Archiv für August 5, 2016

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Brasilien am Vorabend der Olympiade: Die “Terror”-Show der Regierung Temer und der USA

Brasilianische Spezialeinheiten bei einer Anti-Terrorübung

Brasilianische Spezialeinheiten bei einer Anti-Terrorübung
Rechtzeitig zu den Olympischen Spielen von Rio de Janeiro holt die brasilianische Interimsregierung zum Schlag gegen den “Islamischen Staat” aus. Ein Terroranschlag auf die Spiele wird seit 2010 prophezeit. Doch ein genauer Blick auf die Hintergründe zeigt, dass Brasiliens Law-and-Order-Politikern und den USA die gefühlte Gefährdung durchaus gelegen kommt. Fredrico Füllgraf über eine Medienshow der Ungereimtheiten.

Von RT Deutsch-Korrespondent Frederico Füllgraf

Am 21.Juli, zwei Wochen vor Eröffnung der Olympischen Sommerspiele, ließ Justiz-Übergangsminister Alexandre de Moraes eine Medienbombe hochgehen: Polizei und Sicherheitsdienste hätten ein Sympathisantennetz des sogenannten “Islamischen Staates” ausgehoben.

Die zehn verhafteten Brasilianer hätten sich im Internet zum extremistischen Dschihadismus bekannt und Informationen über den Kauf eines russischen Kalaschnikow-Gewehrs ausgetauscht. Auch hätte die sich “Ansar al-Khilafah Brazil” nennende Gruppe gedroht, „wenn selbst die französische Polizei keine Anschläge auf ihrem Territorium verhindern kann, wird deren Ausbildung der brasilianischen Polizei gar nichts bringen“. Moraes hingegen bezeichnete die Möchtegern-Dschihadisten als “Amateure”.

Ziel von Moraes‘ Pressekonferenz waren Schlagzeilen im weltweiten Medien-Mainstream, die Ungereimtheiten seines Auftritts warfen jedoch viele unbeantwortete Fragen auf. Zum Beispiel: Auch wenn die Terrorverdächtigten tatsächlich Amateure sind, warum ist dann solch eine breitspurige Pressekonferenz nötig? Journalisten erinnerten den ehemaligen Polizeichef von São Paulo daran, dass Terrorismus-Ermittlungen in Europa dem heiligen Gebot der Verschwiegenheit unterliegen, um den Ermittlungsfortgang nicht zu gefährden, doch auch, um öffentlicher Panik vorzubeugen – oder sollte man genau ein umgekehrt angepeiltes Ziel daraus schließen?

Der Übergangsminister wiegelte ab: die Verdächtigen “würden niemals zu ernsthaften Methoden greifen”. Warum sind sie dann aber verhaftet und in eine Hochsicherheitsanstalt eingeliefert worden? Dann der offensichtliche Widerspruch: Wie erklärt sich, dass der auf WhatsApp und Telegram von der Polizei abgefangene Textaustausch der Tatverdächtigen als einziger “Beweis” angeführt werde, wenn Richter in jüngster Zeit wiederholt die bundesweite Unterbrechung dieser Internetdienste angeordnet haben, weil die Wiedergabe von Nutzergesprächen nicht zugänglich sei?

Brasil Übergangs-Präsident Michel Temer (mitte) bei einem Treffen mit Renan Calheiros (rechts) und Planungsminister Romero Juca (links).

Es gäbe “andere Mittel” für den Zugang, redete sich Moraes heraus – bluffte oder log der Minister? Zu guter Letzt: zum Kauf von Kalaschnikows braucht sich niemand im Internet zu exponieren, die Waffen werden auf dem Markt des organisierten Verbrechens in dunklen Gassen São Paulos und Rio de Janeiros relativ offen feilgeboten.

Moraes‘ Chef Michel Temer, dem landesweit missbilligten Übergangspräsidenten, gefiel die Politshow seines Ministers ganz und gar nicht, meldeten brasilianische Medien. Moares habe “Augenmaß” gefehlt, ferner habe er den Einsatz einseitig für sich vereinnahmt, obwohl andere Staatsorgane maßgeblich beteiligt gewesen seien.

Als die internationalen Medien von der Pressekonferenz berichteten, stornierten sofort 20.000 Olympiabesucher ihre Reise nach Rio de Janeiro.

Kommandeur der gewalttätigsten Polizei der Welt

Moraes hat offenbar die Scheinwerfer nötig: er muss seinen Namen von Schmutz und Blut bereinigen. Von Ende 2014 bis Anfang Mai 2016 war er Sicherheitsminister im Bundesstaat São Paulo.

Während seiner kurzen Amtszeit erlangten die Sicherheitskräfte São Paulos den Ruf der gewalttätigsten Polizei der Welt. Einem Bericht von Human Rights Watch (27. Januar 2016) und Ermittlungen des brasilianischen Observatoriums für Polizei-Gewalttätigkeit an der Katholischen Universität São Paulo zufolge, wurde 2015 jeder vierte Mord in der brasilianischen 11-Millionen-Metropole von der “polícia militar”, der militarisierten Streifen-und Bereitschaftspolizei begangen.

 Jose Serra - Kehrtwende in Brasiliens Außenpolitik

In kalten, brutalen Zahlen ausgedrückt, wurden im Jahr 2015 ganze 412 Menschen – 26 Prozent der gesamten Mordopfer in São Paulo – von der Polizei erschossen oder totgeschlagen.

Erschreckend zudem die ethnische Zuordnung, und somit die selektive Diskriminierung und Kriminalisierung: 72 Prozent der Opfer waren junge Afrobrasilianer oder Mes­ti­zen. Die nicht nur im Dienst, sondern während der Freizeit begangenen Polizeimorde erfuhren einen Anstieg von 61 Prozent.

Seit Ausbruch der zumeist friedlichen Massenproteste in São Paulo, sei es gegen Fahrpreiserhöhungen oder gegen die Absetzung von Präsidentin Dilma Rousseff, hat Moraes stets bewaffneten Wortschatz und die Ausmalung kriegerischer Szenarien bevorzugt. Proteste der Bewegungen der Landlosen (MST) und Obdachlosen (MTST) bezeichnete er als “Guerilla-Aktionen” und deren Führer als “Verbrecher” – siehe Video: PM agride manifestantes #ContraTarifa. Seine Polizei kannte kein Erbarmen und setzte im Januar 2016 zum ersten Mal frisch importierte Panzerfahrzeuge aus Israel gegen friedliche Demonstranten ein.

Doch Moraes‘ Law-and-Order-Gehabe ist ein Witz und dem korrupten Übergangsregime aus dem Gesicht geschnitten. Wie bereits von RT berichtet, hat der ungesittete Hardliner vor Antritt seiner Beamtenkarriere vier Jahre lang in mindestens 123 Prozessen das Verbrecher-Syndikat „Erstes Kommando der Hauptstadt“ (PCC) – eine mörderische Drogen- und Geldwäscher-Bande – sowie den wegen millionenschwerer Korruption abgesetzten Ex-Präsidenten der Abgeordnetenkammer, Eduardo Cunha, als Anwalt vertreten, und machte sich wegen wiederholter Nötigung und Bedrohung des Staatsanwalts Matheus Baraldi Magnani schuldig. Dieser brachte schwere Verbrechen der Polizei vor Gericht.

“Terrorismus im Dreiländereck”: das US-Phantom von FBI und Hollywood

Der Fall Nisman, die ominöse Rolle der USA und die “vergessenen” Wikileaks-Depeschen

Der Schatten des “Terrorismus” wird in Brasilien seit dem verheerenden Bombenanschlag im Juli 1994 auf den Sitz der Zentrale der jüdischen Gemeinde in Argentinien (AMIA) beschworen, bei dem 87 Menschen getötet und über 100 Personen verletzt wurden. Zu den mutmaßlichen Tätern wurden die libanesische Schiiten-Partei Hisbollah, der iranische Geheimdienst und Mitglieder der argentinischen Geheimdienstszene gerechnet. Einwandfreie Beweise gab es nie, die tatsächlichen Hintergründe konnten niemals geklärt werden. Im Jahr 2005 wurden DNA-Untersuchungen vorgenommen. Diese sollen den Libanesen Ibrahim Hussein Berro, der über das Dreiländer-Eck – Argentinien, Brasilien, Paraguay – an den weltweit bewunderten Iguaçu-Wasserfällen nach Buenos Aires eingesickert sein soll, als Selbstmord-Attentäter identifiziert haben.

In der Gegend leben 40.000 Araber vom Handel mit Importwaren in enger Nachbarschaft zur organisierten Schmuggelwirtschaft und den Geldwäschereien mit einschlägigen Verästelungen im paraguayischen Staatsapparat.

Dass die mehrheitlichen Schiiten unter den Arabern auch unregelmäßige Geldüberweisungen in den Libanon tätigen, veranlasste FBI, CIA und den israelischen Mossad zur Unterstellung, das Dreiländer-Eck “finanziere den Terrorismus”.

Flankiert von Argentinien weigerte sich Brasilien über zwanzig Jahre lang, der von den USA und Israel aufgestellten und wider alle Gegenbeweise stur verteidigten These des “Terroristen-Refugiums” am Iguaçu nachzugeben, Sondergesetze zu erlassen und Polizei-Spezialeinheiten zur Terror-Bekämpfung aufzustellen, was das FBI zum Anlass nahm, die brasilianische Bundespolizei zu unterwandern und zu finanzieren.

Zahlreiche Brasilianer demonstrieren auch für Präsidentin Dilma Rousseff - diese jedoch in rot

Als es nicht gelang die Räubergeschichte mit Fakten zu untermauern, wurden schließlich die Profis der Fiktion mobilisiert, um nun mit dem eingeschworenen Kinopublikum Stimmung zu erzeugen. Doch löste die Filmemacherin Kathrin Bigelow – die Autorin des “Zero Dark Thirty”-Schinkens über die Ermordung Osama-Bin-Ladens – mit ihrem Projekt “Triple Frontier” wegen Verdacht der Diffamierung bereits im Jahr 2011 lauten Protest in allen drei Ländern aus und gab auf. Mit J.C. Chandor als Ersatz-Regisseur und Tom Hanks in der Hauptrolle soll die Produktion gegen alle Widerstände neu aufgenommen und der Film im Jahr 2017 uraufgeführt werden.

Der herbei gefieberte Anschlag der USA

Bereits zwei Monate später nutzte Lisa Kubiske, Botschaftsrätin der USA in Brasília, vage Befürchtungen einer niedrigrangigen brasilianischen Diplomatin vor einem Terroranschlag während der nun stattfindenden Olympischen Spiele, um das State Department auf den Fall der Fälle einzuschwören. Kubiske schrieb: „Sie räumt ein, dass Terroristen Brasilien wegen der Olympischen Spiele erreichen können – eine ungewöhnliche Aussage von einer Regierung [gemeint ist Ex-Präsident Lula], die offiziell glaubt, dass es keinen Terrorismus in Brasilien gibt“ (Cable: 09BRASILIA1439_a – WikiLeaks).

Überaus deutlich wird es danach: „Es bieten sich schon jetzt Gelegenheiten für die Regierung der USA, für die Zusammenarbeit im Hinblick auf die Olympischen Spiele und die Nutzung dieser Zusammenarbeit zur Ausdehnung ihrer Ziele in Brasilien, einschließlich der Vermittlung von mehr Erfahrung im Bereich Gegen-Terrorismus“, so die US-Gesandte.

Brasiliens Übergangspräsident Michel Temer

Auch der Unterton des Berichts (“2016 RIO OLYMPICS – THE FUTURE IS NOW”) schöpft Verdacht. „Die Gefahr”, so Kubiske in ihrem Geheim-Telegramm am 24. Dezember 2009, “besteht darin, dass die brasilianische Regierung sich mit Lorbeeren wegen der Auswahl Rios als Austragungsort der Spiele schmücken und mit der Planung nicht beginnen wird. Sollte der notwendige Standard erreicht werden, ist es fast sicher, dass die Verzögerungen, die wir von der Regierung Brasiliens in der Planung und Durchführung von Vorbereitungsarbeiten erwarten, die Regierung der USA zu größeren Verpflichtungen zwingen wird…”.

Ironisch gesehen hatte Kubiske in zweierlei Hinsicht Recht: wer, erstens, die Ermittlungen und den Einsatz gegen die „Terror-Verdächtigten“ in Brasilien leitete, war das FBI, begleitet vom israelischen Mossad. Zweitens, war die Grundlage für den Einsatz das erst im Februar 2016 verabschiedete, erste brasilianische Gesetz zur Terrorismus-Bekämpfung. Präsidentin Rousseff wurde von einer machtvollen US-amerikanischen, israelischen und medialen Lobby zu seiner Unterzeichnung geradezu genötigt und legte Veto ein gegen jene Klauseln, die die Kriminalisierung sozialer Bewegungen zum Ziel hatten.

VIDEO  auf  http://www.presstv.ir/Detail/2016/08/05/478546/Saudi-Arabia-Jizan-evacuation-Yemen

Freitag, 5. August 2016 07:0

05.08.16 – SAUDI ARABIEN Bewohner in grenznahe von Jemen werden Zwangsweise evakuiert

-Saudi-Arabien hat eine Zwangsevakuierung der Einheimischen in ihrer Region Jizan angeordnet, als jemenitischen Streitkräfte weiter in das saudische Gebiet als Reaktion auf den Saudi-Krieg gegen ihr Land von Riad, drängen.

-Jemens Khabar Agentur Website News berichtet die Entwicklung am Freitag mit Bildern von fliehenden Einheimische als auch ein Video mit saudischen militärischen Personal die einen Wohnsitz in der Region evakuieren.

-Es sagte, dass die Maßnahme betraf die Dörfer und Städte in der Region, die am nächsten an der gemeinsamen Grenze mit dem Jemen sind.

-Das saudische Militär hat die Einheimischen damit gedroht, ihnen Staatsbürgerschaft aberkennen und ihre Identifikation und Reisedokumente ungültig zu machen , wenn sie sich weigern zu gehen. Saudische Kräfte haben, inzwischen die Leute auf Wohngebiete der Region versetzt.

-Einige Aktivisten sagen, das saudische Regime hat die Einheimischen bereit dem Zugang zu Nahrung- und Wasserressourcen verwehrt und ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt.

-Jemens Armee und Houthi Ansarullah Kämpfer haben für Saudi Angriffe auf ihrem Land, Vergeltungsmaßnahmen verübt.

-Etwa 10.000 Menschen sind seit März 2015 getötet worden, als der saudischen Krieg startete, in einem Versuch Abd Mansur Hadi Macht wiederherstellen, die als Jemens Präsident zurückgetreten ist, aber jetzt versucht mit Gewalt die Präsidentschaft wieder zu erlangen. Jemeniten sagen, dass die meisten Opfer in der saudischen Luftangriffe Zivilisten sind. (Hadi steht im Dienst Saudi Arabien…mehr nicht. Anm.d.Ü.).

-Unterdessen der Sonderbeauftragten der Vereinten Nationen in den Jemen sagte am Donnerstag, dass er plante die Friedensgespräche zwischen Houthis und Vertretern der Saudi-backed ehemaligen jemenitischen Regierung auszusetzen.

-Die Gespräche wurden am 21. April in Kuwait im Gang gesetzt, aber ohne große Erfolg.

-Houthis sagen, dass ein erfolgreiches Friedensprozess soll vor allem die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit und der Ernennung eines neuen Präsidenten der Konsens, der Übergang überwachen würde, ermöglichen.

-Ein UN-Vorschlag fordert Houthis zurückziehen und ihre Waffen übergeben. Ansarullah lehnt den Plan als inakzeptabel ab, und sagen, dass es jegliche Initiative für die Gründung einer Einheitsregierung in dem vom Krieg zerrissenen Land, fehlt. Sie haben auch die UNO beschuldigt eine Änderung der Bedingungen eines Abkommensentwurfs vorher in Kuwait ausgearbeitet, verändert zu haben. (Laut UN die Houthis könnten ausnahmsweise die Unterhose behalten….Anm.d.Ü.).

Illegal Israeli settlers perform religious rituals at Prophet Joseph’s Tomb on the outskirts of the occupied West Bank city of Nablus, August 2, 2016.
Illegale israelische Siedler führen religiöse Rituale am Grab des Propheten Joseph am Rande der besetzten Westjordanland Stadt von Nablus, 2. August 2016.

05.07.16 – ISRAEL – 2 Palästinenser verletzt, als israelische Siedler eine heilige Stätte in Nablus stürmen

-Mindestens zwei Palästinenser haben Verletzungen bei Zusammenstößen mit israelischen Streitkräfte erlitten, die Hunderte von illegalen Siedler zum Prophet Josephs Grab in der West Bank von Nablus eskortiert haben.

-Hunderte der extremistische Siedler stürmten die Stätte, die von Juden, Christen und Muslime als heilig betrachtet wird, unter Schutz von israelischen Soldaten und unter dem Vorwand der Durchführung religiöser Rituale am Dienstag früh, so berichtet die Arabisch Safa Nachrichtenagentur.

-Anwohner sagten, das israelische Kräfte haben Dutzende von Militärfahrzeugen in den Straßen bereitgestellt die zum Grab führen und Scharfschützen wurden auf den Dächern mit Blick auf die Gegend positioniert als Siedler strömten in den Hof von den Heiligen Stätten.

-Gewalt ausbrach, wenn palästinensische Jugendliche mit israelischen Soldaten am nördlichen Eingang der nahe gelegenen Flüchtlingslager Balata und der angrenzenden Straße Amman stießen, mit palästinensischen Jungen die Steine und leere Flaschen auf die israelischen Streitkräfte warfen.

Hunderte von illegalen israelischen Siedler kommen an Bord der Busse im besetzten Westjordanland Stadt von Nablus, 2. August 2016

-Israelische Truppen haben im Gegenzug gummierte Stahl Kugeln, Blendgranaten und Tränengas Kanister in die Menge zu zerstreuen. Bei den Gefechten wurden mindestens zwei Palästinenser verletzt.

-Separat, israelische Streitkräfte überfiel eine Reihe von palästinensischen Häusern in der Stadt Surif, 25 Kilometer (15 Meilen) nordwestlich von der Stadt von al-Khalil (Hebron), am Dienstag früh und fünf Palästinenser, darunter eine junge Frau festgenommen.

-Vier palästinensische Jugendliche wurden auch in den nordöstlichen Westjordanland Stadt Far’un festgehalten.

-Israelische Streitkräfte haben darüber hinaus zwei Palästinenser in Bethlehem, und ein weiteres in Ramallah verhaftet.

 

https://deutsch.rt.com/meinung/39836-trump-kandidat-fur-frieden/

Trump, Kandidat für den Frieden?

Die Anti-Trump-Kampagne kann kaum noch hysterischer werden. Cartoons rücken ihn in die Nähe von Hitler, ein General droht kaum verholen mit einem Putsch. Vernünftige Stimmen halten dagegen, z.B. der bekannte US-Russland-Experte Stephen F. Cohen, Mitglied des einflussreichen US-Council of Foreign Relations, der in Trump einen Hoffnungsträger sieht, der den neuen Kalten Krieg in hochgefährlicher Situation beenden will. Zugleich bröckelt die öffentliche Unterstützung für die US-Kriege.

von Rainer Rupp

Donald Trump „ist ungeeignet dafür, Präsident zu sein“, erklärte Präsident Obama am Dienstag dieser Woche auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus nach einem Treffen mit Singapurs Premierminister Lee Hsien Loong. Die Republikaner im Kongress forderte er auf, ihren Präsidentschaftskandidaten zu desavouieren:

„Sie [die Republikaner] müssen sich die Frage stellen, wenn man immer wieder in sehr starken Worten erklären muss, dass das, was er [Trump] gesagt hat, nicht akzeptabel ist, warum unterstützen sie ihn dann immer noch. Was sagt das über Ihre Partei aus, wenn Trump ihr Standartenträger ist?“

Tatsächlich nimmt die Hetzkampagne gegen Trump immer hysterischere Züge an.

Die Anti-Trump-Kampagne der Medien ist an einem Punkt angelangt, dass selbst in Cartoon-Clips wie „The Simpsons“ Propaganda für Hillary gemacht und Trump verteufelt wird. Da wird z.B. Trump mit einem Buch mit dem Titel „Große Reden von A. Hitler“ als Bettlektüre gezeigt. Derweil hat der reichste Mann der Welt und König des Klüngel-Kapitalismus Hillary versprochen, bis zum November alles zu tun, um ihr die Wähler an die Urnen zu treiben.

Geradezu atemberaubend ist auch die lange Liste der Kriegstreiber aus dem Establishment der Republikanischen Partei, darunter viele führende Neokonservative, die sich inzwischen öffentlich gegen den Kandidaten ihrer Partei, Donald Trump, gestellt und erklärt haben, dass sie ihre Stimme lieber Hillary Clinton geben werden.

Zugleich hat Ex-General John Allen der US-Marines, der RT-Deutsch Besuchern bereits bekannte, ehemalige Oberkommandeur in Afghanistan [siehe Rezept für den Dritten Weltkrieg] auch für die innere Stabilität der USA mit katastrophalen Zuständen gedroht, falls Trump zum Präsidenten gewählt würde. General Allen, dem vor einigen Jahren nur ein Skandal in letzter Minute die Beförderung zum Oberkommandeur NATO-Europa (SACEUR) verbaut hat, erklärte letzten Sonntag gegenüber dem US-Nachrichtensender ABC, dass die Wahl Trumps zum Präsidenten „eine zivil-militärische Krise auslösen würde, wie sie das Land bisher noch nicht gesehen hat“.

Aber was bedeutet diese Warnung des passionierten Hillary-Unterstützer Allen wirklich, wenn er sagt, dass Trump als Präsident zum Zusammenbruch der Beziehungen zwischen der zivilen und militärischen Führung führen würde? Inzwischen hat sich sogar das US-Finanzportal „Zero Hedge“ im Internet die berechtigte Frage gestellt, ob der US-General hier nicht mit einem Militärputsch gedroht hat?

Zum Glück gibt es unter den geo-strategischen US-Experten und auch unter den Politikern der republikanischen Partei nicht nur Kriegstreiber. So hat z.B. ein ehemaliger Präsidentschaftskandidat der Republikaner, der libertäre Patrick Buchanan, am Dienstag in einem im Internet veröffentlichten Aufsatz Trump wegen seiner frischen Herangehensweisen über die Rolle der NATO, die frei von ideologischen Vorstellungen aus dem Kalten Krieg sind, als Kandidat des Friedens gelobt.

Auch Stephen Cohen, der sowohl in den USA als auch international als Russland-Experte hoch angesehen ist, bezeichnet Trump als Garant des Friedens mit Russland und in Europa. Stephen F. Cohen, Professor emeritus für Russland Studien der Uni an der NY-University und Princeton, und zugleich Mitglied des einflußreichen US-Council of Foreign Relations, hatte letzten Samstag mit Smerconish von CNN über Donald Trump, Wladimir Putin und den ‚Neuen Kalten Krieg‘ gesprochen.

Laut Cohen leisten die Medien dem amerikanischen Volk einen riesigen Bärendienst, indem sie die Substanz von Trumps Argumenten über die NATO und zu Russland einfach ignorieren und stattdessen die simplistische Schmutzkampagne Clintons verbreiten, dass Trump „ein russischer Agent“ ist. Das müsse „unbedingt aufhören“, so Cohen. „Wir nähern uns einem Punkt, der mit der kubanischen Raketenkrise und ihrer nuklearen Konfrontation mit Russland auf allen Ebenen vergleichbar ist. Und darüber gibt es in den amerikanischen Medien absolut keine Diskussion, keine Debatte“.

„Dann kommt ganz unerwartet Donald Trump vorbei“, führt Cohen weiter aus: „Er sagt, dass er den neuen Kalten Krieg beenden und mit Russland auf verschiedenen Gebieten zusammenarbeiten will und – zum allgemeinen Erstaunen – sind die Medien voll mit Beschuldigungen, die man nur noch als neo-McCarthyistisch bezeichnen kann, dass er ein russischer Agent ist, dass er ein Manchurian Kandidat ist und dass er ein Geschäftskunde von Putin ist.“

 „Aktuell befinden wir uns in einem Jahr der Präsidentschaftswahl, wo eine Debatte stattfinden muss. Aber das bieten uns heute die Medien nicht.“

In Bezug auf die angebliche „russische Bedrohung“ in Osteuropa und dass Russland die Unabhängigkeit der baltischen Staaten beenden will, sagte Cohen: „Dafür gibt es keine Beweise. Absolut keine.“ Weiter führt er aus:

„Gehen wir zurück zu dem, was Trump über die NATO gesagt hat. Von Anfang an hat er gesagt, er wolle wissen, welche Mission die NATO – 60 Jahre nach ihrer Gründung – heute noch hat. Hunderte von Politik-Experten haben in Washington seit dem Ende der Sowjetunion vor 25 Jahren die gleiche Frage gestellt. Ist die NATO eine Organisation auf der Suche nach einer Mission?“

„Das ist eine berechtigte Frage. Aber wir diskutieren sie nicht. Wir fragen nicht. Wir sagen nur, oh, Trump will die NATO verlassen.“ Soweit Prof. Cohen.

Aber wie haben die Wähler, d.h. das sogenannte „Mittelamerika“, bisher auf den Vorwurf der Kriegstreiber in beiden Parteien reagiert, dass Trump die Sicherheitsarchitektur untergraben habe, welche in den letzten 65 Jahren den Friedens gesichert habe? Mittelamerika hat überhaupt nicht reagiert. Die Wähler sind weder entsetzt noch geschockt. Und was besagt das? Die öffentliche Unterstützung, d.h. das Fundament, auf dem Washington Dutzenden von Ländern in Europa, im Mittleren Osten und in Asien seit 1949 eine Kriegsgarantie gegeben hat, ist zusammengebrochen.

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