Archiv für März 17, 2015

China, Lateinamerikas neuer Banker

– Die von China gewährten Kredite haben sich in ein Instrument der Außenpolitk gewandelt. Sie vermindern den Einfluß von Finanzinstitutionen unter der Egide der USA in strategisch bedeutsamen Regionen und erlauben gleichzeitig eine engere Anbindung an seine (Chinas) wichtigen Handelspartner.

| Mexiko-Stadt (Mexiko) | 16. März 2015
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– Im Laufe des Jahres 2014 haben die chinesischen Banken 22,1 Milliarden Dollar Kredite gewährt, so weist es zumindest der Interamerikanischen Dialog aus [1]. Angesichts der Entsschleunigung der Weltwirtschaft und dem Aufkommen immer neuer geopolitischer Spannungen sieht sich China dazu aufgefordert, seine Bindungen zu Ländern mit Rohstoffüberschüssen (Öl, Gas, Metalle, Mineralien, Wasser, biologische Vielfalt, usw.) zu verstärken.

– Fast alle gewährten Kredite entsprechen denen der China Development Bank und der China Export-Import Bank, jedoch beteiligten sich daneben die ICBC und die Bank of China. Es muss natürlich berücksichtigen, dass Hilfen unter 50 Millionen Dolar nicht mitaufgeführt werden, so bedeutet die Zahl dennoch einen Anstieg von 70% im Vergleich zu den 12,9 verliehenen Milliarden aus 2013.

– Seit 2005 (als die Datenbank des Interamerikanischen Dalogs seine ersten Listen dazu anlegte) bis einschließlich 2014, hat China einem Betrag von 119 Milliarden gewährt [2]. Die chinesischen Kredite übersteigen den Betrag, den die Ex-Im der Vereinigten Staaten, der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB) und die Weltbank zusammen zugestanden, was eine Situation hervorruft, die eine Schwächung der Washingter Hegemonie in der Region bedeutet [3].

– In dieser massiven Krediterteilung manifestiert sich die enge Zusammenarbeit, die China zu den lateinamerikanischen Ländern pflegt. Im neuesten Gipfel der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC, der 33 Länder angehören) kündigte der chinesische Präsident Xi Jinping an, dass für 2020 ein Umfang von einer halben Billion Dollar zwischen den beiden geopolitschen Polen angestrebt sei, mit Investitionen von 250 Milliarden Dollar [4].

– Gleichzeitig muss die Bildung von strategischen Assoziierungsabkommen hervorgehoben werden, die einige südamerikanische Länder, die zusammen 90% der Kredite des vergangenen Jahres auf sich vereinigen: Brasilien, welches sich als Hauptempfänger mit 8,6 Milliarden Dollar konsolidieren konnte, gefolgt von Argentinien mit 7 Milliarden, Venezuela mit 5,7 Milliarden und schließlich Ecuador mit 820 Millionen.

– Nach der Krise der US-amerikanischen IT-Branche begannen die Zentralbanken der Industrieländer die Vergabe ihre Kredite auf dem internationalen Markt noch globaler auszurichten. Der Anstieg der Preise für Primärrohstoffe seit 2002 machte aus Lateinamerika bei der Suche nach attraktiven und rentablen Räumen eine der Lieblingsregionen für Investitionen dieser Art.

– Heute, über sechs Jahre, nachdem die Finanzkrise 2008 über uns hereingebrochen ist und angesichts der extremen Schwankungen auf den Finanzmärkten, hervorgerufen durch die immer weiter fortschreitende Aushöhlung des Kartenhauses Finanzsektor, haben sich die Chinesen zu den Lieblingsbankiers der schwächelnden Wirtschaften gewandelt, zumal sie Anleihen mit geringerem Zins und zu weniger Bedingungen anbieten als vergleichsweise die europäischen und US-Banken. Nach Schätzungen durch Fred Hochberg, Präsident der amerikanischen Ex-Im Bank, haben die chinesischen Körperschaften in den letzten beiden Jahren 650 Milliarden auf der ganzen Welt verstreut positioniert.

– Zweifelsohne gibt es sie, die perverse andere Seite der Medaille, sprich des Geldes. Es scheint alles darauf hinzudeuten, dass die chinesischen Hilfen im Tausch gegen an zukünftige Auslieferungen von Primärstoffen geknüpft sind und sich vielmehr an Projekte des Investments im Bereich des Abbaus (Landwirtschaft, Bergbau, Energie, usw.) orientieren, als an der Stützung der technologischen Entwicklung. Damit einher geht das Risiko, dass man das Abhängigkeitsverhältnis zum Erstexporteur der lateinamerikanischen Staaten zementiert und die Gefahr von Besitzenteignungen gegenüber den einheimischen Völkern vervielfacht.

– Auf der anderen Seite, mahnt Kevin Gallagher, verantwortlicher akademischer Experte der Datenbank des Interamerikanischen Dialogs, in einem Interview mit der Deutschen Welle, vor den wachsenden Risiken, die über den lateinamerikanischen Ländern hereinzubrechen drohen, die sich opportun Frischgeld beim asiatischen Riesen besorgen, um trotz ihrer Schulden liquid zu sein [5].

– Der freie Fall der Währungen in der Region im Vergleich zum Dollar, sowie die hartnäckige Deflation (sinkende Preise) am Markt für Rohstoffe, haben einen Anstieg des Imports bewirkt und, konsequenterweise, die Verringerung des Überschusssaldos (Girokonto) der Wirtschaften, die exportorientiert arbeiten. Wie vorauszusehen, wird die Rentabilität der Investitionsprojekte, die mit den Abbauzweigen der Wirtschaft verbunden sind, in den kommenden Monaten signifikant zurückgehen.

– Wenn also die Flaute der Not leidenden Länder wieder an Fahrt zulegt, erleidet der Geist der Zusammenarbeit Sur-Sur zwischen China und Lateinamerika möglicherweise Schiffbruch. Mitten in der Krise existiert die Gefahr, dass die chinesischen Banken unter anderen zur Verfügung stehenden Mitteln, die imperialen Zwangsmaßnahmen, die der Internationale Währungsfond in der Region Lateinamerika anwendet, ebenfalls gebrauchen wird.

Übersetzung
Jürgen Seufert

[1] «China-Latin America Finance Database», Kevin P. Gallagher y Margaret Myers, Inter-American Dialogue.

[2] «China keeps credit flowing to Latin America’s fragile economies», Kevin P. Gallagher y Margaret Myers, The Financial Times, February 27, 2015.

[3] «China Kicks World Bank To The Curb In Latin America», Kenneth Rapoza, Forbes, February 26, 2015.

[4] «Despite US-Cuba Detente, China Forges Ahead in Latin America», Shannon Thiezzi, The Diplomat, January 9, 2015.

[5] «Chinese loans helping Latin America amid oil price slump», Deutsche Welle, February 27, 2015.

UKRAINE – Polizisten kriegen „Shoot-to-Kill-Befehl“ inmitten der Unruhe über Armee Hit & Run Tötung von 8-jähriges Mädchen –

– Wie in der östlichen ukrainischen Stadt Konstantinovka  Spannungen wachsen, wo eine acht-jährige Mädchen von einer ukrainischen Armee gepanzertes Fahrzeug bei eine Fahrerflucht Unfall getötet wurde, die Polizei wurde angeblich gestattet, live Runden zu verwenden.

– Spannungen steigen in Konstantinovka, nachdem ukrainische Soldaten, die mit hoher Geschwindigkeit durch die Stadt fahren, die Kontrolle über ihr Fahrzeug verlieren und in einer Fußgängern- Gruppe liefen, eine Frau mit einem Baby in einem Kinderwagen wurde verletzt und das ältere Mädchen getötet.

– „Der Unfall geschah in der Lomonossow-Straße in der Nähe des Stadtkrankenhaus Nr. 5. Drei Fußgänger kamen unter die Räder des Fahrzeugs: ein Mädchen im Alter von acht starb auf der Stelle, eine Frau und ein Kind in einem Kinderwagen wurden ins Krankenhaus gebracht „,  das ukrainische Innenministerium berichtete am Montagabend.

– Einheimischen glauben, dass der Fahrer des Fahrzeugs zum Zeitpunkt des Unglücks betrunken war. Laut Lokalpresse, die Täter entkamen mit Mühe und Not die Szene des Verbrechens, wie der Zorn der Einheimischen ausbrach und mit Steinen das Sicherheit Fahrzeuge bewarfen. Andere Bewohner umzingelte schnell die Kaserne, wo angeblich Warnschüsse abgefeuert wurden.

– Nach dem Vorfall, wütende Menschen versammelten sich vor der örtlichen Schulgebäude wo die Militäreinheit stationiert ist, und fordern das Militär diejenigen zu aushändigen, die an den Unfall beteiligt waren, so hat Sputnik gemeldet. Die Menge hat auch angeblich Feuer vor der Eingang der Schlafsäle der ukrainischen Kräfte gesetzt.

„Am Abend, mehrere hundert Anwohner versammelten sich in der Nähe des Wohnheims, das von Sicherheitskräfte besetzt ist. Sie schrien: „Faschisten!“ Und warfen Steine an den Fenstern der Kasernen, haben zwei Autos der Nationalgarde verbrannt und ein umgekippt. Als Reaktion darauf, Sicherheitskräfte feuerten mehrere Schüsse in die Luft“ ein Augenzeuge sagte Sputnik. Einer der Menschen aus der Menge, angeblich warf einen Molotow-Cocktail auf eines der Fenster des Wohnheims, und ein Feuer brach aus.

– Entsprechend die Volksfront Stellvertreter Anton Gerashchenko, Shoot-to-Kill-Befehle werden in Konstantinovka verstärkt, um zu versuchen, denen die der Gewalt „schüren“ zu stoppen.

„Wenn jemand in Kostyantynivka Waffen gegen die Gesetze der ukrainischen Behörden verwendet um dieser Unfall (Fahrerflucht) für massive Unruhen zu implementieren versucht, dann werden wir einen Warnschuss geben und dann wird zum „Schießen und Töten“ übergeben. Wenn es keine Zeit zu warnen gibt, wir werden sofort schießen um zu töten“, so Geraschtchenko.   „Niemand darf die ukrainische Regierung mit Waffen in ihren Händen untergraben“.

– Die ukrainischen Soldaten, die für den Vorfall verantwortlich waren, flohen angeblich die Szene in Taxi. Behörden gab später bekannt, dass die Täter festgenommen wurden.

– „Die beide Soldaten für den Unfall verantwortlich, wurden inhaftiert und an der Militärstaatsanwalt übergeben“ hat Vyacheslav Abroskin, Leiter der Donetsk Regional Polizei, loyal zu Kiew angekündigt .

– Nach unbestätigten Berichten auf Social Media, wurden zusätzliche Verstärkungen in Konstantinovka entsandt um die Unruhen zu unterdrücken. Manche behaupteten, dass die Verstärkung  Mitglieder der radikalen nationalistischen Einheiten einschließen könnte. Unterdessen, das ukrainische Innenministerium kündigt an, eine Task-Force aus dem Generalstab der Streitkräfte geschickt zu haben, um die Untersuchung zu führen, es wurde versprochen, die Verantwortlichen zu bestrafen.

– Kiew Behörden berichten auch, dass sie der Anstifter herausgegriffen haben, der sie glauben allein für die Masse-Reaktion gegen die Fahrlässigkeit von Kiew Kräfte verantwortlich sei. Ein Sprecher des Innenministeriums Donezk, Ilya Kiva, versprach, dass der „Anstifter“ wird bald eingefangen und vor Gericht gebracht werden. Kiva fordert Konstantinovka Einwohner, ruhig zu bleiben und nicht zu weiterer Gewalt aufzurufen.

Verletzen unilaterale Sanktionen die Menschenrechte?

– Die Annahme der Sanktionen wirtschaftlicher und/oder finanzieller Natur, häufig als „Embargo“ bezeichnet, wurde eine gängige Handlung gegen die Revolte oder den einfachen Wunsch nach Unabhängigkeit der Staaten, die die Hegemonie der Vereinigten Staaten und westlichen Mächte ablehnen, weil sie ihre Vision der Welt rund um den Globus aufdrängen. In Fragen der Zeit erläutert Thomas Kaiser den Inhalt des Berichts des UNO Menschenrechtsrats, der seinen Beratenden Ausschuss zum Thema der unilateralen Sanktionen gebeten hatte.

| Zürich (Schweiz) | 16. März 2015
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– In der Woche vom 23. bis 27. Februar tagte der Beratende Ausschuss des Uno-Menschenrechtsrates, das sogenannte Advisory-Board, in Genf. Dieser Ausschuss setzt sich aus 18 unabhängigen Expertinnen und Experten zusammen, die nach einem kontinentalen Verteilschlüssel von den 47 Mitgliedsstaaten des Menschenrechtsrates gewählt werden. Am letzten Dienstag stand unter anderem der Bericht der Arbeitsgruppe, die sich eingehend mit den Fragen der einseitigen Zwangsmass­nahmen und der Verletzung der Menschenrechte befasst hatte, zur Debatte. Damit wird ein wichtiges Thema aufgegriffen, das den Menschenrechtsrat und verschiedene Völkerrechtler schon lange beschäftigt: Inwieweit verletzen unilaterale Sanktionen die Menschenrechte?

– Für die breite Öffentlichkeit ist es schon fast zur Gewohnheit geworden: Wenn ein Staat eine Politik betreibt, die den Mächtigen dieser Welt nicht passt, werden irgendwelche Gründe kreiert, um fast selbstverständlich Sanktionen gegen diesen Staat zu ergreifen. Selbst innerhalb der EU wurde der souveräne Staat Österreich im Jahre 2000 wegen angeblicher Demokratiedefizite einem Sanktionenregime unterworfen. Häufig sind es Wirtschaftssanktionen, deren Auswirkungen katastrophal sind. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass vor allem die USA und ihre Verbündeten wiederholt einseitige Zwangsmass­nahmen beziehungsweise unilaterale Sanktionen ergriffen haben. So ist Kuba bis heute Opfer westlicher Zwangsmassnahmen, die einen immensen wirtschaftlichen Schaden hinterlassen haben. Aber auch der lateinamerikanische Staat Venezuela ist von US-amerikanischen Sanktionen betroffen, weil er sich ganz einfach dem neoliberalen Diktat der USA nicht beugt. Weitere Staaten leiden unter dieser westlichen Machtpolitik. Jüngstes Beispiel in dieser Reihe von unilateralen Zwangsmassnahmen sind die wirtschaftlichen und politischen Sanktionen gegen Russland, die einseitig von den USA und der EU ergriffen wurden, weil man den Russen vorwirft, sie hätten die Separatisten im Osten der Ukraine militärisch unterstützt. Ein konkreter Beweis wurde bisher nicht vorgelegt, aber die Sanktionen wurden ergriffen. Man zwingt die Mitgliedsländer hier mitzumachen, obwohl bei der Verlängerung der Sanktionen mehrere EU-Staaten sich dagegen ausgesprochen haben, unter anderem Griechenland und Österreich. Dass diese willkürlichen einseitigen Sanktionen von menschenrechtlicher Seite höchst problematisch sind, erkennt man, wenn man den Untersuchungsbericht liest, den die Arbeitsgruppe im Auftrag des Beratenden Ausschusses verfasst hat. Sie untersuchte verschiedene Staaten, die unter einem Sanktionenregime stehen: Kuba, Simbabwe, Iran und den Gaza-Streifen. Die Auswirkungen dieser Sanktionen sind katastrophal und bedeuten augenscheinlich eine Verletzung grundlegender Menschenrechte. In den sanktionierten Ländern, so der Bericht, sind vor allem die ‹negativen Auswirkungen in der Zivilgesellschaft› zu spüren, weil «die Schwächsten in einer Gesellschaft wie Frauen, Kinder, alte und behinderte Menschen sowie die Armen» am meisten davon betroffen sind. Auch empfiehlt die Arbeitsgruppe in ihrem Bericht unter anderem, einen Sonderberichterstatter zu ernennen, der Menschenrechtsverletzungen als Folge unilateraler Zwangsmassnahmen untersuchen und dokumentieren soll.

– Wenn man den Bericht genauer liest, kann man sich vorstellen, welche Auswirkungen das auf die betroffenen Länder hat und was das für die dort lebende Bevölkerung bedeutet.

Kuba

– Hier sind vor allem Kinder und Frauen die Leidtragenden. So steht im Bericht, «dass das Embargo zu Unterernährung, von der besonders Kinder und Frauen betroffen sind, zu schlechter Wasserversorgung und zu einem Mangel an medizinischer Versorgung beigetragen hatte». Im weiteren hat das Embargo «den Zugang des Staates zu Chemikalien und Ersatzteilen für die Trinkwasseraufbereitung beschränkt», was unweigerlich zu einer höheren Krankheits- und Todesrate geführt hat. Da das Embargo schon mehr als 50 Jahre anhält und auch von Präsident Obama bis heute nicht aufgehoben wurde, kann man nur erahnen, was das Land erleiden muss.

Simbabwe

– Im Jahre 2002 wurde die Führung des Landes von der EU mit Sanktionen belegt. Der Ursprung dieser Sanktionen liegt in der Landreform unter der Präsidentschaft von Robert Mugabe. Laut dem Bericht leiden die 13 Millionen Einwohner dieses Landes unter den Sanktionen: «Die Armuts- und Arbeitslosenraten sind hoch, während die Infrastruktur in einem schlimmen Zustand ist. Krankheiten wie HIV/Aids, Typhus, Malaria führten in dem Land zu einer Lebenserwartung zwischen 53 und 55 Jahren […]. Die Unicef fand heraus, dass nahezu 35 Prozent der Kinder unter 5 Jahren unterentwickelt, 2 Prozent im Wachstum zurückgeblieben und 10 Prozent untergewichtig sind.» Der schlechte Zustand im Land führt neben einer hohen Todesrate zu einer starken Migration mit grossen Risiken.

Iran

– Die wirtschaftliche Situation für die iranische Bevölkerung, so der Bericht, ist katastrophal. «Die Sanktionen haben einen Zusammenbruch der Industrie, zu einer galoppierenden Inflation und zu einer massiven Arbeitslosigkeit geführt.» Auch das Gesundheitssystem ist in Iran schwer betroffen. «Obgleich die USA und die EU behaupten, die Sanktionen gälten nicht für humanitäre Güter, haben sie in Tat und Wahrheit die Verfügbarkeit und den Vertrieb von medizinischem Material und Medikamenten schwer behindert […], jedes Jahr bekommen 85 000 Iraner die Diagnose irgendeiner Art von Krebs. Die Einrichtungen, um die Menschen mit Chemotherapie oder Bestrahlung zu behandeln, sind dürftig. Während die Finanzsanktionen, die die Islamische Republik Iran betreffen, im Prinzip keine Arzneimittel oder medizinische Instrumente abdecken, machen sie es jedoch für die iranischen Importeure nahezu unmöglich, die Einfuhr dieser Arzneimittel und Instrumente zu bezahlen.» Keiner Bank im Westen ist es erlaubt, Zahlungsgeschäfte mit Iran vorzunehmen. Die Medikamente, die nur im Westen produziert werden und zur Heilung und Linderung der kranken Menschen beitragen würden, unterliegen durch die Unmöglichkeit, diese zu bezahlen, indirekt den Sanktionen.

Gaza-Streifen

– «Die israelische Regierung», so der Bericht, «behandelt dieses Gebiet [den Gaza-Streifen] als fremde Einheit und setzt seine Einwohner einer schweren finanziellen und wirtschaftlichen Blockade aus. Während des 52 Tage dauernden Kampfes im Juli und August 2014 haben Israels Bomben im Gaza-Streifen mehr als 53 000 Gebäude zerstört oder schwer beschädigt. Die andauernde Blockade verletzt die sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Rechte der Menschen, die unter den einseitigen Zwangsmassnahmen leiden. Unterernährung, besonders bei den Kindern, grassiert. Zehntausende Familien leben in den Ruinen ihrer Häuser oder in ungeheizten Containern, die von den Behörden vor Ort eingerichtet wurden. Im Dezember 2014 wurde dem Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten berichtet, dass eine Anzahl von Kindern unter 10 Jahren erfroren sind.» Auch wird erwähnt, dass verschiedene Berichte der Uno und von Nicht-Regierungsorganisationen vor der schlechten Qualität des Trinkwassers warnen, das die Gesundheit einer grossen Anzahl von Menschen bedroht.

– Nachdem der Bericht von der Arbeitsgruppe präsentiert wurde, gab es zunächst eine Diskussion unter den Mitgliedern des Beratenden Ausschusses, und danach öffnete der Präsident des Ausschusses die Diskussion für die anwesenden Botschafter.

– Der diplomatische Vertreter Kubas nützte die Gelegenheit, um auf das Unrecht der US-amerikanischen Sanktionen gegen sein Land aufmerksam zu machen. Er verurteilte die vor über 50 Jahren in Kraft getretenen Sanktionen als einen Verstoss gegen die Menschenrechte. Das Verhängen von Sanktionen sei ein Akt der Willkür, der eine unerlaubte Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines anderen Staates bedeute. Auch sieht er keine Änderung der US-Haltung und prangert diese als krasse Verletzung der Menschenrechte und der Uno-Charta an.

– Sanktionen seien ein unzulässiger Eingriff in die inneren Angelegenheiten eines souveränen Staates, so auch die Argumentation des diplomatischen Vertreters Venezuelas. Ziel dieser Sanktionen sei es, einen Regierungswechsel (Regime change) zu bewirken. Mass­nahmen gegen einen Staat dürften nur von der Uno, sprich vom Sicherheitsrat, ergriffen werden und nicht einseitig von einem mächtigen Staat, nur weil das betroffene Land sich nicht dem Diktat dieses mächtigeren Staates unterordnen wolle. Er sieht darin eine Verletzung der Prinzipien der Uno-Charta.

-Während der 28. Session des Menschenrechtsrates, die vom 2. bis zum 27. März stattfindet, wird dieser Bericht, der im September 2013 von dort aus in Auftrag gegeben worden ist, vorgestellt und über dessen Annahme abgestimmt. Wenn er angenommen wird, steht der Einsetzung eines Sonderberichterstatters und der Möglichkeit, internationale Normen aufzustellen, nichts mehr im Wege.

Quelle
Zeit Fragen (Schweiz)

beigefügte Dokumente