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Libyen: Zentralbank lässt gegen Willen der USA ihr Geld in Russland drucken

Die neuen 20 und 50 Dinar-Scheine, die Russland druckt, werden ab dem ersten Juni in Umlauf gebracht. Das berichtete der Libya Observer unter Berufung auf eine amtliche Mitteilung der Zentralbank in Tobruk.
„Die gedruckten Banknoten sind vier Millarden libysche Dinar wert. Sie haben die gleiche Größe und den gleichen Wert wie die gegenwärtigen Banknoten“, erläutert Zentralbankchef Ali Selim al-Hibri gegenüber dem libyschen Fernsehsender Al-Iktisadia TV. Er versprach, dass es keine Probleme beim Austausch der alten Währung geben werde.

Noch im vergangenen Sommer ernannte der Internationale Währungsfonds (IWF) al-Hibri zum einzigen legitimen Zentralbankchef und zur Kontaktperson für Finanzen in Libyen. Mittlerweile inthronisierten die Vereinten Nationen eine eigene, so genannte „Einheitsregierung“ in Tripoli, die vom Westen anerkannt wird.
Muster der neuen Banknoten wurden beiden Zentralbanken von Libyen und dem Präsidialrat in Tunis im Mai vorgelegt, heißt es. Die US-amerikanische Botschaft in Libyen erklärte die Banknoten jedoch zu „inakzeptable Fälschungen“. Aus der Stellungnahme der US-Amerikaner ging hervor:
„Solche Noten werden das Vertrauen in die Währung Libyens und die Fähigkeit der Zentralbank untergraben, die Geldpolitik zur wirtschaftlichen Erholung zu steuern.“
Die in Tripoli ansässige Zentralbank gilt laut der US-Botschaft als das einzige offizielle zentrale Bankinstitut in Libyen. Das Institut ist Teil der UN-gedeckten Regierung unter dem neuen Premierminister Fayez Sarradsch. Die Bank sei das einzige Institut, welches laut US-amerikanischer Lesart Banknoten drucken darf.
Die offizielle Zentralbank Libyens, die ihr Geld in Großbritannien druckt, hat die Entwicklung, anders als die USA, nicht kommentiert. Kritiker fürchten allerdings, die neue Währung könnte die neue „Einheitsregierung“ politisch sabotieren.
Der politische Kampf um die legitime Autorität zwischen der UN-gestützten Regierung in Tripoli unter Fayez Sarradsch und der Regierung in Tobruk unter General Chalifa Haftar hat die Finanzinstitution Zentralbank in zwei Teile gerissen.
Unterdessen durchläuft das Land eine schwere Liquiditätskrise, bei der Bankhäuser tägliche Geldentnahmen auf 500 Dinar limitieren. Die Nahrungsmittelinflation in Libyen kletterte auf 14 Prozent. Die landesweiten Bankeinlagen sanken von sechs Milliarden Dinar im Jahr 2013 auf drei Milliarden im Jahr 2015.
Die Ölproduktion fiel inzwischen auf ein Fünftel des Vorjahresniveaus. Im Jahr 2015 wurden in Libyen nur noch 100.000 Barrel am Tag gefördert. In der Regierungszeit von Muammar al-Gaddafi lag der Wert noch bei 1,5 Millionen Barrel Tagesproduktion.