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Bulgarien, Zypern, Griechenland, Ungarn und Rumänien bilden eine pro-israelische Front

| 4. Februar 2016

-Bulgarien, Zypern, Griechenland, Ungarn und Rumänien haben eine Übereinkunft mit dem hebräischen Staat getroffen, um ihre Positionen in der Europäischen Union zu behaupten.

-Am 18. Januar schlossen sich die fünf Staaten zusammen, um die europäischen Außenminister zu zwingen, jede Kritik an Israel aus dem Schlusskommuniqué ihres monatlichen Gipfeltreffens zurückzuziehen.

-Am 29. Januar 2016 beschlossen Zypern, Griechenland und Israel ein Abkommen zum Bau einer Ferngasleitung und zum Gasexport in die Europäische Union. Für diese beiden Staaten bedeutet das eine vollständige Umkehr ihrer Politik auf Initiative von Aléxis Tsípras.

- “Cyprus – Israel – Greece Trilateral Summit Declaration”, Voltaire Network, 28 January 2016.
- “Birth of a Geopolitical Bloc: The Israel-Greece-Cyprus Axis”, Haaretz, January 31, 2016.

Übersetzung
Sabine

https://deutsch.rt.com/der-nahe-osten/35751-sie-kennen-sich-damit-aus/
Griechenland: „Sie kennen sich damit aus – Türkei verletzte Luftraum allein 2015 bisher 1.233 mal“

Griechenland: „Sie kennen sich damit aus - Türkei verletzte Luftraum allein 2015 bisher 1.233 mal"

-Ankaras Behauptung, dass die Su-24 Jet abgeschossen wurde, weil sie angeblich für 17-Sekunden den türkischen Luftraum verletzt hätte, sorgt insbesondere in Griechenland für Entrüstung in den Sozialen Netzwerken. Die Sozialen Medien sind voll mit Beiträgen zu den “ klaren Doppelstandards der Türkei“. Denn türkische Kampf-Jets brachen allein 2014 über 2.200 und bis Oktober 2015 bereits 1.233 mal in den den griechischen Luftraum ein.

-Die Griechen fragen sich, was passiert wäre, wenn Athen Gefechte mit türkischen Flugzeugen autorisiert hätte, die die Landesgrenzen regelmäßig durchbrechen.

Foto: Iliya Pitalev / Sputnik

[Die Türkei verletzt griechischen Luftraum 40 mal am Tag. – Quelle: WikiLeaks Dokument vom Juni 2005]

-Dauernde Verletzungen des Luftraums durch türkische Kampfflieger lassen sich in griechischen Medien-Berichten bis mindestens Februar 2013 zurückverfolgen.

-Am Mittwoch veröffentlichte die Online-Zeitung Politico die Zahl der Luftraumverletzungen und verwies darauf, dass die türkische Luftwaffe für gewöhnlich zurückhaltend ist, Details über solche Grenzverletzungen mitzuteilen.

-Die Zeitung zitiert eine Statistik der Universität von Thessaly, die sich auf Zahlen des griechischen Militärs ab 2008 bezieht. Laut dieser Erhebung es gab es 2014 insgesamt 2.244 Verletzungen des griechischen Luftraums, im Vorjahr ’nur‘ 636.

 Tweet-Grafik

„Die Türken versuchen, die Souveränität über strittige Inseln zu erzwingen und Griechenland an den Verhandlungstisch zu bringen“, so Thanos Dokos, Leiter der Hellensichen Stiftung für Europa- und Außenpolitik [Hellenic Foundation for European and Foreign Policy] gegenüber Politico und betonte:

„Was [uns] beunruhigt sind die Tiefflüge, oft mit Helikoptern, über den Inseln.“

-Die Türkei respektiere den 10-Meilen Luftraum um die Ägäischen Inseln nicht, was bereits zu zahlreichen Luftkämpfen zwischen griechischen und türkischen Kampf-Flugzeugen führte. Von Januar bis Oktober 2015 wurde der griechische Luftraum 1.233 mal verletzt, darunter 31 Flüge über griechischem Boden, so die Zentrale der griechischen Luftwaffe. Griechische Medien kommentieren, dass die Türkei dabei die wirtschaftliche und politische Krise Griechenlands ausnutzten.

-„Wenn der Luftraum verletzt wird, muss man reagieren“, sagte Thanos Dokos. „Es ist sehr schwierig, sich einseitig aus einer Situation militärischer Aggression zurückzuziehen. Das ist eine tragische Situation, weil das Geld, das wir für diese Luftkämpfe mit der Türkei ausgeben, Geld ist, das wir in anderen Bereichen der Verteidigung hätten ausgeben können.“

-Sowohl die Türkei als auch Griechenland sind NATO-Mitglieder und beide Länder beanspruchen eine umstrittene 6-Meilen-Zone im Ägäischen Meer. Viele dieser Vorfälle finden im umstrittenen 4-Meilen-Radius vor der türkischen Küste statt, den Athen als sein Territorium betrachtet, aber Ankara als internationales Gewässer klassifiziert. Griechenland beansprucht zehn Meilen des Luftraums um die Inseln, die Türkei erkennt jedoch nur sechs Meilen an und argumentiert, dass alles weitere als internationaler Luftraum gilt.

Wahlen in Griechenland

Die Macht des Bildes

-Die griechische Erfahrung ist ein Schulbeispiel. Die Vereinigten Staaten, die ihre Politik gleichzeitig Brüssel, Berlin und Athen auferlegt haben, konnten dort ausprobieren, wie eine starke Oppositionsbewegung des Volkes durch Anwendung des „Doppeldenkens“ gelähmt werden kann. Jetzt muss nur noch das Gefühl von Machtlosigkeit verstärkt werden, das der Rest Europas bekommen hat, um die Angliederung der Eurozone an die Dollarzone in einem einzigen großen transatlantischen Markt möglich zu machen.

| Brüssel (Belgien) | 6. November 2015

 
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Alexis Tsipras, das Idol der „antiimperialistischen“ europäischen Linken

-Trotz der Umfragen, die ihn Seite an Seite mit der „Neuen Demokratie“ platzierten, hat Alexis Tsipras die zweiten Parlamentswahlen mit 35,46 Prozent der Stimmen gegenüber 28,10 Prozent der oben genannten Partei gewonnen. In der Folge hat er beschlossen, durch das Bündnis mit der rechten souveränistischen Partei der „Unabhängigen Griechen“ die alte Regierungsmehrheit fortzuführen. Nach Meinung mancher Beobachter wie Romaric Godin „wissen die Griechen, wie man den, der gekämpft hat, belohnt, auch wenn er am Ende verloren hat“ [1]. Ihm zufolge hat „dieser Kampfgeist“ dem griechischen Volk die Würde wiedergegeben.

-Zunächst ist anzumerken, dass die Unterstützung weit davon entfernt ist, massiv zu sein, wenn man die Höhe der Stimmenthaltungen von 45 Prozent in Betracht zieht, also zehn Punkte mehr als bei den Wahlen im Januar. Wenn man die leeren und ungültigen Stimmzettel (2,5 Prozent der abgegebenen Stimmen gegenüber 0,5 Prozent im Januar) hinzuzählt, ist es fast die Hälfte der Wähler, die ihre Missbilligung der Regierungspolitik ausdrückt. Die Enthaltung, der leere Stimmzettel ebenso wie die Unfähigkeit der Syriza-Dissidenten der „Volkseinheit“, eine politische Kraft zu bilden, die von den Wählern anerkannt wird, zeigt Misstrauen gegenüber der Gesamtheit der politischen Klasse und insbesondere die Existenz eines Gefühls von Machtlosigkeit. Warum wählen gehen, wenn das doch nichts nützt? Die totale Unterwerfung von Tsipras unter das Diktat der Gläubiger, nachdem er ein Referendum organisiert hatte, dass sich einer solchen Preisgabe massiv entgegenstellte, hat jeden Wunsch nach Widerstand zerstört. Ein Sieg der Rechten hätte eine Niederlage bedeutet, aber der Kampf gegen die Reformen hätte mit anderen Mitteln fortgesetzt werden können. Der Sieg von Tsipras hingegen stürzt die Menschen in die tiefste Demütigung, weil sie keine Worte mehr für den Kampf haben. Sie sind außerhalb der Sprache gestellt, in die Entdifferenzierung des Bildes. Die Niederlage wird zum „Sieg“ und die Zusammenarbeit mit dem Feind nennt sich „Widerstand“. Die Verkehrung ins Gegenteil auf der Ebene der Sprache geht einher mit der nachdrücklichen Umkehrung der politischen Handlungen. Die „Troika“ ist nicht mehr der Gegner der griechischen Regierung, sondern wird ihr Verbündeter in ihrem „Kampf gegen die Oligarchie und die Steuerhinterziehung“. Die Reformmaßnahmen der griechischen Regierung sollen dank der Hilfe der europäischen Institutionen wirksamer sein, was sie zu bevorzugten Instrumenten des Kampfes gegen das Finanzkapital werden lässt.

-Allerdings zeigt die Mehrheit, die Syriza erreicht hat, ihr relativer Sieg an den Urnen, trotz ihres paradoxen Charakters doch etwas Reales: den aktuellen Vorrang des Bildes vor den Tatsachen.

Ein Bild von Widerstand

-So hat die Kapitulation nicht das Bild des Ministerpräsidenten in Frage gestellt. Er hat erklären können: „Man kann mir nicht vorwerfen, dass ich nicht gekämpft habe. Ich habe bis zu einem Punkt gekämpft wie sonst niemand“ [2]. Aus einer problematischen Konfrontation tritt man heraus, um die Rolle des Opfers einzunehmen. Die Ikonografie, die durch die Opferideologie geschaffen wird, verschmilzt zwei Aspekte, sie stellt sich gleichzeitig als Abbild des Helden, der mehr gekämpft hat als jeder andere, wie auch als Opfer dar, dass die Verträge „mit dem Revolver an der Schläfe“ unterzeichnen musste. So wird der radikalen Linken eine heilige Aura verliehen. Die Mutter von Alexis, Aristi Tsipras, 73 Jahre alt, erzählt dem wöchentlichen Boulevardblatt Parapolitika (Παραπολιτικά): „In letzter Zeit isst Alexis nicht mehr, schläft nicht mehr, aber er hat keine Wahl, er hat eine Verpflichtung gegenüber dem Volk, das ihm vertraut“ [3]. Seine Ehefrau fügt hinzu: „Ich sehe ihn nur selten, er geht vom Flugplatz zum Parlament. Er hat keine Zeit, seine eigenen Kinder zu besuchen, wie könnte er mich besuchen?“ Alles reduziert sich auf das Leiden der „guten Seele“, eines getreuen, aber verwundeten Politikers. Der Vorrang des Bildes beseitigt jede Trennung zwischen dem Bürger und der Macht. Kritik wird unter diesen Umständen Ketzerei, denn sie leugnet die aufopfernde Liebe des Führers.

-Die Problematik der Konfrontation verschiebt sich vom objektiven Gegensatz zwischen den sozialen Kräften zum inneren Konflikt des Ministerpräsidenten, zu seinem Seelenzustand. Die Stofflichkeit ihrer Kämpfe ist den Menschen genommen zugunsten der Bewahrung des Bildes von Tsipras. Das Wahlergebnis bringt einen Ministerpräsidenten zurück an seinen Platz, der seine Wahlversprechen geleugnet und das Ergebnis eines Referendums, das er selbst organisiert hatte, ins Gegenteil verkehrt hat. Sein Erfolg bezeugt die Wirksamkeit eines Verfahrens, das von der Bevölkerung die Aussetzung ihrer Interessenvertretung verlangt, damit das Bild des Widerstands ihres Führers unbeschädigt bleibt.

Der Vorrang des Bildes

-Das Bild stellt das Unsichtbare zur Schau: Tsipras’ Kampf ohnegleichen. Es enthüllt, was durch die Tatsachen versteckt ist, durch seine Kapitulation vor der EU. Das Wahlergebnis macht den Blickwinkel, den Tsipras auf sich selbst hat, objektiv und setzt ihn an die Stelle des Wirklichen. Das Bild wird wirklicher als die Wirklichkeit und entkommt dem Widerspruch. Die Verschmelzung, die es zwischen den Bürgern und ihrem Führer herbeiführt, bewirkt dass sein „Widerstand“ nicht Gegenstand von Diskussionen oder Kritik ist.

-Für die griechische Regierung stand das Bild immer im Zentrum. So wurde auch der Namenswechsel ihrer Gesprächspartner, die Mutation der „Troika“ zu „Institutionen“, als Sieg dargestellt.

-Nun hat sich die griechische Regierung den Forderungen der Gläubiger total gefügt und alle Verschärfungen derselben akzeptiert. Die Forderungen der „Troika“ sind übrigens nicht zu Ende. Die neue wirtschaftliche Demütigung des Landes wird den „Institutionen“ erlauben, weitere Beschränkungen und Privatisierungen zu fordern. Die Dringlichkeit wird zur Folge haben, dass die letzteren sich nur zu Dumpingpreisen machen lassen. Nach der Kapitulation wird die Regierung nicht darum herumkommen, sich an der Zerstückelung des Landes zu beteiligen. Allerdings wird wegen der Entdifferenzierung, die das Bild erzeugt, die Preisgabe als Kampf bezeichnet werden können.

Die Entdifferenzierung zwischen einer Sache und ihrem Gegenteil

-Das Bild „ist die Sache und ist sie gleichzeitig doch nicht“, es schafft ein Gleichgewicht zwischen dem, was ist, und dem, was nicht ist. Die Kapitulation kann unter diesen Umständen als Sieg dargestellt werden. So hat Tsipras, um die Abgeordneten zur Beschleunigung der Umsetzung des Vertrags anzuspornen, der mit den europäischen „Institutionen“ unterzeichnet wurde, vor dem griechischen Parlament erklärt: „Es ist entscheidend, keinen Millimeter an Boden zu verlieren von dem, was wir durch die Unterzeichnung des Abkommens erreicht haben“ [4]. Dieser Entdifferenzierungsprozess zwischen einer Sache und ihrem Gegenteil ist eine Konstante in der Politik dieser Regierung. Die Bürger wurden durch ihren Ministerpräsidenten aufgerufen, sich durch ein Referendum gegen die Vorschläge der EU zu entscheiden, die dann von 61 Prozent der Wähler abgelehnt wurden. In der Folge akzeptierte Tsipras einen Vertrag, der noch ungünstiger für die griechische Bevölkerung war. Mehr noch, während er sich dem Diktat der EU unterwarf, erklärte er: „Ich glaube nicht an diesen Vertrag. Es ist für Griechenland und für Europa ein schlechter Vertrag, aber ich habe ihn unterzeichnen müssen, um eine Katastrophe zu verhindern“ [5].

Doppeldenk

-Panos Kammenos, der Präsident der Unabhängigen Griechen – der nationalistischen Mitgliedspartei der Regierungskoalition – und Verteidigungsminister, erklärte ebenfalls, die Annahme des Vertrags vom 13. Juli sei eine „Kapitulation“, das Ergebnis von „Erpressung“ und ein wahrer „Staatsstreich“. Er fügte hinzu: „Griechenland kapituliert, aber es ergibt sich nicht“ [6] und forderte die Abgeordneten der Mehrheit auf, für den Vertrag zu stimmen.

-Tsipras und Kammenos entwickeln hier ein Verfahren der Doppelzüngigkeit („Doppeldenk“), das darin besteht, eine Aussage im selben Moment, in dem sie ausgesprochen wurde, durch Aufrechterhaltung von dem, was man vorher zu verstehen gegeben hatte, ungültig zu machen. So müssen der Abgeordnete und der Bürger, an den diese Reden gerichtet sind, in der Lage sein, gegeneinander stehende Elemente zu akzeptieren, ohne den Widerspruch darin aufzuheben. Sie tragen also zwei Vorstellungen mit sich, die nicht miteinander vereinbar sind.

-Eine Sache und ihr Gegenteil zur selben Zeit auszudrücken, erzeugt eine Bewusstseinsspaltung. Die Leugnung des Widerspruchs zwischen den beiden Behauptungen verhindert jede Vorstellung. Es ist nicht mehr möglich, die Wirklichkeit wahrzunehmen und zu beurteilen. In der Unfähigkeit, die emotionale Belastung auf Abstand zu halten, kann man die Wirklichkeit nicht mehr überprüfen, kann ihr nur noch unterworfen sein und sie nicht mehr überdenken und organisieren.

Ein Prinzip der Unterwerfung

-Der Mensch hat also zwei Vorstellungen, die unvereinbar sind und ohne jede Verbindung miteinander. Das Leugnen des Widerspruchs zwischen diesen beiden Elementen unterdrückt jede Konfliktbereitschaft, denn es lässt im Ich zwei entgegengesetzte Behauptungen bestehen, die sich nebeneinanderstellen, ohne sich gegenseitig zu beeinflussen. Dieser Prozess wird in der Psychoanalyse „Spaltung“ genannt. Sie verhindert jede Beurteilung und zieht eine Entdifferenzierung der Bestandteile der Wirklichkeit nach sich. Der Abbau der Fähigkeit zu symbolisieren verhindert das Entstehen eines Gedächtnisses und stellt sich damit der Bildung eines „Wir“ entgegen. Da wir in Monaden umwandeln, hat schon die Sprechweise angesichts der Allmacht der europäischen Institutionen die Wirkung einer Versteinerung und führt zur Psychose: Eine andere Handlungsweise ist nicht möglich.

-George Orwell hat schon in 1984 das Instrument des „Doppeldenk“ beschrieben, das darin besteht, „zwei Meinungen beizubehalten, die sich gegenseitig aufheben, wenn man sie als widersprüchlich begreift und an beide glaubt“ [7]. Er hatte bereits „Prinzipien der Unterwerfung“ benannt, die dem Menschen jede Fähigkeit zum Widerstand nehmen und deren Zweck es ist, beim Subjekt „jede Erinnerung an die Existenz eines möglichen Widerstandsgedankens“ auszulöschen“ [8]. Die Politik, die darauf zielt, „den Widerstandsgedanken selbst“ auszulöschen, kann anschaulich gemacht werden durch die Befassung des griechischen Parlaments mit zwei Strafanträgen seitens des Generalstaatsanwalts des Obersten Gerichtshofs gegen den ehemaligen Finanzminister Yanis Varoufakis. Sie standen im Zusammenhang mit der Ausarbeitung eines – nicht ausgeführten – Plans, eine Parallelwährung zu schaffen. Der Courrier International führt aus: „Seine geheimen Überlegungen hätten weitreichende Folgen für den früheren Chef des griechischen Finanzministeriums haben können“ [9]. An Widerstand zu denken könnte eine strafbare Handlung werden.

Verstärkte Einbindung in die imperiale Struktur

-Der Vorgang des „Doppeldenk“ ist nicht auf die Wirtschafts- und Finanzpolitik der Regierung beschränkt, sondern auch in die Außenpolitik eingebunden. Der ehemalige Großrabbiner von Saloniki Rabbi Mordechai Frizis war beunruhigt über den Wahlsieg von Syriza. Er hatte hinzugefügt, dass „die Partei Syriza eine antizionistische Partei ist, die sich gegen Israel richtet“ [10]. Der angebliche Antizionismus Griechenlands hat sich kürzlich in der Unterzeichnung eines besonderen Militärabkommens mit Israel geäußert [11]. Dieses Dokument ist gleichlautend mit einem bereits vorhandenen zwischen dem letztgenannten Land und den Vereinigten Staaten. Andere Entsprechungen gibt es nicht. Es gewährleistet die rechtliche Immunität jedes Militärangehörigen während eines Einsatzes auf dem Territorium des anderen [12]. Das Abkommen legt fest, dass die israelische Marine künftig in zypriotischen Gewässern und im östlichen Mittelmeer eingreifen kann, um islamistische Angriffe gegen die griechischen Interessen und die des hebräischen Staates zu unterbinden. Eliteeinheiten des Tsahal könnten sich bei Bedarf auch auf den Gasinseln Zyperns ausbreiten oder auf den griechischen Militärbasen einrichten [13].

-Die militärische Zusammenarbeit wurde für die griechische Regierung von Panagiotis Kammenos, dem Verteidigungsminister und Mitglied der Unabhängigen Griechen [ANEL] – der nationalistischen Partei in der Regierungsmehrheit – unterschrieben. Das Abkommen kann also nur mit der Zustimmung von Syriza Bestand haben. Diese Entscheidung wurde am 6. Juli 2015 bestätigt durch die Reise des von Syriza ernannten Außenministers Nikos Kotzias nach Jerusalem zu Gesprächen mit dem israelischen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, „um die bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu stärken“.

-Mehr noch, auf Verlangen der US-amerikanischen Behörden hat die Regierung Tsipras soeben den Überflug ihres Staatsgebiets durch russische Flugzeuge auf dem Weg nach Syrien verboten, und zwar kurz vor der Lieferung militärischer und nichtmilitärischer Hilfsgüter „bestimmt für den Kampf gegen die Söldner der Islamischen Emirats“.

-Auf diese Weise ist die Ausdrucksweise Syrizas, die sich als Ergebnis eines Volkswillens darstellt, der „mit dem Imperialismus brechen“ will, begleitet von der verstärkten Einbindung in die imperiale Struktur. Das Handeln der Regierung muss das Parteiprogramm außer Acht lassen und dieses letztere muss sich von jeder konkreten Handlung zurückziehen. Der Antiimperialismus existiert nur in der Ausdrucksweise und kann sich parallel zu einer Politik entwickeln, die aus seinem Gegenteil entspringt. Wir sind außer Sprache; Rede und Wirklichkeit existieren unabhängig voneinander, die erste als einfache Litanei, als Geplapper, wie eine reine Freude also, die andere reduziert auf etwas Unsägliches, auf eine Wirklichkeit, die man nicht denken und deshalb auch nicht bekämpfen kann. Das was ausgesprochen wird, wird Wirklichkeit, beide verschmelzen miteinander. Auf diese Weise ist die Abweichung von dem, was die Regierungsmacht sagt, nicht mehr möglich.

Austerität als einzig mögliche Politik

-Alexis Tsipras hat in der Wahlkampagne lang und breit wiederholt, dass er seine Verpflichtungen einhalten werde und dabei betont, dass er nicht einverstanden sei mit der Politik der Austerität. Die griechische Regierung hat sich verpflichtet, in den nächsten drei Jahren ungefähr 223 neue Maßnahmen umzusetzen als Gegenleistung für die Bereitstellung von 86 Milliarden Euro. Das dritte Memorandum stellt Griechenland unter strenge Aufsicht. Das Geld fließt nur tropfenweise und mittels bestimmter Reformen. Es lässt der Regierung keinerlei Haushaltsinitiative [14].

-Aufgrund des Verbleibs an der Zwangskette des Euro hängt die Zukunft der Banken gleichermaßen vom guten Willen der Gläubiger ab, die allein grünes Licht geben dürfen für das in Höhe von 15 Milliarden Euro vorgesehene Programm zur Rekapitalisierung [15].

-Alexis Tsipras hat sein Aufgeben vor dem Diktat der Troika mit dem vagen Versprechen einer künftigen Schuldenumstrukturierung gerechtfertigt. Der IWF erklärte mehrfach, dies sei eine Notwendigkeit und eine Bedingung für seine Teilnahme an der Finanzierung der Reformen. Infolge der Blockade seitens Berlins wird Griechenland indessen nur mit Zinssenkungen und einer Umschuldung rechnen können und bloß längere Laufzeiten erreichen. Deutschland wird es darum gehen, durch Einsetzen einer „progressiven“ Umstrukturierung den Druck auf die griechische Regierung aufrechtzuerhalten [16]. Diese Lesart wurde bestätigt durch ein Interview mit dem Direktor des Europäischen Stabilitätsmechanismus [ESM] Klaus Regling in der Financial Times vom 1. Oktober. Er warnte, dass trotz der Erklärungen von Tsipras Griechenland nicht auf eine umfassende Neuverhandlung seiner Schulden hoffen dürfe. Daher sei das Land dazu verdammt, eine fortwährende Rente an seine Gläubiger zu zahlen und die wachsende Massenverarmung zu erfahren.

Eine erneute Verarmung des Landes

-Alexis Tsipras hat sich „auf Ehre und Gewissen“ verpflichtet, „seinem griechischen Volk“ zu dienen. Seine Ehre und sein Gewissen laufen allerdings Gefahr, im Verhältnis zu seinen Verpflichtungen gegenüber den Finanziers wenig Gewicht zu haben – eine Folge des Memorandums, das von den „Institutionen“ auferlegt und von der griechischen Regierung akzeptiert wurde. Es lässt keinerlei Raum für politische Initiative und reduziert die Souveränität des griechischen Staates auf ein Nichts.

-Die auferlegten Reformen berühren alle Wirtschaftsbereiche, selbst die unmittelbarsten des alltäglichen Lebens. Das geht vom Milchpreis bis zum Datum der Eröffnung der Schlussverkäufe, über die Sonntagsarbeit – erlaubt oder nicht –, den Anstieg der Gehälter im privaten und im öffentlichen Sektor und die Entschädigungszahlungen im Falle von Entlassungen, nicht zu vergessen den Verkauf von Medikamenten in den Supermärkten, die Liberalisierung der geschlossenen Berufszweige und die Privatisierungen [17]. Die Gläubiger werden die auf drei Jahre bewilligten 86 Milliarden Darlehen nur tröpfchenweise freigeben im Anschluss an Bewertungen des Reformfortschritts und der Beachtung der Haushaltsziele durch Athen. Der Handlungsspielraum ist gleich null, seit Ende Oktober prasselt eine Serie von Abgaben und Steuern, gekoppelt mit der Kürzung der zusätzlichen Altersversorgung, auf die Griechen. Außerdem wird die Regierung das gesetzliche Rentenalter von 65 auf 67 anheben, die Möglichkeit der Frührente verringern, die Privatisierungen zum Abschluss bringen und die Energiemärkte liberalisieren.

-Die dem Land auferlegte Sparpolitik hat schon – innerhalb von fünf Jahren – das BIP des Landes um 25 bis 30 Prozent gesenkt und noch mehr den Lebensstandard der großen Mehrheit der Bevölkerung. Die hohen Einkommen wurden dabei durch die getroffenen Maßnahmen kaum berührt. Das auferlegte Paket kann diese Tendenz nur noch verstärken: zunehmende Austerität und relativer Anstieg der Schulden. Die Griechen werden ihren Verpflichtungen nicht nachkommen können, was eine erneute Intervention von außen bedeutet. Der Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone könnte einfach nur hinausgeschoben sein. Mehr noch, Griechenland wird das Wesentliche, was ihm an nationaler Souveränität geblieben ist, verlieren, denn es muss sich an Mechanismen automatischer Ausgabenkürzungen anpassen und seine Reformen dem guten Willen der europäischen Institutionen unterordnen. Worin liegt die Katastrophe? In einer neuen rapiden und programmierten Schwächung des Landes oder im Austritt aus dem Euro, was die Zahlungsunfähigkeit erlauben würde und somit eine Möglichkeit, die wirtschaftlichen Aktivitäten wieder anzukurbeln?

Griechenland: eine optische Illusion als Ziel

-Der durch den deutschen Wirtschaftsminister Wolfgang Schäuble festgelegte Plan hat nicht vorrangig Griechenland im Visier, sondern zielt darauf ab, über Griechenland Länder mit einem bedeutenden Haushaltsdefizit wie Italien und Frankreich zu erreichen, um das, was von ihren Haushaltsvorrechten geblieben ist, an die europäischen Institutionen, das heißt an Deutschland, zu übertragen [18]. Wenn die Auflösung der Eurozone in einem transatlantischen Ganzen bei den europäischen Institutionen „in der Pipeline“ ist, dann muss diese Zerstörung sich innerhalb der Ordnung vollziehen, in der Ordnung der „Sparpolitik“, der Ordnung der Deutschen, der dominanten europäischen Macht, um die herum die USA die Europäische Union errichtet haben und nun wieder zu demontieren im Begriff sind. Die verarmte Bevölkerung der EU kann nicht mehr als privilegierter Absatzmarkt für die deutschen Exporte dienen, also müssen sie sich zu den USA hinwenden.

-Allerdings kann die Auflösung der Europäischen Union in dieser wirtschaftlichen und politischen Zone nur zum Preis eines deutlichen Rückgangs des Lebensstandards und der Freiheitsrechte in Europa zustande kommen. Die Bevölkerung der EU wird der Zerstörung ihrer Errungenschaften zustimmen müssen. Dass die griechische Erfahrung ein Gefühl der Machtlosigkeit gegenüber dieser zerstörerischen Politik schafft, enthüllt bereits die Totalität dessen, was auf dem Spiel steht.

Das Gefühl von Machtlosigkeit in der EU verbreiten

-In seinen berühmten Vorträgen hat der Historiker Henri Guillemin uns an ein Zitat aus dem Jahr 1897 von Maurice Barrès, dem Vordenker der französischen nationalen Rechten erinnert: „Die erste Bedingung für den sozialen Frieden ist, dass die Armen das Gefühl ihrer Ohnmacht haben.“ Dieses Paradigma erhellt das Ergebnis der Verhandlungen, die Alexis Tsipras geführt hat, aber auch den Angriff auf die Bevölkerung der gesamten Europäischen Union.

-Tsipras wollte glauben, dass das, was er als Tabu betrachtete, ein „Grexit“, dies auch für seine Gesprächspartner wäre, weil er die Gefahr der Zerschlagung der Eurozone darstellt. Aber für die Lenker der EU und vor allem für Deutschland ist die europäische Konstruktion dazu bestimmt, im zukünftigen großen transatlantischen Markt unterzugehen. Die Haltung Deutschlands hat – sowohl auf der Ebene des Kampfes gegen Steuerhinterziehung wie auch in Bezug auf seine wiederholte Unentschlossenheit gegenüber den Angriffen auf den Euro – die Geschäfte der US-amerikanischen Hedgefonds begünstigt [19]. Diese Absicht, die Eurozone in Schwierigkeiten zu bringen, wird bestätigt durch die hartnäckige Verweigerung des Unvermeidlichen, der Umstrukturierung der griechischen Schulden. Die Verweigerung schafft eine permanente Instabilität in den meisten Mitgliedstaaten des Euro und stellt sie unter Bedrohung durch die Finanzmärkte. Diese Haltung ist schlüssig angesichts des besonderen Engagements dieses europäischen Staates für die Einrichtung einer Wirtschaftsunion mit den Vereinigten Staaten.

Den großen transatlantischen Markt vorbereiten

-Die Kraftprobe zwischen den Institutionen der EU und Griechenland hat eine Tragweite, die die planmäßige Verarmung dieses Landes übersteigt. Sie betrifft die Zukunft der Europäischen Union selbst. Erinnern wir uns daran, dass die Integration der EU in den künftigen großen transatlantischen Markt gleichbedeutend ist mit einer deutlichen Senkung der Kaufkraft und mit der Zerstörung der Freiheitsrechte der europäischen Bürger. Die Gleichgültigkeit der Bevölkerung im Hinblick auf die inflationäre antiterroristische Gesetzgebung, durch die alle individuellen und öffentlichen Freiheiten unterdrückt werden, ist bis jetzt beruhigend für die europäischen und die nationalen Mächte. Zypern und Griechenland stellen zwei Laboratorien dar, die es den Lenkern der Europäischen Union gestatten, den Widerstand der Bevölkerung gegen massive Angriffe auf ihren Lebensstandard in der Praxis zu testen.

-Die zypriotische Erfahrung hat uns bereits gezeigt, dass man ohne Schwierigkeit die Ersparnisse der Bürger beschlagnahmen kann. Man bedenke, dass 60 Prozent der Bestände der Bankkonten mit mehr als 100.000 Euro der größten Bank Zyperns, der Bank of Cyprus, beschlagnahmt wurden, um eine ausgeglichene Betriebsrechnung der Gesellschaft zu erreichen [20]. Diese Maßnahme wurde als Intervention gegen die Mafia und als Kampf gegen die internationale Spekulation dargestellt, aber durch den Ablauf der Ereignisse wieder aufgehoben. Ehe die angekündigte Maßnahme umgesetzt wurde, blieben die zypriotischen Geschäftsstellen geschlossen, während die Londoner und die russische Geschäftsstelle geöffnet waren, um der Mafia und den Besitzern großer Vermögen das Abheben ihrer Guthaben zu ermöglichen. Was die griechische Erfahrung betrifft, so lehrt sie, dass man auf dem Umweg über die Verschuldung ein Land systematisch ausbeuten und die große Masse der Bewohner ins Elend stürzen kann.

Übersetzung
Sabine

[1] «La Grèce entre en résistance», Romaric Godin, La Tribune, 20 septembre 2015.

[2] «Le vote des Grecs dit leur dégoût de la politique», Angélique Kourounis, La Libre Belgique, 22 septembre 2015,

[3] «Tsipras „ne mange plus, ne dort plus“, s’inquiète sa mère», La Libre Belgique avec AFP, 18 juillet 2015.

[4] «Plan d’aide à la Grèce. Tsipras veut aller vite», Manon Malhère, Le Figaro, 25 septembre 2015.

[5] «Une large majorité des Grecs maintiennent leur confiance en Tsipras», Angélique Kourinis, La Libre Belgique, 15 juillet 2015.

[6] in «Grèce, les conséquences de la capitulation», Éric Toussaint, CADTM, 21 juillet 2015.

[7] 1984 (Première Partie, Chapitre III), George Orwell, Gallimard Folio 1980, p. 55.

[8] « Le Panoptique et 1984 : confrontation de deux figures d’asservissement », Christine Ragoucy, Psychanalyse 2010/2 (n° 18), Erès, p.85.

[9] «Grèce. Plan secret d’un “Grexit” : Varoufakis finira-t-il au tribunal ?», Carolin Lohrenz, Courrier International, 30 juillet 2015.

[10] «Syriza : les juifs grecs craignent pour leur avenir», Tribune juive, 19 janvier 2015.

[11] „Militärischer Pakt zwischen Griechenland und Israel“, von Manlio Dinucci, Übersetzung Horst Frohlich, Il Manifesto (Italien), Voltaire Netzwerk, 31. Juli 2015.

[12] Am 19. Juli 2015 stellte Israpresse dieses Abkommen vor: „Der Chef des israelischen Verteidigungsapparates und der griechische Minister für nationale Verteidigung haben ein Abkommen über den Status der Truppen geschlossen (Status of forces agreement oder SOFA), das heißt eine gegenseitige juristische Einigung, die es den bewaffneten Streitkräften Israels erlaubt, in Griechenland stationiert zu sein, und umgekehrt. Dies ist das erste SOFA, das Israel mit einem verbündeten Land außer den USA schließt.“

[13] «Grèce-Israël. Un type d’accord militaire sans précédent», Ali Abunimah, voir note 1 de la rédaction, Alencontre, 9 juillet 2015.

[14] «La Grèce s’apprête à détailler ses nouvelles mesures d’austérité», Adéa Guillot, Le Monde, 2 octobre 2015.

[15] « Grèce : pourquoi alexis Stipras veut être le bon élève de la troïka?», Romaric Godin, La Tribune, 5 octobre 2015.

[16] «Germany pushes staggered Greek debt relief», Mattew Karnitsching, Politico, October 2, 2015.

[17] «Grèce: les chantiers qui attendent Tsipras sont dantesques», Angélique Kourounis, La libre Belgique, 22 septembre 2015.

[18] «Varoufakis et le plan B», Jacques Sapir, RussEurope, 3 août 2015.

[19] « La crise de l’Euro bégaie », Jean-Claude Paye, Réseau Voltaire, 29 décembre 2010.

[20] «Ponction massive à Chypre sur les comptes de plus de 100 000 euros», La Tribune, 30 mars 2015.

Jean-Claude Paye

Jean-Claude Paye Soziologe. Letztes auf Französisch veröffentlichte Werk : De Guantanamo à Tarnac . L’emprise de l’image (Éd. Yves Michel, 2011). Letztes auf Englisch veröffentlichte Werk : Global War on Liberty (Telos Press, 2007).

Die „Psychose“ von Breivik, Phänomen des „Zivilisationskrieges“

 

 

RT Exklusiv: Yanis Varoufakis im Interview – „Systemmedien werden versuchen, euch zu zerfleischen“

-Der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis sprach bei RT’s Going Underground über den neuen Labour-Chef Jeremy Corbyn, die Aussichten der anti-neoliberalen Bewegung in Europa und den Zustand Griechenlands nach den neuerlichen Sparauflagen durch die Euro-Gruppe. RT Deutsch präsentiert das Interview exklusiv in deutscher Übersetzung.

Yanis Varoufakis. Quelle: RT Going Underground

Yanis Varoufakis. Quelle: RT Going Underground
Griechenland wird EU-Protektorat
| 5. September 2015 

-Laut den Enthüllungen der griechischen Presse am 5. September 2015, das geheime Abkommen von der Regierung Tsipras unterschrieben, „die neue Regierung Griechenlands wird unter der strengen Aufsicht von Brüssel sein. Der stellvertretende Direktor der Kommission für wirtschaftlichen und finanziellen Angelegenheiten, die niederländische Maarten Verwey (Foto), wird die neue Arbeitsgruppe moderieren.

„Er kann alle Gesetzentwürfe für alle Bereiche von der Einkommenssteuer und den Arbeitsmarkt bis der Gesundheitspolitik entscheiden und redigieren, wenn er es über das Sozialschutzsystem laufen lässt“.

-Mr. Verwey-Team wird mit der Troika eng zusammenarbeiten. Es wird nach seinem Ermessen Berichte an der IWF vorzulegen und direkt mit dem Ministerpräsidenten sprechen zu können.

-Diese Enthüllungen hat Robert Fico, der Präsident der slowakischen Regierung folgende kommentiert: „Ja, wir haben ein Protektorat. Warum sollte es schlecht sein? »

Des einen Freud, des anderen Leid: Deutschland spart dank Griechenland-Krise 100 Milliarden Euro

-Griechenland und seine internationalen Gläubiger haben sich auf ein neues 86 Milliarden Euro schweres Hilfspaket geeinigt. Gleichzeitig kommt eine aktuelle Studie des Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) zu dem Schluss, dass die Bundesrepublik Deutschland seit Beginn der Finanzkrise in Griechenland und den damit einhergehenden sinkenden Zinsen rund 100 Milliarden Euro eingespart hat. Damit ist Deutschland der definitive Profiteur der „Eurokrise“.

86 Milliarden und ein weiteres Knebelpaket für Griechenland

Quelle: Stephan Jockel/CC BY-SA 2.0

-„Eine Einigung wurde erreicht“, sagte ein hochrangiger Beamter des griechischen Finanzministeriums nach schwierigen Verhandlungen mit der Troika in Athen. „Einige kleinere Details werden noch besprochen.“

-Auch der griechische Finanzminister Euclid Tsakalotos bestätigte, dass „zwei oder drei Details“ noch geklärt werden müssten.

Mehr lesen: „Widerstand gegen dominierende neoliberale und imperialistische Politik“ – Venezuela und Griechenland planen gemeinsame Energiepolitik

-Insgesamt dauerten die Verhandlungen, in denen Athen und Troika versucht hatten einander näherzukommen, 18 Stunden an. Nur eine kürzere Pause soll es gegeben haben.

-Zuvor wurde berichtet, dass sich Griechenland fortan an Primärüberschuss-Richtlinien, die von seinen europäischen Partnern gesetzt werden, halten wolle. 2015 dürfe das Land noch ein Defizit von 0,25 Prozent verzeichnen, 2016 allerdings soll es bereits ein Plus von 0,5 Prozent geben, 2017 soll der Prozentsatz auf 1,75 Prozent steigen und schließlich 2018 nicht weniger als 3,5 Prozent erreichen.

-Experten zweifeln jedoch an der Umsetzbarkeit dieser Ziele. Um den Forderungen der ausländischen Gläubiger gerecht zu werden, muss die griechische Regierung entweder mehr Steuern erheben oder weniger ausgeben. Beides ist in diesem Land zum Scheitern verurteilt, wie die Vergangenheit bewiesen hat. Dennoch soll insbesondere die CDU unter Bundeskanzlerin Angela Merkel auf die konsequente Eintreibung eines Primärüberschusses gepocht haben, unbedacht der prekären Lage Griechenlands und dessen Bevölkerung, die massenhaft ihre Arbeit verlor und systematisch verarmte.

-Darüber hinaus fordert die Europäische Zentralbank (EZB), dass Athen bis zum 20. August 3,2 Milliarden Euro zurückzahlt, der Internationale Währungsfonds wartet im September auf eine Geldzahlung von 1,5 Milliarden Euro. Hochgerechnet braucht das Land 86 Milliarden Euro, um einem Staatsbankrott zumindest kurz- und mittelfristig zu entgehen. Im Vorfeld erklärten griechische Beamte, dass der Stichtag für einen Deal mit der Troika über ebendiese überlebenswichtigen Kredite der 18. August wäre.

-Griechenland hofft, die erste Tranche, die rund 20 Milliarden Euro schwer ist, im Anschluss an die offizielle Bestätigung des Hilfspakets zu erhalten. Im weiteren Verlauf muss Athen alleine 12 Milliarden Euro dafür verwenden, Schulden wieder an das Ausland zurückzuzahlen, weitere 10 Milliarden Euro werden in das griechische Bankensystem zur Rekapitalisierung fließen und schließlich 5,3 Milliarden Euro an Staatsbedienstete, berichtet die „Financial Times“.

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-Einer jüngst vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) veröffentlichten Studie zufolge profitiert insbesondere die Bundesrepublik Deutschland von der ökonomischen Schwäche der Euro-Staaten, besonders Griechenlands. Die sinkenden Zinsen wirken sich auch auf deutsche Staatspapiere aus, die Berlin seit 2010 rund 100 Milliarden Euro einsparen ließen. Das IWH führt diese Summe mitunter direkt auf die Finanzkrise Griechenlands zurück.

-Im Rahmen der Studie betonen die beteiligten Forscher, dass der deutsche Anteil an allen Hilfsprogrammen für Griechenland bei etwa 90 Milliarden Euro liege:

„Diese Einsparungen übertreffen die Kosten der Krise – selbst dann, wenn Griechenland seine Schulden komplett nicht bedienen würde. Deutschland hat also in jedem Fall von der Griechenland-Krise profitiert.“

Weiterer griechischer Verhandlungs-Insider packt aus: „Fast so etwas wie eine neofaschistische Eurodiktatur“

– Ein hochrangiges Mitglied der griechischen Delegation, die mit den europäischen Geldgebern verhandelte, hat dem französischen Nachrichtenmagazin Mediapart.fr ein Interview gegeben. Der Insider, dessen Name nicht genannt wird, gibt interne Einblicke in das Vorgehen der Euro-Gruppe, die er mit Begriffen wie „vollkommen undemokratisch und kafkaesk“ umschreibt. Die Aussagen decken sich mit denen von Yanis Varoufakis, der kürzlich dem britischen Politmagazin New Statesman ebenfalls ein Interview gegeben hatte. Im Zentrum der Aussagen steht die Eurogruppe, angeführt von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, die Griechenland finanz- und wirtschaftspolitisch erpresst und bedroht hat.

Die treibenden Kräfte hinter der Griechenlanderpressung: Wolfgang Schäuble (l.) und Jeroen Dijsselbloem (r.) / Bildquelle: Bundesfinanzministerium

Die treibenden Kräfte hinter der Griechenlanderpressung: Wolfgang Schäuble (l.) und Jeroen Dijsselbloem (r.) / Bildquelle: Bundesfinanzministerium

– In dem Interview, das kurz vor dem griechischen Referendum zu neuen Sparauflagen geführt wurde, bei dem 61 Prozent der Griechen mit Nein stimmten, gibt der Insider detaillierte Informationen zu den monatelangen Verhandlungen der von Wolfgang Schäuble angeführten Euro-Gruppe mit Griechenland preis. Schon sehr früh habe sich bei den Griechen der Eindruck verfestigt, dass es sich um gar keine richtigen Verhandlungen handelte. Anstatt substanzielle Lösungen zu diskutieren, wie die Schuldentragfähigkeit und die Liquidität Griechenlands aufrecht erhalten werden kann, wurde Griechenland – nach Angaben des Insiders – gezielt finanz- und wirtschaftspolitisch erpresst. Von der neuen griechischen Syriza/Anel-Regierung angebotene Reformen wurden abgelehnt, mit dem Hinweis, diese werden als eigenmächtiges Handeln ausgelegt. Stattdessen wurde Athen offen mit der Zerstörung des griechischen Bankensektors gedroht, wenn sich die Regierung um Alexis Tsipras nicht vollends dem Willen der Troika fügt.

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– Um in der Öffentlichkeit den Griechen die Schuld für die verfahrene Situation zuschieben zu können, wurde ein „Labyrinth aus Scheinverhandlungen“ errichtet, das vor allem das Ziel hatte, den griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis medial zu diskreditieren. So sagte etwa Anfang Februar 2015 der niederländische Finanzminister und formelle Eurogruppenpräsident Jeroen Dijsselbloem zu Varoufakis:

„Entweder Du unterschreibst das Memorandum, das auch die anderen unterschrieben haben, oder eure Wirtschaft wird kollabieren. Wir werden eure Banken kollabieren lassen.“

– Seit März/April 2015 wurden die griechischen Banken dann gezielt trocken gelegt. Das Ergebnis war eine Art finanzieller „Herzinfarkt“:

„Das führte zu einem inländischen Liquiditätsengpass, zu einem Engpass bei der Bargeldliquidität. Banken, Exportunternehmen, gute Unternehmen, sie alle konnten sich kein Geld mehr leihen, die Leute konnten ihre Schulden nicht mehr zurückzahlen, sie konnten keine Verlängerungen auf ihre Kredite mehr bekommen. Im Grunde brach das ganze Kreditsystem zusammen. Selbstverständlich hatten die Banken noch einige Sicherheitsreserven, aber als der Punkt erreicht war, dass sie sich nicht einmal mehr vom ELA [Emergency Assistance Fund] Geld leihen durften, mussten sie schließen, weil sich ihre Reserven sonst zu schnell aufgebraucht hätten.“

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– Mit dem Kollabieren der Zahlungskreisläufe sterben seit dem auch zunehmend substantielle Teile des griechischen Gemeinwesens, wie etwa das Gesundheitssystem, ab. Von diesen Entwicklungen berichtet auch der griechisch-stämmige Arzt Prof. Dr. Athanassios Giannis im RT Deutsch-Interview.

– Der griechische Insider wirft der Euro-Gruppe daher vor, aktiv Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu begehen und würde den Fall gerne vor internationalen Gerichtshöfen sehen. Die Worte, die die Quelle wählt, sind drastisch:

„Varoufakis hat Vorkommnisse beschrieben, die Auskunft darüber geben, dass die Eurozone komplett undemokratisch, fast so etwas wie eine neofaschistische Eurodiktatur ist.“

– Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble verfolge zudem seit 2011 den Plan, Griechenland aus dem Euro zu werfen und habe den Griechen sogar Geld für diesen Schritt angeboten. Während das griechische Volk unter der Erpressungspolitik der Euro-Gruppe aufs Schlimmste leidet, haben sich die Oligarchen des Landes im Verlauf der Krise gezielt bereichert. Nach Angaben des Insiders geschah dies mittels des Einlösens von griechischen Staatsanleihen, die die Reichen des Landes zuvor für 20 Prozent des Wertes erstanden hatten und zum vollen Nennwert bei der Zentralbank veräußerten.

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– Auf diese Weise wurden die Bargeldreserven des Landes für Sozialversicherung und Rente enorm geschröpft. Widerstand seitens der sonst sehr aufs Sparen fixierten Euro-Gruppe gab es gegen diese Praktiken nicht.

– Der Insider wirft der Gruppe um Wolfgang Schäuble auch vor, ab und an künstlich eine Verschärfung der Krise zu initiieren, um Druck gegen die Griechen zu erzeugen. Das Fazit des Insiders liest sich ernüchternd:

„Wir haben ihre Macht unterschätzt. Es ist eine Macht, die die soziale Struktur durchdringt, die Art, wie Menschen denken. Sie kontrolliert und erpresst. Wir haben sehr wenige Hebel. Das europäische Gebäude ist schon längst kafkaesk.“

Grexit-Papier belegt: Schäuble wollte für Griechenland-Plünderung eine „externe“ Fonds-Gesellschaft einsetzen, der er selbst vorsteht

– Ein genauerer Blick auf das Strategiepapier, das von Wolfgang Schäuble am vergangenen Wochenende in den Gipfel der Euro-Gruppe eingebracht wurde, zeigt: Der Bundesfinanzminister wollte durchsetzen, dass der nun einzurichtende Treuhandfonds mit 50 Milliarden Euro griechischem Staatsvermögen von der IfG geführt werden soll. Diese ist eine Tochtergesellschaft der KfW, deren Verwaltungsratsvorsitzender Schäuble selbst ist.

Auszug aus Schäubles Grexit-Papier: Die eigene "Familie" als Treuhändler des griechischen Staatsvermögens

Auszug aus Schäubles Grexit-Papier: Die eigene „Familie“ als Treuhändler des griechischen Staatsvermögens

– Die Ausmaße, mit denen Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) mit seiner Euro-Gruppe, denen der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis mafiöse Strukturen bescheinigt, den griechischen Staat ausplündert, nehmen immer skandalösere Formen an.

– So zeigt eine Analyse von Wolfgang Schäubles sogenannten Grexit-Papier, welches dieser in die Verhandlungen auf dem Brüsseler Gipfel am Wochenende einbrachte, dass Schäuble offenkundig bestrebt ist, ganz persönlich die Kontrolle über den griechischen Staatsbesitz zu erlangen. In dem Papier wird die angestrebte Plünderung unverblümt beschrieben:

„a) Transfer griechischer Vermögenswerte in Höhe von 50 Milliarden Euro an einen externen Fonds, wie die Institution for Growth in Luxemburg, um diese mit der Zeit zu privatisieren und die griechischen Schulden zu bedienen.“

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– Eine kurze Recherche ergibt: Die Kapitalgesellschaft mit dem orwell’schen Namen „Institution für Wachstum“ ist eine Tochtergesellschaft der KfW-Bankengruppe. Deren Verwaltungsratsvorsitzender ist Wolfgang Schäuble.

– Was in der Debatte, vor allem von Verfechtern eines harten Kurses gegen Griechenland, immer vergessen wird: Das Geld, mit dem das Land verschuldet ist, ist letztlich fiktiv. Geld entsteht nicht, wie manchmal fälschlich angenommen wird, durch (deutsche) Arbeit, sondern wird ohne jegliche Wertdeckung zum größten Teil von Privatbanken per Kreditvergabe geschöpft und in Umlauf gebracht. Durch die Verzinsung hat Griechenland, wie andere Schuldner auch, in den vergangenen Jahrzehnten nicht etwa Geld erhalten, sondern unter dem Strich liquide Mittel an die internationalen Banken und Hedgefonds abgetreten.

– Die ständigen Zinszahlungen machen es außerdem unmöglich, dass Griechenland seine eigentlichen Verbindlichkeiten begleicht. Die Selbstbereicherung einer inländischen korrupten Oligarchenkaste tut ihr Übriges. Das Land rutscht damit mehr und mehr in die Schuldenfalle. Wo im Privatbereich die Hauspfändung ansteht, droht Griechenland nun die konsequente gesamtstaatliche Enteignung. Immobilien, Häfen, Land, Fabriken, Wasserwerke, öffentliche Infrastrukturen, das alles sind – anders als das ungedeckte Fiat-Money – reale Werte, die ebenso reale Begehrlichkeiten wecken. Der Coup kann aus Sicht der globalen Finanzmafia als erfolgreich durchgezogen bewertet werden, wenn die Besitztitel physischer Werte den Namen gewechselt haben. Die fiktiven Geldschulden werden dann einfach abgeschrieben. Ein uralter Taschenspielertrick, der nicht nur die Griechen in den wirtschaftlichen Ruin und in die fremdbestimmte Abhängigkeit treibt.

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Im Falle Griechenlands gelang es Alexis Tsipras zumindest auszuhandeln, dass der geplante Privatisierungsfonds in eigener – und nicht wie von Schäuble geplant, in dessen – Hand geführt wird. Die Griechen dürfen sich nun also zumindest selbst enteignen. Am Endergebnis wird sich wenig ändern.

– Schäuble selbst ist in kein unbeschriebenes Blatt in Sachen Korruption und Vetternwirtschaft. Der heutige Finanzminister spielte 1999/2000 eine tragende Rolle in der CDU-Spendenaffäre, die Helmut Kohl um den Gutteil seines politischen Erbes brachte und Angela Merkel den Weg an die Spitze der Macht ebnete. Es ging um dubiose Treffen mit Waffenhändlern und die Annahme von Schwarzgeldkoffern im sechsstelligen DM-Bereich.

– Offenbar war dies eine lehrreiche Schule für die heutigen Praktiken des Bundesfinanzministers.

http://rt.com/business/273223-russia-greece-energy-supplies/

– Moskau erwägt Griechenland direkt mit Energie zu versorgen. Russlands Energieminister Aleksandr Novak hat es angekündigt und hinzugefügt, dass das Land will dazu beitragen, durch den Ausbau der wirtschaftlichen Zusammenarbeit, Griechenland zu helfen sich aus der Krise zu erholen.

– „Russland beabsichtigt, durch Verstärkung der Zusammenarbeit im Energiesektor, die Erholung der griechischen Wirtschaft zu unterstützen. Deshalb wir suchen  Optionen um der direkten Energieversorgung nach Griechenland in naher Zukunft zu erleichtern“, sagte der Minister.

– Laut Novak, das russische Energieministerium plant „innerhalb von Wochen“,  zu einer Einigung über einer Energieversorgung für Griechenland zu kommen.

– Das Potenzial der Russisch-griechischen Beziehungen wurde im Juni am Rande des St. Petersburg International Economic Forum spekuliert. Minister für Wirtschaft, Infrastruktur, Schifffahrt und Tourismus Giorgos Stathakis sagte, diese Beziehungen habe „viel Potenzial“ und werden weiter entwickeln, sobald die „Probleme“ zwischen der EU und Russland sich gelegt haben.

– Der Abteilungsleiter des griechischen Außenministeriums Wirtschaftsbeziehungen, Giorgos Tsipras, macht  Stathakis Wörter zu eignen, wenn über dem Russisch-griechische Zusammenarbeit gefragt wurde. Er nannte St. Petersburg Forum „ein neuer Anfang für die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Russland und Griechenland“.

– „Die neue Regierung meint, dass wir sollten mehr eine mehrdimensionale Außenpolitik haben und eine wirtschaftliche Außenpolitik haben und Russland ist eines der Länder, mit wem wir mehr Beziehungen aufbauen sollen“, sagte er zu RT.

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– Während das Wirtschaftsforum in St. Petersburg, Moskau und Athen haben einen Vertrag unterschrieben, um ein gemeinsames Unternehmen für den Bau der Türkisch-Stream-Pipeline auf griechischem Territorium zu bauen. Die Pipeline wird eine Kapazität von 47 Milliarden Kubikmeter pro Jahr haben und seine Baukosten werden auf 2 Milliarden Euro geschätzt.

– Russland hat wiederholt gesagt, es sei in der Lage finanzielle Hilfe für ausländischen Staaten zu gewährleisten, darunter Griechenland, aber Athen hat nicht darum gebeten.

– „Griechenland ist ein Mitglied der EU, der komplizierte Verhandlungen mit seinen Partnern führt. Herr Tsipras hat uns nicht um Hilfe gefragt. Und im Allgemeinen ist es verständlich, weil die Höhe der Griechenland Schulden hoch ist“, so Russland Präsidenten Vladimir Putin am Freitag bei dem BRICS-Staaten/SCO-Gipfel in der russischen Stadt Ufa.

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– Athens Schulden liegt momentan bei 316 Milliarden Euro. Nachdem 1,6 Milliarden Euro (1,76 Milliarden $) an den IWF am 1. Juli 1 nicht Fristgemäß zurückgezahlt werden könnten, Griechenland ist das ersten entwickelten Land, das seinen internationalen Verpflichtungen nicht nachkommen kann.

 

 

Insider-Enthüllung aus dem Herzen der Euro-Gruppe – Yanis Varoufakis: „Unser Parlament wurde wie Müll behandelt.“

Der vor kurzem zurückgetretene ehemalige Finanzminister Griechenlands und renommierte Wirtschaftswissenschaftler Yanis Varoufakis hat der britischen Wochenzeitung New Statesman ein bemerkenswertes Interview mit dem Titel “Unsere Schlacht, Griechenland zu retten” gegeben. Varoufakis gibt nicht nur einzigartige Einblicke hinter die Kulissen des Euro-Kartells, die mangelnde Beachtung seiner Worte in deutschen Medien beweist auch aufs Neue das strukturelle Versagen dieser.

Quelle: Screenshot Ruptly

Quelle: Screenshot Ruptly von RT Deutsch-Redakteur Florian Hauschild

– Was Yanis Varoufakis nach seinem Rücktritt, aber noch vor den Brüsseler Verhandlungen, in einem Interview preisgab, birgt auf vielerlei Ebenen Sprengstoff. Varoufakis muss kein Blatt mehr vor den Mund nehmen, kann auf eine Karriere als exzellenter Wissenschaftler zurückblicken und wird in diesem Feld, nach seinem Abgang als griechischer Finanzminister, leicht wieder Anschluss finden.

– Varoufakis gehört damit zu den wenigen Menschen, denen es möglich ist ab und an einmal den Schleier, der über politischen Machtstrukturen liegt, zu lüften und einen Blick hinter die Kulissen zu gewähren. Bis vor kurzem war der Grieche noch selbst kritischer Teil des Systems, gleichsam hat er heute keine direkten Sanktionen mehr aus diesem zu befürchten.

– So redet sich Varoufakis in einem Gespräch mit der britischen Wochenzeitung New Statesman, das in deutscher Übersetzung im Neuen Deutschland und auf dem Blog The Vineyard Saker erschien, von der Seele, was er in den vergangenen sechs Monaten in seinem Amt erlebt hat.

– Die Vorstellung in der EU oder in Euroland könnte es irgendwie demokratisch zugehen, zerschlägt Varoufakis gleich zu Beginn. Durch die Einblicke in das System, von Angesicht zu Angesicht mit den Mächtigsten der Welt, seien die schlimmsten Befürchtungen des Griechen sogar noch übertroffen worden. Den angeblichen Verteidigern der europäischen Demokratie in Brüssel bescheinigt Varoufakis das „völlige Fehlen demokratischer Skrupel“ zugunsten kalter Machtpolitik:

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„Das vollständige Fehlen demokratischer Skrupel unter den angeblichen Verteidigern der europäischen Demokratie. Das ziemlich deutliche Verständnis auf der anderen Seite, dass wir analytisch übereinstimmen – aber das selbstverständlich niemals etwas herauskommen wird. [Und dann] schauen dir sehr mächtige Personen in die Augen und sagen: »Sie haben recht mit dem, was Sie sagen, aber wir werden Sie trotzdem zerquetschen.“

Und weiter:

„Es ist nicht so, dass es nicht gut aufgenommen worden wäre – es ist eher so, dass es eine vollständige Verweigerung gab, sich auf ökonomische Argumentationen einzulassen. Unverblümt. Sie stellen ein Argument vor, an dem Sie wirklich analytisch gearbeitet haben – um sicher zu gehen, dass es logisch kohärent ist – und dann Sie schauen lediglich in leere Gesichter. Sie hätten genau so gut, die schwedische Nationalhymne singen können – Sie hätten dieselbe Antwort bekommen. Und für jemanden, der akademische Debatten gewöhnt ist, ist das ist erschreckend. Da debattiert die andere Seite immer mit. Aber hier gab es gar keine Beteiligung. Man hat nicht einmal Genervtheit gespürt, es war so, als ob man einfach nichts gesagt hätte.“

– Dazu berichtet Varoufakis detailliert von seinen Erfahrungen mit dem deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), dessen Rolle in der Euro-Gruppe am ehesten an einen Paten erinnert. Schäuble gab gleich zu Beginn der Amtsübernahme der Syriza/Anel-Regierung in Griechenland zu verstehen, es gäbe eigentlich nichts zu verhandeln. Die Vorgängerregierung habe Verträge unterschrieben und wenn man diese nicht alternativlos umsetzt, bräuchte man künftig auch keine mehr schließen. Varoufakis sarkastisches Fazit: Vielleicht sollten verschuldete Staaten dann einfach keine Wahlen mehr abhalten. Ein nicht ganz ernst gemeinter Vorschlag, zu dem Schäuble lediglich schwieg.

– Auch die Details der „Verhandlungen“, die diese Bezeichnung eigentlich nicht verdienen, lassen nichts übrig vom Mythos der „Europäischen Gemeinschaft“, die sich demokratischen Werten verschrieben habe. Was Varoufakis beschreibt, würde ein Insider aus einem Mafia-Clan nicht wesentlich anders wiedergeben. Die vorherrschenden Praktiken in der Euro-Gruppe sind: Erpressung, Druck, Finten, Ablenkung, Diktat und Bestrafung.

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– Wie in solch autoritären Strukturen üblich, hat Griechenland auch nicht mit der Solidarität anderer Schuldnerländer zu rechnen. Im Gegenteil: Ein griechischer Verhandlungserfolg hätte die Regierungen von Griechenlands Leidensgenossen innenpolitisch unter Druck gesetzt, ähnliches zu erreichen, weswegen diese sich zu den erbittertsten Gegnern der neuen Regierung in Athen entwickelten. Den letzten beißen die Hunde:

„Von Anfang an machten gerade diese Länder es sehr klar, dass sie die energischsten Feinde unserer Regierung waren, gleich von Anfang an. Und der Grund dafür war, dass unser Erfolg ihr schlimmster Alptraum war: hätten wir es geschafft, für Griechenland einen besseren Deal zu verhandeln, dann hätte das sie natürlich politisch erledigt, sie müssten ihrem eigenen Volk antworten, warum sie nicht so verhandelt hätten, wie wir das taten.“

– Besonderen Sprengstoff bietet auch Varoufakis‘ Darstellung des inneren Machtzirkels der Euro-Gruppe. Zum einen sei diese juristisch eigentlich inexistent und müsse sich so an keinerlei Regeln halten. Zum andere regiere der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble diese Gruppe wie eine Art Don:

„Also wir haben eine nicht existierende Gruppe, die die größte Macht hat, das Leben der Europäer zu bestimmen. Sie ist niemand Rechenschaft schuldig, da sie juristisch nicht existiert; es werden keine Aufzeichnungen erstellt; und sie ist vertraulich. Also kein Bürger weiß jemals, was dort drin gesagt wird… Das sind Entscheidungen über Leben und Tod, und kein Mitglied ist irgend jemand eine Antwort schuldig.“

„Und diese Gruppe wird von der deutschen Haltung beherrscht?

„Ja, völlig und absolut. Nicht von Haltungen – vom deutschen Finanzminister. Es ist alles wie ein gut gestimmtes Orchester, und er ist der Dirigent. Alles passiert gestimmt. Es gibt Momente, in denen das Orchester verstimmt ist, aber er holt es zusammen und bringt es zurück auf Linie.

– Was dieser Clan von der parlamentarischen Demokratie hält wird im Interview ebenfalls mehr als deutlich:

„[…] in unserem Fall war es sehr klar, dass unser Parlament schlicht wie Müll behandelt wurde.“

– Varoufakis‘ Aussagen sind derart brisant, dass sie eigentlich eine umfassende und schonungslose Debatte in Europa zum Zustand der Demokratie auslösen müssten, ein kritisches Hinterfragen, was eigentlich mit „westlichen Werten“ gemeint ist (Staatsanleihen?) und ob es sich bei der Europäischen Union und dem Euro-System nicht vielmehr um einen autoritären Herrschaftsapparat handelt, der mit den Idealen der Aufklärung nur insofern etwas zu tun hat, als dass er die inhaltsleere Bezugnahme auf diese zur Selbstlegitimation missbraucht.

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– Was Yanis Varoufakis gegenüber der britischen Zeitung aufdeckt, lenkt den Blick damit auch auf einen Skandal hinter dem Skandal: Korrumpierte Leitmedien in Deutschland. Wäre es diesen ernst mit ihrem journalistischen Anspruch, wie diese angesichts harscher Kritik immer betonen, hätte die Übersetzung von Varoufakis‘ Worten auf jeder Titelseite in diesem Land stehen müssen. Stattdessen werden auch diese hochbrisanten und seltenen Einblicke in einen amoklaufenden Machtapparat wieder einmal nieder gebügelt, kleingeredet oder gänzlich ignoriert, wie es in zahlreichen anderen Fällen immer wieder geschieht. Egal ob herauskommt, dass die USA schon frühzeitig vom Entstehen des Islamischen Staates wussten, und nichts dagegen unternahmen, oder ob ein einflussreicher US-Stratege freimütig die imperialen Interessen der Vereinigten Staaten im Zuge auf Deutschland, Russland und die Ukraine ausplaudert, der Mainstream weiß solch rauchende Colts gezielt zu unterdrücken – um diejenigen, die diese Belege dennoch in Debatten anführen als Spinner oder „Verschwörungstheoretiker“ zu diskreditieren.

– So wirkt es reichlich schizophren wenn sich die Vertreter der deutschen „Qualitätspresse“ in unendlichen selbstreferentiellen Reflexionen darüber auslassen, was sie denn falsch machen würden, nur um am Ende mit einem Fragezeichen zu antworten. Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Nicht nur die europäische Politik ist längst von Korruption, Herrschaftsinteressen und Machtanbiederung durchsetzt, die großen Medien trifft längst das selbe Schicksal.

– Erkennbar ist dies am gemeinsamen Schweigen über Einblicke in das Euro-System, wie sie Yanis Varoufakis ermöglicht. Ein Schweigen, das zu laut ist.