Mit ‘gladio’ getaggte Beiträge

http://www.voltairenet.org/article191255.html
Moby Prince, die US-Spur

Italien hat soeben zum Desaster der Moby Prince, welches 1991 das Leben von 140 Menschen gekostet hat, eine parlamentarische Untersuchungskommission eingesetzt. In der Tat weisen, auch wenn die italienische Justiz bisher dem Kapitän die volle Verantwortung an dem Unfall angelastet hat, dazu ganz im Gegenteil, doch zahlreiche Indizien auf die Verantwortung von US-Soldaten.

| Rom (Italien) | 13. April 2016

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„Mayday, Mayday, Mayday, Moby Prince, sind in Kollision, haben Feuer an Bord! Benötigen Hilfe!“: [1] Dieser dramatische Funk-Notruf wurde vor 25 Jahren um 22:25:27 am 10. April 1991 von der Motorfähre Moby Prince, die auf der Rede des Hafens von Livorno mit dem Öltanker Agip Abruzzo kollidiert war, abgesetzt.

Der Notruf wurde nicht gehört: 140 Menschen sterben, nachdem sie während Stunden vergeblich auf Rettung gewartet hatten. Anklage wird vor Gericht nicht angehört: Seit 25 Jahren fragen die Angehörigen vergeblich nach der Wahrheit. Nach drei Untersuchungen und zwei Prozessen. Und trotzdem erhebt sich die Wahrheit unabweisbar aus den Tatsachen.

An diesem Abend herrschte auf der Rede von Livorno ein intensiver Verkehr von US Kriegs- und Kriegs-Hilfsschiffen, die einen Teil der im ersten Golfkrieg eingesetzten Waffen zur US-Basis Camp Darby (an den Hafen angrenzend) zurückbringen.

Und es gibt weitere recht geheimnisvolle Schiffe. Die „Gallant II“ (Codename Theresa), zur militärischen Verwendung eingesetztes US-Schiff, die sofort nach dem Unfall, überstürzt die Rede von Livorno verläßt. Die „21 Oktoobar II“ der Firma Shifco, deren Flotte von der Cooperazione italiana [2] Somalia offiziell für den Fischfang geschenkt worden war, wird für den Transport von US-Waffen und giftigen, inclusive radioaktiven Abfällen nach Somalia eingesetzt und liefert Waffen nach Kroatien und für den Krieg gegen Jugoslawien.

Weil sie die Beweise für diesen Schwarzhandel gefunden haben, werden die Journalistin Ilaria Alpi und ihr Techniker 1994 in Mogadischu in einem Hinterhalt, organisiert vom CIA und mit Unterstützung des Gladio-Netzwerks, sowie dem italienschen Geheimdienst, ermordet [3].

Nach aller Wahrscheinlichkeit werden am Abend des 10. April auf der Rede von Livorno US-Waffen umgeladen, die, statt nach Camp Darby zurückzukehren, heimlich nach Somalia, Kroatien und andere Zonene, nicht ausgeschlossen die Depots von Gladio in Italien, verbracht werden [4]. Als die Havarie sich ereignet, versuchen diejenigen, welche die Operation dirigieren – sicherlich die US-Kommandatur von Camp Darby – unverzüglich jeden Beweis zu verwischen. Das erklärt eine Reihe von „Grau-Zonen“: Der Notruf der Moby Prince, der, nur 2 Meilen vom Hafen entfernt, stark verzerrt eingeht; die Funkstille von Livorno Radio, der öffentliche TK-Dienstleister, der die Moby Prince nicht anruft, der Hafenmeister Sergio Albanese, „beschäftigt mit anderen Kommunikationen“, der die Hilfsmaßnahmnen nicht leitet und unmittelbar danach für seine Verdienste zum Admiral befördert wird. der Mangel (oder besser das Verschwinden) von Radar-Spuren und Satellitenbildern, ganz speziell zur Position der Agip Abruzzo, in einer eigenartigen Rekordzeit (4,5 Tage anstelle von 14) kaum von Ägypten in Livorno angekommen; die Einbrüche auf der beschlagnahmten Fähre, bei welchen die für die Untersuchung wesentlichen Instrumente verschwinden; vom Punkt, das, was der Moby Prince zugestoßen ist, als einen banalen Unfall erscheinen zu lassen, bis inklusive der Verantwortung durch den Kapitän.

Die Familien der Opfer haben es zum aktuellen Zeitpunkt erreicht, daß eine parlamentarische Untersuchungskommission eingerichtet wird, nicht nur um ihren Nahestehenden Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, sondern um „ein der italienischen Geschichte unwürdiges Kapitel zu schließen“. Kapitel, welches weiterhin geöffnet bleiben wird, wenn die Kommission, wie gewöhnlich, die Untersuchung auf AUSSERHALB von Camp Darby, die US-Basis, die im Zentrum des Massakers der Moby Prince steht, beschränkt. Dieselbe, die im Zentrum der Untersuchung der Richter Casson und Mastelloni [5] im Ermittlungsverfahren über die Organisation Golpe „Gladio“, stand [6]. Eine der US/NATO-Basen, die – schreibt Ferdinando Imposimato, Honorarpräsident des obersten Gerichtshofes – die Sprengstoffe für die Massaker der Piazza Fontana und die von Capaci und die Via Amelie geliefert haben [7]. Basen in welchen „sich, am Vorabend der Attentate, die Mitglieder des schwarzen Terrorismus, NATO-Offiziere, Mafiosi, italienische Politiker und Freimaurer versammeln „.

Übersetzung
Ralf Hesse

Quelle
Il Manifesto (Italien)

[1] « Mayday » Internationaler Notruf in der Luft- und Schiffahrt – englische Verballhornung des französischen „veuillez m’aider“

[2] Anm.d.Übers.: Italienische Entwicklungshilfe-Organisation untersteht dem italienischen Aussenministerium s.a.: http://www.esteri.it/mae/it/ bzw.: http://www.cooperazioneallosviluppo…

[3] „Die brennende Wahrheit von Ilaria“, von Manlio Dinucci, Übersetzung Horst Frohlich, Il Manifesto (Italien) , Voltaire Netzwerk, 13. Juni 2015.

[4] Voir le blog de Luigi Grimaldi sur le Moby Prince.

[5] « Quand le juge Felice Casson a dévoilé le Gladio… », par Daniele Ganser, Réseau Voltaire, 17 octobre 2009.

[6] „Stay-Behind: die US-Einmischungs-Netze“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 20. Mai 2013.

[7] Attentate: Piazza Fontana in Mailand Dezember 1969 (17 Tote, 88 Verletzte) ; Capaci (Autobahn Palermo) gegen den Richter Falcone Mai 1992 (ermordet mit seiner Frau und den drei Polizisten seiner Eskorte) ; Via d’Amelio in Palermo im Juli 1992 gegen den Richter Borsellino (ermordet mit den fünf Polizisten seiner Eskorte).

Gladio: NATO-Terroristen im Untergrund

Gladio: NATO-Terroristen im Untergrund

-Im Kalten Krieg existierten in Westeuropa zahlreiche Untergrundorganisationen, die im Fall eines sowjetischen Überfalls als Partisanen Sabotageaktionen ausführen sollten. Dazu wurden Kämpfer geschult und geheime Waffendepots angelegt. In der Bundesrepublik unterstand diese Stay-Behind-Truppe dem BND. Erst Anfang der 1990er Jahre flogen die illegalen Netzwerke auf. Über den aktuellen Forschungsstand zum Thema sprach Jens Wernicke mit dem Filmemacher und Journalisten Ulrich Stoll.

Jens Wernicke: Herr Stoll, soeben erschien Ihr Buch „Die Partisanen der NATO“, in dem Sie gemeinsam mit Erich Schmidt-Eenboom den sogenannten Stay-Behind-Truppen der NATO auf dem Gebiet der Bundesrepublik nachspüren, deren Existenz vor einigen Jahren der Schweizer Historiker Daniele Ganser aufgedeckt hat. Was sind Stay-Behind-Truppen und wieso gab es diese in der BRD?

-Ulrich Stoll: Nach 1945 und bis in die 1970er Jahre gingen westliche Militärs davon aus, dass im Kriegsfall weite Teile der Bundesrepublik innerhalb weniger Tage von den Angreifern überrollt würden. Stay-Behind-Netzwerke sollten nach einem Angriff des Warschauer Paktes im besetzten Deutschland, also im Rücken der sowjetischen Front, tätig werden – als Saboteure, Schleuser und Nachrichtenübermittler.

Jens Wernicke: Diese „Partisanen“, wie Sie sie nennen, waren also dazu da, um im Falle eines sowjetischen Angriffs Widerstand zu leisten? Dazu und zu nichts sonst?

Auch die ZDF-Sendung

-Ulrich Stoll: Interessant ist an frühen Stay-Behind-Netzwerken, die die CIA in Westdeutschland aufbaute, dass sie auch im Inneren tätig werden sollten. Diese Partisanen waren oft frühere SS-Männer, die von fanatischem Antikommunismus geprägt waren. Sie hatten nicht nur das Feindbild Sowjetunion, sondern misstrauten auch allen Demokraten, die nicht bedingungslos hinter den USA standen.

Jens Wernicke: Das heißt, diese Truppen sollten im Zweifelsfall auch gegen „linke Regierungen“ aktiv werden? Womit und wodurch denn genau?

-Ulrich Stoll: Reinhard Gehlen teilte noch 1956 als Chef der US-geführten „Org“ und wenige Tage, bevor er BND-Präsident wurde, den Amerikanern mit, dass er Stay-Behind-Truppen im Innern gegen deutsche Politiker einsetzen würde, falls diese Westdeutschland auf Neutralitätskurs bringen würden.

-Und eine frühe CIA-geführte Stay-Behind-Truppe, der Bund Deutscher Jugend – Technischer Dienst, hatte Anfang der 1950er Jahre ganz konkrete Pläne ausgearbeitet, wie man linke Demonstrationen bekämpfen wollte. Man würde einfach in die Menge schießen, frei nach dem Motto: „Frühes Blut spart viel Blut“. Die Truppe war also zu einem brutalen Vorgehen gegen innenpolitische Gegner bereit und wollte KPD- und SPD-Politiker auch gewaltsam aus dem Verkehr ziehen – durch Festnahme oder Mord.

Jens Wernicke: Aber, entschuldigen Sie, sind derlei Aktionen nicht vielmehr als Terrorismus denn als Partisanentum anzusehen?

-Ulrich Stoll: Ganz klar: Ja. Es kam aber nicht zu solchen Gewaltakten, weil die Bundesrepublik im Sinne der US-Interessen stabil blieb. In Griechenland und der Türkei unterstützten Stay-Behind-Truppen hingegen Militärputsche, und in Italien war die dortige Stay-Behind-Organisation „Gladio“ in Bombenattentate gegen Polizisten und Bürger involviert. Die Bereitschaft, Stay Behind gegen die eigene Bevölkerung einzusetzen, um eine kommunistische Regierungsbeteiligung zu verhindern, war da.

Jens Wernicke: Wer baute diese Organisationen denn auf und wem unterstanden sie? Die Regierenden waren offenbar ja nur zu geringen Teilen oder gar nicht mit derlei Strukturen vertraut?

-Ulrich Stoll: Die Regierung Adenauer war nicht souverän und musste die US-Geheimdienste in Deutschland gewähren lassen. Adenauer wusste sicher über Stay Behind Bescheid, denn er verhinderte ja die Strafverfolgung der Terroristen des BDJ-TD, als diese Gruppe aufgeflogen war. Die von der CIA aufgebauten Partisanen-Netze wurden 1956 dann vom BND übernommen, wodurch der Auslandsgeheimdienst rechtswidrig im Inland tätig wurde.

Jens Wernicke: Der CIA und BND stecken also – auf verschiedene Arten und Weisen und zu verschiedenen Zeiten – hinter diesen paramilitärischen Einheiten? Und das weit überwiegend ohne Wissen der Regierenden?

-Ulrich Stoll: Teile der Regierung müssen Bescheid gewusst haben, die parlamentarischen Kontrollgremien wurden jedoch systematisch getäuscht und waren bis 1990 ahnungslos.

-Der BND übernahm 1956 die Partisanen-Netze, die in Deutschland nach dem Krieg von amerikanischen, niederländischen, dänischen und französischen Geheimdiensten aufgebaut worden waren.

-Das ist übrigens eine der erstaunlichsten Erkenntnisse aus den jetzt freigegebenen BND-Akten: Nicht nur die CIA, sondern weitere westeuropäische Staaten hatten in Deutschland Stay-Behind-Partisanen rekrutiert. Was in der entsprechenden Aufzählung auffällt: Die Briten fehlen.

-Britische und US-amerikanische Dienste hatten nach dem Krieg untereinander die Länder aufgeteilt, in denen sie Untergrundtruppen aufbauten. In Österreich und Deutschland muss es daher sowohl britische als auch US-amerikanische Stay-Behind-Gruppen in den jeweiligen Besatzungszonen gegeben haben. Die Briten gewähren, anders als die Amerikaner, bis heute jedoch keinerlei Akteneinsicht. Die britische Stay-Behind-Organisation verschwindet 1956 also völlig von der Bildfläche.

Jens Wernicke: Und bezüglich der Ihnen nun vorliegenden Informationen: Wie viele Personen waren hier für welche Stay-Behind-Gliederung tätig? Und vor allem: Wie und durch wen wurde eine solche überhaupt gesteuert und gelenkt?

-Ulrich Stoll: Die größte frühe Stay-Behind-Organisation, der BDJ-TD, hatte 2.800 Kämpfer ausgebildet und plante, bis zu 7.000 Antikommunisten als Partisanen zu rekrutieren. Die vom BND geführte Stay-Behind-Organisation hatte anfangs rund 500 „Schläfer“, die als Partisanen im Kriegsfall aktiv werden sollten. Deren Zahl sank bis in die 1980er Jahre auf rund 100 Personen. Es gab aber eine unbekannte Zahl von Helfern und ein paar Dutzend hauptamtliche Offiziere. Der militärische Arm der Stay-Behind-Organisation, die als Bundeswehreinheit getarnte Lehr- und Ausbildungsgruppe für das Fernspähwesen der Bundeswehr, sollte auf bis zu 375 aktive Fallschirmspringer ausgebaut werden.

-Stay Behind wurde von der Stay Behind-Zentrale in München aus gesteuert und das Alliierte Koordinationskomitee steuerte die gemeinsamen Aktivitäten wie etwa multilaterale Übungen.

„Schon in den frühen fünfziger Jahren sorgte die BDJ-Affäre für entsprechende Schlagzeilen. Im Januar 1953 verboten mehrere Landesinnenminister den drei Jahre zuvor gegründeten Bund Deutscher Jugend (BDJ) und dessen Technischen Dienst (TD). Tatsächlich stellte das eine, der Bund, den legalen Mantel für das andere, für den konspirativ organisierten Dienst dar. Unter Leitung des Arztes und Publizisten Paul Lüth sollte mit ehemaligen Soldaten der Wehrmacht und Waffen-SS eine bewaffnete Organisation aufgebaut werden, mit der man im Falle eines Linksrucks in der Bundesrepublik oder gar des befürchteten Einmarsches der Ostblock-Armeen den Partisanenkampf aufnehmen wollte. Bei Razzien gegen die Doppelorganisation, die nach außen als Vereinigung in der Tradition der bündischen Jugend auftrat, hatte die Polizei 1952 auch Mordlisten mit Namen von prominenten SPD-Politikern wie Erich Ollenhauer gefunden.
Umfangreiche Untersuchungen der damaligen hessischen Landesregierung ergaben, dass der BDJ/TD – quasi als klandestiner Verbündeter im Kalten Krieg – von US-Geheimdiensten finanziert und mit Waffen und Bomben versorgt wurde. Und der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz stellte im November 1952 mäßig überrascht fest, dass die vom BDJ/TD verwendeten Personenblätter zu ihrer Mordliste „in Anlage und Aufbau jenen gleichen, wie sie das Bundesamt für Verfassungsschutz verwendet“. Ganz offensichtlich hatten Lüth und die Seinen entsprechende Unterstützung erhalten.“

Die Zeit: „Für Volk und Nation

Jens Wernicke: Sie widmen ein Kapitel in Ihrem Buch ja auch dem Oktoberfestattentat. Wäre denn wirklich denkbar, dass hier Paramilitärs im Auftrag von Sicherheitsdiensten oder anderen Akteuren des Tiefen Staates gegen die eigene Bevölkerung tätig geworden sind und das bis heute unentdeckt blieb? Das klingt doch sehr nach Verschwörungstheorie…

-Ulrich Stoll: Es gibt keinen Beweis, dass staatliche Stellen hinter dem Oktoberfestattentat stecken. Aber die Informationsblockade der Bundesregierung zu Stay Behind und die viel zu schnelle Festlegung auf Gundolf Köhler als Einzeltäter, der ohne Hilfe die Oktoberfestbombe gebaut, transportiert und gezündet haben soll, hat Raum für Spekulationen geschaffen.

-Das könnte die Bundesregierung durch Aktenfreigabe klären. Aber erst seit dem letzten Jahr ist dem Oktoberfestopferanwalt Werner Dietrich Einblick in Ermittlungsakten gewährt worden. Und erst jetzt ermittelt der Generalbundesanwalt wieder – auf öffentlichen Druck hin und nachdem fast alle Asservate längst vernichtet sind.

-Die Rolle des Rechtsterroristen Heinz Lembke ist auch noch vollständig ungeklärt – auch hier ein viel zu schnelles Ermittlungsende trotz deutlicher Hinweise auf Mittäter bei der Beschaffung von Waffen und Sprengstoff. Das hat Verschwörungstheorien Raum gegeben – wie jetzt auch beim NSU, den der Generalbundesanwalt ja auch nur als isoliertes Trio sehen will.

Jens Wernicke: Und derlei „Untergrundarmeen“, wie Sie sie im Buch auch nennen – nach der Abwicklung der bekannten Stay-Behind-Netzwerke ab 1991 dürfte derlei nun als „erledigt“ erachtet werden, ja? Ich frage, weil mir Wolf Wetzel im Interview vor einigen Tagen zumindest andeutete, die Staatspraxis im Bereich des NSU werfe doch mehr und mehr die Frage auf, ob dieser nicht etwa, wie gern behauptet, weniger von diesem „überwacht“ als vielmehr durch diesen überhaupt erst ermöglicht und später geschützt worden sei..

-Ulrich Stoll: Da sind wir wieder im Bereich der Verschwörungstheorien. Ich kann mir den NSU nicht als staatlich gesteuerte Terrortruppe vorstellen. Gleichwohl ist es falsch, das von V-Leuten der Geheimdienste durchsetzte Umfeld des Trios nicht genau zu durchleuchten. Da hat der Generalbundesanwalt offenbar eine Beißhemmung wie damals beim Umfeld Köhlers, wo es von V-Leuten ebenfalls wimmelte. Das nährt natürlich den Verdacht, dass staatliche Zuträger damals wie heute von Gewalttaten wussten oder sie sogar förderten.

-Zu Stay Behind will ich aber noch etwas zu bedenken geben: In den 1970er Jahren fand ein Anwerbeversuch eines hohen deutschen Offiziers im Verteidigungsministerium durch britische Offiziere statt. Es gab damals also weiterhin eine britische Stay-Behind-Gruppe in Deutschland, die bis heute geheim gehalten wird und die natürlich nie parlamentarischer Kontrolle unterlag.

-Darüber hinaus hat die Bundesregierung zwar immer betont, dass ihre Stay-Behind-Organisation seit Anfang der 1970er Jahre unbewaffnet gewesen sei. Es wurden jedoch noch in den 1990er Jahren Waffen- und Funkausrüstungslager geborgen. Das wurde uns 18 Jahre lang verschwiegen. Es ist also denkbar, dass es noch immer Stay-Behind-Sprengstoff- und Waffendepots gibt und also auch die Gefahr, dass Unbefugte diese entdecken und nutzen können.

Jens Wernicke: Damit ich nicht durcheinanderkomme: Es gab eine deutsche Stay-Behind-Organisation, die ursprünglich vom CIA aufgebaut worden war, und davon unabhängig noch mindestens eine niederländische, dänische und französische sowie eine bis heute vollkommen unerforschte britische?

-Ulrich Stoll: Ganz genau, das ist in den deutschen Papieren aktenkundig. Aber wir haben bis heute nicht die ergänzenden Akten der Alliierten zur Verfügung.

Jens Wernicke: Und mit derlei Wissen und Enthüllungen: Wie gehen Sie damit um? Welche Schlüsse ziehen Sie daraus? Was sind Ihre Wünsche und Forderungen an die politische Debatte im Land?

-Ulrich Stoll: Das Europäische Parlament hat 1990 nach der Enttarnung des Gladio-Terrornetzwerkes gefordert, dass in allen EU-Ländern Untersuchungsausschüsse eingesetzt werden. Gladio war der Übungspartner der deutschen Stay-Behind-Organisation. Doch obwohl der BND dankenswerterweise einige Akten zur Stay-Behind-Organisation freigegeben hat, werden Hinweise auf Partnerorganisationen weiterhin zurückgehalten. In nur drei Ländern gab es bisher Untersuchungskommissionen, und die wurden zudem oftmals, wie etwa in Belgien, auch noch unzureichend informiert.

-Dabei ist Stay Behind Zeitgeschichte und dieses düstere Kapitel sollte endlich europaweit untersucht und aufgearbeitet werden. Zum einen, um Spekulationen um staatlichen Terror entgegenzutreten, zum anderen, um endlich den Bürgern Europas das Ausmaß dieser ungesetzlichen und gefährlichen Aktivitäten zu offenbaren.

Jens Wernicke: Da Sie gerade noch einmal „ungesetzlich“ sagen: Wenn das parlamentarische Kontrollgremium belogen wurde und die Stay-Behind-Gruppen zumindest potentiell auch als Terroristen gedacht waren – wieso gibt es eigentlich keine Ermittlungen gegen in diese Machenschaften verstrickte Politiker, Geheimdienstler und andere Akteure? Noch jenseitiger des Grundgesetzes geht es doch gar nicht…

-Jens Wernicke: Eine solche Ermittlung könnte der Generalbundesanwalt einleiten. Er hat es jedoch 1990 nicht getan, als die Stay-Behind-Strukturen noch bestanden. Und heute dürfte es noch schwerer sein, Belege und Zeugen zu finden. Politiker wie der damalige Kanzleramtsminister Lutz Stavenhagen oder die damaligen Verteidigungsminister leben nicht mehr.

Jens Wernicke: Ich bedanke mich für das Gespräch.

-Ulrich Stoll, Jahrgang 1959, Studium der Geschichte, Literatur- und Theaterwissenschaft in München ist seit 1984 freier Journalist für den WDR (ZAK, Monitor), seit 2001 Reporter des ZDF-Magazins Frontal 21, Autor zahlreicher TV-Dokumentationen für ARD, ZDF und ARTE, darunter »Hitlers Traum von Micky Maus – Zeichentrickfilm im III. Reich« (ARTE 1999), »Im Fadenkreuz des Staates – Der Große Lauschangriff« (mit H.-C. Schultze, ARD 2004) und „Die Schattenkrieger der NATO“ (ZDF Info 2014).

-Dieser Text erschien zuerst auf den „NachDenkSeiten – die kritische Website„. Die Zweitveröffentlichung durch uns erfolgt im Rahmen der Creative Commons Lizenz 2.0 Non-Commercial, unter welcher er publiziert wurde.

Weiterschauen:

Kommentar mundderwahrheit: nie vergessen….Gladio wurde in Italien gegründet….
Wikipedia: Gladio (ital. „Kurzschwert“; von lat.Gladius) war der Deckname für eine geheime paramilitärische Einheit der NATO in Italien, die im Fall einer Invasion von Truppen des Warschauer PaktesGuerilla-Operationen und Sabotage gegen diese durchführen sollte.Ab 1950 wurden in Italien Agenten für Guerillaoperationen und Sabotage gegen Besatzertruppen des Warschauer Pakts ausgebildet. Dazu wurden europaweit geheime, illegale Waffendepots angelegt. Die Existenz der Untergrund-Armee wurde geheim gehalten und war nur einem kleinen Kreis von Regierungsmitgliedern bekannt. In den einzelnen Ländern wurde die Anwerbung und Führung der Agenten meist von Unterabteilungen der jeweiligen nationalen Geheimdienste übernommen. Die militärische Befehlsgewalt hatten die geheimen Kommandostellen Allied Clandestine Committee und Clandestine Planning Committee im NATO-HauptquartierSHAPE im belgischen Mons.[1]

„Die Kunst des Krieges“

Die Nato – bei der Linken tabu

-Vor unseren Augen baut sich das Netzwerk Gladio wieder auf; es erlaubte der Nato, durch Attentate, politische Morde und Staatsstreiche die osteuropäischen Länder daran zu hindern, sich der UdSSR anzunähern. Doch es gibt keinen Kommunismus mehr, nur Russland, das seinen Kampf gegen den Imperialismus fortsetzt. Schlimmer noch: Alle Parteien der westeuropäischen Linken haben das Ziel aufgegeben, die Souveränität ihres Landes wiederherzustellen und aus der Nato auszutreten.

| Rom (Italien) | 13. November 2015
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-„Bombardieren“, so erklärte die Verteidigungsministerin Roberta Pinotti (Partito Democratico), „darf kein Tabu sein“ [1]. Damit fällt in Italien und in Europa das Tabu des Krieges und damit auch das Tabu des Nazismus.

-Die Nachrichtenagentur Ansa berichtet in einer Doku-Reportage (4. November), in Kiew kämen jede Woche Dutzende klar als Nazis erkennbare „Kriegsprofessionelle“ – zur Hälfte aus Europa (auch Italien), zur Hälfte aus den USA – an, die vor allem vom Rechten Sektor und vom Azow-Regiment angeworben werden. Die neonazistischen Bataillone werden Teil der Nationalgarde, die durch US-amerikanische und britische Ausbilder trainiert wird. In diesem Verband werden auch die Ausländer ausgebildet und bewaffnet, die dann zum Kampf in den Donbass gegen die russischen Ukrainer geschickt werden. Bei ihrer Rückkehr in ihr Heimatland erhalten sie „den ukrainischen Pass, eine Art Passierschein, der in der ganzen Welt von Nutzen ist“. Der Rahmen ist klar.

-Die Kiewer Ukraine, faktisch schon Teil der Nato unter dem Kommando der USA, ist zum „Heiligtum“ des wiedererstandenen Nazismus im Herzen Europas geworden. Das Kiew-Regime hat nicht nur die kommunistische Partei für ungesetzlich erklärt, sondern den Kommunismus als solchen – schon das Bekenntnis dazu wird als strafbare Handlung betrachtet. Es hat die Ukraine in ein Rekrutierungszentrum für Neonazis aus europäischen und außereuropäischen Ländern verwandelt, die faktisch durch die Nato ausgewählt, ausgebildet und bewaffnet werden. Nachdem sie in echten militärischen Aktionen im Donbass auf die Probe gestellt worden sind, lässt man sie mit dem ukrainischen Pass als „Passierschein“ in ihre Länder, Italien inbegriffen, zurückkehren. Dort treten die Verdienstvolleren unter ihnen in das neue Gladio-Netzwerk ein – wenn nötig bereit, weitere „Maidan-Plätze“ (oder Schlimmeres) in Europa zu provozieren.

-All dies mit dem Einverständnis der europäischen Regierungen. Allen, die dieses Szenario als „Verschwörungstheorie“ ansehen, empfehlen wir, die Rede von Ferdinando Imposimato, dem Ehrenpräsidenten des Obersten Kassationsgerichts, vor der internationalen Konferenz anzuschauen, die am 26. Oktober durch das Komitee No Guerra No Nato in Rom organisiert wurde. Imposimato bestätigt, „in den Untersuchungen, die ich über die Massaker, angefangen von dem der Piazza Fontana bis zu denen von Capaci und der Via d’Amelio, durchgeführt habe, wurde bewiesen, dass der benutzte Sprengstoff aus den Stützpunkten der Nato kam“. Dort „trafen sich die Mitglieder des schwarzen Terrorismus, die Offiziere der Nato, die Mafiosi, die italienischen Politiker und die Freimaurer am Vorabend der Attentate. Und das geschieht seit Anfang der sechziger Jahre ohne Unterbrechung“ [2].

-In einer solchen Situation bleibt wiederum das Tabu der Nato bei der italienischen und der europäischen Linken vorherrschend. In Italien hat keine Partei der parlamentarischen Opposition den Austritt aus der Nato auf ihrem Programm. In Griechenland hat Syriza in der Tat das Ziel, „alle ausländischen Militärbasen in Griechenland zu schließen und aus der Nato auszutreten“, aus seinem Programm gestrichen, ebenso das Ziel, „die militärischen Kooperationsverträge mit Israel außer Kraft zu setzen“ – sie wurden im Gegenteil verstärkt durch das Abkommen, das im letzten Juli von Panos Kammenos, dem Gründer der Partei der Rechten „Anel“ unterzeichnet wurde, dem die Regierung von Alexis Tsipras das Verteidigungsministerium anvertraut hat. Das gleiche in Spanien, wo Podemos, die eine Volksabstimmung über den Austritt Spaniens aus der Nato in ihrem Programm hatte, dies nun geändert hat, indem sie in ihr Programm für die Wahlen am 20. Dezember das Ziel einer „größeren strategischen Autonomie Spaniens und Europas in der Nato“ gesetzt hat. Sergio Pascual, Parteiführer und Kandidat von Podemos in Sevilla, erklärt mit Bezug auf die US-Militärbasen in Spanien, „wir werden die von unserem Land unterschriebenen Abkommen bis zum letzten Komma einhalten“. General Julio Rodriguez, der Kandidat von Podemos für das Amt des Verteidigungsministers, bekräftigt erneut, dass „die Nato notwendig ist“. – So wie sie es 2011 war, als Rodriguez, ehemaliger Generalstabschef, in seiner Eigenschaft als Chef der spanischen Streitkräfte in der Nato an der Bombardierung Libyens teilnahm.

Übersetzung
Sabine

Quelle
Il Manifesto (Italien)

[1] « Roberta Pinotti : bombarder n’est pas un tabou », par Manlio Dinucci, Tommaso di Francesco, Traduction Marie-Ange Patrizio, Il Manifesto (Italie), Réseau Voltaire, 10 novembre 2015.

[2] « La guerre secrète en Italie », par Daniele Ganser, Réseau Voltaire, 6 février 2010.

Staatsstreich in Portugal

| 31. Oktober 2015

-Portugals Präsident Aníbal Cavaco Silva hat die mit Unterstützung der neuen parlamentarischen Mehrheit gebildete Koalitions-Regierung zurückgewiesen, mit der Begründung, sie enthalte Vertreter des Blocks der Linken und Kommunisten.

-„Während den 40 Demokratie-Jahren hing keine Regierung von Portugal von der Unterstützung von anti-europäischen Kräften ab, nämlich von jenen Kräften, die für die Aufhebung des Vertrags von Lissabon Kampagne machten, die gegen den Haushalts-Pakt, den Stabilitäts- und Wachstumspakt sowie gegen die Währungsunion waren und aus dem Euro austreten wollten, ohne zu vergessen dass sie die NATO verlassen wollten“, sagte der Präsident.

-„Es ist der schlimmste Zeitpunkt für eine radikale Änderung der Grundlagen unserer Demokratie (…). Nachdem es uns gelungen ist ein teures Programm zu verwirklichen, das schwere Opfer verlangte, ist es meine Pflicht, in meinen verfassungsmäßigen Befugnissen das Möglichste zu tun, um zu vermeiden, dass keine falschen Signale den Finanzinstituten, den Investoren und den Märkten gesendet werden „, sagte er weiter.

-Der Präsident wies darauf hin, dass die Mehrheit der Wähler nicht für einen Austritt aus dem Euro gestimmt hatten – was wahr ist -, aber er hat die massive Bewegung der Bevölkerung zu einem Bruch mit der Austeritäts-Politik der Troika übersehen.

Diese Entscheidung, die unter der portugiesischen Verfassung einen Staatsstreich darstellt, ist die erste institutionelle Erklärung eines Verbots für Gegner der NATO, in eine Regierung der Europäischen Union einzutreten. Sie zeigt, dass das Prinzip des Gladio nicht mit der Sowjetunion gestorben ist.

Zum Lesen : « La guerre secrète au Portugal », par Daniele Ganser, Réseau Voltaire, 17 mai 2011.

Übersetzung
Horst Frohlich

Die Türkei in Gefahr

– Während die westliche Presse die von der Türkei den Vereinigten Staaten gegebene Erlaubnis zur Verwendung ihre Militärstützpunkte begrüßt, um Daesh zu bekämpfen, beobachtet Thierry Meyssan die inneren Unruhen in diesem Land. Ihm zufolge werden die Beibehaltung von Herrn Erdoğan an der Macht und das Fehlen einer neuen Mehrheit bei den nächsten Parlamentswahlen unverzüglich zum Bürgerkrieg führen.

| Damaskus (Syrien) | 28. Juli 2015
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Herr Erdoğan hat die Kontrolle über die Situation verloren.

– Seit fünfzehn Jahren überzeugt George Friedman, der Gründer der privaten „Intelligence Agency Stratfor“ die westlichen Führer, dass die BRIC-Staaten im 21. Jahrhundert keine wichtige Rolle spielen werden, dass es wohl aber der islamischen Türkei gelingen wird [1]. Friedman ist ein ehemaliger Mitarbeiter von Andrew Marshall, dem Pentagon Strategen von 1973 bis 2015 [2].

– Die Propaganda für den türkischen Islamismus, als wirtschaftliches und politisches Modell, wurde durch die türkischen islamischen Arbeitgeber über einige französische Persönlichkeiten verstärkt, die sich korrumpieren lassen haben (Anne Lauvergeon, Alexandre Adler, Joachim Bitterlich, Hélène Conway-Mouret, Jean-François Copé, Henri de Castries, Augustin de Romanet, Laurence Dumont, Claude Fischer, Stéphane Fouks, Bernard Guetta, Elisabeth Guigou, Hubert Haenel, Jean-Pierre Jouyet, Alain Juppé, Pierre Lellouche, Gérard Mestrallet, Thierry de Montbrial, Pierre Moscovici, Philippe Petitcolin, Alain Richard, Michel Rocard, Daniel Rondeau, Bernard Soulage, Catherine Tasca, Denis Verret, Wilfried Verstraete, um nur einige zu nennen).

– Trotz allem ist die Türkei heute am Rande der Implosion, an einem Punkt, der ihr Überleben als Staat direkt bedroht.

Das Demontage-Projekt der Türkei

– Im Jahr 2001 haben die Strauss‘schen Strategen des US-Verteidigungsministeriums einen Umbau des „Nahen und mittleren Osten“ überlegt, der die Teilung der Türkei zugunsten eines unabhängigen Kurdistan vorsah, indem er die Kurden der aktuellen Türkei, von Irak und Iran zusammenbringen sollte. Dieses Projekt setzte den Austritt der Türkei aus der NATO voraus, sowie die Versöhnung der vollkommen getrennten kurdischen Stämme, – selbst durch ihre Sprachen – und beträchtliche Völkerwanderungen. Oberst Ralph Peters erwähnte bereits 2001diesen Plan in einem Artikel in Parameters, bevor er die Karte dazu im Jahr 2005 veröffentlichte. Peters war Schüler von Robert Strausz-Hupé, dem ehemaligen US-Botschafter in Ankara und Theoretiker des Novus Orbis Terranum (der „neuen Weltordnung“) [3].

– Dieses unsinnige Projekt ist mit dem irakisch-saudischen Abkommen am Rande der 5+1-Verhandlungen über die atomare Frage des Iran vor einem Monat wieder aufgetaucht. [4]. Tel-Aviv und Riyad stützten sich auf die Türkei, um die Arabische Republik Syrien zu stürzen. In der Tat war Ankara in diesem Sinne gebunden, als die NATO im Juli 2013 die Übertragung des LandCom (gemeinsamer Armee-Befehl) nach Izmir abgeschlossen hatte [5]. Verstört durch die US-Passivität hatte Herr Erdoğan dann unter falscher Flagge die chemische Bombardierung der Ghuta organisiert, um die NATO zum Eingreifen zu zwingen. Aber ohne Erfolg. Er kam darauf ein Jahr später noch einmal zurück, und versprach, die internationale Koalition Anti-Daesh gegen Damaskus zu verwenden. Israel und Saudi Arabien, die die Hauptlast dieses unerfüllten Versprechens getragen haben, werden keine Zurückhaltung walten lassen, um einen Bürgerkrieg in der Türkei zu provozieren.

Die Wende der Politik in Washington

– Allerdings scheinen zwei Elemente gegen die Demontage der Türkei zu sprechen.

- Erstens, das US-Verteidigungsministerium selbst. Seit dem Abtritt von Andrew Marshall ist der neue Stratege, Oberst James H. Baker, kein Straussianer. Er denkt auf Grundlage der Prinzipien des Westfälischen Friedens und richtet das Pentagon auf eine Konfrontation der Art des Kalten Krieges aus [6]. Die Baker-Vision entspricht der neuen National Military Strategy [7]. Darüber hinaus wird sie von dem neuen Chef der Vereinten Generalstäbe, General Joseph Dunford geteilt. [8]. Mit anderen Worten hätte das Pentagon die « Chaos-Strategie » aufgegeben. [9] und möchte sich nun wieder auf Staaten verlassen.

- Zweitens hat Russland, besorgt über eine mögliche Verschiebung des Islamischen Emirats («Daesh“) von der Levante in den Kaukasus, – mit Washingtons Einstimmung – ein Abkommen ausgehandelt zwischen
• Syrien (derzeit von Daesh angegriffen),
• Saudi Arabien (wichtigster aktueller Finanzier der terroristischen Organisation)
• und der Türkei (die die operative Führung der Organisation innehat).

– Dieser Plan wurde dem syrischen Außenminister Walid Moallem und der Sonderberaterin von Präsident Bachar al-Assad, Bouthaina Shaaban, im Juni von Präsident Wladimir Putin unterbreitet [10]. Es folgte sofort ein Gespräch zwischen den beiden Parteien.
• Am 5. Juli wurde eine Delegation der syrischen Geheimdienste von dem saudischen Kronprinz, Mohamad bin Salman, empfangen.
• Die Türkei empfing einen inoffiziellen Abgesandten von Damaskus, und hat dann den Ihrigen nach Damaskus gesendet. Nach der Unterzeichnung des 5+1 Abkommens hat sie ihre Unterstützung von Daesh aufgegeben und 29 Schmuggler verhaftet [11].

– Zwei Entwicklungen sind daher derzeit möglich: entweder eine Verschiebung des Krieges aus Syrien in die Türkei oder eine regionale Koordination gegen Daesh.

Die Situation in der Türkei

– Wie auch immer, die Türkei hat sich in den letzten vier Jahren verwandelt.

- Zuerst ist ihre Wirtschaft zusammengebrochen. Ihr Engagement im Krieg gegen Libyen hat sie um einen ihrer wichtigsten Kunden beraubt und hat ihr keinen Gewinn eingebracht, weil dieser Handelspartner insolvent wurde. Ihr Engagement im Kampf gegen Syrien war weniger dramatisch, weil der syrisch-iranisch-türkische gemeinsame Markt noch klein war. Aber der kumulative Effekt dieser zwei Kriege hat das Wachstum des Landes zerstört, das jetzt negativ werden wird. Darüber hinaus basiert ein Teil der türkischen Wirtschaft derzeit auf dem Verkauf von Produkten an die großen europäischen Marken, die von den legalen Handelskanälen, ohne das Wissen von ihren Bestellern, abgezweigt wurden. Nun wirkt sich diese massive Piraterie auf die Wirtschaft der Europäischen Union aus.

- Zweitens, als er die Macht erobern wollte, schützte sich Recep Tayyip Erdoğan gegen einen militärischen Staatsstreich und verhaftete Offiziere, die er der Staats-Verschwörung beschuldigte. In einem ersten Schritt vergriff er sich an den Gladio-NATO Netzwerken (Ergenekon in der türkischen Version) [12]. Dann, in einem zweiten Zug, ließ er die Offiziere verhaften, die das Bündnis am Ende des Kalten Krieges ändern wollten und Kontakt mit der chinesischen Volksarmee aufgenommen hatten, indem er ihnen vorwarf, der gleichen Gruppe Ergenekon anzugehören, was natürlich absolut keinen Sinn hatte [13]. Letztlich war die Mehrheit der Offiziere infolge dieser Säuberungen festgenommen und inhaftiert. Daher sind die türkischen Streitkräfte geschwächt und ihre Bedeutung innerhalb der NATO ist verloren gegangen.

- Drittens: Die islamistische Politik der Regierung Erdoğan hat das Land tief gespalten und ließ zuerst den Hass zwischen den Weltlichen und Religiösen aufkommen, und dann zwischen den Gemeinschaften der Sunniten, Kurden und Alewiten. So wird die Parallele mit dem ägyptischen Szenario, das ich vor mehr als einem Jahr erwähnt habe, jetzt möglich [14]. Die Türkei ist ein Pulverfass geworden. Es bräuchte nur einen Funken für einen echten Bürgerkrieg, den niemand aufhalten können wird und der das Land auf lange Zeit verheeren wird.

- Viertens hat die Rivalität zwischen dem islamistischen Clan von Herrn Erdoğan, dem Milli Görüş (von dem ehemaligen Ministerpräsident Necmettin Erbakan in den 1970er Jahren erstellt) und dem Hizmet-Clan von Fethullah Gülen, die an der Macht befindliche Partei, die AKP, zerstört. Beide Parteien teilen die gleiche obskurantistische Vision des Islam, aber Fethullah Gülen (der heute in den Vereinigten Staaten lebt) ist durch Graham E. Fuller von der CIA rekrutiert worden und predigt eine Allianz der Gläubigen rund um die christliche NATO und Israel, während die Milli Görüş die moslemische Vorherrschaft verteidigt. Darüber hinaus ist unklar, wie die Anhänger des ehemaligen Präsidenten, Turgut Özal (auch Islamisten und als solche Mitglieder der AKP, die aber für die Anerkennung des Völkermordes der Armenier sind, für rechtliche Gleichstellung der Kurden und für eine Föderation der türkischen Staaten von Zentralasien sind) weiterhin ihr Schicksal an das von Herrn Erdoğan binden würden.

- Fünftens hat Präsident Erdoğan, indem er den Vorschlag des Präsidenten Wladimir Putin akzeptierte, die türkisch-Stream Pipeline zu bauen, direkt die globale Strategie der Vereinigten Staaten angegriffen. Falls diese Pipeline tatsächlich gebaut werden sollte, wird sie einen kontinentalen Kommunikationskanal bilden und die Doktrin der „Kontrolle der gemeinsamen Räume“, mit der Washington seine Vorherrschaft über die Welt unterhält, bedrohen [15]. Sie wird Russland ermöglichen, das ukrainische Chaos zu umgehen und das europäische Embargo zu vermeiden.

Die NATO will nicht mehr spielen

– Wenn Herrn Erdoğans persönliche Verbindungen zu al-Kaida auch durch die türkische Justiz eingerichtet wurden, gibt es nun keinen Zweifel mehr, dass er Daesh persönlich leitet. In der Tat:
- Die Terrororganisation wird offiziell von Abu Bakr el-Baghdadi geleitet. Aber diese Persönlichkeit wird nur voran gestellt, weil sie ein Mitglied des Stammes der Qurays und damit ein Nachkomme des Propheten ist. Der ausführende Befehl wird aber von Abu Alaa al-Afri und Fadel al-Hayali (bekannt als Abu Muslim al-Turkmani), von zwei turkmenischen Agenten des MIT (türkischer Geheimdienst) gemacht. Die anderen Mitglieder des Generalstabes kommen aus der ehemaligen Sowjetunion.
- Die Ausfuhr von Rohöl, die vor kurzem in Verletzung der Resolution 2701 des Sicherheitsrates wieder aufgenommen wurde, wird nicht mehr von Palmali Shipping & Agency JSC, der Firma des türkisch-aserbaidschanischen Milliardärs Mübariz Gurbanoğlu, gemacht, sondern von BMZ Ltd, der Gesellschaft von Bilal Erdogan, dem Sohn des Präsidenten.
- Die medizinisch wichtige Pflege der verwundeten Dschihadisten von Daesh wird von dem MIT in der Türkei gesichert, in einem geheimen Krankenhaus in Şanlıurfa, unter der Aufsicht von Sumeyye Erdoğan, der Tochter des Präsidenten [16].

Das ist der Grund, warum Präsident Barack Obama am 22. Juli mit seinem türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdoğan telefoniert und ihn stark bedroht hat. Laut unseren Informationen soll der US-Präsident gesagt haben, sich mit dem britischen Premierminister David Cameron geeinigt zu haben, um die Türkei aus der NATO auszuschließen, – was Bürgerkrieg bedeutet und die Teilung in zwei Staaten – wenn die Türkei
- 1. nicht sofort das Gas-Abkommen mit der Russischen Föderation abbricht;
- 2. nicht sofort an der internationalen anti-Daesh Koalition teilnimmt.

Präsident Erdoğan, der eine islamische aber keine politische Ausbildung hat [17], reagierte sowohl mit dem Versuch, Washington zu beschwichtigen, als auch weiterhin seinen Launen zu folgen.
- 1. die Türkei hat der NATO erlaubt, ihre Stützpunkte auf türkischem Gebiet zur Bekämpfung von Daesh zu verwenden, hat Schmuggler von Daesh verhaftet und hat sich an einer symbolischen Bombardierung von Daesh in Syrien beteiligt;
- 2. darüber hinaus machte Herr Erdoğan viel größere Anstrengungen gegen seine kurdische Opposition als gegen Daesh, indem er Positionen der PKK im Irak massiv bombardierte, und Mitglieder der PKK in der Türkei festnahm. Die PKK antwortete mit einer lakonischen Erklärung, die feststellte, dass die Regierung damit wieder einseitig Feindseligkeiten vom Zaun gebrochen habe;
- 3. es ist im Moment nicht bekannt, ob Entscheidungen in Bezug auf die türkisch-Stream Pipeline getroffen wurden.

– Wir kommen jetzt ans Ende der konstitutionellen Frist von 45 Tagen, nach der der Chef der größten Fraktion eine Regierung bilden soll. Die drei wichtigsten Oppositionsparteien, die alle von der US-Botschaft beraten werden, haben abgelehnt, sich mit der AKP zu verbünden, und Ahmet Davutoğlu konnte es auch nicht erreichen. Neue Wahlen sollten einberufen werden. Unter Berücksichtigung der Spaltung der AKP (Islamisten) einerseits und des Hasses zwischen der MHP (Konservative) und der HPD (Linke und Kurden) andererseits, wird es schwierig sein, eine Mehrheit zu finden. Wenn dies der Fall ist oder es der AKP gelingt, sich zu halten, wird die Türkei in einen Bürgerkrieg geraten.

Übersetzung
Horst Frohlich

[1] The Next 100 Years: A Forecast for the 21st Century, George Friedman (2009).

[2] „Nach 42 Jahren verließ Andy Marshall das Pentagon“, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 9. Januar 2015.

[3] Über die Arbeit von Strausz-Hupé und Peters sich auf L’Effroyable imposture 2, pp.117-224 beziehen.

[4] „Geheime Projekte von Israel und Saudi Arabien“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 22. Juni 2015.

[5] “Izmir base likely to become NATO’s Land Component Command”, Todays Zaman, June 6, 2011.

[6] „Ashton Carter ernennt den neuen Strategen des Pentagon“, Übersetzung Sabine, Voltaire Netzwerk, 21. Mai 2015.

[7] „Europa wieder einmal in der Frontlinie“, von Manlio Dinucci, Übersetzung Sabine, Il Manifesto (Italien), Voltaire Netzwerk, 18. Juli 2015.

[8] „General Dunford bezeichnet Russland als die größte Bedrohung“, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 17. Juli 2015.

[9] “Stumbling World Order and Its Impacts”, by Imad Fawzi Shueibi, Voltaire Network, 5 April 2015.

[10] „Russland holt seine Kastanien aus dem Feuer“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 13. Juli 2015.

[11] „Erste Folgen des 5+1 Abkommens“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 20. Juli 2015.

[12] « Ergenekon : une légende urbaine ? », par Orhan Kemal Cengiz; [Ergenekon eine Legende? Während die gerichtlichen Ermittlungen in der Türkei weitergehen, um die Wahrheit über Ergenekon zu finden, minimiert die Atlantiker Presse die Verschwörung und versucht den Fall als eine Erfindung der an der Macht befindlichen islamischen Partei auszugeben. Für den Anwalt Orhan Kemal Cengiz gibt es jedoch kaum einen Zweifel, Ergenekon ist die türkische Version vom Gladio, der geheimen NATO-Armee. Sie ist immer noch aktiv und ist verantwortlich für Terroranschläge, die darauf abzielen, das Land zu destabilisieren und die Militärmacht wiederherzustellen]; « L’organisation Ergenekon mise en cause pour ses relations privilégiées avec Hizb ut-Tahrir », par Mutlu Özay et Mustafa Turan, Traduction Nathalie Krieg, Today Zaman (Turquie), Réseau Voltaire, 9 juillet et 3 août 2009.

[13] „Der gerichtliche Staatsstreich der AKP“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 20. August 2013.

[14] „Die Spaltung der Türkei“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 1. April 2014.

[15] “The Geopolitics of American Global Decline”, by Alfred McCoy, Tom Dispatch (USA), Voltaire Network, 22 June 2015.

[16] « Le rôle de la famille Erdoğan au sein de Daesh », Réseau Voltaire, 26 juillet 2015.

[17] „Das nahende Ende des Systems Erdoğan“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 15. Juni 2015.

Thierry Meyssan

Thierry Meyssan Französischer Intellektueller, Präsident und Gründer des Réseau Voltaire und der Konferenz Axis for Peace. Er veröffentlicht Analysen über ausländische Politik in der arabischen, latein-amerikanischen und russischen Presse. Letztes, auf Französisch veröffentlichte Werk : L’Effroyable imposture : Tome 2, Manipulations et désinformations (hg. JP Bertand, 2007).

Erste Folgen des 5+1 Abkommens
Die Journalisten und der Krieg



Hintergrund der griechischen Schulden

– Die aktuelle Debatte über die griechischen Schulden gab Anlass zu aller Arten von Bedrohungen, zuerst gegen die Tsipras-Regierung, dann gegen die griechischen Wähler. Ohne auf den ‚abscheulichen Teil‘ der Schulden einzugehen analysiert Thierry Meyssan die internationale Kampagne gegen den Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone. Er verweist auf den historischen Entwurf der europäischen Union und des Euro, so wie er im Jahr 1946 von Churchill und Truman formuliert wurde, und schließt, dass Griechenland heute in die Falle des internationalen geopolitischen Umfeldes getappt ist, und nicht wegen seiner wirtschaftlichen Situation.

| Damaskus (Syrien) | 6. Juli 2015
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Joseph Retinger, einst polnischer Faschist, der britischer Agent wurde. Auf Antrag des MI6 gründete er die Europäische Liga für wirtschaftliche Zusammenarbeit, deren Generalsekretär er wurde. Als solcher ist er der Vater des Euro. Anschließend förderte er die Europäische Bewegung und schuf den Bilderberg-Club.

– Die griechische Volksabstimmung führte zu lebhaften Debatten in der Europäischen Union welche die allgemeine Unkenntnis über die Spielregeln an den Tag legen. Die Teilnehmer stritten sich darüber, ob die Griechen für ihre Schulden verantwortlich wären, während sie sorgfältig die Wucherzins praktizierenden Gläubiger beschützten. Aber sie taten es, ohne die Geschichte des Euro und die Gründe seiner Schöpfung zu kennen.

Der Euro: ein angelsächsisches Projekt des Kalten Krieges

– Seit dem Vertrag von Rom, vor vierundsechzig Jahren, haben die aufeinander-folgenden Verwaltungen des „europäischen Projekts“ (EGKS, EWG, EU) kolossale, unvergleichbare Summen ausgegeben, um seine Propaganda in den Medien zu finanzieren. Täglich werden Hunderte Artikel, Radio- und Fernsehsendungen von Brüssel bezahlt, um uns eine lügenhafte Version seiner Geschichte zu erzählen und uns weiszumachen, dass das aktuelle „europäische Projekt“ jenes der Europäer der Zwischenkriegszeit sei.

– Die Archive sind jedoch jetzt allen zugänglich. Sie zeigen, dass Winston Churchill und Harry Truman im Jahre 1946 beschlossen, den europäischen Kontinent in zwei zu teilen: auf der einen Seite, ihre Vasallen, auf der anderen, die UdSSR und die Ihrigen. Um sicherzustellen, dass kein Staat sich ihrer Oberhoheit entzog, beschlossen sie, die Ideale ihrer Zeit zu manipulieren.

– Was man damals das „europäische Projekt“ nannte, war nicht jenes, das die so genannten gemeinsamen Werte verteidigte, sondern um die Ausbeutung der Rohstoffe und der Verteidigungsindustrie von Frankreich und Deutschland zusammenzuführen, um sicher zu sein, dass sich diese beiden Länder keinen Krieg mehr liefern konnten (Theorie von Louis Loucheur und dem Grafen Richard Coudenhove – Kalergi [1]). Es ging nicht darum, die tiefen ideologischen Unterschiede zu leugnen, sondern um sicherzustellen, dass sie sich nicht mehr mit Gewalt bekämpften.

– Der britische MI6 und die amerikanische CIA wurden daher beauftragt, den ersten „Europäischen Kongress“ in Den Haag im Mai 1948 zu organisieren, an dem 750 Persönlichkeiten (auch François Mitterrand) aus 16 Ländern teilnahmen. Es war einfach nichts anderes, als die Wiederbelebung des Projekts eines föderalen Europas (das für den Reichskanzler Adolf Hitler von Walter Hallstein – dem künftigen Präsidenten der Europäischen Kommission – konzipiert wurde), welches auf der Rhetorik von Coudenhove-Kalergi beruhte.

– Mehrere Missverständnisse müssen bei diesem Kongress korrigiert werden. ) Zu aller erst sollte man ihn in seinem Kontext darstellen. Die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich hatten gerade der Sowjetunion den Kalten Krieg erklärt. Diese antwortete mit der Unterstützung der tschechischen Kommunisten, denen es rechtsmässig gelungen war, die Macht mit dem „Prager Coup“ („Siegreicher Februar“, in der sowjetischen Geschichtsschreibung) an sich zu reißen. Darauf organisierten Washington und London den Brüssel-Vertrag, der die Schaffung der NATO vorwegnahm. Alle Teilnehmer des Europäischen Kongresses waren pro-angelsächsisch und antisowjetisch.
- Zweitens, als Winston Churchill seine Rede hielt, verwendete er den Begriff „Europäisch“, um die Bewohner des europäischen Kontinents zu bezeichnen (nicht die des Vereinigten Königreichs, die ihm zufolge keine Europäer sind), und die sich als Antikommunisten betrachteten. Es kam zurzeit von Churchill nicht in Frage, dass London an der Europäischen Union teilnehme, sondern sollte sie einfach nur überwachen.
- Drittens kamen zwei Tendenzen im Kongress an den Tag: die „Unionisten“, die nur für die Zusammenlegung der Mittel waren, um der Expansion des Kommunismus zu widerstehen, und die „Föderalisten“, die das Nazi-Projekt des Bundes realisieren wollten, unter Aufsicht einer nicht gewählten Verwaltung.

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Walter Hallstein, hoher deutscher Beamter, schrieb das Hitler-Projekt des föderalen Europas. Es ging darum, die europäischen Staaten zu zerstören und die Bevölkerung nach ethnischen Gruppen rund um das arische Reich zu gruppieren. Das Ganze würde einer Diktatur einer nicht gewählten Bürokratie unterworfen und von Berlin gesteuert werden. Nach dem Kriegsende zog er sein Projekt mit Hilfe der Angelsachsen durch und wurde 1958 der erste Präsident der Europäischen Kommission.

– Der Kongress bezeichnete alles, was seither erreicht worden ist, unter den aufeinanderfolgenden Namen der EGKS, EWG und EU.

– Der Kongress verabschiedete das Prinzip einer gemeinsamen Währung. Aber der MI6 und die CIA hatten bereits die Independent League for European Cooperation (ILEC) gegründet [2], welche die Europäische Liga für wirtschaftliche Zusammenarbeit (ELEC) geworden ist. Ihr Ziel war, sobald die Organe der Union für eine einheitliche Währung (Euro) geschaffen waren, von einer gemeinsamen Währung (der zukünftigen europäischen Währungseinheit – ECU) zur Einheitswährung (Euro) zu schreiten, damit die beigetretenen Länder die Union nicht mehr verlassen können [3].

– Das ist das Projekt, das François Mitterrand 1992 ausgeführt hat. Im Hinblick auf die Geschichte und die Beteiligung von François Mitterrand an dem Kongress von Den Haag im Jahre 1948 ist es absurd, heute zu behaupten, dass der Euro ein anderes Ziel habe. Das ist der Grund, in aller Logik, warum die bestehenden Verträge keinen Austritt aus dem Euro vorgesehen haben, und Griechenland zwingt, wenn es von dem Euro weg will, zuerst aus der Union austreten muss.

Die Abtrift vom „europäischen Projekt“ zum amerikanischen System

– Die Union hat zwei große Wendepunkte erlebt:
- Am Ende der 1960er Jahre weigerte sich Großbritannien an dem Vietnam-Krieg teilzunehmen und zog seine Truppen aus den Persischen Golf und von Asien ab. Die Briten betrachteten sich nicht mehr als der 51. Bundesstaat der Vereinigten Staaten und sprachen nicht mehr von ihrer « special relationship » mit Washington. Sie beschlossen daher der Union beizutreten (1973).
- Bei der Auflösung der UdSSR blieben die Vereinigten Staaten die alleinigen Meister des Spiels, Großbritannien unterstützte sie und die anderen Staaten gehorchten ihnen. Infolgedessen hat die Union nie über ihre Erweiterung nach Osten beraten, sondern nur eine Entscheidung von Washington akzeptiert, die durch seinen Außenminister James Baker angekündigt wurde. Gleichweis hat sie sowohl die Militärstrategie der USA [4] als auch ihre Wirtschafts- und Sozialmodelle akzeptiert, die durch starke Ungleichheiten gekennzeichnet sind.

– Das griechische Referendum hat eine Trennlinie aufgedeckt zwischen einerseits den europäischen Eliten, die das Leben immer leichter finden und die das „europäische Projekt“ vorbehaltlos unterstützen und der Arbeiterklasse, die unter diesem System leidet und es ablehnt; ein Phänomen, das sich bereits auf nationaler Ebene anlässlich der Ratifizierung des Maastricht-Vertrags in Dänemark und Frankreich 1992 geäußert hatte.

– In einem ersten Schritt haben die europäischen Staats-und Regierungschefs die demokratische Gültigkeit des Referendums in Frage gestellt. Der Generalsekretär des Europarats, Thorbjørn Jagland, (der Mann, der von der Nobel-Jury wegen Korruption hinausgeschmissen wurde [5]) hat gesagt
- dass die Dauer der Kampagne zu kurz wäre (10 Tage anstatt 14).
- dass sie nicht von internationalen Organisationen überwacht werden könnte (nicht genügend Zeit, um sie zu organisieren).
- und dass die Frage nicht klar oder verständlich sei (während der im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlichte Vorschlag viel kürzer und einfacher wäre als die zum Referendum vorgelegten europäischen Verträge). Jedoch die Kontroverse wurde eingestellt, nachdem der durch Einzelpersonen zu diesen drei Punkten aufgeforderte griechische Staatsrat die Rechtmäßigkeit dieser Befragung überprüft hatte.

– Die Mainstream Presse sagte dann, dass mit dem „Nein“ die griechische Wirtschaft ins Unbekannte stürzen würde.

– Wenn man auch der Eurozone angehört ist diese Tatsache aber keine Garantie für wirtschaftlichen Erfolg. Wenn man auf die Liste des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Kaufkraftparität (PPP) des IWF zurückgreift, ist nur ein einziges EU-Land unter den 10 Besten der Welt: das Steuerparadies Luxemburg. Frankreich ist an 25. Stelle von 193 Ländern.

– Das Wachstum der Europäischen Union lag bei 1,2 % im Jahr 2014, was sie auf den 173. Platz der Welt stellt, d.h. eine der schlechtesten Ergebnisse der Welt (der Weltdurchschnitt ist 2,2 %).

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Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank, ist der ehemalige Vizepräsident der Europäischen Goldman-Sachs Bank. Er hat dem Europäischen Parlament ihre Rolle bei den Veruntreuungen der Bank im Auftrag der griechischen Regierung verheimlicht, die jedoch durch Dokumente der Bank bescheinigt sind.

– Es ist klar, dass die Angehörigkeit zur Union und zum Euro keine Garantie für Erfolg ist. Aber wenn die Europäischen Eliten dieses Projekt unterstützen, heißt das, dass es für sie rentabel ist. In der Tat haben die „Unionisten“ durch die Schaffung eines gemeinsamen Marktes und einer einheitlichen Währung das Spiel abgekartet. Von nun an sind die Unterschiede nicht mehr zwischen den Mitgliedstaaten, sondern zwischen den sozialen Klassen, die auf europäischer Ebene standardisiert sind. Das ist der Grund, warum die Wohlhabenden die Union verteidigen, während die Ärmsten sich nach der Rückkehr der Mitgliedstaaten sehnen.

Fehlinterpretation der Union und des Euro

– Seit einigen Jahren wird die Debatte durch den offiziellen Wortschatz verzerrt: die Europäer wären nicht Inhaber der europäischen Kultur, sondern nur Mitglieder der Union. Seit dem Kalten Krieg heißt es, dass die Russen auch keine Europäer wären, und jetzt, wenn Griechenland die Union verließe, würde es die Europäische Kultur verlassen, deren Wiege es ist.

– Aber der Apfel fällt nicht weit vom Stamm Die Union wurde von den Angelsachsen, mit den ehemaligen Nazis geschaffen, gegen die UdSSR. Sie unterstützt heute die ukrainische Regierung, mit ihren Nazis, und hat Russland den Wirtschaftskrieg unter dem Namen „Sanktionen“ erklärt.

– Wie der Name aber nicht andeutet, wurde die Union nicht geschaffen, um den europäischen Kontinent zu vereinen, sondern ihn zu teilen, indem Russland ausgeschlossen wurde. Das ist, was Charles De Gaulle anprangerte, als er für ein Europa „von Brest bis Wladiwostok“ plädierte.

– Die „Unionisten“ versichern, dass das „europäische Projekt“ den Frieden in Europa seit 65 Jahren garantiert habe. Aber sprechen sie von der Zugehörigkeit zur Union oder von ihrem Vasallentum gegenüber den Vereinigten Staaten? In Wirklichkeit ist es das letzte, das den Frieden zwischen den westlichen europäischen Staaten garantiert hat aber ihre Rivalität außerhalb des NATO-Gebiets fortführt. Sollen wir zum Beispiel daran erinnern, dass die Mitglieder der Europäischen Union verschiedene Lager im ehemaligen Jugoslawien unterstützten, bevor sie sich hinter der NATO einigten? Und sollen wir glauben, dass wenn sie wieder souverän würden, die Mitglieder der Union sich unbedingt wieder streiten würden?

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Jean-Claude Juncker beklagte sich über das griechische Referendum, das er als „Verrat“ beschrieb. Herr Juncker wurde gezwungen, von seinem Amt als Regierungspräsident zurücktreten, nachdem man seine Mitgliedschaft am Spionage Netzwerk Gladio des Atlantischen Bündnisses etabliert hatte. Ein Jahr später wurde er Präsident der Europäischen Kommission.

– Um zum griechischen Fall zurückzukehren, die Experten haben sehr gut gezeigt, dass diese Schulden auf ungelösten nationalen Problemen seit Ende des Osmanischen Reiches beruhen, sowie auf einem Betrug der großen Privatbanken und der politischen Führer. Darüber hinaus sind diese Schulden unbezahlbar, wie es auch die Schulden der großen entwickelten Staaten sind [6]. Wie auch immer, Athen könnte der Situation leicht Abhilfe schaffen, indem es sich weigert, den ‚abscheulichen Teil‘ seiner Schulden zu bezahlen, indem es die Union verlässt, und mit Russland Bündnis macht, das für Athen ein viel ernsterer historischer und kultureller Partner ist als die Brüsseler Bürokratie. Der Wille von Moskau und Peking, in Griechenland zu investieren und neue internationale Institutionen zu schaffen, ist ein offenes Geheimnis. Allerdings ist die Situation von Griechenland noch viel komplizierter, da es auch Mitglied der NATO ist und da die Allianz 1967 einen Militärputsch organisiert hatte, um es daran zu hindern sich der Sowjetunion zu nähern [7].

Übersetzung
Horst Frohlich

[1] « Histoire secrète de l’Union européenne », par Thierry Meyssan, Réseau Voltaire, 28 juin 2004. (auch auf Spanisch).

[2] Die französische Sektion nahm den Namen Europäische Liga für wirtschaftliche Zusammenarbeit (ELEC). Den Vorsitz führt Edmond Giscard d’Estaing, Vater des künftigen Präsidenten der Republik und Schöpfer des ECU.

[3] MI6: Inside the Covert World of Her Majesty’s Secret Intelligence Service, Stephen Dorril, The Free Press, 2000.

[4] « Stratégie européenne de sécurité », Réseau Voltaire, 12 décembre 2003.

[5] „Torbjörn Jagland als Vorsitzender der Friedensnobelkommission seines Amtes entlassen“, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 16. März 2015.

[6] « Selon la BRI, la dette des États développés est insolvable », Réseau Voltaire, 13 avril 2010.

[7] « La guerre secrète en Grèce », par Daniele Ganser ; « Grèce, le facteur Otan », par Manlio Dinucci, Traduction Marie-Ange Patrizio, Il Manifesto (Italie), Réseau Voltaire, 24 août 2013 et 7 avril 2015.

– Die Selbstversenkung der europäischen Regierungen innerhalb der Union
von Thierry Meyssan –

– Während die europäische Presse sich darauf vorbereitet, die Ernennung von Jean-Claude Juncker zum Präsidenten der Europäischen Kommission als einen „demokratischen Vorstoß“ zu begrüßen, prangert Thierry Meyssan die Selbstversenkung der Souveränität der europäischen Regierungen unter dem Druck von Washington und die Ernennung von einem vulgären amerikanischen Spion an.
Voltaire Netzwerk | 30. Juni 2014

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Jean-Claude Juncker

– Es ist eine echte Selbstversenkung, der sich die europäischen Regierungen Freitag, den 27. Juni 2014 unterziehen sollen: der Rat der Staats- und Regierungschefs sollte die Ernennung von Jean-Claude Juncker als Präsident der Europäischen Kommission billigen, mit der Begründung, dass seine Partei (Europäische Volkspartei) bei den Wahlen im Europäischen Parlament die Spitze eingenommen hat.

– Als Konsequenz wird der nächste Präsident der Kommission die einzige Persönlichkeit sein, die von allen Bürgern der Union gewählt wurde, auch wenn nur von 45 % von ihnen. Daher wird er bei Widerspruch zwischen ihm und dem Vorstand leichtes Spiel haben, um Kanzlerin Merkel oder den französischen Präsidenten in ihre kleinen Wahl-Gebiete zurückzuschicken, welche die deutschen und französischen Republiken sind.

– Manche sagen, den Präsidenten der Kommission nicht auf diese Weise zu ernennen, obwohl „man“ es versprochen habe, könnte als Demokratieverweigerung erscheinen und die Wähler entmutigen.

– Der Modus der Ernennung des Präsidenten der Kommission wurde jedoch nie vor der Wahl des Parlaments diskutiert. Niemand weiß, wer diese Idee vorgelegt hat, die nicht in den Verträgen enthalten ist, welche vorsehen, dass dieser mit qualifizierter Mehrheit von den Staats- und Regierungschefs gewählt wird. Mit großer Brüskierung stellen die Befürworter der NATO diese Innovation als einen „Demokratie-Vorstoß“ dar, indem sie eine Wahl ohne Wähler mit Demokratie verwechseln. Nun ist Demokratie, die einzige, die wahre, „Die Regierung des Volkes, durch das Volk, für das Volk“, nach der Formel von Abraham Lincoln.

– Soll man darauf hinweisen, dass in der Tschechischen Republik z.B., die Wahlbeteiligung nur 13 % betrug! Und mit dieser Beteiligung will man den Tschechen eine über ihrer Regierung stehende Persönlichkeit aufdrängen?

– Nur die ehemaligen euroskeptischen Abgeordneten der Allianz der Europäischen Konservativen und Reformisten und die Nationalisten der Europäischen Allianz für Freiheit haben diesen Vorgang während des Wahlkampfes angefochten. Die betroffenen Regierungen haben die Falle aber zu spät entdeckt. Angela Merkel wurde Leiterin des Aufruhrs, aber stellte ihn ein, als sie ihre eigenen Ergebnisse mit denen von Jean-Claude Juncker verglich, ohne Rücksicht auf die Situation der anderen Staats-und Regierungschefs der Union, und ohne darüber nachzudenken, was mit Deutschland nach ihr passieren wird. Nur der ungarische Viktor Orban und der britische David Cameron bleiben strikt gegen diesen Präzedenzfall, aber aus unterschiedlichen Gründen: Präsident Orban denkt an die Situation seines kleinen Landes in der weiten Union, während der britische Premierminister sich auf den Ausstieg seines Landes aus der Union ausrichtet, um zur europäischen Konzeption von Winston Churchill zurückzukehren.

– Hinter der Bezeichnung des Präsidenten der Kommission findet man den Einfluss der Vereinigten Staaten, die hoffen, ihre Agenda so voranzutreiben: Beschränkung der Souveränität der alliierten Staaten und Schaffung eines großen transatlantischen Marktes. Aus dieser Sicht ist die Persönlichkeit des Jean-Claude Juncker ideal. Er wurde in der Tat in seinem eigenen Land, Luxemburg, zum Rücktritt gezwungen, als nachgewiesen wurde, dass er ein operativer Agent der Geheimdienste der NATO war [1].

– So versenken Staats- und Regierungschefs nicht nur ihre eigene Autorität, sondern ernennen als ihren Chef einen Agenten des Gladio.

– Die Folgen dieser Ernennung werden nicht sofort zu spüren sein, aber der Wurm ist in der Frucht; und wenn dann eine Krise zwischen den verschiedenen Protagonisten auftreten wird, wird es zu spät sein.
Thierry Meyssan

Übersetzung
Horst Frohlich

[1] „Gladio-Luxembourg: Juncker zum Abtritt gezwungen“, Voltaire Netzwerk, 16. Juli 2013.

1) – Jens Stoltenberg, nächster Generalsekretär der NATO
Voltaire Netzwerk | 31. März 2014 –

– Der Atlantische Rat hat Jens Stoltenberg als nächsten Generalsekretär der NATO gewählt. Er wird sein Amt am 1. Oktober 2014 übernehmen.

– Jens Stoltenberg war labour Ministerpräsident von Norwegen (2000-2001 und 2005-2013). Er ist der Sohn von Thorvald Stoltenberg, der Verteidigungsminister, dann Außenminister und Beschützer des Gladio seines Landes war.

– Jens Stoltenberg war Premierminister während des Massakers des 22. Juli 2011. Seine Büros wurden Ziel eines Bombenanschlags. Das Ganze wurde Anders Behring Breivik zugewiesen, der vor dem Tribunal behauptete, Mitglied des Gladio zu sein.

« La guerre secrète en Norvège », par Daniele Ganser, Réseau Voltaire, 25 juillet 2013. Auch auf Spanisch. Norwegen ist der einzige Mitgliedstaat des Gladio, eine offizielle historische Studie über das Netz des „anti-kommunistischen Widerstandes“ geordert zu haben. Die Studie sollte jedoch nicht das Jahr 1970 überschreiten, um das System nicht zu gefährden. So hat Norwegen seine Öffentlichkeit davon überzeugt, dass es Norwegen und nicht die NATO war, die die geheime Armee kontrolliert. Es hat damit seine Existenz legitimiert und die Debatte abgeschlossen.

Übersetzung
Horst Frohlich

2) – Russland schließt die Krim seiner Verwaltung an
Voltaire Netzwerk | 31. März 2014 –

– Präsident Wladimir Putin hat ein Dekret der Schaffung eines Ministeriums für die Krim unterzeichnet, das er Oleg Saweliew anvertraute (Foto).

– Premierminister Dmitry Medvedev reiste Montag, 31. März 2014 auf die Krim, um ihre Bedürfnisse zu beurteilen. Er hat bereits Maßnahmen für die Lieferung von Gas, Strom und Wasser ergriffen.

– Auch vor Ort anwesend, hat Verteidigungsminister Sergei Schoigu eine Bestandsaufnahme der neuen militärischen Güter gemacht, Milizen in das Militär integriert und die Wehrpflicht ab 2015 vorbereitet.

Übersetzung
Horst Frohlich

3) – Israel bereit, Verhandlungen mit Palästinensern zu stoppen
Voltaire Netzwerk | 31. März 2014 –

Zu Beginn der von John Kerry angetriebenen Verhandlungen hatten sich die Israelis verpflichtet, 104 palästinensische Gefangene in vier Etappen, mit der letzten am 31. März 2014, zu befreien.

Tel Aviv will jedoch sein Versprechen im letzten Moment nicht ohne Gegenleistung halten. De facto wären die Verhandlungen unterbrochen und Tzipi Livni würde von ihrem Amt als für die Verhandlungen verantwortliche Ministerin zurücktreten.

Staatssekretär John Kerry kam jedoch nach Jerusalem, um die Regierung Netanjahu zu zwingen, die Gefangenen freizulassen.

Übersetzung
Horst Frohlich

1) – 28.10.13 – GROßBRITANNIEN – Die unbegrenzte Geldmittel von AIPAC blockieren Frieden im Nahen Osten –

– Der ehemalige britische Außenminister Jack Strow beschreibt den unbegrenzten Geldmitteln, dass AIPAC-Israel-Lobby in USA zu Verfügung hat, als Haupthindernis für Frieden im Nahen Osten.

– Der ehemalige Mitglied des israelischen Parlaments Einat Wilf, berichtete auf ihrer Facebook-Seite, dass Straw den Kommentar während einer Debatte im britischen Parlament Unterhaus gemacht hat.

– Er sagte, das Geld wird verwendet, um die US-Politik zu lenken und beeinflussen, sodass einen Frieden im Nahen Osten nicht erreicht wird. (Exkurs: diese Politik wurde in der 80er Jahren mit dem Yinon Plan entworfen um Großisrael auf Kosten der umliegenden arabischen Länder zu kreieren).

– Der britische Labour-Abgeordnete tadelte auch Deutschland „Besessenheit“ Israel zu verteidigen, als ein weiterer Faktor, dass die Errichtung des Friedens zwischen Ländern der Region blockiert.

– „Ich denke, dass er versäumt hat, die jüdische Kontrolle der Medien zu erwähnen“, fügte Wilf auf ihren Facebook-Seite.

– Berichte zufolge, der palästinensische Botschafter in London, während der Parlamentsdebatte, unter den Teilnehmern war, beschuldigt Israel der „kulturellen Völkermord“ und „ethnische Säuberung“.

– Jack Straw diente 2001-2006 in der Regierung Blair als Außenminister. Der 67-jährige sagte, er wird 2015, seine parlamentarische Karriere beenden.

– Kommentar: Blogger beschuldigen Straw, während seine politische Laufbahn Korruption geduldet zu haben, pro-zionistische und anti-muslimisch gewesen zu sein.
– Erleben wir hier eine Bekehrung von Saulus zu Paulus? –

2) – 28.10.13 – USA – NSA-Spionage – Europa sollte dankbar sein für die US-Spionage Aktivitäten…oder Psychopaten an der Macht –

– Ich habe Stimme in deutschen Talk-Shows gehört, dass diese Meinung vertraten…jetzt wissen wir wer man als US-Vasall betrachten werden kann…oder soll man sie als nützliche Idioten in US-Dienst nennen? …da ich Fernsehen höre und übersetzte, habe ich die Namen der Herrschaften verpasst.

– Kongressabgeordnete Mike Rogers (R-Mich) sagte, dass europäische Bürger müssen dankbar sein, dass die NSA sie ausspioniert, weil die USA-Überwachungstätigkeit sie schützt.

– „Wenn die französischen Bürger genau wussten was los war, sie wurden applaudieren und die Sektkorken knallen lassen. Es ist eine gute Sache. Die Franzosen sind damit geschützt, und schütz auch die USA. Es hält unsere europäischen Verbündeten sicher“, sagte der Vorsitzende der House Intelligence Commitee Mike Rogers.

– Er machte die aufhetzende Bemerkung in einem Interview mit CNN, grade wenn um den Globus die Berichte von US-Spionage-Aktivitäten die Runde machten, dass die USA einfache Bürger und Politiker spionieren. Die Menschen um den Globus sind wütend.
– Er beschreibt den Zorn der ausländischen Regierungen über die umstrittenen Überwachungsmaßnahmen als „unaufrichtig“.
– -er kritisierte die Medien, dass die Geschichte falsch verstanden hat.
– „Ich denke, die interessantere Meldung wäre, wenn die USA-Geheimdienste nicht versuchen wurden, Informationen zu sammeln um die Interessen der USA in In- und Ausland zu schützen“.

– E-Mail: US-Regierung Arroganz kennt keine Grenze! Statt sich zu entschuldigen, werden sie unhöflich und arrogant. Diese Haltung mindert das Ansehen der USA weltweit, wenn auch Sie werden immer einige Nationen finden, die USA Marionetten sein wollen. Die Art und Weise wie der US-Regierung sich verhält wird alle zu Fall bringen. Bald werden die US-Bürger aufwachen und erkennen wie schmutzig und verdorben ihre Regierung ist.

E-Mail: Ja auch Italien solle dankbar sein, dass die CIA Hunderten von Italiener ermordete. Schauen sie in der de-klassifizierten GLADIO Dokumentation. Moral und finanzierte Bankrott – USA ist so: bewaffnet und gefährlich.

Das Schwert
von Vernon Sullivan

Während wir die Veröffentlichung in Episoden der geheimen Armeen der NATO weiterführen, hinterfragt Vernon Sullivan das Ausmaß des Gladio-Phänomens. Für ihn haben die Geheimdienste der Atlantischen Allianz nicht nur die Vorbereitung einer sowjetischen Invasion oder den Kommunisten-Zugriff auf europäische Regierungen verhindern wollen. Darüber hinaus, wenn der Gladio auch heute nicht mehr wie zur Zeit des Kalten Krieges existiert, gibt es keinen Beweis, dass er völlig verschwunden ist.
Voltaire Netzwerk | 20. August 2013

Die Paranoia wäre das Vorrecht des diktatorischen Regimes, das wir ironisch ’stark’ heißen, weil seine Härte genau Funktion seiner inhärenten Schwäche, mangelnde Selbstsicherheit ist, die sie zwingt, mit Entschlossenheit zu handeln, um an der Macht zu bleiben. Man verdächtigt andererseits zivilisierte Gesellschaften der Weichheit und Nachlässigkeit, so versichert seien sie über die Stärke ihrer Fundamente. Ist es nicht immer so gewesen. Als Beweis, die anspruchsvollen Formen von polizeilicher Überwachung zur Zeit des Kalten Krieges.

„Gladio“, lateinisches Wort für das Schwert, ist der vergessene Name einer geheimen Organisation, die in fast allen Ländern der NATO aufgebaut wurde. Dieses unsichtbare Netzwerk war Vorläufer einer geheimen Armee von Saboteuren und Unterstützern, die einen Gegner destabilisieren sollten, von dem man überzeugt war, dass er die erste Runde eines jeden Krieges gewinnen würde. Die Schuld des Krieges könnte nur die der Sowjets sein, er wäre eine Invasion und die russische Herrschaft könnte nur durch den Ärmelkanal, den Atlantik und vielleicht die Pyrenäen gestoppt werden. Griechenland und die Türkei würden zu drei Viertel verloren gehen, Frankreich, Italien, Deutschland, die Benelux und Skandinavien wären in vollem Umfang verloren. Der Krieg würde in der Schweiz, Spanien und Türkei weitergehen; der russische Vormarsch würde durch die anglo-sächsische Beherrschung des Himmels gestoppt werden… Aber die Zurückeroberung wäre nicht möglich. Katastrophale Zerstörungen. Irland würde mehrere Exilregierungen beherbergen, die der Schweiz, von Belgien und besonders von Italien.

Dieses alte Szenario wäre nur mit dem Fall der Berliner Mauer aufgegeben worden. Mit diesem Verzicht hat sich die alte Struktur gelockert, ohne aber komplett aufzuhören zu existieren. Ihre wichtigsten Befürworter haben nämlich noch viel Arbeit, den Abbau reibungslos weiterzubringen und um zu vermeiden, dass die Struktur nicht allzu sichtbar wird und dass nicht alle Namen der Mitglieder der wesentlichen Akteure offengelegt werden. Denn es ist klar, dass die Führer der Geheimdienste der großen Demokratien aufgrund ihrer offiziellen Aufgaben, sowie die meisten der Generalstäbe der Armeen automatisch in Führungsrollen investiert wurden, ebenso wichtige Funktionen konnten auch von Abteilungschefs der Polizei, von Parlamentariern besetzt worden sein und manchmal auch von nicht gewählten Beamten, einfachen Reserve-Offizieren, die einen harmlosen aber strategischen Beruf ausübten – im Transport zum Beispiel.

Die teilweise Demontage des Systems wurde Ende der 1970er Jahre gewünscht, als verschiedene Skandale, die die italienischen Sonderdienste und Freimaurerlogen einbezogen, durch Operationen der Kriminalpolizei im Rahmen des Kampfes gegen die Terrorismen ins helle Tageslicht gerückt wurden. Ich sage wirklich „die“ Terrorismen, weil die Angriffe der marxistischen Linken und der Anarchisten kaum mehr als die Hälfte der Anschläge und hinsichtlich der Zahl der Opfer ausmachten; sie sind letzten Endes viel weniger bedeutend als diejenigen, die der Extremrechten zugeschrieben werden können. Damals gab es zwei Arten von Terrorismen, mit gegenseitigen Zielen und deren Akteure nicht über vergleichbare Mittel verfügten. Die extrem Linken töteten oder entführten Personen, die Anarchisten sprengten öffentliche Gebäude, die Faschisten aber zielten auf die zivile Menge ab. In Italien wurden diese Unterschiede durch alle gerichtlichen Untersuchungen hervorgehoben, die in den 1980er Jahren vorgingen. Die gleichen Richter bestätigten häufig widerwillig die Theorien, die zur Zeit der Taten von Filmemachern und Schriftstellern dargestellt wurden: die angeblichen Faschisten handelten in perfekter Intelligenz mit den Mitgliedern des „Gladio“-Netzes, das ihnen die notwendige Versorgung mit Sprengstoff hoher Intensität bot.

Im Laufe der sensationellen Prozesse schlossen einige Richter auf die Unmöglichkeit der Rückverfolgung der Linien. Es war tatsächlich ein Staatsprojekt: „um Spannungen im Land zu schaffen, zur Förderung der sozialen und politischen konservativen und reaktionären Trends. Obwohl diese Strategie implementiert wurde, ist es notwendig, diejenigen zu schützen, die dahinter stecken, weil sie beschuldigende Beweise entdeckt wurden. Zeugen haben Informationen maskiert, um Rechtsextremisten zu decken“. [1]. Ebenso ist es wahrscheinlich, dass die Aktivitäten der Roten Brigaden von Mitgliedern der speziellen Dienste im Rahmen einer globalen Projekt-Politik und Konsolidierung des Regimes teilweise verdeckt wurden. Der Mord an Aldo Moro wäre aus dieser Sicht sinnvoll. Aus dieser Sicht war das italienische Theater in keiner Weise mit Deutschland vergleichbar, da in diesem Land die berühmte Rote-Armee-Fraktion eine isolierte Gruppe und auch wirklich verfolgt war, die sich nur auf den palästinensischen Fatah verlassen konnte und nur sehr sparsam von der DDR-Stasi versorgt wurde. Zu dieser Zeit hat in Deutschland kein militanter Neofaschist daran gedacht die Waffen zu ergreifen, wie in Frankreich, wo nur die Direkte-Aktion-Aktivisten damals Terroristen im eigentlichen Sinne waren.

Italien ist daher ein besonderer Fall, ohne Zweifel sollten wir da die Bestätigung sehen, dass die Macht der atlantischen Parteien dort die schwächste war. Einer der ehemaligen Leiter der italienischen Spionageabwehr, General Giandello Maletti, machte im März 2001 das Geständnis und sagte, dass es die CIA war, die den Terrorismus in Italien hergestellt hatte, und der namentlich Richard Nixon der Entscheidung beschuldigte, am Ursprung des Anschlags zu sein, der 1969 sechzehn Tote und achtzig Verwundete in Piazza Fontana verursachte.

Griechenland und Türkei erlebten ähnliche Situationen, weniger bekannt, weil die demokratische Transparenz kleiner ist. In der Türkei ging es im Wesentlichen darum, die Fähigkeit der verschiedenen Kommunistengruppen, bewaffnet oder nicht, zu zerstören und auch den uneinnehmbaren Untergrund der Kurden- und Alewiten-Aktivisten in einigen Bergen vom östlichem Anatolien. Deshalb konnten die Hauptführer des türkischen Gladio die militärischen Funktionen verlassen und die des Verwaltungsrates der Gefängnisse und der Konzentrationslager übernehmen, um schließlich in zivilen Regierungskabinetten ernannt zu werden und alle Abweichungen zu überwachen und die Lust aus der NATO auszutreten, zu verhindern. Ggf. wurden Guerilla Experimente ausgeführt, wie der berühmte antikommunistische und Anti-Gewerkschaftsanschlag vom 1. Mai 1977 Platz Taksim – 38 Tote und Hunderte Verletzte. Die Schießerei dauerte 20 Minuten, ohne dass die Polizei eingreift, um Scharfschützen zu vertreiben. Alle nachträglichen Untersuchungen von Journalisten sind gescheitert, dieses Phänomen zu erklären und die jüngsten Aussagen von Generälen wurden unter Verschluss gehalten. Dadurch dass der Schlag von Juni 2007 durch das R.T. Erdogan-Regime gegen das „Ergenekon“-Netzwerk die amerikanischen Kontroll-Strukturen beschädigt hatte, könnte man sich vorstellen, dass ein guter Teil der Verbindungen gelöscht wurde.

In Italien spielten die Relais der Freimaurerlogen P2 und P27 und P26 die Rolle der Kontrolle für den Zugriff auf die höchsten Ämter. Wir wissen heute, dass Francesco Cossiga, lange Zeit Assistent des Verteidigungsministers, Minister zu verschiedenen Anlässen und schließlich Präsident der Republik, einer der Anführer der Gladio-Organisation war. Es gibt Hinweise, dass Giulio Andreotti dafür war, dass die Gladio-Aktivität nach 1990 fortgesetzt wird. In Griechenland hat es den Anschein, als ob die Colonels die Spuren ihrer Zusammenarbeit nach Verlassen der Macht weitgehend gelöscht hätten. Aber in den Vereinigten Staaten freigegebene Dokumente liefern Beweise für den Beginn einer ersten geheimen Armee bereits in 1944, unter britischem Kommando und die um 1950 dann der Leitung der CIA übergeben wurde. Diese „parallele“ griechische Armee hatte als Hauptaufgabe die Wartung von erheblichen Waffenverstecken in den Gebirgsbereichen, um im Fall einer Invasion problemlos Widerstandsgruppen zu erstellen. Anfragen zur Untersuchung der Ursprünge des Staatsstreiches von 1967 und der Aktivität der geheimen Armee wurden immer zurückgewiesen.

Francos Spanien hat für Gladio auf den Kanarischen Inseln einen Trainings-Bereich für Terrorismusbekämpfung eröffnet, der bis 1975 operationell war. Aber Spanien war durch den antifaschistischen deutschen, niederländischen und britischen Widerstand außerhalb der Organisation gehalten worden. Es konnte daher nicht die Erfahrung der geheimen Armee in seinem Kampf gegen die ETA verwenden. Zumindest bis 1981, wahrscheinliches Datum der Schaffung eines spanischen Zweiges des Gladio. In Portugal endeten die Aktivitäten der Organisation mit der Nelkenrevolution Mai 1974; die ausländischen Agenten sind vertrieben worden und die der politischen Polizei PIDE unverblümt entlassen worden. Besorgt um keine Kontroverse mit französischen, italienischen, amerikanischen und britischen Regierungen zu schaffen, haben die jungen revolutionären Offiziere die Beweise liquidiert und die Spuren verwischt.

Das Vereinigte Königreich war sicherlich das Befehlszentrum der Organisation, insoweit die USA für diese Art von Aufgaben immer mehr Vertrauen zu den Engländern hatten, als zu irgendjemand anderen, trotz der Schlappen, die auf russische Infiltration zurückzuführen waren (Cambridge-affäre, Philby usw.). Insofern der MI6 der Dirigent des „Gladio“ war, hätte die Organisation im Dienst ihrer Interessen in Nordirland leicht eingesetzt werden können. Es wird gesagt, dass Margaret Thatcher es erhofft habe und dass George Kennedy Young, einer der Spitzenleute des MI6 beauftragt wurde, das Projekt einzuleiten und eine ständige bewaffnete Zelle am Ende der 1970er Jahre aufzustellen. Es ist schwierig, die Linie zurück zu verfolgen, weil einige potenzielle anti-Terroristen identifiziert und von der IRA liquidiert wurden, andere aber lieber aufgaben, um ihren Ruhestand zu genießen und in ihrem Bett zu sterben.

In Frankreich bauten die anglo-amerikanischen Truppen eine erste geheime Armee (secret Stay-Behind-Armee) nach der Libération [Befreiung] auf, im Rücken der provisorischen Regierung. Ihre Belegschaft besteht aus den UK-Sonderdiensten direkt angeschlossenen Widerstandsnetzwerken, die einen Zustrom von monarchistischen Aktivisten und ehemaligen Beamten von Vichy bekamen, die Doppelspiel getrieben hatten, d.h. jene die dachten, de Gaulle vermeiden zu können und Pétain oder Giraud zu behalten, indem sie Deutschland zugunsten des Vereinigten Königreichs verrieten. Ihre Zahl wurde noch nie veröffentlicht, aber der Prozess gegen den ehemaligen „Maréchal“ zeigt, dass sie Mitglieder der Beschlussorgane von Vichy waren. Der Schriftsteller Jules Roy deutet darauf hin, dass sie in Nordafrika zahlreich waren, die „pieds-noirs“ [herabsetzende Bezeichnung der französischen Kolonialbevölkerung in Algerien] aber auch Araber, in Bruch mit Frankreich (Jean Amrouche z.B.) Die vertikale Linie des Befehls dieser Männer des Schattens führt direkt zu Winston Churchill über das SOE (britische Special Operation Executive). Im Juni 1947 offenbarte der sozialdemokratische Innenminister Edouard Depreux die Existenz eines „blauen Plans“, der zu einem Staatsstreich im folgenden August führen sollte. Die Amerikaner beschlossen daher ihre französische Sektion der secret Stay-Behind-Armee aufzulösen. Aber in den Folgejahren wird eine zweite Organisation durch einen ehrgeizigen Leiter des Äußeren Dokumentations-dienstes und der Spionageabwehr, Henri Alexis Ribière implementiert. Das Projekt ist explizit eine Vorbereitung für den Widerstand gegen die sowjetischen Besatzer. Mit dem Krieg in Algerien und der Entstehung der OAS [fr. geheime Armee Organisation gegen die drohende algerische Unabhängigkeit] verliert der SDECE [fr. Abwehr] Mitarbeiter und ist verpflichtet, seine Armee des Schattens zu reinigen. Im Jahr 1990 wird Admiral Pierre Lacoste bestätigen, dass das Projekt nie wiederbelebt worden wäre, da die französischen Dienste nie an eine russische Invasion geglaubt hätten.

Allerdings gibt es ein paralleles Netzwerk von Paramilitärs, die direkte Verbindungen mit ausländischen von der NATO abhängigen Diensten haben, und die dem französischen Oberkommando kaum Rechnung ablegen. Diese Schatten-Soldaten dienen seit 1957 als Relay den italienischen und britischen Kollegen im Rahmen eines Werkzeugs namens „Allied Clandestine Committee“. François Mitterrand ärgert sich, als er diese Struktur in den 1980er Jahren entdeckt; er will, dass das aufhört, aber wird von Andreotti für seine Nachlässigkeit verunglimpft… Spuren dieser gedämpften Kontroverse erscheinen zum Zeitpunkt, als der belgische Verteidigungs-Minister ankündigte, der sozialistische Guy Coeme, er sei sich der Existenz eines Netzes bewusst, dessen rasche Auflösung er wünsche und auf das der belgische Senat eine Untersuchung unternommen habe. Das war im November 1990.

In manchen Ländern ist der „Gladio“ erst spät ins Rollen gekommen, zu einem Zeitpunkt, wo man anderswo schon denkt, ihn zu deaktivieren. In Finnland z.B. ist das ausschlaggebende Ereignis die Invasion Afghanistans durch die Sowjets. Anderswo wird die lokale Regierung nicht ins Vertrauen gezogen, dies ist der Fall in Österreich, wo die Enthüllungen der 90er Jahre beweisen, dass einzig das Militär darüber wusste und dass alle Politiker verraten und missbraucht wurden…

Das eigenartigste ist die Bedeutung des Netzes in der Schweiz, das von einem Tochterunternehmen der italienischen Loge P26 geführt, und von dem MI6 mit Nachricht versorgt und geleitet wurde. Autonome Widerstandsgruppen wurden eingerichtet, unter der Leitung von Oberst Albert Bachman, der SRG – Informationssicherheits-Gruppe – der nationalen Armee. Die Bachman-Männer spielten eine Rolle in der Ermordung des sowjetischen Ökonomen Leonid Pantschenko, „selbstgemordet“ im Jahre 1979 im Kanton Aargau. Zurzeit verfolgte der MI6 sorgsam Dissidenten und Flüchtlinge, darunter diesen Pantschenko, von dem man später sagte, dass er in Boris Jeltsins Nähe gewesen wäre. Solche Russen zu schwächen, zielte darauf hin, jede reale Änderung in der Sowjetunion zu vermeiden oder zumindest zu verzögern, um die Fortsetzung des Kalten Krieges zu fördern.

Es ist amüsant zu beachten, dass das Hauptwerk zu diesem Thema von seriösen angelsächsischen Zeitschriften, wie The Whitehead Journal of Diplomacy and International Relations veröffentlicht wird und dass viele der Elemente dieses Themas von einem Schweizer Forscher, Professor Daniele Ganser, damals wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Studien zur Sicherheit von Zürich seit 2005, exhumiert wurden [2]. Aber nicht im Hinblick auf den Ordner der Schweiz und von Russland, die genau die unbekannten Kapitel für die Schweizer sind…
Vernon Sullivan

Übersetzung
Horst Frohlich

„Democratization in the 21st Century“, Whitehead Journal of Diplomacy and International Relations (Winter/Spring 2005).
(PDF – 1.5 MB)

[1] “To create tension within the country to promote conservative, reactionary social and political tendencies. While this strategy was being implemented, it was necessary to protect those behind it because evidence implicating them was being discovered. Witnesses withheld information to cover right-wing extremists”

[2] Der Leser erhält anbei eine Kopie zum Herunterladen von Whitehead Journal of Diplomacy and International Relations. Weitere Werke von Professor Daniele Ganser, finden Sie in der Armées secrètes de l’Otan, die er als Buch von unserer Buchhandlung erwerben kann, und die wir hier in Episoden veröffentlichen.
Vernon Sullivan

Vernon Sullivan

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