Archiv für Mai 23, 2016

http://www.voltairenet.org/article191888.html
Mit Kurs auf das Ende der Genfer Verhandlungen

Washington und Moskau ist es gelungen, ihre Abmachung über Syrien aufrechtzuhalten, nachdem John Kerry seinem russischen Kollegen versicherte, dass die Waffenlieferungen des Pentagon im April an al-Qaida und an Daesch aufgrund eines alten Programms erfolgten, das heute aufgegeben ist. Angesteuert wird ein Stopp der Genfer Verhandlungen und die Wiederaufnahme intrasyrischer Gespräche ohne die Prosaudis und mit Beteiligung der Kurden.

| Damaskus (Syrien) | 23. Mai 2016

JPEG - 53.5 kB
Sitzung der internationalen Unterstützungsgruppe für Syrien (Wien, 17. Mai 2016).

Das Engagement der Vereinigten Staaten in Syrien ist weiterhin unüberschaubar. Während John Kerry am 22. Februar 2016 eine Einstellung der Feindseligkeiten ausgehandelt und Russland seine Jagdbomber abgezogen hatte, setzte die Türkei – ein Nato-Mitglied – ihre Unterstützung für Daesch fort.

Am 8. März übergab Russland dem Sicherheitsrat einen Bericht, der Ankara beschuldigt, den Antiquitätenhandel zum Vorteil von Daesch zu kontrollieren [1]. Am 18. März folgte ein zweiter Bericht, der Ankara beschuldigt, Waffen und Munition an Daesch zu liefern [2]. In beiden Fällen „entkräftete die Türkei vollständig“ diese Anschuldigungen und klagte Russland an, ein Ablenkungsmanöver durchzuführen, um „die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft von den zivilen Verlusten, dem Chaos und den beträchtlichen Zerstörungen abzuwenden, die durch die syrische Regierung und die russischen Militäroperationen in Syrien verursacht werden“. Der russische Generalstab blieb unbeirrt und deckte auf, dass Ankara soeben 9.000 neue Dschihadisten nach Syrien hineingelassen hatte. Allerdings könnte man auch meinen, dass die Türkei eigenständig ohne Rückmeldung an die Vereinigten Staaten gehandelt hat.

Nun lieferte am 7. April das US-Verteidigungsministerium 2.000 Tonnen Waffen an „gemäßigte bewaffnete Gruppen“, wovon etwa 500 sofort an al-Nusra (al-Qaida) und 500 andere an Daesch weiterverteilt wurden [3].

Hingegen scheint sich die Unterstützung der Türkei für Daesch im Lauf der letzten Tage abrupt vermindert zu haben.

Es sieht aus, als habe Moskau hinter den Kulissen heftig protestiert, so dass John Kerry und Sergei Lawrow am 9. Mai eine gemeinsame Erklärung veröffentlichten [4]. Darin ermahnen sie „alle Staaten zur Umsetzung der Resolution 2253 (2015) des Sicherheitsrates, jede materielle oder finanzielle Unterstützung für ISIS [Daesch], für die al-Nusra-Front oder jede andere Gruppe zu unterbinden, die vom Sicherheitsrat der Uno als terroristisch gekennzeichnet wurde, und alle Versuche dieser Gruppen, die Grenze von Syrien zu überschreiten, im Keim zu ersticken“.

Vor allem wurde abgemacht, dass Washington seinen Verbündeten für Anfang Juli eine endgültige Frist setzt, um ausgehandelte Vereinbarungen in Genf zu erreichen. Darüber hinaus zog es alle seine bewaffneten Kräfte zurück, während Russland seinen Flugzeugträger Amiral Kutznesov vor die syrische Küste bringen wird, um in geringerem Umfang seine Bombardierungskampagne der terroristischen Organisationen (mittlerweile neu bewaffnet) wieder aufzunehmen [5].

Indessen waren die Unklarheiten nicht immer vollständig beseitigt. Ein heftiger Zwischenfall brachte Russland und die Vereinigten Staaten wegen der „Armee des Islam“ (Jaysh al-Islam) und der „Islamischen Bewegung der freien Männer der Levante“ (Ahrar al-Scham) in der Uno gegeneinander auf. Moskau wollte sie auf die Liste der „terroristischen Organisationen“ setzen, während Washington noch immer möchte, dass sie als „gemäßigte bewaffnete Gruppen“ betrachtet werden.

Die „Armee des Islam“ ist eine Formation, die von Saudi-Arabien bezahlt wird und der britischen Spezialeinheit SAS unterstellt ist. Zunächst, unter der Leitung von Zahran Alloush, säte sie den Terror in den Vororten von Damaskus und bedrohte die Hauptstadt drei Jahre lang. Ihr Chef, der Osama bin Laden vergötterte, zeichnete sich durch seine Grausamkeit aus, als er zahlreiche Einwohner enthaupten ließ und andere, in Käfige eingesperrt, als menschliche Schutzschilde benutzte. Schließlich machten die durchdringenden Bomben der russischen Luftwaffe dem unterirdischen Bunker, der gebaut worden war, um seinem Generalstab Deckung zu geben, ein Ende. Nach einer Phase der Unentschlossenheit übernahm einer der 17 Stellvertreter von Allouche, Issam el-Bouaydani, vorübergehend seine Nachfolge. Er wurde schnell zugunsten eines wahhabitischen Geistlichen, ScheichAbou Abdarrahman Kaaké, verdrängt. Dieser letztere favorisierte die Ernennung eines Cousins von Zahran Alloush, Mohamed Alloush, um die saudische Oppositionsdelegation bei den intrasyrischen Friedensverhandlungen in Genf zu leiten. Dieser Letztgenannte hatte sich damit hervorgetan, dass er Syrer, die als Homosexuelle beschuldigt wurden, von der Spitze der Dächer stürzte – die Arabische Republik Syrien ist der einzige arabische Staat, der das Privatleben schützt und die Homosexualität nicht bestraft.

Die „Islamische Bewegung der freien Männer der Levante“ ist ebenfalls Großbritannien unterstellt. Wie im Fall der „Armee des Islam“ wird ihre Kommunikation durch InCoStrat [6] gesichert. Ihr „Außenminister“ Labib al-Nahhas reist frei durch den Westen. In Wahrheit ist er selbst ein Brite und Mitglied des MI6. Er hat einen Beitrag in der Washington Post [7] veröffentlicht und sich im letzten Dezember heimlich nach New York begeben, um Jeffrey Feltman seinen Bericht vorzulegen.

Am 17. Mai traf sich die Internationale Unterstützungsgruppe für Syrien in Wien. In ihrer Abschlusserklärung [8] stellt sie die Strategie der Arabischen Syrischen Armee in Frage, Dörfer, die unter der Kontrolle der Dschihadisten der „gemäßigten Opposition“ stehen, einzukreisen. Aber vor allem bestätigt sie erneut die Gesamtheit der russisch-US-amerikanischen Entscheidungen der letzten Monate, also:
- einen Übergangsmechanismus gemeinsam für die syrische Regierung und das ganze Oppositionsspektrum in die Phase des Übergangs zu schaffen;
- eine neue Verfassung auszuarbeiten;
- dann auf dieser Grundlage neue Präsidentschafts- und Parlamentswahlen zu organisieren.

Nun sperrt sich aber die „gemäßigte Opposition“ die ganze Zeit gegen diese drei Punkte, obwohl Saudi-Arabien Mitglied in der Internationalen Unterstützungsgruppe für Syrien ist. Sie bleibt dabei, den Rücktritt des Präsidenten al-Assad und des Großteils seiner christlichen, schiitischen und alawitischen Spitzenbeamten vor der Schaffung des Übergangsmechanismus zu fordern. Außerdem beabsichtigt sie nicht, den gegenwärtigen Führungspersonen im Verlauf von demokratischen Wahlen die Stirn zu bieten.

Es ist nicht unwichtig, dass während des Wiener Treffens ein Diplomat erklärte, sein Land sei bereit, gegen al-Qaida zu kämpfen, aber er wüsste gern, wer danach das Gebiet besetzen würde. Sergei Lawrow deckte auf, was er als „Lapsus“ betrachtete: Dieser Diplomat gab de facto zu, dass sein Land einen Sieg von al-Qaida dem Sieg der Arabischen Republik Syrien vorziehen würde. Damit entfernte er sich vom Beschluss des Sicherheitsrates, den Kampf gegen den Terrorismus zum Ziel Nummer 1 zu machen.

Am selben Tag, dem 17. Mai, stellte der Sonderbeauftragte des Uno-Generalsekretärs, Terje Rød-Larsen, seinen letzten Bericht über die Anwendung der Resolution 1559 vor und kündigte seinen Rücktritt an. Diese Resolution war 2004 auf Initiative der Vereinigten Staaten, Frankreichs und Saudi-Arabiens verfasst worden, um die Entwaffnung der libanesischen Hisbollah, die Nichtverlängerung der Amtsperiode von Präsident Émile Lahoud und den Rückzug der syrischen Friedenstruppe aus dem Libanon zu fordern. Sie wurde nie angewandt, obwohl Syrien selbst seine Soldaten zur Zeit der „Zedernrevolution“ auf den Ruf der libanesischen Straße hin zurückzog. Ban Ki-moon beauftragte sofort seinen Stellvertreter für politische Angelegenheiten, Jeffrey Feltman, bis zum Ende des Jahres die Funktionen von Terje Rød-Larsen zusätzlich zu den seinigen zu übernehmen. Nun betrachten sehr viele Beobachter Jeffrey Feltman, den ehemaligen US-Botschafter in Beirut, als den wahren Verfasser der Resolution 1559 und gehen davon aus, dass er heute unter der Hand von New York aus das Militärbündnis gegen Syrien lenkt.

Am 19. Mai nahm Jeffrey Feltman an der Seite der syrischen Oppositionsmitglieder im Ausland, Burhan Ghalioun, Michel Kilo, Bassma Kodmani und Samar Yazbeck an einer Zeremonie in Paris teil.

Auch in Frankreich kündigte General Benoit Puga den Rücktritt von seinen Ämtern als Chef des besonderen Generalstabs des Präsidenten der Republik an, um in die Kanzlei der Ehrenlegion einzutreten. Als fundamentaler Christ und nostalgischer Freund von Monarchie und Kolonisierung war er der einzige Soldat, der diesen Posten bei zwei aufeinander folgenden Präsidenten, Nicolas Sarkozy und François Hollande, besetzte. Er hatte die geheimen Operationen Frankreichs in Syrien – manchmal gegen die Meinung des Generalstabs der Streitkräfte – besonders durch Offiziere der Fremdenlegion im Umkreis der Präsidentschaft persönlich geleitet.

Die Entwicklung läuft unerbittlich auf eine Unterbrechung der Genfer Verhandlungen zu. Im Übrigen wäre ein Abkommen, wenn es zwischen den anwesenden syrischen Parteien zustande käme, ungültig durch die vorangegangenen internationalen Entscheidungen in Anbetracht des Ausschlusses – auf Wunsch der Türkei – der wichtigsten kurdischen Partei. Deshalb dürfte auf das Scheitern von Genf eine Wiederaufnahme der intrasyrischen Verhandlungen folgen mit all denen, die dies wollen – also ohne die Prosaudis, aber mit den Kurden. Dann käme die Bildung eines Übergangsmechanismus mit diesen neuen Teilnehmern. Im militärischen Bereich dürfte die Syrische Arabische Armee die wichtigsten Städte des Landes wieder einnehmen, aber an der irakisch-syrischen Grenze dürften die Kämpfe andauern.

Übersetzung
Sabine

[1] « Rapport de Renseignement russe sur le trafic d’antiquités de Daesh », Réseau Voltaire, 8 mars 2016.

[2] „Zweiter Bericht des russischen Geheimdienstes über die aktuelle türkische Unterstützung für Daesh“, Übersetzung Sabine, Voltaire Netzwerk, 18. März 2016.

[3] „Die Vereinigten Staaten verletzen den Waffenstillstand in Syrien und rüsten Al-Qaida auf“, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 26. April 2016. « Qui arme les jihadistes durant le cessez-le-feu ? », par Thierry Meyssan, Télévision nationale syrienne, Réseau Voltaire, 30 avril 2016.

[4] « Déclaration conjointe de la Fédération de Russie et des États-Unis d’Amérique sur la Syrie », Réseau Voltaire, 9 mai 2016.

[5] „Unmittelbare Rückkehr der russischen Flugzeuge nach Syrien“, von Valentin Vasilescu, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 15. Mai 2016.

[6] „Wie das Vereinigte Königreich die Dschihadisten inszeniert“, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 15. Mai 2016.

[7] “The deadly consequences of mislabeling Syria’s revolutionaries”, Labib Al Nahhas, Washington Post, July 10th, 2015.

[8] “Statement of the International Syria Support Group”, Voltaire Network, 17th May 2016.

Thierry Meyssan

Thierry Meyssan Französischer Intellektueller, Präsident und Gründer des Réseau Voltaire und der Konferenz Axis for Peace. Er veröffentlicht Analysen über ausländische Politik in der arabischen, latein-amerikanischen und russischen Presse. Letztes, auf Französisch veröffentlichte Werk : L’Effroyable imposture : Tome 2, Manipulations et désinformations (hg. JP Bertand, 2007).

Die Methoden der modernen militärischen Propaganda
Die Außenpolitik der USA


Wie die Europäische Union die syrischen Flüchtlinge manipuliert
Unmittelbare Rückkehr der russischen Flugzeuge nach Syrien
Syrien: der Krieg kann eingegrenzt werden
| 22. Mai 2016

Am 18. Mai 2016 wurden die Wohnungen von unserem Mitarbeiter Mateusz Piskorski und von den Führungskräften seiner Partei (Konrad Rękas, Tomasz Jankowski und Nabil Malazii) von der polnischen Polizei durchsucht. Er selbst wurde verhaftet, der „Spionage“ verdächtigt und hinter Gitter gebracht.

Mitteleuropa ist tief gespalten zwischen den Befürwortern einer Annäherung mit West-Europa (Europäische Union) und den Anhängern einer engeren Beziehung zu Osteuropa (Russland).

Als ehemaliger Abgeordneter und Presse Leiter hat Mateusz Piskorski das European Centre for Geopolitical Analysis gegründet und neuerdings die Zmiana (Veränderung) Partei. Er ist für eine Union der slawischen Völker in einem Russland einschließenden Europa.

An der Seite von 150 führenden politischen und militärischen Persönlichkeiten der ganzen Welt nahm er 2005 an der von Thierry Meyssan in Brüssel organisierten Konferenz Axis for Peace teil. In den letzten 10 Jahren machte er zahlreiche Reisen mit Thierry Meyssan, insbesondere in China, im Iran, in Kirgisistan, im Libanon, in Russland, in Syrien und in der Europäischen Union.

Er engagierte sich im Kampf gegen den angelsächsischen Imperialismus in vielen Ländern, vor allem in Europa, Afrika und Asien. Er wurde einer der Hauptredner der Sache der Krim, gegen die Regierung von Kiew mit authentischen Nazis.

Seit vier Jahren präsentierte ihn eine internationale Pressekampagne entweder als „ehemaligen Nazi“ oder „Freund der Diktatoren“. Er wurde diffamiert und von der Regierung von Beata Szydło bedrängt, welche ihn ununterbrochen in Pressekonferenzen als einen „Agenten des Auslands“ anprangerte.

Seine Verhaftung unter dem verrückten Grund von Spionage „zum Wohle Russlands und Chinas“ (sic) markiert den Beginn der Übernahme von Polen durch die NATO. In einem Artikel, den wir am Vorabend seiner Verhaftung veröffentlicht haben [1], kündigte Mateusz Piskorski eine NATO-Operation an, um die polnische politische Szene vor dem Gipfeltreffen der Staatschefs und der Regierungen der NATO am kommenden 8. und 9. Juli in Warschau „zu reinigen“.

[1] „Der Krieg gegen die historische Wahrheit ist eine Langzeitkampagne der Nato“, von Mateusz Piskorski, Übersetzung Sabine, Voltaire Netzwerk, 22. Mai 2016.

http://www.voltairenet.org/article191865.html
Der Krieg gegen die historische Wahrheit ist eine Langzeitkampagne der Nato

Die Nato ist ein uraltes Bündnis, das Europa vom Nationalsozialismus befreit hat und uns alle vor dem russischen Bären schützt – das ist das, was wir glauben sollen. Die historische Wahrheit ist ganz anders, aber die Nato bemüht sich, sie zu ändern. Eine langfristige Aufgabe mit düsteren Auswirkungen.

| Warschau (Polen) | 22. Mai 2016

Sondermeldung: Der Autor dieses Artikels wurde am 18. Mai 2016 festgenommen und inhaftiert

JPEG - 47.1 kB

Am 8. und 9. Juli ist Warschau Gastgeber für den jüngsten Nato-Gipfel, die Versammlung der Spitzen der verbündeten Mitgliedstaaten im Format des Nordatlantikrats. Das Warschauer Treffen wird der 25. Gipfel in der Geschichte der Nato sein; auf ihm werden Vereinbarungen weiterentwickelt, die bei dem vorangegangenen Gipfel der Stabschefs der Mitgliedsländer in Newport 2014 erreicht wurden. Im Besonderen geht es um die Schaffung einer schnellen Eingreiftruppe auf dem Territorium der Länder Osteuropas, die in der Lage sein soll, Kampfeinsätze an der sogenannten Ostflanke der Allianz auszuführen. Der polnische Außenminister Witold Waszczykowski betonte, dass auf dem Gipfel die Einrichtung ständiger Nato- und insbesondere US-Militärbasen auf polnischem Staatsgebiet bekannt gemacht wird.

2.500 Teilnehmer neben 1.500 ausländischen Journalisten werden erwartet. Für dieses Ereignis wurde das moderne Nationalstadion im Warschauer Zentrum gepachtet. Die Sicherheitsmaßnahmen wurden in Verbindung mit möglichen Terrordrohungen und Protesten öffentlicher Verbände verschärft, die bereits ihre Absicht erklärt haben, in der polnischen Hauptstadt eine Art Gegengipfel abzuhalten.

Mit den Vorbereitungen für das Ereignis geht eine intensive Informationskampagne einher, deren Hauptaufgabe es ist, Ängste vor angeblichen aggressiven Handlungen und Plänen Russlands zu schüren. Der Kampf um das historische Gedächtnis ist Teil dieser langfristigen Kampagne. Hierbei muss erkannt werden, dass die Neubewertung historischer Fakten und die Leugnung der Rolle der Sowjetunion im Großen Sieg von 1945 in den baltischen Staaten und in Rumänien eine gewisse historische und politische Grundlage haben, wo die Autoren der Nato-verordneten Geschichte sich oft direkt auf lokale kollaborierende Bewegungen beziehen und ihre Tätigkeit als Beispiele für den „Kampf um Unabhängigkeit“ von der Sowjetunion darstellen.

In Polen wird die Situation anders beurteilt, dort ist es recht schwierig, Unterstützung für die These zu bekommen, dass die Befreiung nicht die Rettung der polnischen Bevölkerung vor Hitlers Völkermord war. Die Neuformatierung der Geschichte der Neuzeit wurde durch staatliche Stellen wie das polnische Institut für Nationales Gedenken koordiniert. All diese Aktivitäten zielen darauf, kognitive Dissonanzen zu vermeiden, dass also die Bevölkerung Osteuropas nicht auf Denkmäler schauen und der Befreiung von Nazi-Deutschland durch die Rote Armee gedenken kann, wodurch in Frage gestellt würde, dass Russland der historische ewige Feind und Aggressor ist.

Die Wahrnehmung historischer Fakten neu zu formatieren ist Bestandteil dieses langfristigen, recht vielschichtigen Vorhabens. Es ist unmöglich, so etwas im Lauf der zwei Monate bis zum Gipfel zu schaffen. Jedoch können andere Bemühungen parallel vorgenommen werden.

Im Rahmen des Informationskriegs veröffentlichen osteuropäische Medien regelmäßig Material über die Stationierung von Atomsprengköpfen in der Gegend von Kaliningrad. Die bloße Existenz dieser Region als Staatsgebiet der Russischen Föderation wird als Existenzbedrohung für die Nachbarländer herausgestellt. An der Südflanke ist eine solche Rolle im Prozess der Verstärkung des Bedrohungsgefühls an Transnistrien vergeben. So verschreckt Kaliningrad die baltischen Völker und die Polen, während Transnistrien benutzt wird, um die Rumänen und in geringerem Ausmaß die Bulgaren zu verschrecken.

Der Informationskrieg wird systematisch und professionell geführt. Sein Beginn stand im Zusammenhang mit der Notwendigkeit, die öffentliche Meinung auf die Stationierung von Raketenabwehrsystemen in Osteuropa vorzubereiten.

Durch den Prozess der Normalisierung der Beziehungen zwischen dem Westen und dem Iran waren die PR-Manager der Nato gezwungen, endlich zuzugeben: Die Raketensysteme sind ausschließlich gegen die imaginäre russische Gefahr gerichtet.

Polen versucht, eine führende Rolle in den skandinavischen und baltischen Gebieten des Wettrüstens in Osteuropa zu spielen. Rumänien wiederum versucht, in der Schwarzmeer-Region die Initiative zu ergreifen. Aber dort ist alles viel schwieriger geworden, seit die Türkei mittlerweile über ein halbes Jahr lang als Führer der antirussischen Koalition agiert. Dieselbe Türkei hat gewisse geopolitische Ambitionen unter Beweis gestellt.

Gleichwohl versucht Bukarest, Washingtons Mangel an vollständigem Vertrauen zu Erdogan zu nutzen und und das Pentagon mit alternativen Dienstleistungen zu versorgen. Die vom rumänischen Verteidigungsminister Mihnea Motoc vorgeschlagene Initiative für eine kombinierte Schwarzmeer-Nato-Flotte, an der sich auch die Länder beteiligen, die noch nicht Bündnismitglieder sind, die Ukraine und Georgien also, ist ein Beispiel für solch ein Vorgehen.

Die Vorbereitungen des Gipfels wurden sorgfältig vom amerikanischen Außenministerium beobachtet. John Kerrys Vertreter Anthony Blinken besuchte kürzlich eine Reihe von osteuropäischen Staaten. Die Gespräche des amerikanischen Funktionärs mit seinen osteuropäischen Kollegen liefen auf eins hinaus: Die früheren Mitglieder des Ostblocks sollten bei dem Gipfel ohne Vorbehalt Washingtons Haltung unterstützen, insbesondere im Hinblick auf den Militärausbau der Nato an der sogenannten Ostflanke, und sie sollten die Verteidigungskosten in ihren Staatshaushalt übernehmen.

Blinken unterstrich, dass Russland vorhabe, die Nato-Streitkräfte noch vor dem Gipfel zu provozieren. Als Beweis für seine Worte wies er auf die Patrouillen der russischen Streitkräfte über der Ostsee hin. Er vergaß allerdings zu sagen, dass die Ursache für das Interesse der russischen Luftwaffe die Anwesenheit von US-Kriegsschiffen ist. Aber den amerikanischen Amtspersonen zufolge ist dies eine Bagatelle, die es unter den Voraussetzungen des Informationskrieges nicht wert ist, genannt zu werden.

Blinken stellte sicher, dass der amerikanische Präsident sich in der polnischen Hauptstadt sicher fühlen wird. Um den Gipfel unter guten Rahmenbedingungen abzuhalten, hat die Regierung in Warschau mit Bezug auf eine terroristische Bedrohung ein Gesetz verabschiedet, nach dem die Veranstaltung jeder Art von Kundgebungen oder Mahnwachen bei dem äußerst wichtigen internationalen Ereignis dieses Gipfels verboten ist.

All dies wurde aus Besorgnis um das Wohlergehen Barack Obamas, des Chefs dieses neuen, proamerikanischen Europa, vorgenommen. Offiziell betragen die Ausgaben des polnischen Verteidigungsministeriums für dieses Treffen der Bündnis-Staatschefs 40 Millionen Dollar. Allein diese Information kann in der Tat Missverständnisse aufwerfen und die Bürger der polnischen Hauptstadt während der Sommertage des Nato-Gipfels in die Reihen der Demonstranten bringen.

Übersetzung
Sabine

| 21. Mai 2016

Wohlhabender Geschäftsmann und ehemaliger Gouverneur von Katanga, Moïse Katumbi, wurde am 13. Mai 2016 verhaftet. Er war einer der wichtigsten Führer der Opposition von Präsident Joseph Kabila in der Demokratischen Republik Kongo. Er wäre von der Polizei „geschlagen“ worden und wurde ins Krankenhaus eingeliefert.

Die Staatsanwaltschaft von Lubumbashi hat am 20.Mai seine Anschuldigung angekündigt, wegen „Untergraben der Sicherheit innerhalb und außerhalb des Staates“.

Die DRK-Justiz beschuldigt ihn, 10 US-Söldner angeheuert zu haben, um einen Staatsstreich auszuführen. Der Hauptverdächtige, Lewis Darry L., ehemaliger Auftragnehmer von Blackwater, wurde in Anwesenheit von US-Diplomaten befragt und hat die Fakten gestanden. Washington hat sich von den Angeklagten distanziert.

« Dossier pénal de Moïse Katumbi Chapwe », Réseau Voltaire, 18 mai 2016.

Übersetzung
Horst Frohlich

https://deutsch.rt.com/amerika/38451-dilma-rousseff–volk-wird/
Dilma Rousseff: „Das Volk wird keine durch Erpressung geschaffene Regierung akzeptieren“

Dilma Rousseff: „Das Volk wird keine durch Erpressung geschaffene Regierung akzeptieren“

In ihrem Exklusivinterview mit RT bezweifelt die in einem umstrittenen Absetzungsprozess aus ihrem Amt entfernte brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff die Legitimation und die politische Lauterkeit der Übergangsregierung an, die an ihre Stelle getreten ist. Sie bestreitet, in irgendwelche gesetzeswidrigen Vorgänge involviert gewesen zu sein. Bedenklich sei vor allem, dass die Übergangsregierung soziale Verbesserungen für die Armen im Land abschaffen will. Das Gespräch in voller Länge.