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Feindbild Russland: Arte setzt Doku über den Fall Magnizki ab
Der Fall Magnizki hatte großen Einfluss auf die internationalen Beziehungen. Der Tod des Steueranwaltes galt international als Symbol für die Willkür der Behörden in Russland. Der Fall hatte schließlich sogar Sanktionen der USA gegen Russland zur Folge. Ein Dokumentarfilm des russischen Regisseurs Andrej Nekrassow stellt die gängige Version zu dem Mordfall nun deutlich infrage.
Der Anwalt Sergej Magnizki starb im Jahr 2009 in einem russischen Gefängnis in Moskau. Sein Arbeitgeber, der US-Investmentbanker Bill Browder, erklärte den 37-Jährigen posthum mit einer internationalen Kampagne zu einem Symbol für angebliche Verstöße gegen die Menschenrechte in Russland. Sogar der amerikanische Präsident Barack Obama unterschrieb später ein eigens nach Magnizki benanntes Gesetz mit politischen und wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland.
In dem Dokumentarfilm zeichnet Andrej Nekrassow für den Sender Arte ein neues Bild des Falls. Bill Browder klagte jedoch erfolgreich gegen die Erstaufführung. Statt eines Films, in dem die westliche Propaganda gegen Russland entlarvt wird, zeigt Arte nun am kommenden Dienstag die Dokumentation „Boris Nemzow – Tod an der Kremlmauer“.
Gegenüber RT Deutsch wollte Arte sich nicht zu den juristischen Hintergründen äußern. Regisseur Andrej Nekrassow bestätigte jedoch, dass es sich um eine Klage des Finanzspekulanten Bill Browder handelt, also der Person, der ihn persönlich zu dem Film motiviert hatte.
Ich habe ganz aufrichtig an die Version der Ereignisse geglaubt, die Bill Browder präsentiert hat und die der Westen als gegeben annimmt. Und es fiel mir schwer, gegen meine eigenen Ansichten zu kämpfen. Ich musste meine Weltanschauung ändern und zugeben, dass die russischen Behörden Magnizki nicht ermordet und das Geld nicht gestohlen hatten.
Bill Browder betrachtet den Film, den er selbst angeregt hatte, nun als Auswuchs russischer Propaganda. Arte will den Film nicht zeigen, bis er inhaltlich und juristisch geprüft ist. Dabei gehe es vor allem um den „Schutz der Persönlichkeitsrechte der Betroffenen“.
Andrej Nekrassow sieht sich von Browder hinters Licht geführt. Die gängige Version von einem Polizeiskandal beispiellosen Ausmaßes in Russland hält er für nicht mehr tragbar. Nekrassow stellt die Sicht Browders über den in Haft zu Tode gefolterten Magnizki in Frage. Im Film lässt der Regisseur Revue passieren, wie der von Russland als Steuersünder gesuchte US-Amerikaner Browder erst Milliarden scheffelte und dann zum Menschenrechtler wurde.
Grundlage dafür war zunächst Browders Buch „Red Notice. Wie ich Putins Staatsfeind Nr. 1 wurde“, eine Geschichte wie ein Thriller um Schwerverbrecher im Staatsdienst, die ihre Funktionen in Behörden missbrauchen, um sich illegal Firmen anzueignen. Regisseur Nekrassow stellt nun viele berechtigte Fragen, die offen sind.
Das Erstaunlichste ist aber, dass der bisher eher wegen seiner kritischen Haltung gegenüber der russischen Regierung bekannte Filmemacher nahelegt, dass Browder gezielt Legenden bilde. Zu Wort kommen auch jene Polizisten, die international als Täter gelten und sich in einem Coup Browders Firmen angeeignet und den Staat um 230 Millionen US-Dollar Steuergelder betrogen hätten. Dass Magnizki dies alles aufdecken wollte, dafür selbst eingesperrt wurde und mit dem Leben bezahlen musste, sieht Nekrassow als nicht erwiesen.
Browder, der frühere Manager des Investmentfonds Hermitage Capital, muss in dem Film erleben, wie er erst Quasi-Drehbuchautor ist und dann demontiert wird, bis er als Übeltäter dasteht. Magnizki sei weder Anwalt gewesen noch im Gefängnis von Polizisten zu Tode gefoltert worden, stellt Nekrassow fest. Nicht korrupte Polizeibeamte sind demnach die Täter, sondern Browder, der sich vor dem russischen Fiskus drücken wollte.