Mit ‘Irak-Teilung’ getaggte Beiträge

Weißes Haus ist gegen eine Invasion von Syrien durch irakische Kurden
| 7. Mai 2015

– Beim Empfang von Masoud Barzani, Präsident der kurdischen regionalen Regierung im Irak, im Weißen Haus am 5. Mai 2015 haben Präsident Barack Obama und Vize-Präsident Joe Biden ihre Unterstützung zu einem vereinten und föderalen Irak stärkstens ausgedrückt, d.h. ihren Widerstand gegen das Projekt zur Schaffung eines unabhängigen Kurdistan kundgetan. Die amerikanische Regierung hat die pro-israelischen Kurden vor jeglicher Initiative gewarnt.

– In den letzten Monaten bereitet die kurdische regionale Regierung im Irak mit Hilfe von Israel eine Invasion des Nordens von Syrien und die Verwirklichung des Plans Robin Wright vor. Dieses Projekt der «Neugestaltung von Syrien und dem Irak“, für das Pentagon ausgedacht, wurde im September 2013 veröffentlicht und teilweise in Arbeit genommen, unter anderem durch das islamische Emirat [1]. Es sieht die Schaffung eines Sunnistans und eines Kurdistan vor, die auf beide Länder verteilt sind.

– General Joseph Dunford, der zum Chef des Generalstabs der USA ernannt wurde, hatte mehrmals im Jahr 2014 Präsident Obama vor den schwerwiegenden Folgen des Plans, das islamische Emirat zu unterstützen, gewarnt.

– Tel Aviv versucht durch einen Neustart des Krieges mit seinen Proxy Kurden, die Einigung zwischen Washington und Teheran zum Scheitern zu bringen.

– Die Türkei ist absolut gegen den Wright-Plan, der zwangsläufig zu ihrer eigenen Partition führen würde. Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat deshalb auch seine Verpflichtungen zu seiner eigenen kurdischen Bevölkerung vervielfacht, damit sie ihre Waffen niederlegen. Falls Erbil und Tel Aviv einen vierten Krieg gegen Syrien starten würden, könnte Ankara auf die Seite von Damaskus umwechseln.

Übersetzung
Horst Frohlich

[1] “Imagining a Remapped Middle East”, Robin Wright, The New York Times Sunday Review, September 28, 2013.

03.05.15 – IRAK -USA – Abadi kritisiert stark US-Kongress Gesetzentwürf um Irak zu teilen – Oded Yinon Plan lässt grüßen…das ist was Israel schon immer wollte. Anm.d.Ü.

– Der irakischen Ministerpräsidenten Haider al-Abadi prangerte eine umstrittene US-Kongress-Gesetzentwurf, die darauf abzielen, das arabische Land in drei Staaten aufteilen.

– In einem Telefongespräch mit US-Vizepräsident Joe Biden, Abadi über den Gesetzentwurf beunruhigt, so eine Aussage vom Amt des Premierministers.

– Der Premierminister sagte Biden, das er gegen ein solcher Plan ist, die zum Ziel hat, die Einheit des Irak zu schwächen. (So will der Oded Ynon Plan….seit 1980. Anm.d.Ü.)

– Das Weiße Haus in einer Erklärung sagte auch, dass Abadi und Biden auch „über Sicherheit Entwicklungen im Irak“, sprachen. (Es könnte sich auch um einer Erpressungsversuch handeln. Anm.s.Ü.)

– Der Entwurf des jährlichen Verteidigungsbudget für US, wurde am April 27 von House Armed Services Committee erlassen und fordert die US-Regierung, die kurdischen und sunnitischen Staaten zu anerkennen und sie mit mindestens 25 Prozent der 715-Millionen $ Hilfe, die für der die irakische Regierung geplant wurden um die Terrorgruppe ISIS zu bekämpfen, ihnen übertragen wird.

– Der Gesetzesentwurf sagt auch, dass die Summe könnte sogar 60 Prozent des Geldes, rund 429 Millionen US-Dollar erreichen.

– Das Gesetz schreibt vor, dass „die kurdische Peschmerga, die sunnitische Stammes-Sicherheitskräfte mit einer nationalen Sicherheit-Mission und der irakischen Sunniten Nationalgarde, als Bestandteil ein Land betrachtet werden sollen“ und fügte hinzu, dass „diese Sicherheitskräfte die direkte Unterstützung aus den Vereinigten Staaten erhalten sollten“.

– In einem Samstag Treffen mit U.S. Botschafter in Bagdad Stuart Jones, Irak Innenminister Mohammed Salem al-Ghabban hat gewarnt, dass der Gesetzentwurf „eine ernsthafte Bedrohung für die Kampagne gegen die ISIS Takfiri-Gruppe, die im Irak und in Syrien operieren ist“, al-Forat-News-Website berichtet.

Irakische Innenminister Mohammed Salem al-Ghabban

– „Diese Forderung wurde völlig von irakischen religiösen Autoritäten und das Volk zurückgewiesen, weil es Chaos in der Einheit der Nation des Irak schafft“, sagte er und betonte die Bedeutung der irakischen Integrität. (Das wollen sie doch…siehe Chaos Theory von Leo Strauss (1899 – 1973) war Spezialist der politischen Philosophie. Er versammelte um sich eine kleine Gruppe von Studenten, von denen die meisten später für das Verteidigungsministerium arbeiteten. Sie bildeten eine Art Sekte und inspirierten die Pentagon-Strategie…. Zionisten geben nie auf. Anm.d.Ü.).

– Irakischer Politiker und Kleriker sind gegen die Idee, und zu sagen, dass nur das irakische Volk über die Zukunft ihres Landes entscheiden kann.

– „Dieses Szenario ist nicht neu, es geht bis auf 2007 und 2008 zurück, als Joe Biden sagte, dass Irak in drei Staaten geteilt werden soll: Kurden, Schiiten und Sunniten. Nun andere Länder versuchen, dieses Projekt zu implementieren um im Irak die Situation zu kontrollieren“, sagte Najem Qassab, irakische politische Analytiker, Press TV am Samstag.

– Qassab, sagte jedoch, dass das „Irakische Volk über das Schicksal ihrer Heimat entscheiden soll.

– Hashem Haboubi, einem anderen irakischen Politologe, sagte auch: „die Karte des Irak und der Region kann nicht von den Vereinigten Staaten hergestellt werden, es ist die Entscheidung der Bürger (der Irak) und die Menschen in dieser Region, wir werden solche Pläne zu vereiteln“. (Wie oben gesagt, dann sollten sich die Iraker warm anziehen, weil die AIPAC Zionisten-Vertretung in USA sehr mächtig ist, und wird durch Geld und Erpressung alles tun um den Oded Yinon Plan zu implementieren. Anm.d.Ü).

– Am Mittwoch warnte der einflussreiche irakischen Schiiten Geistlichen Muqtada al-Sadr, den US-Kongress, das umstrittene Gesetz zu verabschieden.

– „Wir sehen uns daher verpflichtet, unsere militärischen Flügel wieder zu aktivieren und beginnen die US-Interessen im Irak als auch außerhalb anzugreifen“, sagte al-Sadr, der einmal die mächtige Mahdi-Armee geführt hat und noch immer großen Einfluss in der schiitischen Bevölkerung genießt.

– Die USA und ihre Verbündeten haben koordinierte Luftangriffe gegen die so genannte ISIS-Stellungen im Nordirak seit Juni 2014 gestart. Jedoch haben sie effektiv versagt die benötigte Unterstützung für die Zentralregierung in Bagdad zu bieten, die riesige Ressourcen im Kampf gegen die Takfiris in verschiedenen Teilen des Landes gewidmet hat.

Geopolitik des Syrien-Krieges und Geopolitik des Krieges gegen Daesh

In dieser neuen und originellen Analyse legt Thierry Meyssan die geopolitischen Gründe für das Scheitern des Krieges gegen Syrien vor und die tatsächlichen Ziele des so genannten Krieges gegen Daesh. Dieser Artikel ist besonders wichtig für das Verständnis der aktuellen internationalen Beziehungen und der Kristallisation der Konflikte in der Levante (Irak, Syrien und Libanon).

| Rom (Italien) | 21. Oktober 2014
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Die drei Krisen innerhalb der Koalition

Wir erleben die dritte Krise im Lager der Aggressoren seit dem Beginn des Krieges gegen Syrien.

- Im Juni 2012, während der Genfer Konferenz 1, die die Rückkehr zum Frieden und eine neue Aufteilung des Nahen Ostens zwischen den USA und Russland organisieren sollte, forderte Frankreich, das gerade François Hollande gewählt hatte, eine restriktive Auslegung des Schlusskommuniqués. Dann organisierte es die Wiederbelebung des Krieges, mit Hilfe von Israel, der Türkei und der Unterstützung von US-Außenministerin Hillary Clinton und des Direktors der CIA, David Petraeus.

- Nachdem Clinton und Petraeus von Präsident Obama eliminiert worden waren, organisierte die Türkei im Sommer 2013 mit Israel und Frankreich die chemische Bombardierung von Ghutta nahe bei Damaskus und schrieben sie Syrien zu. Aber die Vereinigten Staaten weigerten sich, sich auf eine Strafexpedition einzulassen.

- Im Januar 2014 ließen die Vereinigten Staaten in einer geheimen Sitzung des Kongresses die Finanzierung und Bewaffnung von Daesh wählen, mit der Mission, in die sunnitische Zone von Irak und in das kurdische Gebiet von Syrien einzudringen, um so diese großen Staaten zu teilen. Frankreich und die Türkei bewaffneten Al Kaida (al-Nusra Front), damit sie Daesh angreift und die USA zwingt, zum ursprünglichen Plan der Koalition zurückzukehren. Wenn sich auch Al-Kaida und Daesh im Mai nach einem Aufruf zur Ruhe von Ayman al-Zawahiri versöhnt haben, machen Frankreich und die Türkei noch immer nicht bei den alliierten Bombenangriffen mit.

Im Großen und Ganzen besteht die Koalition der Freunde von Syrien, die im Juli 2012 „ca. hundert Staaten und internationale Organisationen“ ausmachte, nur mehr aus 11 Mitgliedern. Die Koalition gegen Daesh umfasst, offiziell, „mehr als 60 Staaten“, aber sie haben so wenig miteinander gemeinsam, dass ihre Liste geheim bleibt.

Unterschiedliche Interessen

In der Tat besteht die Koalition aus vielen Staaten, von denen jeder einzelne, spezifische Ziele verfolgt und sie können sich auch nicht auf ein gemeinsames Ziel einigen. Man kann vier Kräfte unterscheiden:

- Die Vereinigten Staaten versuchen das Öl in der Region zu kontrollieren. Im Jahr 2000 hatte die National Energy Policy Development Group (NEPDG), unter dem Vorsitz von Dick Cheney, die Weltreserven von Kohlenwasserstoffen durch Satellitenbilder und Daten aus Bohrungen identifiziert und hatte riesige syrische Gasreserven entdeckt. Während des Militärputsches von 2001 beschloss Washington, eines nach dem anderen, acht Länder anzugreifen (Afghanistan, Irak, Libyen, den Libanon und Syrien, Sudan, Somalia, und den Iran), um ihrer natürlichen Ressourcen Herr zu werden. Seine Mitarbeiter beschlossen dann den Plan der Umgestaltung des „Nahen und mittleren Ostens“ (der auch den Abbau der Türkei und Saudi-Arabiens vorsieht), während das US-Außenministerium im Folgejahr seine Abteilung MENA schuf, um den „arabischen Frühling“ zu organisieren.

- Israel verteidigt seine nationalen Interessen: kurzfristig verfolgt es, Schritt für Schritt, seine territoriale Expansion. Gleichzeitig und ohne zu warten, den ganzen Raum zwischen den zwei Flüssen, dem Nil und Euphrat zu kontrollieren, will es die ganze wirtschaftliche Tätigkeit der Gegend überwachen können, worunter vor allem die Kohlenwasserstoffe. Um seinen Schutz im Zeitalter der Raketen zu sichern, will es erstens eine Sicherheitszone an seiner Grenze kontrollieren (heute hat es die UN-Blauhelme von der Grenze des Golan verjagt und sie durch Al Kaida ersetzt) und zweitens die ägyptischen und syrischen Armeen neutralisieren, indem es sie von der hinteren Seite bedroht (Entfaltung der Patriot-Raketen der NATO in der Türkei, Schaffung eines Kurdistans im Irak und des Süd-Sudans).

- Frankreich und die Türkei setzen ihren Traum der Wiederherstellung ihrer Imperien fort. Frankreich hofft, ein Mandat über Syrien zu bekommen, oder zumindest über einen Teil des Landes. Es hat die Freie Syrische Armee geschaffen und ihr die grüne, weiße und schwarze Flagge mit drei Sternen aus dem französischen Mandat gegeben. Die Türkei will ihrerseits das Osmanische Reich wiederherstellen. Sie hat seit September 2012 einen Wali zur Verwaltung der Provinz ernannt. Die türkischen und französischen Projekte sind kompatibel, da das Osmanische Reich eingeräumt hatte, dass einige seiner Provinzen von anderen Kolonialmächten verwaltet werden können.

- Schließlich wissen Saudi Arabien und das Katar, dass sie nur überleben können, wenn sie den Vereinigten Staaten dienen und die säkularen Regime bekämpfen, von denen die Arabische Republik Syrien jetzt der einzige Vertreter in der Region ist.

Die Entwicklung der Koalition

Diese vier Kräfte konnten nur während dem ersten Teil des Krieges, von Februar 2011 bis Juni 2012 zusammen arbeiten. Es handelte sich in der Tat um eine vierte-Generation-Strategie: einige Gruppen von Spezial-Kräften organisierten hier und da Vorfälle und Hinterhalte, während das Atlantische- und Golf-Fernsehen eine Alawiten-Diktatur, die eine demokratische Revolution unterdrückte, in Szene setzte. Die investierten Summen und die eingesetzten Soldaten machten nicht viel aus und jeder dachte, nach dem Sturz der Arabischen Republik Syrien ein wenig auf seinen Vorteil bedacht sein zu können.

Anfang 2012 jedoch begann die syrische Bevölkerung daran zu zweifeln, dass Präsident Baschar Al-Assad Kinder gefoltert habe und dass die Republik zugunsten eines konfessionellen Systems von libanesischer Art gestürzt würde. Die Belagerung der Takfiristen des islamischen Emirats von Baba Amr ließ die Niederlage der Operation voraussehen. Frankreich verhandelte dann einen Weg aus der Krise und die Rückerstattung der französischen Offiziere, die gefangen genommen worden waren. Die Vereinigten Staaten und Russland handelten aus, das Vereinigte Königreich und Frankreich zu ersetzen und sich die gesamte Region zu teilen, wie London und Paris es mit dem Sykes-Picot-Abkommen von 1916 gemacht hatten.

Seit dieser Zeit funktioniert nichts mehr in der Koalition. Ihre wiederholten Niederlagen zeigen, dass sie nicht gewinnen werden kann.

Im Juli 2012 versammelte Frankreich mit großem Tamtam in Paris das wichtigste Treffen der Koalition und setzte den Krieg fort. Die Rede von François Hollande war in Englisch geschrieben worden, wahrscheinlich von den Israelis, und dann ins Französische übersetzt. US-Außenministerin Hillary Clinton und Botschafter Robert S. Ford (von John Negroponte ausgebildet) begannen den größten geheimen Krieg der Geschichte. Wie einst in Nicaragua rekrutierten private Armeen Söldner und schickten sie nach Syrien. Aber diesmal wurden diese Söldner ideologisch geschult um Dschihadisten Horden zu bilden. Die Überwachung der Vorgänge entging dem Pentagon, das Außenministerium und die CIA bekamen sie. Die Kosten dieses Krieges waren ungeheuer, aber sie wurden nicht dem Finanzministerium der Vereinigten Staaten, von Frankreich oder der Türkei angelastet, weil sie von Saudi-Arabien und dem Katar voll übernommen wurden.

Laut der Atlantik- und Golfpresse kamen Tausende von Ausländern, um der „syrischen demokratischen Revolution“ Hilfe zu leisten. Vor Ort jedoch war nirgends etwas von einer „demokratischen Revolution“ zu sehen, sondern Gruppen von Fanatikern skandierten Parolen wie „friedliche Revolution: die Christen nach Beirut, die Alawiten ins Grab!“ [1] oder „Nein dem Hisbollah, nein dem Iran, wir wollen einen Präsidenten, der Gott fürchtet!“ [2]. Laut der syrischen arabischen Armee sind es keine paar tausende, sondern 250.000 ausländische Dschihadisten, die ab Juli 2012 bis Juli 2014 gekommen wären, um zu kämpfen und zu sterben.

Jedoch am Tag nach der Wiederwahl zwang Barack Obama den Direktor der CIA, General David Petraeus zum Rücktritt, und entledigte sich Hillary Clintons bei der Bildung seiner neuen Regierung. So war die Koalition Anfang 2013 fast nur mehr auf Frankreich und die Türkei gestützt, die Vereinigten Staaten machten so wenig wie möglich. Das ist offensichtlich der Augenblick auf den die syrische arabische Armee wartete, um ihre unerbittliche Rückeroberung des Territoriums zu starten.

François Hollande und Recep Tayyip Erdoğan, Hillary Clinton und David Petraeus wollten die säkulare Republik stürzen und ein sunnitisches Regime verhängen, das unter die direkte Verwaltung der Türkei gestellte würde, aber auch mit einigen französischen Beamten. Ein von Ende des 19. Jahrhunderts geerbtes Modell, das aber für die Vereinigten Staaten kein Interesse darstellte.

Barack Obama und seine beiden Sekretäre der Verteidigung, Leon Panetta und Chuck Hagel, sind von einer ganz anderen politischen Vision animiert: Panetta kommt von der Baker-Hamilton-Kommission und Obama wurde mit dem Programm dieser Kommission auch gewählt. Ihrer Meinung nach sollten die Vereinigten Staaten nicht eine Kolonialmacht im mediterranen Sinn des Wortes sein, was bedeutet, dass sie nicht die Kontrolle eines Gebietes durch die Installation von Siedlern erreichen sollten. Das Experiment von Bush im Irak war extrem teuer im Vergleich zu seiner Rendite. Es sollte nicht wiedergemacht werden.

Nachdem die Türkei und Frankreich versucht hatten, die Vereinigten Staaten durch die Inszenierung der chemischen Krise des Sommer 2013 zu einer weiten Bombardierung Syriens zu verleiten, haben das Weiße Haus und das Pentagon beschlossen, wieder das Steuer in die Hand zu nehmen. Januar 2014 riefen sie eine geheime Sitzung des Kongresses zusammen und erließen ein geheimes Gesetz zur Genehmigung eines Teilungsplans des Irak in drei Teile und zur Abspaltung der kurdischen Gegend von Syrien. Dazu beschlossen sie, eine Dschihad-Gruppe zu finanzieren und zu bewaffnen, die in der Lage wäre zu realisieren, was das internationale Recht der US-Armee verbietet: eine ethnische Säuberung.

Barack Obama und seine Armeen betrachten die Umgestaltung des „Nahen erweiterten Ostens“ nicht als ein Ziel an sich, sondern nur als ein Mittel, um die natürlichen Ressourcen zu kontrollieren. Sie verwenden ein klassisches Konzept, Teilen um zu erobern, nicht um sich Königs- und Präsidenten Positionen in neuen Staaten zu schaffen, sondern um die Politik der Vereinigten Staaten seit Jimmy Carter weiterzuführen.

In seiner Rede zur Lage der Union am 23. Januar 1980 bestimmte Präsident Carter die Doktrin, die seinen Namen trägt: die USA sind der Ansicht, dass Öl aus dem Golf entscheidend für ihre Wirtschaft wäre und ihnen gehöre. Dementsprechend würde jegliche Infragestellung dieses Axioms als „Beeinträchtigung der vitalen Interessen der Vereinigten Staaten von Amerika eingeschätzt werden und eine solche Gefährdung mit allen notwendigen Mitteln, einschließlich militärischer Gewalt, zurückgewiesen werden“. Im Laufe der Zeit hat Washington das Instrument dieser Politik, das CentCom, aufgebaut und hat seine Reichweite bis zum Horn von Afrika erweitert.

Deshalb hat die aktuelle Bombardierung durch die Koalition nichts mehr mit dem ursprünglichen Wunsch, die Arabische Republik Syrien zu stürzen, zu tun. Sie hat auch nichts mit seiner Anzeige für den „Krieg gegen den Terror“ zu tun. Sie soll nur die wirtschaftlichen Interessen der Vereinigten Staaten verteidigen, ggf. durch die Schaffung neuer Staaten, aber nicht unbedingt.

Das Pentagon wird derzeit symbolisch durch einige saudi-arabische und katarische Flugzeuge unterstützt, aber nicht von Frankreich oder der Türkei. Es beansprucht selbst, mehr als 4.000 Luftangriffe durchgeführt zu haben, aber nicht mehr als 300 Kämpfer des islamischen Emirats getötet zu haben. Wenn wir uns an die offizielle Rede halten, macht das mehr als 13 Luftangriffe und man weiß nicht wie viele Bomben und Raketen, um einen einzigen Dschihadisten zu töten. Dies wäre dann die teuerste und am wenigsten effiziente Luftoperation der Geschichte. Aber wenn man die vorangegangene Argumentation bedenkt, kommt der Angriff von Daesh gegen den Irak einer Manipulation des Ölpreises gleich, der von $ 115 auf $ 83 pro Barrel gefallen ist, ein Rückgang von 25 %. Nuri al-Maliki, der rechtmäßig gewählte irakische Premierminister, verkaufte die Hälfte seines Öls an China, wurde aber plötzlich beschuldigt und gestürzt. Daesh und die regionale Regierung von Kurdistan haben selbst ihren Öl-Diebstahl und Export um ca. 70 % verringert. Die gesamten chinesischen Öl-Installationen, die von chinesischen Unternehmen verwendet wurden, wurden schlicht und einfach zerstört. De facto ist das irakische und syrische Öl dem chinesischen Käufer entkommen und wurde dem internationalen, von den Vereinigten Staaten gesteuerten Markt, einverleibt.

Letztlich ist diese Luft-Kampagne eine direkte Anwendung der „Carter-Doktrin“ und eine Warnung für Präsident Xi Jinping, der vereinzelt versucht, bilaterale Verträge für die Belieferung seines Landes mit Kohlenwasserstoffen zu schließen, ohne auf den internationalen Markt zu gehen.

Vorgriff auf die Zukunft

Aus dieser Analyse schließen wir, dass:

- In der laufenden Periode akzeptieren die Vereinigten Staaten nur Kriege, um ihre strategischen Interessen der Beherrschung des internationalen Ölmarkts zu verteidigen. Daher könnten sie Krieg gegen China machen, aber nicht gegen Russland.

- Frankreich und die Türkei werden niemals ihre Träume über die Wiederkolonisierung durchsetzen können. Frankreich sollte über die Rolle, die das AfriCom ihm auf dem schwarzen Kontinent zugewiesen hat, nachdenken. Es kann weiterhin in allen Staaten intervenieren, die sich China nähern möchten (Elfenbeinküste, Mali, Zentralafrikanische Republik) und die „westliche“ Ordnung wiederherstellen, aber es wird nie in der Lage, sein Kolonialreich wiederherzustellen. Die Türkei sollte auch den Ton senken. Selbst wenn es Präsident Erdoğan gelingt, eine widernatürliche Allianz zwischen der Muslimbruderschaft und den kemalistischen Offizieren aufzubauen, sollte er seine neo-osmanischen Ambitionen aufgeben. Vor allem sollte er sich daran erinnern, dass sein Land als NATO-Mitglied mehr denn je Opfer eines Pro-US Staatsstreichs werden könnte, wie es vor ihm dem Griechen Georgios Papandreou oder dem Türken Bülent Ecevit ergangen war.

- Saudi Arabien und Katar werden nie die umsonst investierten Summen für den Sturz der Arabischen Republik Syrien zurückbekommen. Schlimmer noch, es ist wahrscheinlich, dass sie für einen Teil des Wiederaufbaus zahlen werden müssen. Die Familie Saud müsste weiterhin den US-Wirtschaftsinteressen dienen, aber vermeiden, große Kriege zu führen und immer daran denken, dass Washington jederzeit beschließen kann, ihr Privateigentum, Saudi Arabien, zu teilen.

- Israel kann hoffen, weiterhin heimlich zu agieren, um mittelfristig die effektive Teilung des Irak in drei zu erreichen. Es würde so ein irakisches Kurdistan bekommen, vergleichbar mit dem von ihm geschaffenen Süd Sudan. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass es den Norden von Syrien mit dem irakischen Kurdistan verbinden kann. Ebenso ist es unwahrscheinlich, dass es die UNIFIL des Südens vom Libanon verdrängen und sie durch die Al-Kaida ersetzen kann, wie Israel es mit der UNDOF an der syrischen Grenze gemacht hat. Aber Israel hat sich in 66 Jahren daran gewöhnt, viel zu wagen, um oft ein wenig mehr zu erhalten. Es ist tatsächlich der einzige Sieger von diesem Krieg gegen Syrien und dann innerhalb der Koalition. Es hat nicht nur seit vielen Jahren den syrischen Nachbarn geschwächt, sondern auch erreicht, dass Syrien sein chemisches Arsenal aufgibt. So dass es jetzt der einzige Staat der Welt ist, der offiziell sowohl ein ausgezeichnetes Kernwaffen-Arsenal als auch ein chemisches und biologisches Arsenal besitzt.

- Der Irak ist de facto in drei separate Staaten geteilt, wovon einer, das Kalifat, nie von der internationalen Gemeinschaft anerkannt werden kann. In einem ersten Schritt sieht man nicht, was die Abspaltung des Kurdistan verhindern könnte, abgesehen von der Schwierigkeit zu erklären, durch welchen Zauber es sein Gebiet um 40 % mit Hinsicht auf seine administrative Definition vergrößert hat, nämlich durch die Besetzung der Kirkuk Ölfelder. Das Kalifat sollte allmählich einem sunnitischen Staat Platz machen, der wahrscheinlich von Männern, die offiziell von „Daesh“ ausgeschieden sind, regiert werden wird, aber in einer weniger grausamen Weise. Dies wäre ein mit Libyen vergleichbarer Vorgang, wo die Veteranen der Al-Kaida ohne den geringsten Protest ans Ruder gebracht wurden.

- Syrien wird allmählich zum Frieden zurückkehren und sich dem langen Wiederaufbau widmen. Es wird sich dafür an chinesische Unternehmen wenden, aber es wird Beijing von den Kohlenwasserstoffen weghalten. Um seine Öl-Industrie wieder aufzubauen und seine Gas Reserven zu nutzen, wird es sich an russische Firmen wenden. Das Thema der Pipeline, die Syrien durchkreuzen, wird von seinen russischen und iranischen Unterstützern abhängen.

- Der Libanon wird weiterhin unter der Drohung von Daesh leben, aber die Organisation wird nie eine andere Rolle als die der Terroristen spielen. Die Dschihadisten werden nur ein Mittel sein, um das politische Funktionieren eines Landes, das schon in Anarchie versinkt, ein wenig mehr einzufrieren.

- Schließlich sollten Russland und China dringend gegen Daesh im Irak, in Syrien und im Libanon eingreifen, nicht aus Mitgefühl für die lokale Bevölkerung, sondern weil dieses Werkzeug bald gegen sie von den Vereinigten Staaten verwendet werden wird. Wenn Daesh auch durch Prinz Saudi Abdul Rahman dirigiert wird, der es finanziert, und von dem Kalifen Ibrahim kommandiert wird, der die Operationen leitet, sind seine Offiziere ja schon jetzt Georgier, alle Mitglieder des militärischen Geheimdienstes und manchmal auch chinesisch Sprechende. Darüber hinaus gab der georgische Verteidigungsminister zu, bevor er sich dann besann, Gastgeber von Dschihad-Trainingslagern zu sein. Wenn Moskau und Peking zögern, werden sie Daesh im Kaukasus, im Fergana Tal und im Xinjiang begegnen müssen.

Übersetzung
Horst Frohlich

[1] ’Friedliche Revolution’ bedeutet hier, dass man Sunniten nicht wehtun wird.

[2] Zu Beginn des Krieges war die Hisbollah nicht in Syrien, aber die Arabische Republik Syrien unterstützte die Hisbollah militärisch in ihrem Kampf gegen die israelischen Angreifer. Es ging daher nicht um die Hisbollah aus Syrien zu vertreiben, sondern aufzuhören, den Widerstand (der Hisbollah) zu unterstützen.

– Washington wiederbelebt sein Projekt der Spaltung des Irak
von Thierry Meyssan –

– Der plötzliche Zusammenbruch des irakischen Staates wird von der internationalen Presse als Folge des Angriffs der Terrororganisation EIIL dargestellt. Aber wer kann denn glauben, dass ein mächtiger von Washington bewaffneter und organisierter Staat, in weniger als einer Woche vor einer islamistischen, offiziell vollkommen unabhängigen Gruppe zusammenbrechen könnte? Darüber hinaus, wer könnte auch glauben, dass die Befürworter des EIIL in Syrien seine Aktion im Irak aufrichtig verurteilen? Thierry Meyssan zeigt die Unterseite der Karten.
Voltaire Netzwerk | 16. Juni 2014

Karte – http://www.voltairenet.org/article184301.html
Die Karte des „Nahen erweiterten Ostens“ (Greater Middle East) nach Angaben des amerikanischen Generalstabes, von Oberst Ralph Peters im Jahr 2006 veröffentlicht.

– Seit 2001 versucht der Generalstab der Vereinigten Staaten, den „Nahen erweiterten Osten“ in eine Vielzahl von kleinen ethnisch homogenen Staaten zu spalten. Die Karte der neu gestalteten Umgebung wurde im Juli 2006 veröffentlicht. [1]. Sie plant, den Irak in drei Teile aufzuspalten, in einen sunnitischen, einen schiitischen und einen kurdischen Staat.

– Das Versagen Israels gegenüber der Hisbollah im Sommer 2006 [2], und jenes von Frankreich und des Vereinigten Königreichs gegen Syrien in den Jahren 2011-14 lassen annehmen, dass dieser Plan aufgegeben worden war. Dem ist aber nicht so: der US-Stab versucht ihn wiederherzustellen, durch moderne Condottieri, welche die Dschihadisten sind.

– Die Ereignisse der letzten Woche im Irak müssen in diesem Licht gesehen werden. Die internationale Presse besteht auf der Offensive des islamischen Emirats im Irak und in der Levante (EIIL oder «Daesh „auf Arabisch), aber sie ist nur ein Teil der umfangreichen laufenden Aktion.

– Die koordinierte Offensive des EIIL und der Kurden –

– In einer Woche eroberte das EIIL, was ein sunnitisches Emirat werden sollte, während die Peschmergas erobert haben, was der unabhängige kurdische Staat sein sollte.

– Die von Washington ausgebildete irakische Armee schenkte den Ersten Ninive und den Letzteren Kirkuk. Ihre Befehls-Struktur hat ihren Zerfall erleichtert: hochrangige Offiziere mussten dem Amt des Premierministers Bericht ablegen bevor sie ihre Truppen abziehen; sie waren nicht nur jeglicher Initiative beraubt, aber sie waren auch wie Duodezfürsten auf ihren Wirkungsgebieten installiert. Daher war es dem Pentagon recht einfach, einige Offiziere zu bestechen, damit sie ihre Soldaten zur Desertion überredeten.

– Die von dem Premierminister Nuri-al-Maliki einberufenen Parlamentarier sind auch übergelaufen und haben aufgrund mangelnder Beschlussfähigkeit den Ausnahmezustand nicht gewählt, und haben somit die Regierung ohne Reaktions-Möglichkeit gelassen.

– Ohne eine andere Möglichkeit, um die Einheit seines Landes zu retten, hat Herr al-Maliki an alle erdenkliche Verbündete appelliert. Er wendete sich zuerst an sein eigenes Volk im allgemeinen und insbesondere an die schiitischen Milizen von seinem Rivalen Muktada el-Sadr (der Mahdi-Armee), dann an die Hüter der iranischen Revolution (Generalmajor Qassem Fehmi, Commander der Force Jerusalem, der sich derzeit in Bagdad befindet), und schließlich an die Vereinigten Staaten, die er gebeten hat zurückkommen, um die Angreifer zu bombardieren.

– Die westliche Presse hebt nicht ohne Grund Punkte hervor, dass die Regierungsweise des Ministerpräsidenten oft die sunnitische Minderheit und die Laizisten der Baath-Partei verletzte, so sehr erschien sie die Schiiten aus Prinzip zu favorisieren. Diese Beobachtung ist jedoch nur relativ: die Iraker erneuerten bei den Wahlen vom 30. April die Koalition von Nuri al-Maliki. Sie gewann ein Viertel der Stimmen, also dreimal mehr als die Bewegung von Muktada el-Sadr, und der Rest der Stimmen verteilte sich auf eine Vielzahl von kleinen Parteien.

– Die Vorbereitung der Offensive gegen die Autorität von Bagdad –

– Die Offensive des EIIL einerseits und der Peschmergas andererseits wurde seit Langem vorbereitet.

– Das irakische Kurdistan hat erst unter dem Schutz der Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich mit den zwischen den zwei westlichen Invasionen (1991-2003) verordneten Luft-Sperrzonen begonnen, zu existieren. Seit dem Sturz des Präsidenten Saddam Hussein hat es eine sehr starke Autonomie erworben und ist in die israelische Einfluss-Zone gekommen. Aus dieser Sicht ist es undenkbar, dass Tel Aviv bei der Einnahme von Kirkuk gefehlt hat. Es bleibt die Tatsache, dass die aktuelle Landesregierung in Erbil ihre Zuständigkeit auf das ganze vom amerikanischen Generalstab vorgesehene irakische Gebiet ausgedehnt hat, um das unabhängige Kurdistan zu bilden.

– Das EIIL ist eine sunnitische Stammes-Miliz, die Kämpfer der Al-Qaida im Irak nach dem Abgang von Paul Bremer III und der Übergabe der politischen Macht auf die Iraker eingegliedert hat. Am 16. Mai 2010 wurde ein Führer der Al-Qaida im Irak, Abu Bakr el-Baghdadi, der unter unbekannten Umständen freigelassen wurde, zum Emir ernannt und hat später versucht, die Organisation unter die Leitung der Al-Qaida zu stellen.

– Anfang 2012 erstellen die EIIL-Kämpfer in Syrien Dschabhat al-Nusra (also die Unterstützungs-Front für das Volk der Levante), als eine syrische Al-Qaida-Filiale. Diese Gruppe entwickelt sich mit der Wiederbelebung des französisch-britischen Angriffs gegen Syrien im Juli 2012. Sie wird schließlich von Washington am Ende des Jahres als „terroristische Organisation“ klassifiziert, trotz der Proteste des französischen Außenministers, der sie als „Leute, die Arbeit vor Ort tun“ (SIC!) begrüßt [3].

– Die Erfolge der Dschihadisten in Syrien bis Mitte 2013 haben die Attraktivität ihrer Gruppen verändert. Das offizielle Projekt der Al-Qaida einer globalen islamischen Revolution erschien utopisch, während die Schaffung eines islamischen Staates in einem bestimmten Gebiet machbar schien. Daher die Idee, ihnen die Umgestaltung des Irak anzuvertrauen, die das US-Militär nicht realisieren konnte.

– Das Lifting des EIIL wurde im Frühjahr 2014 mit der Befreiung seiner westlichen Gefangenen gemacht: Deutsche, Briten, Dänen, Amerikaner, Franzosen und Italiener. Ihre ersten Aussagen bestätigten in allen Punkten die Informationen der syrischen Geheimdienste: das EIIL wird von US-, saudi- und französischen Offizieren geführt. Jedoch schnell danach zogen die entlassenen Gefangenen ihre Geständnisse zurück, und bestritten ihre Aussagen über die Identität ihrer Wächter.

– Es war in diesem Zusammenhang, dass das EIIL, als Rivale posierend, mit Al-Qaida im Mai 2014 gebrochen hat, während Al-Nusra der offizielle Teil der Al-Qaida in Syrien blieb. Natürlich ist all das nur Gerede, da in Wirklichkeit diese Gruppen seit ihrer Gründung von der CIA gegen russische Interessen (Afghanistan, Bosnien, Tschetschenien, Irak, Syrien) unterstützt werden.

– Als es im Mai wieder eine regionale Organisation wurde (und nicht mehr die Filiale einer weltweiten Organisation), war das EIIL bereit, die Rolle zu spielen, die seine Sponsoren ihm vor einigen Monaten zugewiesen hatten.

– Die Organisation wird auf dem Boden tatsächlich von Abu Bakr al-Baghdadi kommandiert, aber sie ist unter der Leitung von Prinz Abdul Rahman al-Faisal, dem Bruder von Prinz Saud al-Faisal (dem saudi-arabischen Minister für auswärtige Angelegenheiten seit 39 Jahren) und von Prinz Turki al-Faisal (ehemaliger Direktor des Geheimdienstes und aktuelle Botschafter in Washington und London).

– Im Mai kaufte al-Faisal eine Waffenfabrik in der Ukraine. Bestände an schweren Waffen wurden auf dem Luftweg zu einem türkischen Militär-Flughafen transportiert, von wo der MIT (türkischer Geheimdienst) sie über Sonderzüge dem EIIL zugeführt hat. Es scheint wahrscheinlich, dass diese Lieferkette ohne die NATO nicht umgesetzt hätte werden können.

– Die Offensive des EIIL –

– Die Panik, die die irakische Bevölkerung ergriff, spiegelt die Verbrechen des EIIL in Syrien wider: Kehlen Abschneiden in aller Öffentlichkeit von „abtrünnigen Muslimen“ und Kreuzigungen von Christen. Laut William Lacy Swing (ehemaliger US-Botschafter in Südafrika, und dann in den Vereinten Nationen und aktueller Direktor des Büros der internationalen Migration) wären mindestens 550 000 Iraker vor den Dschihadisten geflohen.

– Diese Zahlen zeigen die Torheit der westlichen Schätzungen über das EIIL, nach denen es nur über 20.000 Kämpfer in Syrien und im Irak verfüge. Die Wahrheit ist wahrscheinlich 3-mal grösser, um die 60.000 Kämpfer; der Unterschied kommt ausschließlich von Ausländern, die in aller Welt (der Moslems) rekrutiert wurden und oft auch nicht Araber sind. Diese Organisation wurde die größte private Armee der Welt, die die moderne Rolle der Condottiere der europäischen Renaissance spielt.

– Sie sollte angesichts ihrer Kriegsbeute auch noch stärker werden. So beschlagnahmte sie in Mossul den Tresor des Bezirkes von Ninive, d.h. $ 429 Millionen in Bargeld (was genügt ihre Kämpfer ein ganzes Jahr lang zu bezahlen). Darüber hinaus hat sie viele Humvee-Jeeps und 2 Kampfhubschrauber erbeutet, die sie sofort ihrer Truppe einverleibt hat. Die Dschihadisten verfügen nicht über die Mittel, Piloten auszubilden, und die internationale Presse schlägt vor, es seien ehemalige Offiziere der Baath-Partei von Präsident Saddam Hussein. Es ist höchst unwahrscheinlich angesichts des Krieges zwischen den säkularen Baathisten und den Dschihadisten, die den Hintergrund des Krieges in Syrien bilden.

– Internationale Reaktionen –

– Die Offensive der Peschmergas und des EIIL wurde von den Anhängern von Saudi Arabien in der Region erwartet. So hat der libanesische Präsident Michel Suleiman (der eine Rede im Januar mit einem dröhnenden „Lang lebe Saudi-Arabien!“ abgeschlossen hatte, statt einem „Es lebe der Libanon!“) mit allen Mitteln versucht, eine Verlängerung seiner Amtszeit (Ende Mai) für die kommenden sechs Monaten zu erhalten, um während der aktuellen Krise am Ruder zu sein.

– Wie auch immer, die internationalen Reaktionen auf die Krise im Irak sind unvereinbar: alle Staaten ohne Ausnahme verurteilen das EIIL im Irak und prangern den Terrorismus an, während manche von ihnen – die USA und ihre Verbündeten – gleichzeitig das EIIL als objektive Verbündete gegen den syrischen Staat betrachten, und einige diese Offensive auch sponsern – die Vereinigten Staaten, Saudi-Arabien, Frankreich Israel und die Türkei.

– In den Vereinigten Staaten ist die öffentliche politische Diskussion zwischen Republikanern, die eine militärische Entfaltung im Irak wollen, und den Demokraten, die die Instabilität denunzieren, die durch das Eingreifen von George W. Bush gegen Saddam Hussein verursacht wurde. Dieses kleine Spiel gestattet zu verbergen, dass die aktuellen Ereignisse den strategischen Interessen des Generalstabes dienen und, dass er direkt daran beteiligt ist.

– Es könnte aber auch sein, dass Washington Ankara in die Falle gelockt hat. Das EIIL hätte zur gleichen Zeit versucht, die Kontrolle über das Grab von Süleyman Şah, Syrien im Raqqa-Landkreis zu erlangen. Dieses Grab ist Eigentum der Türkei, die eine kleine Garnison unter der Klausel der Exterritorialität laut dem Vertrag von Ankara (1921 von den französischen Kolonialherren auferlegt) vor Ort hat. Aber diese Aktion kann sehr gut von der Türkei selbst gesponsert worden sein, die geplant hatte, somit einen Vorwand für eine offene Intervention in Syrien zu finden [4].

– Viel schlimmer: bei der Einnahme von Mossul hat das EIIL 15 türkische Diplomaten und ihre Familien sowie 20 Mitglieder der türkischen Spezialeinheit in ihrem Konsulat gefangen genommen, was den Zorn von Ankara verursachte. Das EIIL hatte auch einige LKW-Fahrer verhaftet, die später freigelassen wurden. Die Türkei, die die Logistik des Anschlags des EIIL geleitet hat, fühlte sich betrogen, ohne dass man derzeit wüsste, ob der Betrug von Washington, von Riyad, Paris oder Tel Aviv kam. Dieser Fall erinnert an die Verhaftung am 4. Juli 2003 von 11 Mitgliedern der türkischen Spezialeinheit durch die US-Armee in Suleimaniah (Irak), die durch den Film Tal der Wölfe – Irak popularisiert wurde [5]. Diese Episode hatte die größte Krise der letzten 60 Jahre zwischen den beiden Ländern verursacht.

– Die wahrscheinlichste Hypothese ist, dass Ankara nicht die Teilnahme an einer so breiten Offensive geplant hatte und dann nebenbei entdeckte, dass Washington die Schaffung von Kurdistan programmiert habe. Nun, laut der veröffentlichten Karten im Jahr 2006, soll dieses jedoch einen Teil der Türkei miteinschließen, da die Vereinigten Staaten geplant hatten, nicht nur ihre Feinde, sondern auch ihre Verbündeten zu sezieren. Die Festnahme der türkischen Diplomaten und Spezialeinheiten wäre eine Möglichkeit gewesen, Ankara daran zu hindern, die Operation zu sabotieren.

– Als Donnerstag die Sonderbeauftragte der Vereinigten Staaten im Sicherheitsrat, Botschafterin Samantha Power, aus Amman in Ankara ankam, verurteilte sie scheinheilig die Taten des EIIL. Die Präsenz im Nahen Osten der Beweihräucherin des moralischen Interventionismus von Washington legt nahe, dass eine US-Antwort in der Inszenierung vorgesehen war.

– Der Iran seinerseits erklärte sich bereit, die Regierung des schiitischen al-Maliki durch Senden von Waffen und militärischen Beratern zu retten, aber keine Kämpfer schicken zu wollen. Der aktuelle Umsturz des irakischen Staates nützt Saudi Arabien, dem regionalen Erzrivalen von Teheran, obwohl Außenminister Prinz Saud al-Faisal (Bruder von dem Schutzherrn des EIIL) ihn eingeladen hat, um zu verhandeln.

Thierry Meyssan

Übersetzung
Horst Frohlich

Quelle
Al-Watan (Syrien)

[1] « Blood borders : How a better Middle East would look », Ralph Peters, Armed Forces Journal, June 2006.

[2] L’effroyable imposture : Tome 2, Manipulations et désinformations, par Thierry Meyssan, éd. Alphée 2007.

[3] Cité in « Pression militaire et succès diplomatique pour les rebelles syriens », par Tsabelle Mandraud (avec Gilles Paris), Le Monde, 14 décembre 2012.

[4] „Türkische Verschwörung um offenen Krieg gegen Syrien zu führen“, Traduction Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 30. März 2014.

[5] « L’anti-Hollywood turc à l’assaut des crimes états-uniens », par Mireille Beaulieu, Réseau Voltaire, 5 mai 2006 (Auch auf Spanisch).
Thierry Meyssan