Mit ‘Michel Temer’ getaggte Beiträge

https://deutsch.rt.com/amerika/40375-brasilien-nach-kalten-putsch-wallstreet/
Brasilien nach dem Kalten Putsch: Wall Street kontrolliert erneut die brasilianischen Finanzen

Vetternwirtschaft und Korruption gehörten zu den Vorwürfen, die am Beginn des zweifelhaften Amtsenthebungsverfahrens gegen Brasiliens gewählte Präsidentin Dilma Rousseff standen. Diese scheinen nun tatsächlich wieder an der Staatsspitze zu grassieren - unter ihrem Nachfolger.

Vetternwirtschaft und Korruption gehörten zu den Vorwürfen, die am Beginn des zweifelhaften Amtsenthebungsverfahrens gegen Brasiliens gewählte Präsidentin Dilma Rousseff standen. Diese scheinen nun tatsächlich wieder an der Staatsspitze zu grassieren – unter ihrem Nachfolger.
Ein mögliches Motiv für den Putsch in Brasilien wird öffentlich bisher wenig diskutiert: Dilma Rousseff hatte den ehemaligen Finanzminister Henrique Campos de Meirelles abgesetzt, einen Liebling der Finanzspekulanten. Mit dem parlamentarischen Putsch gelangt die Wall Street nun zurück an die Macht im größten Land Lateinamerikas.

von Maria Müller, Montevideo

Am 31. August stimmten 61 von 81 Senatoren für die definitive Amtsenthebung der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff. Im Wege einer getrennten Abstimmung verfehlte ein Antrag, sie für die Dauer von acht Jahren von allen politischen Ämtern auszuschließen, die erforderliche Mehrheit. Rousseff ist jedoch mit diesem Votum ihr Präsidentenamt los.

Am Tag zuvor hatte die Politikerin 14 Stunden lang alle nur denkbaren Fragen der Senatoren beantwortet. Sie befassten sich überwiegend mit dem Vorwurf einer verfehlten Wirtschaftspolitik. Ein Delikt oder Verbrechen konnte ihr jedoch nicht nachgewiesen werden. Die zu Beginn des Amtsenthebungsverfahrens erhobenen Vorwürfe der Korruption wurden nicht einmal mehr erwähnt.

Stattdessen machten ihr die Abgeordneten nun völlig alltägliche Maßnahmen zum Vorwurf. So beanstandeten sie, dass Rousseff drei Gesetze erlassen habe, ohne dass die Senatsmehrheit zugestimmt hätte. Vorgänge dieser Art stellen in Lateinamerika jedoch Regierungsalltag dar.

Der ehemalige uruguayische Präsident Pepe Mujica kommentierte die Vorwürfe entsprechend mit den Worten:

Dann müssten wir alle in den Knast…“

Die Präsidentin konnte in ihren ausführlichen Antworten nachweisen, dass Brasilien gleich zu Beginn ihrer Amtszeit von einem drastischen Verfall der Rohstoff- und Erdölpreise getroffen wurde. Dieser entfaltete verheerende Konsequenzen für das exportabhängige Land. Die von ihr vorgeschlagenen – sehr unpopulären – Sparmaßnahmen orientierten sich nach ihren Worten an bereits früher praktizierten Konzepten zur Krisenbewältigung Brasiliens.

Diese Vorlagen wurden jedoch von der Mehrheit des Senats blockiert, der stattdessen Mehrausgaben durchsetzte. Nach Meinung Dilma Rousseffs hat dieses Vorgehen die Krise weiter verschärft und das geplante Szenario ihrer Absetzung vorbereitet. Sie warf der Opposition vor, angesichts der Notsituation Brasiliens taktischen politischen Interessen den Vorrang vor einer konzertierten Rettungsaktion gegeben zu haben.

In der Tat liegt der Verdacht des Handels aus taktischem Kalkül nahe. Unter Missachtung der Kompetenzen einer Interimsregierung diktierte der zu ihrem Nachfolger gekürte Michel Temer sofort ein großangelegtes strukturelles Sparprogramm, das weit über die Vorschläge von Dilma Rousseff hinausgeht. Man hatte also augenscheinlich eine politische Falle für die Präsidentin konstruiert, um sie als Sündenbock in die Wüste zu schicken und die öffentliche Meinung gegen sie aufzubringen.

Die Argumente Rousseffs zählten in der Anhörung jedoch nicht – sie sollte auf jeden Fall abgesetzt werden, punktum. Die Senatoren hatten es dabei überaus eilig. Sie missachteten sogar die von der Verfassung vorgeschriebenen prozessualen Regeln für Empeachment-Verfahren. Die Anwälte der nunmehrigen Ex-Präsidentin reichten deshalb auch am vergangenen Freitag eine Klage beim Obersten Gerichtshof Brasiliens ein.

 Jose Serra - Kehrtwende in Brasiliens Außenpolitik

Sie argumentieren, dass Dilma Rousseff in einem ordentlichen Gerichtsverfahren freigesprochen worden wäre. Nach Meinung des  Generalstaatsanwalts der Republik, José Eduardo Cardozo, kann zudem in einem Präsidialsystem nur der Oberste Gerichtshof einen Präsidenten wegen des Vorwurfs eines Verbrechens verurteilen. Ein Empeachment ist jedoch nur angesichts von extremen Verbrechen vorgesehen, dessen sich ein Präsident schuldig gemacht habe, was im Falle von Dilma Rousseff auszuschließen ist.

Übrigens wird bereits seit Februar 2015 gegen den damaligen Parlamentspräsidenten Eduardo Cunha wegen des Verdachts der Korruption ermittelt. Rechtzeitig vor dem Tag seiner eigenen Amtsenthebung eröffnete er in dieser Funktion das Verfahren zum Empeachment gegen Dilma Rousseff. Cunha war damals der stärkste Motor der Kampagne gegen Rousseff, ehe er selbst auf Grund mutmaßlicher eigener Verwicklungen in den Korruptionsskandal rund um die halbstaatliche Ölgesellschaft Petrobras in die Bredouille geriet. Dieses Schicksal teilt er mit Interimspräsident Michel Temer, der im Zusammenhang mit dem Petrobras-Skandal in fünf Fällen der Korruption beschuldigt wird, Temer genießt jedoch weiterhin Immunität.

Drei seiner Minister wurden jedoch bereits im Zusammenhang mit Korruptionsvorwürfen entlassen. Von den 61 Senatoren, die am vergangenen Dienstag für die Amtsenthebung der Präsidentin stimmten, stehen 41 entweder unter Korruptionsverdacht oder sind bereits angeklagt.

Ein Drittel der 367 Mitglieder des Abgeordnetenhauses teilt übrigens das Schicksal dieser Senatoren, darunter acht aus der Partei Dilma Rousseffs selbst, der Arbeiterpartei (PT). Solange Michel Temer regiert, können die Abgeordneten jedoch mit seinem Schutz rechnen. Der Putsch gegen die Präsidentin hat den Charakter einer kollektiven Vorwärtsverteidigung und seine Urheber spekulieren darauf, mithilfe ihrer parlamentarischen Immunität strafrechtlichen Konsequenzen zu entgehen.

Brasil Übergangs-Präsident Michel Temer (mitte) bei einem Treffen mit Renan Calheiros (rechts) und Planungsminister Romero Juca (links).

Globale Finanzmacht gegen Rousseff

Allerdings stehen auch mächtige wirtschaftliche Interessen hinter dem Putsch. Brasiliens Wirtschaft wurde zum Opfer einer global angelegten, künstlich provozierten Krise der Rohstoffpreise, besonders des Ölpreises. Hintergrund derselben ist, dass sich die BRICS-Staaten weit vorgewagt haben mit ihrem Versuch, eine gemeinsame souveräne Entwicklung anzustreben.

Ihr Zukunftsprojekt einer multipolaren Weltwirtschaft unter Nutzung der eigenen Währungen rührte an den neuralgischen Punkt der US-Ökonomie und an der globalen Bedeutung des Dollars. So hatte Präsidentin Dilma Rousseff in ihrer Regierungszeit eine bedeutende Empfehlung ihres Vorgängers Luis Ignacio Lula da Silva ignoriert: Sie weigerte sich, die Kontrolle über die Währungspolitik Brasiliens weiterhin einem direkten Vertreter der Wall Street, einem US-amerikanischen Staatsbürger, zu überlassen.

Sein Name ist Henrique Campos de Meirelles. Lula hatte sich vorläufig mit der Macht arrangiert, die er nicht besiegen konnte. Dies machte er wohl auch nicht ganz freiwillig, denn er musste der Ernennung Campos de Meirelles‘ zum Chef der Zentralbank noch vor seinem Amtsantritt zustimmen.

Henrique Meirelles war zuvor Präsident und Geschäftsführer der Bank of Boston und von FLEET BOSTON gewesen, einer der größten Finanzinstitutionen der Wall Street und der zweitgrößte Kreditgeber in Brasilien. In ihrer ersten Amtszeit hatte Präsidentin Dilma Rousseff stattdessen den brasilianischen Finanzexperten Alexandre Antônio Tombini an die Spitze der Zentralbank gestellt.

Auch nach ihrer Wiederwahl ließ sie Meirelles außen vor. Das war nach Meinung vieler Beobachter in Brasilien ein entscheidender Anstoß für den Staatsstreich. Michel Temer ernannte die graue Eminenz der brasilianischen Finanzpolitik hingegen sofort nach seinem Amtsantritt wieder zum neuen Finanzminister.

Meirelles wiederum ließ sich nicht lange bitten und setzte zwei seiner engsten Freunde aus der Wall Street an die Spitze der Zentralbank, nämlich Ilan Goldfajn und Paulo Caffarelli, die nun wieder die Chefetage der Banco do Brasil kontrollieren. Ilan Goldfajn hatte zuvor in der Chefetage der Bank Itau gearbeitet, der größten Privatbank Brasiliens und in der brasilianischen Zentralbank. Er hat enge Verbindungen zum IWF, zur Weltbank und zur US-amerikanischen Zentralbank, der Fed.

Paulo Caffarelli war wiederum jahrzehntelang Mitglied des Direktoriums der Banco do Brasil und Exekutiv-Sekretär im Finanzministerium. Damit ist die Währungspolitik Brasiliens wieder unter der Kontrolle des altbekannten Banker-Klüngels. Unter Mireilles darf sich die Regierung nun auch nicht mehr in die Entscheidungen der Zentralbank einmischen.

https://deutsch.rt.com/amerika/39995-hinter-kulissen-olympiade-machenschaften-putsch/
Hinter den Kulissen der Olympiade: Die Machenschaften der Putsch-Regierung unter Temer

Hinter den Kulissen der Olympiade: Die Machenschaften der Putsch-Regierung unter Temer

Illegale Spenden für den Wahlkampf, eine Amnestie für korrupte Politiker und die Vollendung des Staatsstreichs. Während in Brasilien die Olympiade läuft, nutzt die de-Facto-Regierung unter Michel Temer die Gunst der Stunde, um abseits der Öffentlichkeit die eigene Politikerkaste vor Ermittlungen zu schützen.

Brasilianische Spezialeinheiten bei einer Anti-Terrorübung

von Frederic Füllgraf, Chile

Seit dem 5. August bestimmen die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro die Titelblätter der internationalen Medien. Was sich jedoch politisch hinter den Kulissen der Olympiade abspielt, spottet jeder Beschreibung.

Schon vor dem Beginn der Wettkämpfe hatte Interimspräsident Michel Temer seinen Finanzminister Henrique Meirelles überredet, das Haushaltsdefizit für das Jahr 2016 von umgerechnet 25 Milliarden Euro – dem vorherigen Rousseff-Limit – auf 47 Milliarden Euro zu erhöhen.

Die ehemalige Landwirtschaftsministerin und amtierende Senatorin Kátia Abreu warf ihrem Parteigenossen Temer vor, von dem Haushaltsloch rund 14 Milliarden Euro für Stimmenkauf „reserviert“ zu haben. Der Übergangspräsident wolle die Senatoren für die Amtsenthebung der Präsidentin schmieren, so ihr Vorwurf.

Die Tageszeitung Folha de São Paulo bestätigte Abreus Anklage: „Temer beschleunigt die Mittelbewilligung für Anträge der Parlamentarier.“

Das dahinter stehende System funktioniert in Brasilien so: Bei „Emendas parlamentares“ handelt es sich um Anträge auf ergänzende Mittelbewilligungen in der Haushaltsdebatte. Angeblich geht es dabei um die Finanzierung von Projekten in den Wahlkreisen der Parlamentarier. In Wirklichkeit funktioniert dieser Korruptionshebel als ein Mittel zur Erpressung gegen amtierende Präsidenten und den Fraktionen bis tief hinein in die landesweiten Landkreise.

Auf diesem Weg hatte Temer bereits bis Ende Juli eine Milliarde Euro an „Ergänzungsanträgen“ bewilligt, die sich im Senat als lukratives Geschäft erwiesen: In erster Abstimmung votierten 59 Senatoren für die definitive Amtsenthebung von Dilma Rousseff. Der Wahnwitz: Gegen 49 der insgesamt 81 Parlamentarier des Oberen Hauses laufen seit Jahren Ermittlungen der Justiz wegen Unterschlagung und Bestechungsgeldern.

Das Timing ist perfekt: Wenn die letzten Olympia-Bummler in ihre Flugzeuge gestiegen sind, wird am 25. August die zweite und damit letzte Abstimmung im Senat stattfinden, die über Dilma Rousseffs politische Zukunft entscheiden soll. Mit einer Zweidrittelmehrheit könnte Temer seine Gegnerin ablösen lassen. Angesichts des korrumpierten und abgekarteten Impeachment-Verfahrens kann nur ein Wunder die Präsidentin vor ihrem endgültigen Sturz bewahren.

 Jose Serra - Kehrtwende in Brasiliens Außenpolitik

Michel Temer: „Schmutziger als die Sitzstangen eines Hühnerstalls“

Michel Temer hat es sehr eilig mit dieser Senatsabstimmung, denn über seinem eigenen Kopf baumelt das Damoklesschwert der Justiz. Der Zeuge Marcelo Odebrecht bestätigte am vergangenen 6. August der brasilianischen Staatsanwaltschaft, dass Interims-Außenminister José Serra für seine Präsidentschafts-Kampagne gegen Dilma Rousseff im Jahr 2010 im Ausland etwa neun Millionen Euro als nicht deklarierte Spendengelder erhalten hat.

Marcelo Odebrecht ist der Vorsitzende des gleichnamigen Megakonzerns „Organização Odebrecht“. Er sitzt seit eineinhalb Jahren im Gefängnis. Doch Serra verbrauchte das schmutzige Geld nicht für den Wahlkampf, sondern steckte es in seine Privattasche. Während der wichtigste Nachrichtensender Brasiliens, TV Globo, die Meldung ignorierte, wurde die Information landesweit von der Konkurrenz gesendet.

Zu den Aussagen von Marcelo Odebrecht gehört, dass er dem aktuellen Präsidenten Michel Temer 3,5 Millionen Euro in bar in seiner Wohnung aushändigen ließ. Allerdings habe er die Politiker nicht umworben, sondern sei von ihnen geradezu angebettelt worden. Der Übergangspräsident hat, wie der brasilianische Volksmund sagt, „mehr Dreck am Stecken als die Sitzstangen eines Hühnerstalls“.

Zusätzlich zu den Odebrecht-Aussagen wird er verdächtigt, von dessen Konkurrenten, dem Baukonzern OAS, etwa 1,3 Millionen Euro Bestechungsgelder empfangen zu haben. Zudem taucht sein Name 21 mal in den Korruptions-Ermittlungen zum Hafen von Santos auf. Insgesamt soll er in dieser Angelegenheit 345.000 US-Dollar als Schmiergeld bekommen haben. Schließlich hat das Oberste Wahlgericht den aktuellen Präsidenten Brasiliens bereits zur Unwählbarkeit verurteilt.

Zudem ist der Übergangspräsident als ehemaliger Vize Rousseff selbst Gegenstand eines Antrags auf Amtsenthebung. Diesen Vorgang hat der Richter Marco Aurélio Mello an die Abgeordnetenkammer weitergeleitet, wo er bisher aber von Temers Mannen abgeblockt wird.

Inzwischen ist für viele Politiker in Brasilien jedoch die Schmerzgrenze erreicht. Die aktuell bekannt gewordenen 3,5 Millionen Euro vom Odebrecht-Konzern könnten das politische Aus für Michel Temer bedeuten.

Die Odebrecht-Liste und der Außenminister

Inzwischen trat auch der Vater des Kronzeugen, Emilio Odebrecht, an die Öffentlichkeit. Gegenüber brasilianischen Medien behauptete er, dass der Parteichef der Temer-Partei PSDB ihn angefleht habe, den Namen Serras aus den Ermittlungen rauszuhalten. Es solle die Aussage seines Sohnes öffentlich entkräften.

José Serra ist doppelt belastet. Er steht nicht nur auf den Spenderlisten der Baukonzerne Odebrecht und OAS. Weil er der Anwärter der PSDB auf die Nachfolge von Rousseff und Temer ist, muss er politisch jedoch geschützt werden.

Beobachter gehen davon aus, dass in Brasiliens Sicherheits- und Justizapparat seit Jahren eine Patronage aus rechtsradikalen Polizisten, Staatsanwälten und Richtern operiert. Sie sollen ein Bündnis mit der PSDB eingegangen sein. Die Protektion des korrupten Serra begann demnach bereits im Jahr 2015, als die Bundespolizei auf dem Handy des Odebrecht-Erben eine Kontaktliste fand, die sie später verschwinden ließ.

Als der zuständige Richter Sergio Moro den wichtigsten Unternehmer Brasiliens wegen vielfacher Bestechung zu 19 Jahren Haft verurteilte, griff Marcelo Odebrecht in seine Akten und drohte den Ermittlern, eine Liste mit den Namen von 300 Personen des öffentlichen Lebens zu veröffentlichen. Darunter befinden sich vor allem Politiker, aber auch Richter.

Richter Moro spielte die Liste den Medien zu und ließ ihre Veröffentlichung keine 24 Stunden später wieder verbieten. Obwohl die Liste überwiegend Namen von Politikern und Beamten aus den Parteien PMDB und PSDB enthält, verwehrte Moro dem Unternehmer sein traditionelles Angebot für eine Kronzeugenregelung.

Die Juristin Eliana Calmon vom Obersten Gerichtshof hat dafür eine Erklärung: Odebrechts Liste enthalte sicherlich Namen von korrupten Abgeordneten. Es sei unmöglich, glaubt die Richterin, mit dem einflussreichen Unternehmer ein Abkommen über Strafminderung auszuhandeln, in dem nicht einige Senatoren und Abgeordnete belastet würden.

Nach Rousseffs Sturz: Die Amnestie der Verbrecher

Brasil Übergangs-Präsident Michel Temer (mitte) bei einem Treffen mit Renan Calheiros (rechts) und Planungsminister Romero Juca (links).

Die unglaubliche Korruption in der politischen Kaste Brasiliens bildet also eine Parallelhandlung zum Endspurt im Verfahren zur Amtsenthebung gegen Präsidentin Dilma Rousseff. Vor Monaten überreichte die Staatsanwaltschaft den Abgeordneten eine Resolution mit „zehn Maßnahmen zur Bekämpfung der Korruption“. Zu den Empfehlungen gehört die vollständige Überwachung, Bespitzelung und Kriminalisierung politischer Parteien.

Sollten solche Maßnahmen umgesetzt werden, würde das bedeuten, dass die Gesetzgeber des Landes vollständig unter der Kontrolle der Justiz stehen. Selbstverständlich würde damit der Rechtsstaat ausgehöhlt.

Die Anwälte der bisher inhaftierten Unternehmer und Abgeordneten boten daraufhin an, dass die Beschuldigten eine Amnestie bekommen, die mindestens 200 Parlamentarier begünstigen. Dies soll eine „Befriedung“ im politischen System Brasiliens ermöglichen.

Eine entsprechende Initiative bereitet die Temer-Regierung nun vor. Diese „politische Reform“ soll bereits nach den für Oktober angesetzten Kommunalwahlen stattfinden. Sollte der parlamentarische Staatsstreich gegen Rousseff und die Arbeiterpartei erfolgreich verlaufen, können sich die eigentlichen Korrupten damit selbst amnestieren.

https://deutsch.rt.com/amerika/39193-brasilien-keine-beweise-untersuchungsbericht-entlastet/
 „Keine Beweise“ – Untersuchungsbericht entlastet suspendierte Präsidentin Rousseff

Brasilien: "Keine Beweise" - Untersuchungsbericht entlastet suspendierte Präsidentin Rousseff

Die Vorwürfe, die zur Suspendierung der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff geführt haben, sollen laut einem aktuellen Untersuchungsbericht des Senats keine Beweisgrundlage haben. Doch davon unbeeindruckt hält die neo-liberale und US-nahe Opposition am Fortgang des Amtsenthebungsverfahrens fest.

von Florian Osrainik

Ein für den brasilianischen Senat erstellter 223 Seiten langer Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass keine Beweise für die Verschleierung der Staatsfinanzen oder Zahlungsverzögerungen durch die mittlerweile suspendierte brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff vorliegen, berichtet der Nachrichtenkanal teleSUR. Die Opposition hatte Rousseff Bilanztricks im Staatshaushalt vorgeworfen, woraufhin das Abgeordnetenhaus am 17. April 2016 für die Einleitung eines Amtsenthebungsverfahrens gestimmt hatte.

Rousseffs präsidiale Aufgaben werden seitdem – zunächst für 180 Tage – von ihrem Konkurrenten Michel Temer übernommen. Rousseff beteuert ihre Unschuld und spricht von einem „Putsch“ gegen ihre Regierung. Die Kommission zur Amtsenthebung von Rousseff hat 72 Stunden, um den Report zu analysieren. Im Anschluss daran können die Autoren des Berichts befragt werden. Die Entscheidung über den weiteren Verlauf der Amtsenthebung ist für den 9. August 2016 geplant.

Der am 27.06.2016 bekannt gewordene Bericht könnte Rousseff zwar Aufschwung geben, trotzdem bleibt unklar, welche Auswirkung das Ergebnis auf das Amtsenthebungsverfahren hat. Wie abgehörte Telefonate aus dem Umfeld des Interims-Präsidenten Temer belegen, die von Kreisen der Bundesanwaltschaft an die Öffentlichkeit geleakt wurden, sollte Rousseff durch ein Komplott gestürzt werden.

Brasil Übergangs-Präsident Michel Temer (mitte) bei einem Treffen mit Renan Calheiros (rechts) und Planungsminister Romero Juca (links).

Ziel war, die Korruptionsermittlungen gegen die Opposition – auch gegen Temer selbt – mit einem schnellen Putsch zu verhindern. Interimspräsident Temer, laut WikiLeaks ein ehemaliger US-Informant, soll wiederum zu einem der korruptesten Politiker des Landes zählen und Unterstützung gegen Rousseff „gekauft“ haben, was einige Senatoren dazu brachte, ihren Beistand für Temer zu überdenken.

Laut dem Bericht hat Rousseff drei fragwürdige Haushaltserlasse unterschrieben. Es läge nun beim Senat zu entscheiden, ob es sich dabei um Nachlässigkeit oder ein ernsthaftes Fehlverhalten der Präsidentin handelt, so die Experten. Für Rousseff sind die Vorwürfe bezüglich der Erlasse – es geht nur noch um drei, nicht mehr um sechs – ein weiterer Beweis, um die junge brasilianische Demokratie im Land zu untergraben. Die sogenannten Bilanztricks im Staatshaushalt, deren Rousseff beschuldigt wird, sollen in Brasilien bisher nie wirklich als Delikte betrachtet und von zahlreichen ehemaligen Präsidenten angewandt worden sein.

Nach Angaben lokaler Medien sei allerdings nicht klar, ob der Bericht für Rousseff von Vor- oder Nachteil ist. Ihre Verbündeten sehen den Report als Sieg, ihre Gegner tendierten weiterhin zu einer Amtsenthebung. Sollte es letztlich dazu kommen, dann würde der in der Bevölkerung unbeliebte Temer bis 2018 als nicht gewählter Präsident im Amt bleiben.

 

Mittwoch, 15. Juni 2016 07:35
Suspended Brazilian Speaker Eduardo Cunha gestures as he testifies before the Committee of Ethics of the Lower House in Brasilia on May 19, 2016. © AFP
Brasilien Kongress Haussprecher Eduardo Cunha Ausdruck, wie er vor dem Ausschuss für Ethik des Unterhauses in Brasilia am 19. Mai 2016 . © AFP

-Einen brasilianischen Kongress Panel hat abgestimmt, der Haussprecher Eduardo Cunha von seinem Amt abzusetzen, in einen weiteren Schub, Präsidentin Dilma Rousseff, die mit einer möglichen  Amtenthebungsklage konfrontiert wird, beizustehen.

-Der Ausschuss billigte mit 11 Stimme gegen 9 am Dienstag der Absetzung, aber eine Mehrheit des Unterhauses des Kongresses ist noch erforderlich, um die Entscheidung des Ausschusses zu bekräftigen.

-Cunha wurde vorgeworfen, über die Bankkonten die er mit seiner Frau in der Schweiz hält, gelogen zu haben.

-Das paar steht vor Gericht im Rahmen einer Bestechung Untersuchung, die  sich auf der Ölgesellschaft Petrobras konzentriert und mit Cunha der angeklagt wird,  5 Millionen $ an Bestechungsgeldern erhalten zu haben um Verträge für zwei Bohrschiffe zum Abschluss zu helfen.

-Wenn das Unterhaus stimmt ihn von der Macht zu entfernen, verliert Cunha die teilweise Immunität vor Strafverfolgung, und danach  könnte er verhaftet und gerichtlich verfolgt werden.

-Cunha hat davor gewarnt, dass er viele andere Politiker in der Skandal mit ihm ziehen wurde, wenn er, in einer scheinbaren Bedrohung für interim Präsident Michel Temer und Mitglieder seiner Regierung, verhaftet werden sollte.

-Temer übernahm nach der Aussetzung der Präsidentin Rousseff letzten Monat, aufgrund ihre Amtsenthebungsverfahren, die Führung….aber es scheint, das dieses Individuum viel Dreck am Stecken hat und eine Kreatur des US-Imperium ist, das alle Interessen hat, ein Regimewechsel im sozialistischen Brasilien durchzusetzen. Anm.d.Ü.

Brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff spricht bei einem Treffen mit Gewerkschaftsführern Planalto Palace in Brasilia am 15. Dezember 2015. © AFP

-Am Dienstag, Generalstaatsanwalt Rodrigo Janot beantragte am Obersten Gerichtshof die Genehmigung, mehreren Beamten der regierenden Demokratischen Bewegung Partei (PMDB) zu verhaften.

-Die möglichen Verhaftungen, konnten Temers neuen Regierung Schwächen, da alle Männer aus seiner Regierungspartei sind.

-Das Amtsenthebungsverfahren gegen Rousseff, wurde über Vorwürfe gestartet, das sie Haushaltsdaten im Jahr 2014 manipuliert hatte, um die öffentlichen Ausgaben als Mittel benutzt zu haben um Wähler für eine Wiederwahl zu werben. Der Senat wird im August stimmen darüber abstimmen, ob sie von seinem Amt entheben soll oder nicht.

-Rousseff selbst verurteilte das Amtsenthebungsverfahren als ein Coup, und sagte sie wird dagegen kämpfen.

-Sie sagte am Dienstag, dass sie um der Amtsenthebung zu entgehen, dabei ist, eine politische Vereinbarung auszuhandeln und Neuwahlen rufen, um entscheiden zu können, ob sie ihre Amtszeit beenden kann.

-„Wenn es Neuwahlen geben soll, ich werde immer einverstanden sein. Die einzige Möglichkeit, das Mandat eines Präsidenten zu unterbrechen ist wenn das brasilianische Volk es durch eine Volksabstimmung entscheidet“, sagte Rousseff.

https://deutsch.rt.com/amerika/38695-es-war-putsch-protestwelle-gegen/
„Es war ein Putsch“ – Anwachsende Protestwelle gegen Brasiliens Übergangspräsidenten Michel Temer

Proteste gegen Michel Temer auf Brasiliens Straßen

Proteste gegen Michel Temer auf Brasiliens Straßen
Nach der umstrittenen Absetzung von Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff, sieht sich der neue Übergangspräsident des Landes täglich mit mehr gesellschaftlichem Unmut konfrontiert. Nur zwei Prozent der Brasilianer würden in einer freien Wahl Michel Temer zum Präsidenten wählen. Viele Brasilianer werten Rousseffs Absetzung als Putsch. Temers Regierung, erst wenige Wochen im Amt, ist zudem in zahlreiche Skandale verwickelt. RT sprach mit dem politischen Analysten Pepe Escobar über die Situation.
https://deutsch.rt.com/amerika/38467-wer-ist-brasiliens-ubergangsprasident-michel/
Wer ist Brasiliens Übergangspräsident Temer? – Neoliberaler Schock-Therapeut von Washingtons Gnaden

Brasiliens Übergangspräsident Michel Temer

Brasiliens Übergangspräsident Michel Temer
Vor zwei Wochen beschloss der Senat Brasiliens, Staatspräsidentin Dilma Rousseff für 180 Tage zu suspendieren, um ihre Amtsenthebung zu prüfen. Als Übergangspräsident fungiert seitdem Michel Temer, der zuvor das Amt des Vizepräsidenten inne hatte. Doch wer ist der Mann, der nun mit dem Wohlwollen Washingtons die nächste Stufe der Karriereleiter erklommen hat? Und welche Interessen vertreten die von Temer eingesetzten Minister? RT Deutsch mit einem Profil des neuen starken Mannes in Brasilien.

Von RT Deutsch Lateinamerika-Korrespondent Frederico Füllgraf

Am 13. Mai 2016, ein Tag nach Temers Einsetzung als Übergangspräsident, strich der Bürgermeister der Kommune Btaaboura, im Norden Libanons, das Wort „Vize“ vom einem Straßenschild. Herbeigeholte Einwohner leisteten euphorischen Beifall, verdeutlicht nun die neue „Präsident-Michel-Temer-Straße“, dass einer von ihnen, nämlich der Nachfahre ausgewanderter Dorfbewohner, zu einem der mächtigen Männer in der Neuen Welt emporgestiegen ist.

Schnitt nach Brasilien, zur gleichen Stunde: „Fora Temer golpista! – Putschist Temer – raus!“, skandierten zigtausende Demonstranten vor dem Präsidentenpalast in Brasilia und im Herzen São Paulos. Die stolzen, doch ahnungslosen Libanesen verstanden die Welt nicht mehr.

Im Hagel inländischer Massenproteste und internationaler Kritik gegen die von vielen als unrechtmäßig bezeichnete Absetzung Dilma Rousseffs, hätte der Auftakt der Interimsregierung Michel Temers nicht katastrophaler sein können.

Demontage des bescheidenen Sozialstaats

Der neue Übergangspräsident zögerte indes nicht, seinem Ruf alle Ehre zu machen. Michel Temers erste Amtshandlung war die Abschaffung des brasilianischen Kulturministeriums aus Spargründen, das 2015 jedoch nur lächerliche 0,00027 Prozent des Staatshaushalts verbrauchte. Beobachter vermuten hinter der Initiative so auch einen Vergeltungsschlag gegen die überwiegende Mehrheit der Rousseff freundlich gesinnten Künstler und Intellektuellen im Land.

Und das neue Kabinett Brasiliens tut es dem Mann an der Spitze gleich. Temers Gesundheitsminister, Ricardo Barros, sorgte als nächstes für landesweite Entrüstung. Er erklärte, das öffentliche Gesundheitssystem sei zu aufwendig, “die Leute sollen sich gefälligst privat versichern”. Mit einer 10-prozentigen Etatkürzung will er das von Ex-Staatspräsident Luis Inácio Lula da Silva eingeführte, weltweit gerühmte Sozialprogramm “Bolsa Família” (Familien-Bonus) und damit die Grundsicherung von 1,4 Millionen Familien beschneiden.

Mendonça Filho, Temers Bildungsminister, drohte, öffentliche Schulen und Universitäten zu privatisieren, und Bruno Araújo, Interimsminister für Städtebau, annullierte den kürzlich unterzeichneten Finanzierungsauftrag für 11.250 Sozialbauwohnungen.

Wie hirnrissig dieser Anschlag auf die Sozialprogramme ist, zeigt die simple Gegenüberstellung mit dem brasilianischen Schuldendienst im Haushalt 2014: Während die Sozialausgaben bescheidene 3,08 Prozent beanspruchten, verschlangen die Banken umgerechnet 280 Milliarden Euro, rund 45,11 Prozent der öffentlichen Ausgaben. Die angekündigten Eingriffe folgen der neoliberalen Schock-Doktrin.

Privatisierungs-Rundumschlag

Mit der Verbreitung von kaum nachweisbaren Zahlen, läuft die Propaganda-Maschine jedoch auf Hochtouren. Die Regierung Rousseff habe ein Finanzierungsloch von umgerechnet 40 Milliarden Euro hinterlassen („Rombo deixado pelo governo Dilma se aproxima dos R$ 150 bilhões“), schrieb O Globo, am 18.5.2016.

Allem Anschein nach, soll die Bevölkerung auf die längst angekündigte, “bittere Medizin” eingestimmt werden. Die “Reform” des Rentensystems habe höchste Priorität, warnte Finanzminister Henrique Meirelles, ein ehemaliger CEO der Bank Boston und Zentralbank-Chef der Regierung Lula. Das bisherige Rentenalter soll im Sinne des Neoliberalismus von 58 auf 65 Jahre erhöht werden.

Völlig unberührt von der Temer-Regierung bleiben hingegen die seit Jahren vom Parlament blockierte, progressive Steuerreform und die Reform des ineffizienten, rechtslastigen und mit 434.932 Angestellten unanständig aufgeblähten Justizapparates, der 1,2 Prozent (Deutschland: 0,32 Prozent) des Brutto-Inlandproduktes verschlingt und unverschämte Richter-Privilegien sichert.

Brasiliens Präsidentin DIlma Rousseff: Stecken die USA hinter dem Machtwechsel?

Doch Brasiliens belastendster Korruptionsfall ist die flächendeckende Steuerhinterziehung. Nach Berechnungen des Berufsverbandes der Staatsanwälte im brasilianischen Finanzministerium (Sinprofaz) summierte sie 2015 schwindelerregende 290 Milliarden Euro. Statt hartes Vorgehen gegen mächtige Steuer-Delinquenten – darunter TV Globo – anzukündigen, sollen nun die Niedrigverdiener gestraft werden.

Statt gegen erwähnte Versäumnisse anzugehen, erwägen Temers Männer die Teil-Privatisierung der Staatsbanken Banco do Brasil, Caixa und der Landesbank Amazonia, sowie von Post, Münzanstalt, Infraero, Eletrobras und von 230 Energie-Unternehmen.

Die ehrlosen Männer des Präsidenten

Doch wer sind die Männer – Frauen gibt es keine – in Temers Kabinett? Der neue Zentralbankchef und gebürtige Israeli, llan Goldfajn, war bis vor wenigen Tagen Chefökonom von Itaú-Unibanco, der grössten Privatbank Lateinamerikas. Er ist nach wie vor auch deren Teilhaber und personifiziert einen eklatanten Interessenkonflikt. Goldfajn soll der Zentralbank Autonomie verleihen. Der Volksmund umschreibt solche Fälle als Parabel „vom Fuchs, der zum Beschützer des Hühnerstalls berufen wird“.

Ein ähnlicher Fall ist Temers Nominierung des konservativen Senators Blairo Maggi zum neuen Landwirtschaftsminister. Blaggi ist der weltgrößte Soja-Pflanzer und plädiert seit Jahren für die Abschaffung von Indianer-Sonderrechten. Victoria Tauli-Corpuz, Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen für Indigene Völker, erklärte deshalb am 16. Mai, es sei zu befürchten, dass Interessen der Eliten in Brasilien mit Gewalt und Rechtsverletzung der indigenen Völker, gar mit einem Ethnozid durchgesetzt würden.

Gegen sieben weitere Minister der Temer-Regierung ermittelt die Justiz wegen schwerwiegender Korruption: Sie steckten allesamt Bestechungsgelder von Petrobras-Autragsunternehmen in ihre Taschen.

Der Hardliner und neue Justizminister Alexandre de Moraes hat vier Jahre lang in mindestens 123 Prozessen das Verbrecher-Syndikat „Erstes Kommando der Hauptstadt“ (PCC) – eine mörderische Drogenhandel- und Geldwäscher-Bande – als Anwalt vertreten, berichtete O Estado de São Paulo („Novo secretário de Alckmin defende cooperativa de van“, 9.1.2015) bereits vor eineinhalb Jahren.

Seinen gröbsten Fehlgriff leistete sich Temer jedoch mit der Nominierung André Mouras zum Fraktionschef im Parlament. Der in mehreren Korruptionsfällen, vor allem wegen Mordverdacht angeklagte Moura, verleiht der illegitimen Regierung die Aura des Gruselkabinetts.

Großer Widerstand erwartet Temer auch auf internationaler Ebene. Dessen Außenminister José Serra legte sich gleich am zweiten Regierungstag mit einem halben Dutzend lateinamerikanischer Regierungen, der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) und der Unasur (Union der Staaten Südamerikas) an, deren Protest gegen Rousseffs Amtsenthebung er als „anmaßende Verbreitung von Unwahrheiten“ disqualifizierte. Ecuador berief seinen Botschafter zurück, El Salvador und Uruguay erkennen Temers Regierung nicht an.

Dass Serra auf dem Außenminister-Posten sitzt ist kein Zufall, und signalisiert, dass die Übergangsregierung es eilig hat. Er versprach bereits 2009 dem US-Multi Chevron – der gleiche, der im Werte mehrerer Milliarden US-Dollar von Ecuador wegen Umweltvernichtung in Amazonien verklagt wurde – das von Lula erlassene Ölförderungs-Regulierungsmodell zu annullieren – Cable: 09RIODEJANEIRO369_a – WikiLeaks

Temer: „Spielleiter“ und CIA-Informant

Und wer ist Michel Temer? Als Jugendlicher träumte der Interimspräsident von einer Pianisten-Karriere, dann von literarischem Erfolg. In den Pausen seiner Amtshandlungen schreibt er heute noch dürftige Liebesgedichte.

Doch bei der Ernennung seines Kabinetts mit 27 durchweg weißen, reichen, männlichen Ministern und keiner einzigen Frau, oder einem Afrobrasilianer, sorgte Temer für weltweites Stirnrunzeln. Der 75-Jährige verhält sich in Minderheiten- und Gleichberechtigungs-Fragen stockkonservativ. Er ist mit dem 43 Jahre jüngeren, Ex-Model Marcela Temer in zweiter Ehe verheiratet, die er gern als „schön, anständig und ans Heim gebunden“ lobt.

Nach öffentlichem Protesthagel versucht Temer seit einer Woche, eine Frau ins Amt des zum Sekretariat degradierten Kulturministeriums zu hieven, fünf Künstlerinnen haben elegant abgesagt.

Anti-Regierungsproteste in Brasilien

Als farbloser Politiker aus São Paulo machte Brasiliens neuer Mann an der Spitze in der rechtsliberalen Demokratischen Bewegung Brasiliens (PMDB) Karriere und stieg als Eduardo Cunhas Vorgänger zum langjährigen Präsidenten der Abgeordnetenkammer auf. Der gelernte Jurist fiel der Mehrheit der Brasilianer erst Ende 2009 als Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten neben Dilma Rousseff auf.

Seine vollständige Kontrolle über den Parteiapparat der PMDB war schließlich ausschlaggebend für das sechsjährige Bündnis mit der Arbeiterpartei. Koalitionen sind in Brasilien Synonym für Verteilung von Pfründen, jedoch: Temers „Gefräßigkeit“ war von Anbeginn Ex-Präsident Lula und Dilma Rousseff verdächtig. Der Vize pflegte stets den diskreten, geheimnisumwitterten Auftritt.

Lulas Ex-Minister für Integration, der wortgewandte Ciro Gomes, warnte in den Medien: “Temer ist ein widerlicher Verschwörer und der Hauptmann des geplanten Putschs!”

Gegen den neuen Übergangspräsidenten Brasiliens und früheren Vize wird überdies im Petrobras-Skandal ermittelt. Nicht Rousseff – die aufgrund dieser Vorwürfe nun suspendiert wurde – sondern Temer soll die korrupte Geschäftsführung des Konzerns abgesegnet haben. Gravierender noch: in seinem und Cunhas Auftrag sollen Mittelsmänner Schmiergelder für seine Partei von Baulöwen erpresst haben. Temers Name wird mehrmals als Geldempfänger in geheimen Unterlagen der Firmen OAS und Camargo-Correa erwähnt. Temer leugnet alles, die Vorwürfe seien ein „Angriff auf [seine] Ehre“.

Dass Temer jedoch durchaus zu Verschwörungen neigt und auch Landesverrat nicht abgeneigt ist, belegen Unterlagen der US-Behörden seit 2006, die WikiLeaks veröffentlicht hat.

Aus den als „geheim“ und „nur für den Dienstgebrauch“ eingestuften Telegrammen der US-Botschaft in Brasilien, vom 11. Januar und 21. Juni 2006 geht hervor, dass Temer sich mit den US-Geheimdiensten über den damaligen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva unterhielt. Im Hinblick auf die damalige Wahlkampagne, die in der Wiederwahl Lulas gipfelte, pries Temer seine PMDB als unumgängliches Zünglein an der Waage an und spielte mit den US-Amerikanern Szenarien durch, die den Wahlsieg der Partei besiegeln sollten: Cable: 06SAOPAULO30_a – WikiLeaks

Auf den Straßen, in besetzten Schulen und Regionaldependancen des Kulturministeriums tobt der Widerstand nach dem „kalten Putsch“: “Fora Temer – Temer raus!”, heißt die von Hunderttausenden skandierte Losung. Die Mehrheit der Brasilianer scheint nicht bereit zu sein, die Absetzung der gewählten Präsidentin Rousseff hinzunehmen. DassTemer nun zunehmend selbst unter Druck gerät, belegt ein erster Rückzug: Das Kulturministerium soll vorerst nun doch nicht abgeschafft werden.

VIDEO  auf  http://www.presstv.ir/Detail/2016/05/16/465817/Latin-America-Brazil-interim-government-Michel-Temer-President-Rousseff-protest-Sao-Paulo
16.05.16 – BRASILIEN – Lateinamerikanische Führer weigern, Temers Regierung zu anerkennen 

-Wie Menschen auf den Straßen von Sao Paulo gehen um gegen Präsidentin Dilma Rousseff Anklage zu demonstrieren, einige lateinamerikanische Länder haben sich geweigert, Brasiliens neue Übergangsregierung zu anzuerkennen.

-Rousseff wurde am Donnerstag aus dem Amt vom brasilianischen Senat entlassen, wie der Senat ein Amtsenthebungsverfahren gegen sie gestartet hat, da sie angeblich Staatsgelder benutzt haben soll um ihrer Wiederwahl 2014 zu subventionieren.

-Die Führer von Venezuela, Kuba, Ecuador, Bolivien, Nicaragua und El Salvador haben Rousseff, haben an die Legitimität von ihrem Sturz angezweifelt und die Autorität ihre Nachfolger Michel Temer nicht anerkannt.

-El Salvador Präsident Salvador Sanchez Ceren sagte in einer Erklärung am Samstag, dass Rousseffs Aussetzung sah wie“einem Staatsstreich aus“.

-Präsident Nicolas Maduro von Venezuela und seinem bolivianischen Amtskollegen Evo Morales am Donnerstag, genannten auch Rousseffs Aussetzung ein Coup..

-Kuba hinterfragt auch die Rechtmäßigkeit der Aufhebung, und nannte es einen „gerichtlichen-parlamentarischer Staatsstreich“.

-Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos sagte Rousseffs Aufhebung könnte einen negativen Einfluss auf die Stabilität der Region haben.

-In einer Erklärung am Sonntag, die Übergangsregierung beschuldigte die lateinamerikanischen Führer“Lügen“ über Brasiliens politischen Prozess zu verbreiten.

Brasilianische amtierender Präsident Michel Temer während der ersten Minister treffen im Planalto Palace in Brasilia, am 13. Mai 2016 gesehen. © AFP

-„Nachdrücklich lehnen wir die Erklärungen von den Regierungen von Venezuela, Kuba, Bolivien, Ecuador und Nicaragua sowie der ALBA (ein Bündnis der linksgerichteten lateinamerikanischen und karibischen Nationen), ab, die Stellungnahmen abgeben und Lügen über Brasiliens interner politischer Prozess verbreiten, sagte Jose Serra, der neu ernannte Außenminister.

-Er sagte, die Aussetzung  von Rousseff und das Verfahren, „entspricht der Verfassung und demokratische Rechtmäßigkeit“.

Pro-Rousseff Rallyes

-Anhänger des gestürzten Präsidenten, jedoch demonstrieren weiterhin gegen Temer, der ehemalige Vizepräsident, der am Donnerstag an die Macht kam, nachdem Rousseff vom Senat abgesetzt wurde.

-Demonstranten gingen am Sonntag in Sao Paulo auf den Straßen,um ihre Opposition gegen die Übergangsregierung auszudrücken und nannten die Amtsenthebungsverfahren ein „Coup“.

-„Temers Regierung ist illegitim, patriarchal, Machista und vertritt uns nicht. Wir werden auf den Straßen täglich gehen, bis die Regierung fällt“, sagte Demonstrantin Maria Bopp.

-Ein weiterer Demonstrant, Maria Das Neves, sagte: „Es ist keine Regierung, die Korruption bekämpft, sondern es ist eine Regierung, die unterstützt und die Korruption in unserem Land legitimiert. Sagen Sie Nein zu dem Umsturz“.

-Rousseff sollte ein Prozess im Senat innerhalb von 180 Tagen stehen. Der Senat muss entscheiden, ob sie für die Präsidentschaft zu disqualifizieren sei. Wenn sie aus dem Amt entfernt wird, Temer wird die Präsidentschaft bis zu geplanten Wahlen im Jahr 2018 behalten.

-Rousseff behauptet, dass die Beschuldigungen gegen sie Teil eines Komplotts des Landes extremen Rechten sei. Auch bezeichnete sie  die Anklage Versuch als einen Coup.

-„sie wollen an die Macht kommen, durch einen einfachen Weg und nicht durch Volkswahl, wofür wir gekämpft haben“, sagte sie.

http://www.presstv.ir/Detail/2016/05/14/465459/Brazil-Temer-US-WikiLeaks-Rousseff
Brazilian acting President Michel Temer is seen during the first cabinet meeting in the capital Brasilia on May 13, 2016. (AFP)
Brasilianische amtierender Präsident Michel Temer ist während der ersten Kabinettssitzung in der Hauptstadt Brasilia am 13. Mai 2016 gesehen. (AFP)

14.05.16 – BRASILIENs Präsident Temer Informant von US-Diplomaten: WikiLeaks ….oder US-Regimwechsel fast gelungen Anm.d.Ü.

-Brasilien eingesetzter Präsident Michel Temer hat politische Informationen zu US-Diplomaten in dem südamerikanischen Land tätig, Whistleblowing-Website WikiLeaks sagt, und nannte ihn einen „US-Botschaft-Informant“.

-In einem Tweet am Freitag, WikiLeaks veröffentlicht zwei Kabel, datiert 11.Januar und 21. Juni 2006, die die Zusammenfassungen der Gespräche enthalten, das Temer mit der damaligen US-Generalkonsul in Sao Paulo, Christopher McMullen zusammen vor diesem Jahr Wahlen und mit einem anderen nicht identifizierten politischer Beamter vor diesem Jahr Wahlen hatte.

-Temer, damals Bundesabgeordnete gab damals seine Einschätzung der brasilianischen politischen Lage vor der Wahl, die sahen, dass Luiz Inácio Lula da Silva zum Präsidenten wiedergewählt wurde.

-„Temer kritisiert Lulas  eng gefasste Vision und seine übermäßige Konzentration auf soziales Netz-Programme, die das Wachstum oder wirtschaftliche Entwicklung nicht fördern“ so das Kabel vom 11. Januar 2006.

-Lautd 21. Juni 2006 Kabel zensiert Temer kritisierte die Macht, das den Ministern seiner Mitte-Rechts-Partei PMDB gegeben wurde, die eine Koalition mit der Workers‘ Party von Lula und seine Nachfolgerin Dilma Rousseff (unten zu sehen) bildeten.

-„Temer sprach in ätzendem Ton über Lula-Regierung geizig Belohnungen für ihre Verbündeten in der PMDB“, so das Kabel.

-Temer gab auf den Posten des Vizepräsidenten um Präsidentin Rousseff zu ersetzen, die als Präsident am Donnerstag nach der Senat mit 55 gegen 22 zu Gunsten für die Eröffnung ein Amtsenthebungsverfahren gegen sie gestimmt hatte, und daher sie ausgesetzt wurde.

-Das Anklage-Angebot wurde mit Behauptungen gestartet, dass der Präsident Konten des Staates im Jahr 2014 manipuliert hatte, und damit sie Staatsausgaben als Mittel für Stimmen zur Wiederwahl, erhöhen könnte.

-Rousseff sollte innerhalb von 180 Tagen in einem Prozess vor dem Senat stellen. Der Senat muss entscheiden, ob sie sich damit für die Präsidentschaft disqualifiziert hat. Wenn sie aus dem Amt entfernt, wird Temer die Präsidentschaft bis zu geplanten Wahlen im Jahr 2018….und damit Viel Zeit haben, um dem „soft“ US-Regimwechsel zu vervollständigen und die Marktwirtschaft auf dem Schild zu heben, was mit den sozialen Programmen geschehen wird kann man sich vorstellen Anm.d.Ü.

-Rousseff hat die Anklage als einen Putsch verurteilt, und versprochen während der Verhandlung weiterzukämpfen.

-Brasilien wurde Schauplatz einer wichtigen politischen Unruhen in den vergangenen Monaten mit Rousseff, die sich intensiv um ihr politisches Überleben gegen den Opposition-Kongressabgeordnete kämpfte.

-Rousseff ist auch unter Feuer über ein Bestechung-Skandal im staatlichen Ölgesellschaft Petrobras, wo sie , vor seinem Amtsantritt als Präsident im Jahr 2010, der Manager war. Sie bestreitet die Vorwürfe gegen sie und sagt sie seien politisch motiviert..