Archiv für Mai 18, 2015

 

“Die Kunst des Krieges”

Das Auslöschen der Geschichte

– Die Vereinigten Staaten sind dabei angelangt, die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg und an den Widerstand der sowjetischen Völker auszulöschen. In der Vorstellung des Westens drehte sich dieser Krieg um die jüdische Frage, dabei wird die koloniale Ideologie vergessen, die die Erweiterung des „Lebensraums“ nach Osten abstützen sollte und die Vernichtung der gesamten slawischen Bevölkerung.

| Rom (Italien) | 17. Mai 2015
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600.000 Moskauer sind am 9. Mai 2015 vorbeigezogen mit Fotografien der Vorfahren, die bei der Rettung des Vaterlandes vor dem Faschismus starben. Präsident Wladimir Putin war an der Spitze des Zuges zu sehen.

– Der 70ste Geburtstag des Sieges über den Nazismus, der 9. Mai 2015 in Moskau [1], wurde auf Druck Washingtons von allen Regierungen der Europäischen Union außer vom griechischen Präsidenten boykottiert und durch die westlichen Medien in einem grotesken Versuch, die Geschichte auszulöschen, der Öffentlichkeit vorenthalten. Nicht ohne Ergebnis: In Deutschland, Frankreich und Großbritannien erwies sich, dass 87 Prozent der jungen Leute die Rolle der UdSSR bei der Befreiung Europas vom Nazismus nicht kennen. Eine Rolle, die entscheidend war für den Sieg der Koalition gegen die Nazis.

– Nach dem Angriff auf die UdSSR am 22. Juni 1941 durch 5,5 Millionen Soldaten, 3.500 Panzer und 5.000 Flugzeuge konzentrierte Nazi-Deutschland auf sowjetischem Territorium 201 Divisionen, das heißt 75 Prozent aller seiner Truppen, zu denen 37 Divisionen seiner Satellitenstaaten (darunter Italien) hinzukamen. Die UdSSR bat die Alliierten pausenlos, eine zweite Front in Europa zu eröffnen. Aber die Vereinigten Staaten und Großbritannien zögerten dies hinaus mit dem Ziel, die Stärke der Nazis auf der UdSSR zu entladen, um sie zu schwächen und dadurch bei Kriegsende eine Vormachtstellung zu haben. Die zweite Front wurde mit der Landung der Angloamerikaner in der Normandie eröffnet; von diesem Moment an hatten die Rote Armee und die sowjetischen Partisanen die deutschen Truppen besiegt und versetzten Nazi-Deutschland den entscheidenden Schlag.

– Der Preis, den die Sowjetunion zahlte, war sehr hoch: etwa 27 Millionen Tote, davon mehr als die Hälfte Zivilpersonen, was etwa 15 Prozent der Bevölkerung entsprach (zum Vergleich zu 0,3 Prozent der USA im ganzen Zweiten Weltkrieg); etwa fünf Millionen nach Deutschland Deportierte; mehr als 1.700 Städte und Städtchen, 70.000 kleine Dörfer, 30.000 Fabriken zerstört.

– Heute wird versucht, diese grundlegende Seite der Geschichte Europas und der Welt auszuwischen, indem auch die nachfolgenden Ereignisse verschleiert werden. Der Kalte Krieg, der Europa unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg von Neuem teilte, war nicht durch eine aggressive Haltung der UdSSR provoziert worden, sondern durch den Plan Washingtons, die Herrschaft der Vereinigten Staaten dem in weiten Teilen zerstörten Europa aufzuerlegen. Auch hier sprechen die historischen Fakten. Kaum einen Monat nach den Bombardierungen von Nagasaki und Hiroshima, im September 1945, berechnete man im Pentagon schon, dass 200 Atombomber gebraucht würden, um die UdSSR anzugreifen. Als 1946 die Rede Churchills über den „Eisernen Vorhang“ offiziell den Kalten Krieg eröffnete, hatten die USA elf Atombomben, 1949 war ihre Zahl auf 235 geklettert, während die UdSSR noch keine besaß. Aber in jenem Jahr nahm die UdSSR die erste experimentelle Explosion vor, als sie begann, ihr eigenes Nukleaarsenal zu bauen.

– In diesem selben Jahr wurde in Washington mit antisowjetischer Zielrichtung die Nato gegründet, sechs Jahre ehe 1955 sich der Warschauer Pakt konstituierte. Nach dem Ende des Kalten Krieges infolge der Auflösung des Warschauer Paktes 1991 und der Sowjetunion selbst erweiterte sich die Nato auf Druck Washingtons bis ins Innere der Territorien der ehemaligen UdSSR. Und als Russland nach der Krise wieder zu sich kam und seine internationale Rolle zurückeroberte, indem es wachsende wirtschaftliche Verbindungen mit der EU herstellte, führte der Putsch in der Ukraine, unter Geschäftsführung der USA und der Nato, Europa zurück in das Klima des Kalten Krieges.

– Durch ihren Boykott des 70sten Geburtstags des Sieges über den Nazismus im Kielwasser der USA löschte Westeuropa (das Europa der Regierungen) die Geschichte seines eigenen Widerstands aus; es verriet sie, indem es die Nazis unterstützte, die in Kiew in der Regierung angekommenen waren. Es unterschätzte die Fähigkeit Russlands zu reagieren, wenn es in den Ring geschickt wird. Es hat die Illusion, seine Gesetze weiterhin auferlegen zu können, während die Anwesenheit höchster Repräsentanten der Brics mit China an erster Stelle, dazu die vielen anderen Länder, bestätigt, dass die imperiale Beherrschung des Westens auf dem absteigenden Gleis ist.

Übersetzung
Sabine

Quelle
Il Manifesto (Italien) RSS

[1] « Discours de Vladimir Poutine pour le 70e anniversaire de la Victoire de la Grande Guerre Patriotique », von Vladimir Poutine, Übersetzung Sayed 7asan, Réseau Voltaire, 9. Mai 2015.

Manlio Dinucci

Manlio Dinucci Geograph und Geopolitiker. Letztes veröffentliche Werk : Laboratorio di geografia, Zanichelli 2014 ; Geocommunity Ed. Zanichelli 2013 ; Escalation. Anatomia della guerra infinita, Ed. DeriveApprodi 2005.

Was wird aus dem Nahen Osten nach dem Abkommen zwischen Washington und Teheran?

Alle Akteure des „erweiterten Vorderen Orient“ warten mit Beklemmung darauf, was Washington und Teheran für ihre Zukunft vereinbart haben. Während niemand etwas darüber weiß, muss jeder zur Versicherung seines Überlebens doch Hypothesen aufstellen und sich auf grundlegende Wandlungen der Situation vorbereiten. Thierry Meyssan legt hier seine Prognosen dar.

| Damaskus (Syrien) | 18. Mai 2015
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Was mögen John Kerry und Mohammed Javad Zarif sich wohl sagen?

– Das Treffen des Kooperationsrats der Golfstaaten am 14. Mai in Camp David war die letzte Etappe, bevor Washington und Teheran am 30. Juni ihr Abkommen unterzeichnen. Öffentlich können die Golfstaaten sich nur beglückwünschen zu dem neu gefundenen Frieden. Allerdings fragen sie sich wie alle Protagonisten der Region, auf wessen Kosten die geheimen Klauseln gehen, und versuchen, die neue regionale Rollenverteilung vorwegzunehmen.

– Präsident Obama hat sich geweigert, einen Vertrag zu unterzeichnen, der die Erhaltung der gegenwärtigen Regimes garantiert, während die Golf-Delegationen die Unterschrift unter einen Text abgelehnt haben, der nur die Fortdauer ihrer Staaten garantiert. Schließlich haben die Vereinigten Staaten ihnen den Status von „hauptverbündeten Nicht-Nato-Mitgliedern“ zuerkannt und ihnen eine astronomische Menge Waffen verkauft.

– Jahrelang hat Washington den Mythos aufrechterhalten, die Islamische Republik Iran wolle sich mit Atomwaffen ausrüsten, sie schicke sich an, alle arabischen Regimes umzustürzen und wolle die israelische Bevölkerung ausrotten. Aber im März 2013 erteilten Präsident Barack Obama und Revolutionsführer Ali Khamenei geheimen Gesandten die Vollmacht zu Gesprächen in Oman [1]. Nach mehr als zwei Jahren bilateraler Verhandlungen verständigten Washington und Teheran sich, die „5+1“ genannten multilateralen Besprechungen freizugeben. Seither gibt jeder zu, dass der Iran seit 1988 die Ambitionen auf Atomwaffen aufgegeben hat, selbst wenn er die Forschungen über den militärischen Einsatz der zivilen Atomtechnik fortführt. Am 30. Juni werden die fünf Mächte des Sicherheitsrates plus Deutschland schließlich das Embargo aufheben müssen und die Vereinigten Staaten werden sofort ein Viertel der gesperrten iranischen Guthaben, etwa 50 Milliarden Dollar, zurückerstatten müssen. Am selben Tag werden sich Washington und Teheran den erweiterten Vorderen Orient in einer Art neuem Syke-Picot- oder regionalem Jalta-Vertrag aufteilen.

Wie könnten die Bedingungen dieser Aufteilung aussehen?

– Die Aufgabe des Intellektuellen ist es, das Verständnis der Welt, die uns umgibt, zu ermöglichen. In dieser Situation ist von daher zu prognostizieren, wie die Region nach dem Vertrag aussehen wird. Dennoch geht niemand das Risiko ein, seine Meinung zu sagen. Zunächst weil es eine hohe Wahrscheinlichkeit gibt sich zu irren und dann, weil – welche Hypothesen auch immer formuliert werden – sie den Zorn beider Parteien zugleich hervorrufen werden. In der Tat ist es die Logik dieser Art Abkommen, seine Strategie umzukehren, also bestimmte Verbündete zu verraten, wofür öffentlich nicht die Verantwortung übernommen werden kann.

– In Anbetracht dessen, dass ich ein freies Wesen bin, das sich aus Prinzip schlägt, nicht zum Vergnügen, wage ich einige Hypothesen. Ich besitze keine Geheimkenntnisse, deshalb lade ich ein, das Folgende in Erwägung zu ziehen:

- Ursprünglich hatte Washington beabsichtigt, sich den „erweiterten Mittleren Osten“ mit Russland zu teilen. Dies war das Thema der Friedenskonferenz von Genf im Juni 2012. Der Wiederaufstieg der russischen Macht hat indessen die Vereinigten Staaten überzeugt, die regionale Polizei keinem Staat anzuvertrauen, der nicht Nebenimperium sein will, sondern unabhängiger Pol werden will. So haben sie sich an den Iran gewandt. Das strategische Ziel Washingtons ist es also, mit diesem Abkommen den Iran wieder in der Rolle zu etablieren, die er in der Epoche des Schahs gespielt hat – die eines Regionalgendarms. Wenn es das akzeptiert, würde Teheran die antiimperialistischen Ideale des Imam Khomeini verraten. Dieser hatte seine erste Rede nach der Rückkehr in sein Vaterland der Ermahnung an die Armee gewidmet, nicht mehr den Interessen der Angelsachsen zu dienen, sondern sich in den Dienst der Freiheit der Völker zu stellen.

- Um für die öffentliche Meinung akzeptabel zu sein, muss der Abschluss des Abkommens sich in einer größtmöglichen Waffenruhe niederschlagen, also durch die Aufteilung der Region in Einflusssphären. Gleichzeitig muss das Abkommen für zwei strategische Ziele der Vereinigten Staaten in der Region passend sein: die Sicherheit Israels und die Kontrolle der Energiequellen. Der Iran müsste also einräumen, dass die Golfmonarchien plus das Königreich Jordanien und vielleicht das von Marokko eine „gemeinsame arabische Verteidigungskraft“ unter der Schirmherrschaft der Arabischen Liga, aber unter dem militärischen Kommando Israels bilden [2]. Die Vereinigten Staaten müssten ihrerseits zulassen, dass der Irak, Syrien und der Libanon durch den Iran „stabilisiert“ werden.

- Wie jede klasssische Aufteilungsvereinbarung geht es darum, der Stabilität den Vorzug vor dem Wechsel zu geben, also einzuräumen, dass die Grenzen nur durch Verhandlungen, nicht mit Gewalt „umgestaltet“ werden. Die Vereinigten Staaten werden ihre Strategie des Chaos, die sie seit 2001 umsetzen, aufgeben müssen [3]. Der Iran wird seinerseits darauf verzichten müssen, seine Revolution zu exportieren.

– Russland, die einzige Macht, die in der Lage wäre, dieses Abkommen zum Scheitern zu bringen, wird nicht intervenieren, weil es sich auf das ehemalige sowjetische Gebiet zurückgezogen hat [4]. China seinerseits wird mit Schrecken seinen iranischen Verbündeten zwischen den Fingern zerrinnen sehen, während die Vereinigten Staaten ihre militärische Ausweitung im Fernen Osten weiterverfolgen.

Die möglichen Folgen dieses Abkommens

– Von jetzt an kann man die möglichen Konsequenzen dieser Hypothesen vorwegnehmen: Der Sturz der Regierung Netanyahus und ihre Ersetzung durch eine Koalition, die – mit 18 Jahren Verspätung – die Verträge von Oslo einlösen wird; die weltweite Anerkennung des palästinensischen Staates und der gleichzeitige Verzicht von Fatah und Hamas auf ihr unveräußerliches Recht auf Rückkehr im Gegenzug für eine diskrete finanzielle Entschädigung; der Rückzug von Hassan Nasrallah und von Saad Hariri aus dem politischen Leben; Frieden in Syrien, aber die Unmöglichkeit, dort zur Finanzierung des Wiederaufbaus Gas zu fördern; usw. …

– Dieser Waffenstillstand wird es Washington und Teheran freistellen, in ihren Einflusszonen nach ihrem Belieben zu handeln, vorausgesetzt dass der Iran nicht ein Gleicher ist, sondern ein Vasall der Vereinigten Staaten. Auf diese Weise wird der Iran versuchen, den Regierungen von Irak, Syrien und Libanon seine Leute aufzuzwingen. Washington seinerseits wird versuchen, die Golf-Monarchien mit Ausnahme des Katar eine nach der anderen umzustürzen und durch die Muslimbruderschaft zu ersetzen.

Übersetzung
Sabine

[1] „Was Sie nicht von den US-Iranischen Abkommen wissen“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 6. April 2015.

[2] „Die gemeinsame „arabische“ Verteidigungskraft“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 20. April 2015.

[3] « Ashton Carter nomme le nouveau stratège du Pentagone », Réseau Voltaire, 17 mai 2015.

[4] „Direkte Verbindung mit Wladimir Putin“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 4. Mai 2015.

 
File photo shows Syrian soldiers defending the ancient city of Palmyra in Homs province.

Datei Foto zeigt syrische Soldaten der antiken Stadt Palmyra in der Provinz Homs zu verteidigen.

18.05.15 – SYRIEN – Syrien Truppen vertreiben ISIS aus der antiken Stadt Palmyra –

Syrische Regierungstruppen haben die ISIS-Terroristen aus den Ruinen von Syriens antike Stadt von Palmyra in der westlichen Provinz Homs zurückgedrängt.

– Homs Provinzgouverneur, Talal Barazi, sagte am Sonntag, dass die Einheiten der syrischen Armee haben die nördlichen Stadtteile von Palmyra zurückerobert, als Tadmor in Arabisch bekannt, ein Tag, nachdem sie von Takfiri Terroristen erobert wurden.

Der Takfiri-Gruppe „Angriff wurde vereitelt, und wir haben sie aus den nördlichen Teilen von Tadmur verdrängt“ Barazi sagte, und fügte hinzu „die Armee ist noch dabei  … die Straßen von Bomben zu säubern“.

– Der syrische Gouverneur fügte hinzu, dass die Regierungstruppen ist es gelungen, in den Prozess dem Bereich zu befreien“, mehr als 130″ Takfiri-Terroristen zu töten.

Ein Datai-Bild von 14. März 2014, zeigt eine Teilansicht der alten Oase Stadt Palmyra, 215 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Damaskus. © AFP

– Er sagte, dass die ISIS Terrorgruppe Angriff auf Tadmor hat eine große Gruppe von Menschen  gezwungen aus dem Bereich zu fliehen.

– „Wir nahmen alle erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen und wir arbeiteten schnell an der Sicherung der humanitären Hilfe, aus Angst vor der Masse von Menschen die aus der Stadt fliehen könnten“, fügte er hinzu.

– Syriens Antiquitäten Chef, Mamoun Abdulkarim, sagte auch am Sonntag, dass die antike Stätte nicht Schäden durch der Takfiri Angriffe erlitten hat.

– „Wir haben heute gute Nachrichten, wir fühlen uns viel besser,“ Mamoun Abdulkarim sagte und fügte hinzu, „die Ruinen erlitten keine Schäden, aber das bedeutet nicht, wir sollten keine Angst mehr haben“.

– Am Donnerstag,  die UN-Agentur hat tiefe Besorgnis über die Bedrohung durch die Takfiri ISIS-Gruppe von Palmyra ausgedruckt.

– „Die Ruinen haben bereits in vier Jahren des Konflikts, schon unter Plünderungen erlitten, und repräsentiert einen unersetzlichen Verlust für das syrische Volk und der Welt“, sagte Irina Bokova, der Generaldirektor der UN Educational, Scientific and Cultural Organization (UNESCO).

– Die Kämpfe haben fast 300 Menschen das Leben gekostet.  Die syrische Armee hat seit mehrere Tage eine große Offensive in der Nähe der antiken Stadt Palmyra  gegen ISIS gestartet, die seinerseits eine heftige Offensive in der Gegenden lanciert hatte.

–  Die Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London berichtet am Sonntag , dass die Zahl der Todesopfer beziffert sich auf: 115 Takfiri Terroristen, 57 Zivilisten und 123 syrische Soldaten.