Mit ‘Maidan’ getaggte Beiträge

Korruption, Chaos und Prügeleien – Parlamentarismus made in Kiew

Keine seltene Szene: Prügelei in der Kiewer Rada

Keine seltene Szene: Prügelei in der Kiewer Rada
Während die Flüchtlingskrise die Berichterstattung der Medien in Deutschland bestimmt, ist die Ukraine von den großen Titelseiten verschwunden. Das tägliche Bild, das die Kiewer Putschregierung abliefert, steht im direkten Widerspruch zu den anfänglichen Verheißungen der Maidan-Proteste. RT-Gastautor Peter Haisenko wagt einen Blick gen Osten.

Ein Gastbeitrag von Peter Haisenko

Eine der Hauptursachen für den – letztlich gewaltsamen – Widerstand der Ostukraine gegen die Putschregierung in Kiew war das Verbot des Gebrauchs der russischen Sprache. Heute stellt es sich als Glücksfall für Kiew heraus, dass dieses faschistoide Dekret zurückgezogen worden ist. In der Kiewer Nationalversammlung in Kiew wird russisch gesprochen.

Unter dem übermächtigen Thema Flüchtlinge ist die Ukraine weitgehend in Vergessenheit geraten, obwohl im Osten des zerrissenen Landes nach wie vor Menschen erschossen werden, an Hunger und mangelhafter (medizinischer) Versorgung sterben.

Bestenfalls kurze Randnotizen kommen über die Medien darüber, dass die „Regierung“ in Kiew in Korruption und Streit versinkt, vollständig unfähig ist, irgendwelche Reformen durchzusetzen, geschweige denn die Vereinbarungen von Minsk II umzusetzen. Der „Westen“, allen voran Frau Merkel, verlängert Sanktionen gegen Russland, weil Minsk II nicht vorankommt. Die Ursache hierfür liegt zweifelsfrei in Kiew, nicht in Moskau. Wie pervers muss das Denken sein, wenn Kiews Handlungsunfähigkeit Moskau zur Last gelegt wird, obwohl Russland die geringsten Möglichkeiten hat, in irgendeiner Weise Einfluss auf Kiew zu nehmen?

Ministerposten sind von Ausländern besetzt

Die Qualitätsmedien hatten völlig ignoriert, dass in Kiew führende Politiker in den USA ausgebildet worden sind und zum Teil sogar die US-amerikanische Staatsbürgerschaft haben. Als Jazenjuk, selbst jahrelang in den USA lebend, drei seiner Ministerposten mit US-geschulten Ausländer/innen besetzte, war dieser beispiellose Vorgang nicht einmal Randnotizen wert.

Auch als Saakaschwili, der ehemalige Präsident Georgiens und dort wegen Verbrechen zur Fahndung ausgeschrieben, zum Gouverneur von Odessa ernannt wurde, hat sich niemand daran gestört. All diesen seltsamen Postenbesetzungen war gemein, dass den „Kandidaten“ jenseits gültigen Rechts blitzschnell die ukrainische Staatsbürgerschaft verliehen worden ist, um diesem ungeheuerlichen Vorgang eine scheinbare Rechtmäßigkeit zu verleihen. Das hat aber noch ganz andere Konsequenzen.

Saakaschwili bezichtigt Avakov der Korruption

Routinemäßig wird im Kiewer Parlament gebrüllt und geprügelt. Doch nicht nur dort. Wie ein Video zeigt, geht es im Nationalrat nicht zivilisierter zu. Man wirft sich gegenseitig Korruption vor und der gebürtige Litauer, Wirtschaftsminister Abromavicius, in USA zum Banker ausgebildet, hat Anfang Februar seinen Rücktritt erklärt, weil er gegen Korruption und Chaos keine Reformen durchsetzen kann.

Dabei hat er sich selbst, ebenso wie seine Kumpanin, die Amerikanerin Jaresko, korruptiv bereichert durch den lächerlich günstigen Erwerb von Filetgrundstücken und Gebäuden im Naturschutzgebiet nahe Kiew. Die durch und durch korrupte Kiew-Junta ist handlungsunfähig. Sie wurde vom Georgier Saakaschwili als noch korrupter als die weggeputschte Regierung Janukowitsch bezeichnet.

Dass gegen Saakaschwili selbst in Georgien ebenfalls wegen Veruntreuung ermittelt wird, verleiht dem Vorgang eine beinahe komische Note. Der Innenminister Avakov entgegnet auf Saakaschwilis Vorwurf der Korruption, dass dieser „schleunigst sein Land verlassen soll“, bekräftigt mit dem Vorwurf, Saakaschwili hätte schon sein eigenes Land „gefickt“.

Was soll mit der Aufstockung des Militäretats erreicht werden?

Präsident Poroschenko, als Oligarch selbst korrupt bis in die Haarspitzen, reagiert auf verhaltenen Druck aus dem Westen mit der Aufforderung an Jazenjuk zurückzutreten. Das Misstrauensvotum im Parlament ist erwartungsgemäß gescheitert, aber in Folge haben einige Parteien die Koalition verlassen, zuletzt die Partei der Westfavoritin Timoschenko, die wiederum selbst wegen Korruption verurteilt worden war. Jazenjuk hat jetzt keine Mehrheit mehr im Parlament und man muss sich fragen, wie jetzt überhaupt noch Minsk II von Seiten Kiews umgesetzt werden soll. Aber vielleicht helfen ja weitere Sanktionen gegen Russland? Kleiner Scherz am Rande, obwohl es nicht wirklich witzig ist.

Kiew ist pleite und die Schuld daran ist in erster Linie zwei Umständen zuzurechnen:

  1. Geschätzte fünf Milliarden (Dollar!) Auslandshilfe sind in dunklen Kanälen auf Nimmerwiedersehen verschwunden und
  2. Der Militäretat wurde drastisch aufgestockt.

Letzteres bedarf genauerer Betrachtung. Auch der Verblendetste muss erkennen, dass keine noch so große Aufstockung des Militäretats sinnvoll sein kann. Selbst wer daran glauben will, dass sich Kiew gegen die – nicht existente – Bedrohung aus Russland verteidigen müsste, sollte einsehen, dass Kiew niemals in der Lage sein könnte, sich gegen das militärisch übermächtige Russland zu verteidigen. Die Konzentration auf das Militär kann folglich nur ein Ziel haben: Erweiterter Bürgerkrieg gegen den Osten des eigenen Landes und damit die vollständige Abkehr von den Verträgen aus Minsk II. Diesmal als Frage: Wie könnten da Sanktionen gegen Russland helfen?

Kiew hat nicht einen Punkt von Minsk II erfüllt

Minsk II ist nun ein Jahr her. Nicht ein Punkt dieses Vertrags ist von Kiew wirklich erfüllt worden. Nicht ansatzweise ist der Autonomiestatus für den Donbass in Angriff genommen worden. Die schweren Waffen Kiews stehen in Lauerstellung nur Zentimeter hinter der vereinbarten Linie und werden laufend verstärkt. So handelt niemand, der ernsthaft eine friedliche Lösung anstrebt. Die Wirtschaft und die Währung befinden sich bereits im Katastrophen-Modus. Die Regierung in Kiew ist gleichermaßen handlungsunwillig und unfähig.

Gibt es einen Ansatz, dann wird dieser durch gewalttätige Proteste im Keim erstickt. Kiew schwelgt im faschistoiden Nationalismus und weigert sich, Verpflichtungen gegenüber Russland einzuhalten. Ganz originell ist der jüngste Vorstoß, die Ukraine in Russland umzutaufen und Russland selbst den Gebrauch dieses Namens zu untersagen. Nein, das ist diesmal kein Scherz, aber es passt zu dem, was sich im Nationalrat abspielt.

Auch wenn man die Sprache nicht versteht, ist das Video aus dem Nationalrat mit den verbalen und tätlichen Angriffen sehenswert:

Für den, der die Sprache versteht, ist dieses Video eine Offenbarung. Ich erinnere nochmals daran, dass der Hauptauslöser für den Aufstand in der Ostukraine das Verbot der russischen Sprache war. Dieses Video zeigt aber, dass im Nationalrat Kiews russisch gesprochen wird, nicht ukrainisch.

Das dürfte wohl dem Umstand geschuldet sein, dass die US-geschulten „Beuteminister“ inklusive Saakaschwili der ukrainischen Sprache überhaupt nicht mächtig sind. Allein das belegt, wie verlogen und planlos die Handlungen der Kiew-Junta sind. Oder liegt doch alledem das Ziel der USA zugrunde, einen Krieg mit Russland zu provozieren und diesem alles unterzuordnen, was dem Land wirklich helfen könnte? Die Russlandhasserin Merkel müsste das wissen und es liegt vor allem an ihr, endlich auf ihre Kumpels Poroschenko und Timoschenko einzuwirken, das Morden in der Ostukraine zu beenden, den Minsk II-Vertrag einzuhalten, anstatt weiter substanzlos auf Russland einzuprügeln.

RT Deutsch bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

Quelle: AnderweltOnline

„Maidan II“ – Massendemonstrationen in Moldawien und wieso der Westen diesmal keine Euphorie zeigt

-Seit September reißen die Anti-Regierungs-Demonstrationen in Moldawien nicht ab. Vor dem Regierungsgebäude wurde eine Zeltstadt errichtet. Vieles erinnert an den Maidan. Die Forderungen nach Rücktritt der Regierung und einem Ende der Korruption sind identisch mit den einst in Kiew formulierten. Doch es gibt einen signifikanten Unterschied. Der Protest richtet sich diesmal gegen eine pro-westliche Regierung und die EU hat Angst, dass bei Neuwahlen die „pro-russische Opposition“ gewinnen könnte. Deswegen sieht man keine US-Diplomaten, die Essen verteilen oder B’90/Die Grünen-EU-Abgeordnete, die Demonstranten auf die Schulter klopfen.

Der Maidan ohne EU- und US-Funktionäre - Demonstration vor dem Regierungssitz in Chișinău - Quelle: Ruptly

Der Maidan ohne EU- und US-Funktionäre – Demonstration vor dem Regierungssitz in Chișinău – Quelle: Ruptly

-Im November 2014 veröffentlichte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Kroll Inc. einen Bericht, wonach aus drei renommierten Banken in Moldau insgesamt etwa 1,3 Milliarden Euro an EU-Mitteln spurlos verschwunden sind. Das entspricht zirka 12,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes des Landes. Die Überprüfung erfolgte, nachdem der Zentralbank unregelmäßige Abbuchungen auffielen. Sofort wurden weitere Auszahlungen von Krediten des IWF und der Weltbank gestoppt. Das hinderte die EU aber nicht daran im selben Jahr ein Assoziierungsabkommen mit Moldawien zu unterzeichnen. Langfristig ist ein Beitritt zur EU geplant.

-Parallel zu diesem Skandal kam heraus, dass der Ministerpräsident Chiril Gaburici von der Liberaldemokratischen Partei Moldawiens (PLDM) sein Abiturzeugnis gefälscht hatte, und so musste er am 13. Juni 2015 seinen Rücktritt bekannt geben. Neuer Präsident wurde Valeriu Strelet, ebenfalls Mitglied der PLDM.

-Letzte Woche hat die Banken-Affäre nun eine neue Dimension erreicht. Die Staatsanwaltschaft hat Beweise vorgelegt, wonach der ehemalige Premier und Chef der PLDM Wlad Filat in die Affäre verstrickt war. Daraufhin entzog ihm das Parlament die Immunität und er wurde verhaftet. In Haft sitzt auch der Hauptverdächtige des Korruptionsfalls, der Unternehmer Ilan Schor.

Moldawien: Pro-Europa Parteien verlieren Regierungsmehrheit

-Seit Wochen nehmen die Demonstrationen zu. Inzwischen wurde vor dem Regierungsgebäude in Moldau eine Zeltstadt errichtet. Jeden Sonntag strömen mehrere tausende Demonstranten aus dem ganzen Land und fordern den Rücktritt der bestehenden Regierung und Neuwahlen.  Was die Menschen vereint ist die Forderung nach einem Ende der Korruption in der Regierung. Politisches Lagerdenken spielt zumindest für die Demonstranten keine Rolle. Initiiert wurden die Demonstrationen von der Bürgerplattform „Würde und Wahrheit“ (DA) welche, wie die Regierung, für eine Annäherung Moldawiens an die EU steht, an den Protesten beteiligt sich aber auch die als pro-russische geltende Opposition „Unsere Partei“.

-Das Grundprinzip der Demonstrationen erinnert sehr stark an die Maidan-Unruhen in der Ukraine. Der einzige Unterschied: In Deutschland und der gesamten EU finden diese Demonstrationen so gut wie keinerlei Beachtung. Denn diesmal ist es eine „europafreundliche“ Regierung gegen die demonstriert wird – eine, die das Assoziationsabkommen der EU zudem bereits unterschrieben hat. Neuwahlen, bei denen vielleicht die pro-russische Opposition gewinnen könnte, was viele Analysten befürchten, sind nicht der Weg, den die EU für Moldawien vorsieht.

qMoldawien: Nato-Manöver in der Nähe mehrheitlich russisch bevölkerter Stadt

-Es bleibt festzuhalten: In der Ukraine verweigerte die gewählte Regierung 2014 die Unterzeichnung des Assoziationsabkommen und umgehend unterstützt die EU-Staatengemeinschaft die Demonstrationen in Kiew. Im Falle Moldawiens unterzeichnet die Regierung im selben Jahr das Assoziierungsabkommen mit der EU und die Anti-Regierungsproteste werden schlicht ignoriert.

-Ein Schelm und Putintroll wer da an Scheinheiligkeit und Doppelstandards denkt.

Wie Hollywood und US-Diplomaten die ukrainische Innenpolitik lenken

– Georgiens einstiges Staatsoberhaupt und heutiger Gouverneur von Odessa, Michail Saakaschwili, hat nach Gesprächen mit US-Diplomaten die 25-jährige „Maidan-Aktivistin“ Julia Maruschewska zu seiner Stellvertreterin ernannt. Maruschewska war die Hauptfigur des bekannten Maidan-Clips „Ich bin eine Ukrainerin“. In dem angeblich von ihr selbst produzierten Clip rief sie „den Westen“ dazu auf, die Maidan-Demonstranten zu unterstützen. Später wurde bekannt, dass der Hollywood-Produzent Ben Moses und die US-Stiftung National Endowment for Democracy hinter dem Video-Clip standen, der dann massiv von CNN verbreitet wurde.

Quelle: Screenshot Youtube-Video

Quelle: Screenshot Youtube-Video

– Nach seinem Treffen mit dem ukrainischen US-Botschafter, Jeffrey Payette, ernannte Saakaschwili, dessen Name weiterhin die Interpol Fahndungsliste schmückt, die Pro-Maidan Aktivistin Maruschewska zu seiner dritten Stellvertreterin.

– Seine Entscheidung begründete er auch auf seiner Facebook-Seite mit Maruschewskas „weltweiter Kampagne zur Verteidigung der ukrainischen Freiheit“ und ihrer Herkunft, die Aktivistin stamme nämlich aus der Region von Odessa. Auffällig ist dabei, dass die Schauspielerin in dem bekannten „Maifan-Clip“ von sich behauptet, eine alteingessesne  Kiewerin zu sein.

– Mit ihrem vermeintlich selbstproduzierten Maidan-Video „Ich bin eine Ukrainerin“ schaffte es die junge Schauspielerin im Februar 2014 beinah über Nacht internationale Aufmerksamkeit zu wecken. Der Pro-Maidan Clip wurde auf Youtube innerhalb kürzester Zeit mehr als acht Millionen Mal angeklickt.

– Die junge Frau rief in dem zwei minütigen Stück vor allem die westliche Welt dazu auf, die Maidan-Demonstranten in ihrem Kampf für die Unabhängigkeit des Landes in Form einer Revolution  zu unterstützen, „bevor es zu spät ist.“

– Erst später stellte sich heraus, dass hinter dem Werk keine unabhängige Gruppe von Aktivisten steckte, sondern vielmehr eine professionelle Video-Produktion. Federführend waren Hollywood-Produzent Ben Moses und Kameramann Graham Mitchel. Finanziert wurde das gesamte Filmteam um die junge Protagonistin von der halbstaatlichen US-Stiftung National Endowment for Democracy, die ihre Gelder direkt aus dem US-Bundeshaushalt erhält. Der Clip wurde dann massiv vom  US-amerikanischen Fernsehsender CNN verbreitet.

Quelle: whitehouse.gov

– Warum genau Saakaschwili die 25-jährige nun zur stellvertretenden Gouverneurin auserkoren hat, blieb unkommentiert. Zwar behauptete der Ex-Präsident von Georgien auf Nachfrage hinsichtlich der Kompetenz von Maruschewska für das Amt, die Schauspielerin habe eine universitäre Ausbildung in Stanford und Harvard erhalten, allerdings negierten beide Bildungseinrichtungen, dass die 25-jährige je bei ihnen eingeschrieben war. So scheinen die einzigen Qualifikationen die die junge Ukrainerin für ihr Amt auszeichnen, ihre guten Beziehungen zur Hollywood-Elite zu sein.

– Neben Maruschewska ernannte Saakaschwili den Geschäftsmann Vladimir Zhmak, der bis vor kurzem noch Teil des BP-Konzerns war und als afghanischer Kriegsheld gilt, zu seinem ersten Stellvertreter.

„Barrikadenbraut“ Golineh Atai präsentiert neue ARD-Doku „Zerissene Ukraine“

– Die ARD-Korrespondentin und überzeugte Euromaidan-Zujublerin Golineh Atai hat mit ihrer Dokumentation „Die Story im Ersten: Zerrissene Ukraine“ in der ARD für einen neuen Meilenstein in Sachen Geschichtsfälschung und Manipulation gesorgt. Ist das nur journalistisches Unvermögen einer politisch Naiven oder schon gezielte Propaganda?

Träumt mal wieder von der Revolte: ARD-Korrespondentin und Euromaidan-Fan Golineh Atai. Bildquelle: Screenshot ARD

Träumt mal wieder von der Revolte: ARD-Korrespondentin und Euromaidan-Fan Golineh Atai. Bildquelle: Screenshot ARD

von RT Deutsch-Redakteur Florian Hauschild

– Der Medien-Watchblog Propagandaschau zeigt sich empört hinsichtlich der neuen Dokumentation von Golineh Atai, die vergangenen Montag zu später Stunde in der ARD ausgestrahlt wurde, und hat sich die Mühe gemacht, das filmische „Werk“ detailliert auseinanderzunehmen. Die Schelte lässt kein gutes Haar an Atais Arbeit.

– Und in der Tat: Es sticht bei Atais Film besonders ins Auge, dass die Rolle der USA und der EU im Ukraine-Konflikt gänzlich unbehandelt bleibt. Kein Wort vom EU-Assoziierungsabkommen, dessen Forderung, jegliche Kooperation mit Russland zu Gunsten der EU faktisch einzustellen, ein Zerreißen der Ukraine letztendlich erzwungen hat.

– Doch Atai träumt in ihrer naiv-kindlichen Art offenbar immer noch davon, dass in der Ukraine lediglich freiheitssuchende Menschen heldenhaft der vermeintlichen Finsternis zu entfliehen versuchen. Ihr Ziel: Die sonnengleich strahlende EU – Heimat der Menschenrechte, der Demokratie und der Gerechtigkeit. Korruption? In Brüssel und Straßburg natürlich ein Fremdwort.

– Knallharte Wirtschaftsinteressen der Europäischen Union und der USA scheinen in Atais Weltbild genauso wenig Platz zu haben, wie die geopolitischen Ambitionen der Großmächte. Unbeachtet bleiben auch öffentliche Äußerungen, wie etwa von Stratfor-Chef George Friedman, die belegen, dass es das genuine imperiale Interesse der USA ist, einen Keil zwischen Deutschland und Russland zu treiben, wofür es von besonderer Bedeutung ist, die Ukraine an den Westen zu binden.

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– Bei der „Story im Ersten“ existieren all diese machtpolitischen Interessen nicht. Dort gibt es lediglich ukrainische Revolutionshelden und böse Russen. So verwundert es auch überhaupt nicht, dass in Golineh Atais Film mit einer bizarren Heroisierung des faschistischen AIDAR-Batallion aufgewartet wird, zu dem selbst Atais eigene ARD-Kollegen von der Tagesschau wissen:

„Besonders berüchtigt ist das Bataillon AIDAR, zu dem rechtsgerichtete ukrainische Nationalisten gehören, von denen sich einige mit Hakenkreuzen und anderen Nazi-Symbolen schmücken, als Abzeichen auf der Tarnkleidung oder als Tätowierung auf dem Körper. Die Anführer und viele Mitglieder sind bekennende Neonazis und Mitglieder von rechtsextremen Gruppen“.

– Das Nazi-Batalltion wird bei Golineh Atai zu heldenhaften Widerstandskämpfern stilisiert, was sich mit Bildern von nationalbeflaggten Trachtenaufmärschen kombiniert, in denen „patriotische“ Ukrainer ihre „Heimatliebe“ zum Ausdruck bringen. Man möchte fast an die „besorgten Bürger“ von Freital denken.

– Erst etwa nach der Hälfte des Films widmet sich Atai den Geschehnissen auf dem Maidan. Der gewaltsame Regime Change im Februar 2014 hat im Folgenden einen Bürgerkrieg in dem osteuropäischen Land ausgelöst. Kurz vor dem Putsch wurde ein Kompromiss zwischen Janukowitschs Regierung und der Opposition ausgehandelt, der auch den Plan für geordnete Neuwahlen beinhaltete. Der Umsturz machte diese Bemühungen um eine geordnete Lösung des Konfliktes zunichte. Die russisch geprägten Regionen der Ostukraine erkannten die ins Amt geputschte pro-westliche Regierung nicht an und fordern seitdem Autonomie. Dass dies nur mehr als legtim ist, betonte erst kürzlich sogar der ehemalige Spitzenpolitiker Ludger Volmer (Bündnis 90/Die Grünen) gegenüber dem Deutschlandfunk:

„Das war eine Revolution. Die hat eine gewählte Regierung aus dem Amt gejagt. Die gewählte Regierung war bestimmt schlecht, und es gab viele gute Gründe, sie loswerden zu wollen. Aber wenn eine Revolution von der Straße eine Regierung davonjagt, die vorher demokratisch gewählt worden war, was soll das sonst sein? Der Westen redet sich das gerne schön.

Wenn dann aber ein anderer Teil des ukrainischen Volkes, nämlich die Ostukraine nicht mitmachen will und wiederum aus dem neuen ukrainischen Staatsverband austreten will, dann gilt das als illegitim, und das ist die Heuchelei und die Doppelmoral der westlichen Politik.“

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– Doch bei Atai hat eine derart differenzierte Sicht auf unterschiedliche Interessen und kulturelle Verbindungen keinen Platz. Hier ist der Fall klar: Lupenreine Demokraten in Kiew haben sich gegen einen Tyrannen zur Wehr gesetzt und dafür, dass es in Folge zu Gewalt kam, gibt es nur einen Schuldigen: Putin.

– Die Botschaft, das ist der ARD-Korrespondentin wichtig, gilt es maximal emotionalisiert an den Zuschauer zu bringen. Diese Technik zieht sich wie ein roter Faden durch den Film. Melancholische Musik setzt ein, wenn ukrainische Mütter von ihren gefallenen Söhnen berichten, was bei Atai zu einer unverhohlenen Verklärung des Krieges als Bühne für Heldentum führt. Am Ende des Films steht eine ukrainische Mutter, die ihren Jungen verloren hat, an dessen Grab und gibt dem russischen Präsidenten die Schuld für alles. So einfach ist es dann also letztendlich.

– Davor fabuliert die Dokumentation ausführlich von russischen Truppen, die irgendjemand irgendwo in der Ukraine gesehen haben will – freilich ohne Beweise. Das Massaker von Odessa wird ebenfalls verklärt und der neuen Kiewer Regierung nahestehende Neonazis werden konsequent zu Selbstverteidigungsmilizen umgedeutet.

– Atai erinnert damit stark an die Grüne Marieluise Beck, die der anerkannte Politikwissenschaftler, Historiker und Journalist Götz Aly in einer Kolumne einst als „Barrikadenbraut“ bezeichnete, die von Revolution zu Revolution huscht, um Unruhen anzuheizen. Hintergrund solcher Revoltenträume vom heroischen Kampf ist bei Frauen wie Atai und Beck vermutlich eine idealistisch-ideologisierte, verkürzte Sicht auf geopolitische Ereignisse. Wo Menschen augenscheinlich nach Freiheit dürsten und, mangels besseren Wissens, Teil der gelobten EU sein wollen, sind die „Barrikadenbräute“ nicht weit, um ihnen zuzujubeln. Das mag drollig wirken, unterstützt mit einem Millionenbudget aus öffentlicher Zwangsfinanzierung, wie im Falle Atais, wird all das jedoch schnell zu gefährlicher Kriegspropaganda und -hetze. Gerade weil jede politische Analyse ausbleibt und die Zuschauer gezielt nur auf der emotionalen Ebene angesprochen werden.

– Zur Weiterbildung empfiehlt RT Deutsch der ARD-Korrespondentin daher einen Vortrag des Schweizer Historikers Dr. Daniele Ganser, den dieser kürzlich zum Thema „Regime Change in der Ukraine“ in Berlin hielt: