politische Macht zu ergattern und Italien in seinem Sinne zu verändern. In Frankreich bestimmen Wirtschaftskonzerne die Medien, in den USA und Großbritannien über weite Strecken der australische Medienkonzern Murdoch. Die Washington Post gehört dem Amazon-Gründer Jeff Bezos. Die New York Times lässt sich auf die Interessen der US-amerikanischen Regierung ein. – Und dennoch wird hierzulande von der westlichen Pressefreiheit geschwärmt, und es wird diese in Kontrast gesetzt zu den Verhältnissen zum Beispiel in Russland.

In Bezug auf Russland ist das Feindbild nach wie vor voll intakt. Das gilt auch für den Umgang mit den russischen Medien.

-Die hier in Deutschland tätigen russischen Medien werden in der Regel geschnitten. Am Beispiel von Netzpolitik.org kann man den Umgang beispielhaft studieren. „Warum wir keine Interviews für Russia Today (RTdeutsch) geben“ erklärte Netzpolitik schon 2014. Siehe hier.

-In einem Interview mit Funkhaus Europa des WDR findet sich eine Erklärung für den Rauswurf russischer Journalisten:

Funkhaus Europa: Vor dem Gespräch würde ich gerne auf einen Tweet eingehen, den Sie gerade gepostet haben. ‚Gerade russisches Fernsehen rausgeschmissen‘, heißt es, die ungefragt im Büro standen mit Verweis auf Pressefreiheit in Russland. Was ist denn da im Moment bei Ihnen los?

Markus Beckedahl: Hier stehen viele Journalisten Schlange, um über diesen Angriff auf die Pressefreiheit zu berichten. Zwischendurch stand auf einmal ungefragt ein russisches Fernsehteam, das auch darüber berichten wollte; wir haben sie mit Verweis auf die Situation und der nicht vorhandenen Pressefreiheit in Russland sofort wieder rausgeschmissen.

-Den Macher von Netzpolitik.org Markus Beckedahl muss man wegen seines intakten Feindbildes füglich bewundern. Ja, wir sind die Guten, und dort sind die Bösen, das funktioniert auch bei der Berichterstattung zum Ukraine-Konflikt. – Mich erinnern solche Einlassungen an die Auseinandersetzungen, die wir Ende der Fünfzigerjahre des letzten Jahrhunderts an der FU Berlin mit Herrn Wohlrabe vom RCDS (Ring christlich-demokratischer Studenten) hatten. Auch damals gab es bei Wohlrabe und seinen Freunden ein festgefügtes Welt- und Feindbild.

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-Es stört auch, dass die in Deutschland und der sonstigen westlichen Welt tätigen russischen Medien von der russischen Regierung bezahlt werden. Netzpolitik.org widmet dieser Frage einen eigenen Beitrag:

Russland baut Propaganda in Berlin aus

von Markus Beckedahl am 05. Oktober 2014,

Russland baut seine Propaganda-Aktivitäten aus und Deutschland ist einer der Zielmärkte. Darüber berichtet das Wall Street Journal und ich gehe mal davon aus, dass die für russische Propaganda empfängliche Zielgruppe das Medium wiederum als USA-Propaganda entlarven wird: Russland startet seine Propaganda-Offensive in Berlin.

-Dass Russland einige Medien im Westen finanziert und dass die russische Regierung meint, ein Gegengewicht gegen westliche Informationsarbeit zu bilden, ist kein Geheimnis. Jeder kann sich seinen Reim darauf machen. Viele von uns können sich aber keinen Reim darauf machen, warum die Bild-Zeitung Kampagnen gegen Griechenland fährt und warum das ZDF wochenlang Propaganda für die Privatvorsorge im Alter macht und was der Hintergrund dessen ist, dass der Spiegel von einem einigermaßen kritischen Organ zu einem Propagandaorgan geworden ist. Die meisten kennen die Eigentumsverhältnisse bei der Washington Post und bei Le Monde nicht. Und die meisten wissen auch nichts von der Verfilzung der New York Times mit der US-amerikanischen Regierung zur Einleitung von Kriegen.

Welches russische Medium hat in den letzten 15 Jahren, also nach der Wende von 1989, Kriege mit vorbereitet, wie dies die New York Times gemacht hat? Diese Frage sollten sich deutsche Journalisten/innen mal stellen.

-Auch wir, die NachDenkSeiten, verweisen ständig auf Artikel zum Beispiel der New York Times, und wir arrangieren sogar die Übersetzung von Kolumnen aus der New York Times. Kontaktsperre gibt es nicht. Wie ist das mit den russischen Medien?

-Hier einschlägige Hinweise auf die Freiheit des Mediums New York Times:

-Die New York Times (NYT) arbeitet auf das Engste mit der US-Regierung zusammen. So unterstützte die Zeitung laut Ray McGovern den illegalen Angriffskrieg gegen den Irak, indem sie z.B. im Auftrag der Regierung gefälschte Hinweise auf ein Atomwaffenprogramm veröffentlichte. Dieser Krieg kostete Hundertausenden Menschen das Leben. Das hält den damals verantwortlichen Reporter, Michael R. Gordon, nicht davon ab, heute desinformierende und bewusst irreführende Artikel zur Ukraine zu schreiben, die Russen und Präsident Putin zu dämonisieren und damit erneut Propaganda zu verbreiten, die einen Krieg mindestens billigend in Kauf nimmt. Seine Kollegen in der Redaktion stehen ihm in nichts nach, Robert Parry schreibt regelmäßig darüber.

-Nach einer ersten Enthüllung über das nicht genehmigte Abhörprogramm der NSA im Oktober 2004 wurde auf Druck der Regierung – das beinhaltete mehrere Treffen hochrangiger Regierungsvertreter mit Redakteuren der Zeitung – jede weitere Berichterstattung über ein Jahr lang verhindert. Soschildert es der investigative Journalist der NYT James Risen. Erst nach einer Besprechung des Herausgebers der NYT, Arthur Sulzberger Jr., mit Präsident Bush im Oval Office sei im Dezember 2005 die Fortsetzung gedruckt worden.

Auch lesen: Ex-Spiegel Journalist Harald Schumann: Wir haben genau die Medien, die wir verdienen

-Fast täglich veröffentliche die NYT Falschmeldungen im Auftrag anonymer Regierungsquellen, wie Glenn Greenwald kürzlich beklagte. Besonders schwer wiege die Tatsache, dass diese Meldungen von „Journalisten“ auf der ganzen Welt als Wahrheiten verkündet würden.

P.S.: Verfolgung wegen Landesverrats – eine Inszenierung?

-Im Netz wird kommuniziert, der Angriff auf Netzpolitik.org wegen Landesverrats sei inszeniert worden. Das kann ich weder widerlegen noch belegen. Aber einiges spricht dafür: davon profitiert das Medium außerordentlich, es hat Glaubwürdigkeit, Bekanntheit und finanzielle Mittel gewonnen. Davon profitierte Frau Merkel, weil sie sich als Verteidigerin der Netzfreiheit profilieren konnte, und sie wird davon profitieren, dass sie mit Netzpolitik.org ein glaubwürdiges Organ notfalls an ihrer Seite hat, wenn es gegen den Osten zu reiten gilt. Es profitierten die deutschen Medien, weil sie sich für ihre Kolleginnen und Kollegen tapfer geschlagen haben.

-Und auch sonst haben sie reihenweise von diesem Vorgang gewonnen: Vor allem der Generalbundesanwalt, der in den verdienten Vorruhestand entgleiten kann.

P.S.2: Wie immer gilt, mit diesem Beitrag ist keiner meiner Kollegen von den NachDenkSeiten mit verhaftet.

Dieser Beitrag von Albrecht Müller erschien zuerst auf den NachDenkSeiten. RT Deutsch bedankt sich für das Recht der Übernahme.

Journalisten und Anwälte aus Odessa warnen: Pressefreiheit und Menschenrechte werden immer weiter eingeschränkt

– Derzeit tourt eine Gruppe von Journalisten und Anwälten aus Odessa durch Westeuropa, um im Rahmen einer “Awareness-Kampagne” über die zunehmende Unterminierung von Pressefreiheit und den kontinuierlichen Menschenrechtsverletzungen unter den neuen Machthabern zu berichten. RT Deutsch sprach mit der Journalistin Nadiia Melnychenko und dem Anwalt Kyrylo Shevchuk über die aktuelle Lage in der Hafenstadt. Selbstzensur, Einschüchterungsversuche und Folter sollen sich seit dem letzten Jahr massiv verstärkt haben.

Kyrylo Shevchuk und Nadiia Melnychenko Quelle: Ulrich Heyden

Kyrylo Shevchuk und Nadiia Melnychenko Quelle: Ulrich Heyden

– “Wer nicht rechtlich belangt werden kann, wird mit anderen Mitteln aus dem Weg geräumt. Hilfe gibt es keine, von wem auch”, erläutert die Journalisten Nadiia Melnychenko gegenüber RT Deutsch. Gemeinsam mit dem Anwalt Kyrylo Shevchuk reist sie vom 7. bis zum 11. Juni über Brüssel, Berlin und Madrid um im Rahmen einer Kampagne, über die zunehmende Einschränkung von Pressefreiheit und den kontinuierlichen Menschenrechtsverletzungen in Odessa aufzuklären.

RT Deutsch Spezial: Odessa, eine zwischen Trauer und nationalem Wahn gespaltene Stadt

– “Es gab auch in der Vergangenheit schon immer gewisse Themen, die man in der Presse lieber nicht ansprach, aber so schlimm wie derzeit war es nie zuvor”, so Melnychenko, die für das Online-Magazin Timer-Odessa schreibt, im Interview mit RT Deutsch Reporterin Anna Schalimowa. Hoffnung auf Verbesserung der Lage für Medienschaffende in Odessa sieh sie derzeit nicht.

– Kurz nach einer öffentlichen Erklärung städtischer Politiker, das Online-Magazin Timer-Odessa zeige sich “in einem zwar rechtlich nicht angreifbarem, jedoch deutlich erkennbarem separatistischen Licht”, durchsuchte der Inlandsgeheimdienst SBU nicht nur die Redaktionsräume, sondern auch die Privatwohnungen der Mitarbeiter.

– Dabei beschlagnahmten sie Laptops, Telefone und alle weiteren elektronischen Geräte der Timer-Journalisten. Insgesamt wurden die Journalisten und auch der Chefredakteur in einem Befragungsmarathon rund 15 Stunden im SBU-Gebäude festgehalten.

“Wir sollten als Zeugen agieren, wurde uns vor Ort erklärt. Inwiefern und wofür genau wir Zeugen sein sollten, wurde uns jedoch nicht näher erläutert. Und vor allem darf man nicht vergessen, wie schnell bei uns in der heutigen Zeit aus Zeugen Verdächtige werden können.”

Jahrestag des Massakers von Odessa: Aktivisten verfolgt, ihre Demos verboten, aber Rechtsradikale dürfen marschieren

– Mit diesen Worten beschreibt Melnychenko die schwindende Pressefreiheit. Auf die Frage, ob sie fände, ihr Arbeitgeber würde eine Gefahr für die innere Sicherheit der Ukraine darstellen, oder ob sie sich selbst als Separatistin versteht.  erklärt die Journalistin, dass weder das eine noch das andere zutreffe:

“Trotz der schwierigen Umstände möchte ich weder ausreisen, noch meine Arbeit aufgeben. Ich hätte die Chance Odessa zu verlassen, doch um ehrlich zu sein, liebe ich mein Land und ich möchte auch nicht meine Wurzeln verlieren. Doch das, was ich jetzt sehen muss, ist, dass die Politik, die uns das Arbeiten schwer macht, das eigentliche Problem darstellt. Nicht wir haben eine Abneigung gegen die Ukraine, sondern diejenigen, die unser Land momentan regieren. Sie sind anti-ukrainisch, denn sie riskieren bewusst Krieg und wirtschaftlichen Ruin. Sprich, natürlich muss ich weitermachen, um genau darüber zu berichten.“

Odessa 2

– Hoffnung auf eine faire Gerichtsverhandlung ist momentan nicht gegeben, erklärt der Anwalt Shevchuk. In Odessa betreut er drei inhaftierte Personen, die das Odessa-Massaker überlebt haben. Und dass aus Zeugen auch schnell mal Verdächtige gemacht werden, kann er nur bestätigen.

– Laut Anklageschrift haben sich seine Klienten dem “Separatismus” schuldig gemacht. Auf die Frage, was die ukrainische Justiz unter dem Begriff des Separatismus versteht, erklärt Shevchuk, dass es keinerlei Definition für ein solches Vergehen gibt:

“Schlussendlich kann darunter alles fallen, was den staatlichen Instanzen missfällt und eben dieses Vorgehen kann somit auch keine faire Verhandlung mit sich bringen.”

– Die gesammelten Beweise der SBU lassen erahnen, welche Techniken der Sicherheitsdienst für deren Informationsbeschaffung angewandt haben muss. “Folter” ist das unmissverständliche Wort, dass Shevchuk mehrfach in den Mund nimmt und führt weiter aus:

“Ich weiß nicht, was passiert, wenn ich wieder nach Odessa komme, aber mit dem Wissen, was ich über die Behandlung meiner Mandanten habe, kann ich nicht in Ruhe weiterleben und -arbeiten. Denn die Umstände wie es zur Verhaftung kommt sind das eine, die ausbleibende Versorgung, die Behandlung, der miserable Zustand der Zellen und die Nicht-Einhaltung der Menschenrechte das andere. Aber dazu kommen noch die Foltermethoden, die die Insassen über sich ergehen haben lassen müssen, um entweder für immer freiwillig zu schweigen oder eben schlussendlich nicht mehr im Stande zu sein, zu sprechen.”