Archiv für September 15, 2013

– Lügen-Industrie und imperialistischer Krieg
von Domenico Losurdo

Joseph Goebbels pflegte zu sagen, dass es einfacher sei eine große Lüge zu glauben, als eine kleine: das ist, was die CIA in den letzten Jahren durch die Erfindung falscher Massaker umgesetzt hat, um Kriege zu rechtfertigen. Der Philosoph Domenico Losurdo untersucht die Leichtigkeit, mit der wir überlistet werden.
Voltaire Netzwerk | Urbino (Italien) | 15. September 2013

In der Geschichte der Lügenindustrie, als integraler Bestandteil des militärisch-industriellen Apparates des Imperialismus, ist das Jahr 1989 ein Wendepunkt. Nicolae Ceausescu ist noch im Amt in Rumänien. Wie kann man ihn stürzen? Die westlichen Medien strahlen massiv in der rumänischen Bevölkerung Informationen und Bilder über den gerade von der Ceaucescu-Polizei ausgeführten „Genozid“ in Timisoara aus.
Verstümmelte Leichen

Was ist wirklich passiert? Unter Anwendung Guy Debords Analyse der „Gesellschaft des Spektakels“ synthetisierte ein berühmter italienischer Philosoph, Giorgio Agamben, meisterhaft den Fall, um den es geht: „ Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit wurden vor kurzem begrabene oder auf den Tischen der Leichenhallen aufgereihte Leichen in Eile ausgegraben und gefoltert, um vor den Fernsehkameras den Völkermord zu simulieren, der das neue Regime legitimieren sollte. Was die ganze Welt als die wirkliche Wahrheit auf Fernsehbildschirmen vor Augen hatte, war die absolute Unwahrheit; und obwohl die Fälschung manchmal offensichtlich war, wurde sie jedenfalls durch das globale Medien-System als wahr authentifiziert, damit es klar würde, dass die Wahrheit jetzt nur ein Moment der notwendigen Bewegung der Unwahrheit ist. Somit können Wahrheit und Lüge nicht unterschieden werden und die Show legitimiert sich nur durch die Show. Timisoara ist in diesem Zusammenhang das Auschwitz der Gesellschaft des Spektakels: und genauso wie gesagt wurde, dass nach Auschwitz es unmöglich wäre, zu schreiben und zu denken wie zuvor, so wird es nach Timisoara nicht mehr möglich sein, einen TV-Bildschirm genauso wie zuvor anzusehen“ [1].

Das Jahr 1989 ist jenes, wo sich der Übergang der Gesellschaft des Spektakels zum Spektakel als Kriegstechnik auf der ganzen Welt manifestierte. Wenige Wochen vor dem Staatsstreich, d. h. der « Cinecittà-Revolution » in Rumänien [2], triumphierte am 17. November 1989 die „samtene Revolution“ in Prag mit einer Losung von Gandhis Inspiration: „Liebe und Wahrheit“. In Wirklichkeit spielte die Verbreitung einer falschen Nachricht, dass ein Student „brutal von der Polizei getötet worden wäre“ eine entscheidende Rolle. Dies ist, was, zwanzig Jahre später ein „Journalist und Leiter des Dissidenz, Jan Urban“, Urheber der Manipulation, mit Genugtuung offenbarte: seine „Lüge“ hätte das Verdienst gehabt, die Empörung der Massen und den Zusammenbruch des bereits taumelden Regimes auszulösen [3]. Etwas Ähnliches geschieht in China: am 8. April 1989, erlitt Hu Yaobang, Sekretär der chinesischen KP bis Januar 1987, einen Herzinfarkt während einer Sitzung des politischen Büros und starb eine Woche später. Sein Tod wird von der Menge auf dem Platz des Himmlischen Friedens mit dem harten politischen Konflikt korreliert, der auch während der Versammlung erschienen war [4]; dieser Mann wird irgendwie das Opfer des Systems, das man stürzen will. In allen drei Fällen werden die Erfindung und die Denunzierung des Verbrechens aufgerufen, um die Welle der Empörung auszulösen, die die Aufwiegler-Bewegung braucht. Wenn sie auch vollen Erfolg in der Tschechoslowakei und Rumänien hatte (wo das sozialistische System aus dem Vormarsch der Roten Armee hervorgegangen war), versagte diese Strategie in der chinesischen Volksrepublik, die aus einer großen nationalen und sozialen Revolution entstand. Und dieser Versager wird der Ausgangspunkt für einen neuen weiteren Medien-Krieg, der durch eine Supermacht die keine Rivalen oder potenzielle Rivalen toleriert ausgelöst wurde, und der immer noch voll im Gange ist. Aber Tatsache bleibt, dass, was den historischen Wendepunkt definiert, ist in erster Linie Timisoara, „das Auschwitz der Gesellschaft des Spektakels“.
« Werbung treiben mit Neugeborenen» und der Kormoran

Zwei Jahre später, 1991, ereignete sich der erste Golfkrieg. Ein mutiger US-Journalist hat klar gezeigt, wie „der Sieg des Pentagons über die Medien“ ablief d.h. die „gewaltige Niederlage der Medien, die von der Regierung der Vereinigten Staaten erreicht wurde“. [5].

Im Jahr 1991 war die Situation für das Pentagon (und das Weiße Haus) nicht einfach. Es ging darum, eine Bevölkerung von der Notwendigkeit eines Krieges zu überzeugen, auf der noch die Erinnerung des Vietnams lastete. Also wie? Verschiedene Hilfsmittel verringern drastisch die Möglichkeit für Journalisten, direkt mit Soldaten zu sprechen oder direkt von der Front zu berichten. Wie immer auch möglich, alles sollte filtert werden: der Gestank des Todes und vor allem das Blut, das Leid und die Tränen der Zivilbevölkerung dürfen nicht wie zur Zeit des Vietnam-Krieges ins Heim der US-Bürger (und der Bewohner der ganzen Welt) kommen.

Das zentrale, aber schwieriger zu lösende Problem liegt anderswo: wie könnte man den Irak des Saddam Hussein dämonisieren, der ein paar Jahre vorher noch in den Augen der USA Verdienste mit seinem Angriff auf den antiamerikanischen Iran der islamischen Revolution von 1979 geleistet hatte, und der geneigt war, im Nahen Osten neue Anhänger zu gewinnen. Die Verteufelung hätte sich als umso wirksamer erwiesen, wenn man das Opfer zur gleichen Zeit engelhafter hätte machen können. Nichts leichter als das, und nicht nur wegen der Tatsache, dass die Repression gegen jegliche Oppositionsform in Kuwait hart und gnadenlos war. Es gab etwas Schlimmeres. Die bescheidensten Arbeiten waren für die Einwanderer, einer «de facto Sklaverei» unterworfen und diese tatsächliche Sklaverei nahm oft Formen des Sadismus an: Fälle von „serbischen Fenstergestürzten, Verbrannten oder Geblendeten oder sogar zu Tode geprügelten“ lösten keine besondere Mitgefühle aus [6].

Und trotzdem… Großzügig oder herrlich belohnt, fand eine Werbeagentur dazu Abhilfe. Sie denunzierte die Tatsache, dass irakische Soldaten den Kuwaits, die widerstanden, die „Ohren“ abgeschnitten hätten. Aber der genialste Einfall dieser Kampagne war woanders: die Invasoren hätten eine Razzia in einem Krankenhaus gemacht „in dem sie 312 Neugeborene aus ihren Brutkästen gerissen hätten und sie auf dem kalten Boden des Kuwait Stadtkrankenhauses erfrieren ließen.“ [7]. Von Präsident Bush Junior bis zum Überdruss geschwungen, auf dem Kongress bekräftigt und auch von Amnesty International gebilligt, kann eine so schreckliche Nachricht, mit solchen Einzelheiten über die Anzahl der Toten mit einer absoluten Genauigkeit nicht umhin, eine überwältigende Welle der Empörung auszulösen: Saddam Hussein war der neue Hitler, der Krieg gegen ihn war nicht nur notwendig, sondern auch dringend, und diejenigen die ihn verweigern oder sich bitten lassen, müssten mehr oder weniger bewusste Komplizen des neuen Hitlers sein! Die Nachricht war natürlich eine reine, beruflich produzierte und verbreitete Erfindung, und genau dafür hatte diese Werbeagentur ihr Geld redlich verdient.

Die Rekonstruktion dieser Episode ist in einem Kapitel des hier zitierten Buches mit einen passenden Titel: „Werbung treiben mit Neugeborenen“ [8]. In Wirklichkeit waren die, die „beworben wurden“, nicht nur Neugeborene. Ganz am Anfang der kriegerischen Operationen hatte man das Bild eines Kormoran weltweit ausgestrahlt, der vor dem Ertrinken in Erdöl stand, das von einem vom Irak in die Luft gejagten Derrick stammte. Wahrheit oder Manipulation? War es Saddam, der die Umweltkatastrophe verursacht hatte? Und gibt es wirklich Kormorane in dieser Gegend der Welt und in dieser Jahreszeit? Die Welle der Empörung, authentisch und meisterhaft manipuliert, verschlang den letzten rationellen Widerstand.
Herstellung von Fälschung, Terrorismus der Empörung und Ausbruch des Krieges

Machen wir einen neuen Sprung von ein paar Jahren, bis zur Auflösung oder, besser gesagt, zur Zerstückelung Jugoslawiens. Gegen Serbien, das historisch der Hauptakteur des Vereinigungs-Prozesses des multiethnischen Landes gewesen ist, entfesseln sich in den Monaten vor der tatsächlichen Bombardierung, eine nach der anderen Welle von Medien-Bombardierungen. Im August 1998 „berichten“ zwei Journalisten, ein Amerikaner und ein Deutscher „über die Existenz von Massengräbern mit 500 Leichen von Albanern, darunter 430 Kinder, in der Nähe von Orahovac, wo bittere Kämpfe stattfanden. Die Nachricht wird von anderen westlichen Zeitungen übernommen, die ihr großes Echo geben. Aber alles ist falsch, wie eine EU-Beobachtermission belegt. » [9].

Aber das verursacht keineswegs eine Krise in der Fälschungs-Fabrik. Am Anfang des Jahres 1999 begannen die westlichen Medien die internationale öffentliche Meinung mit Fotos von Leichen zu bedrängen, die am Boden einer Schlucht lagen und manchmal geköpft und verstümmelt waren; die Beschreibungen und Artikel, die diese Bilder begleiteten, erklärten, dass es sich um unbewaffnete albanische Zivilisten handle, die von den Serben ermordet wurden. Aber:

„Das Massaker von Razcak ist erschreckend, mit Verstümmelung und den abgeschnittenen Köpfen. Es ist eine perfekte Inszenierung, um die Empörung der internationalen Öffentlichkeit zu wecken. Etwas komisches im Hinblick auf die Tötung: die Serben töten in der Regel ohne Verstümmelung […]Wie der Krieg in Bosnien lehrt, sind Anklagen von Gewalttaten auf Körper, Spuren von Folter, Enthauptungen, eine gute verbreitete Propaganda-Waffe […] Vielleicht sind es nicht die Serben, sondern die albanischen Freischärler, die die Körper verstümmelt haben.“ [10].

Oder, vielleicht wurden die Leichen der Opfer einer der unzähligen Auseinandersetzungen einer Weiterverarbeitung ausgesetzt, um so eine kalte Hinrichtung und eine bestialische Ausschreitung vorzutäuschen, deren das Land, das sich die NATO anschickte zu bombardieren, sofort beschuldigt wurde [11].

Die Inszenierung von Razcak war nur die Spitze einer hartnäckigen und gnadenlosen Desinformations-Kampagne. Ein paar Jahre zuvor hatte die Bombardierung des Marktes von Sarajevo der NATO erlaubt, sich selbst als oberste juristische Person zu platzieren, die sich nicht leisten konnte, solche serbische „Gräueltaten“ ungestraft zu lassen. Heute kann man selbst in der Corriere della Sera nachlesen, dass „Es eine Bombe war, mit ziemlich zweifelhafter Vaterschaft, die das Massaker in Sarajevo verursachte, die dann die NATO-Intervention entfesselte“ [12]. Mit diesem Präzedenzfall, erscheint uns Razcak jetzt als eine Art Neuauflage von Timisoara, eine Neuauflage die sich mehrere Jahre wiederholt hat. Und dennoch fehlte der Erfolg auch in diesem Fall nicht. Der illustre Philosoph, der im Jahr 1990 „das Auschwitz der Gesellschaft des Spektakels“ verurteilt hatte, das in Timisoara stattgefunden hatte, trat fünf Jahre danach den Reihen des dominanten Chors bei, und donnerte in überraschender Weise manichäisch gegen „das plötzliche Gleiten der herrschenden ehemaligen Kommunistenführerschichten zum extremsten Rassismus (wie in Serbien, mit dem Programm der „ethnischen Säuberung“). [13]. Nachdem er mit Schärfe die tragische Undurchschaubarkeit von „Wahrheit und Lüge“ im Zusammenhang mit der Gesellschaft des Spektakels analysiert hatte, endete Agamben, sie unfreiwillig zu bestätigen, indem er die von dem „globalen Media System“ ausgestrahlte Version (d.h. die Kriegspropaganda) zügig begrüßte, die er zuvor als Hauptquelle der Manipulation erkannt hatte; nach der Denunzierung der Reduktion des „Wahren“ zu „einem Moment der notwendigen Bewegung des Falschen“, beschränkte er sich diesem „Wahren“, das sich gerade auf „ein Moment der notwendigen Bewegung des Falschen“ reduziert, einen Anschein von philosophischer Tiefe zu geben.

Darüber hinaus bringt uns ein Element des Jugoslawien-Krieges mehr zu dem ersten Golfkrieg zurück, als nach Timisoara. Es ist die Rolle der Public Relations: „Milosevic ist ein Mann, der ausweicht, er mag keine Werbung, er mag sich nicht sehen lassen oder in der Öffentlichkeit Reden halten. Es scheint, dass nach den ersten Anzeichen des Zerfalls von Jugoslawien, Ruder Finn, das PR-Unternehmen, das für Kuwait 1991 gearbeitet hatte, ihn aufsuchte, um ihm seine Dienste anzubieten. Es wurde entlassen. Ruder Finn wurde jedoch sofort von Kroatien angeheuert, von den Muslimen aus Bosnien und Herzegowina und von den Kosovo-Albanern für 17 Millionen Dollar jährlich, zum Schutz und zur Förderung des Images der drei Gruppen. Und es machte einen tollen Job! James Harf, Direktor der Ruder & Finn Global Public Affairs, bestätigte […] in einem Interview: „Wir konnten erreichen, in der öffentlichen Meinung die Serben und die Nazis einander gleichzusetzen, […] Wir sind Profis. Wir haben einen Job zu tun und wir tun ihn. Wir werden bezahlt, um Moral zu machen“. [14].

Und nun zum zweiten Golfkrieg: in den ersten Tagen des Februar 2003 zeigte der US-Staatssekretär Colin Powell dem Parterre des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen die Bilder der mobilen Labors zur Herstellung von chemischen und biologischen Waffen, die Irak in seinem Besitz gehabt hätte. Einige Zeit später erhöhte der britische Premierminister Tony Blair dann noch die Dosis: Saddam Hussein hätte nicht nur solche Waffen, sondern hätte bereits Pläne entwickelt, um sie zu verwenden und wäre in der Lage sie „in 45 Minuten“ zu aktivieren. Und wiederum machte die Show, mehr als Vorspiel zum Krieg, den ersten Akt des Krieges, indem er vor einem Feind warnte, von dem sich die Menschheit absolut trennen sollte.

Aber das in Handlung umgesetzte Waffenarsenal der Lügen oder das dazu bereit war, ging weit darüber hinaus. Um „die irakischen Führer in den Augen der eigenen Bevölkerung zu diskreditieren“, schlug die CIA vor „in Bagdad ein gefilmtes Dokument vorzuführen, in dem man offenbarte, dass Saddam ein Homosexueller war. Das Video sollte den irakischen Diktator dabei zeigen, als er mit einem Jungen Sex hatte. Es sollte so ausschauen, als wäre er von einer versteckten Kamera gefilmt worden, als handle es sich um eine heimliche Aufnahme“. Man studierte auch die „Möglichkeit, die Sendungen des irakischen Fernsehens mit einer – fiktiven – außergewöhnlichen Nachrichtensendung zu unterbrechen, mit der Ankündigung, Saddam wäre zurückgetreten und die ganze Macht wäre von seinem gefürchteten und gehassten Sohn, Uday, übernommen worden“ [15].

Wenn das Böse gezeigt werden und in all seinem Schrecken stigmatisiert werden soll, müsste das Gute in seiner vollen Brillanz erscheinen. Im Dezember 1992 landeten die US-Marines am Strand von Mogadischu. Genauer gesagt, landeten sie zwei Mal, und die Wiederholung der Operation war nicht mit unvorhergesehenen militärischen oder logistischen Schwierigkeiten befangen. Man musste der Welt zeigen, dass die Marines, außer ein militärisches Elite-Korps zu sein, eine guttuende und gemeinnützige Organisation war, die den von Armut und Hunger heimgesuchten Somali, Hoffnung und Lächeln brachten. Die Wiederholung der Landungs-Show sollte sie von ihren falschen oder fehlerhaften Kleinigkeiten befreien. Ein Journalist und Zeuge erklärte:
« Alles was jetzt gerade in Somalia passiert und in den kommenden Wochen geschehen wird, ist eine militärisch-diplomatische Show […] Eine neue Ära in der Geschichte der Politik und des Krieges hat wirklich in der bizarren Nacht von Mogadischu begonnen […]. Die „Operation Hoffnung“ war die erste militärische Operation, nicht nur von den Fernsehkameras live gefilmt, sondern auch gedacht, gebaut und organisiert wie eine TV-Show» [16].

Mogadischu war das Gegenstück von Timisoara. Ein paar Jahre nach der Darstellung des Bösen (Kommunismus, der schließlich zusammenbrach), folgte die Darstellung des Guten (das aus dem Triumph im Kalten Krieg hervorgegangene amerikanische Empire). Die Tatbestandsmerkmale der Kriegs-Show und ihres Erfolges sind jetzt klar.
Domenico Losurdo

Übersetzung
Horst Frohlich

Einige in diesem Text angeschnittene Themen wurden im letzten Kapitel von Le langage de l’empire. Lexique de l’idéologie étasunienne. [Sprache des Reiches. Lexikon der amerikanischen Ideologie] behandelt. Erscheint am 13. September 2013 bei Delga Editions.

[1] Mezzi senza fine. Note sulla politica, von Giorgio Agamben, Bollati Boringhieri, Turin, 1996, S. 67, und zitiert in Le langage de l’Empire. Lexique de l’idéologie étasunienne, von Domenico Losurdo, Delga, Paris, 2013, S. 313.

[2] La fine delle democrazie popolari. L’Europa orientale dopo la rivoluzione del 1989, von François Fejtö, Mondadori, Milan, 1994, S. 263.

[3] « A rumor that set off the Velvet Revolution », von Dan Bilefsky, in International Herald Tribune vom 18. November 2009, SS. 1- 4, zitiert in Losurdo 2013, S. 313.

[4] La Chine, von Jean-Luc Domenach und Philippe Richer, Seuil, Paris. 1995, S. 550.

[5] Second Front. Censorship and Propaganda in the Gulf War, von John R. Macarthur, Hill and Wang, New York, 1992, S. 208 und 22

[6] Macarthur 1992, S. 44-45.

[7] Macarthur 1992, S. 54.

[8] Selling Babies.

[9] « La via verso la guerra », von Roberto Morozzo Della Rocca, in Supplément zu Nummer 1 (Quaderni Speciali) von Limes. Rivista Italiana di Geopolitica, 1999, SS. 11-26.

[10] Morozzo della Rocca, 1999, S. 24, und zitiert in Losurdo 2013, S. 314.

[11] Racak. De l’utilité des massacres, tome II, von Fréderic Saillot, L’Harmattan, Paris, 2010, S. 11-18.

[12] « Le vittime e il potere atroce delle immagini », von Franco Venturini, in Corriere della Sera vom 22. August 2013, SS. 1 und 11.

[13] Agamben 1995, S. 134-35.

[14] « Milosevic visto da vicino », von Jean Toschi Marazzani Visconti, Supplement zu N° 1 (Quaderni Speciali) von Limes. Rivista Italiana di Geopolitica, 1999, SS. 27- 34.

[15] « La Cia girò un video gay per far cadere Saddam », von Enrico Franceschini, in La Repubblica, 28. Mai 2010, S. 23.

[16] « Quello sbarco da farsa sotto i riflettori TV », von Vittorio Zucconi, in La Repubblica vom 10. Dezember 199

– Das Geheimnis der israelischen Gase – „Vor unseren Augen“
von Thierry Meyssan

Es sind die israelischen Forschungsarbeiten über chemische und biologische Waffen, die Syrien historisch dazu gedrängt haben, das Übereinkommen über das Verbot chemischer Waffen abzulehnen. Deswegen könnte die Unterschrift durch Damaskus von diesem Dokument auf die Existenz, und möglicherweise auch auf weitere Forschungen über Waffen, die nur arabische Bevölkerungen töten sollen, aufmerksam machen.
Voltaire Netzwerk | Damaskus (Syrien) | 15. September 2013

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Der Arzt Wouter Basson, während seines zweiten Prozesses im Jahr 2011. Er leitete das geheime chemische und bakteriologische Waffen-Forschungsprogramm, das gemeinsam von Israel und Südafrika der Apartheid von 1985 bis 1994 durchgeführt wurde.

Die westlichen Medien scheinen durch die Kehrtwende der Vereinigten Staaten gegenüber Syrien wie betäubt. Während sie alle vor zwei Wochen eine Bombenkampagne und den unvermeidlichen Sturz des Regimes angekündigten, bleiben sie jetzt bei dem Rückzug von Barack Obama sprachlos. Er war aber wahrscheinlich, wie ich es in diesen Spalten schrieb, da das Engagement von Washington in Syrien kein wichtiges strategisches Mobil mehr hat. Seine aktuelle Politik wird zunächst durch das Bemühen geleitet, seinen alleinigen Supermacht-Status aufrecht zu erhalten.

John Kerry einfach beim Wort zu nehmen, was ursprünglich nur ein Witz von ihm war, und den Beitritt Syriens zum Abkommen über das Verbot von Chemiewaffen vorzuschlagen, gestattete Moskau die Rhetorik Washingtons zufrieden zu stellen, ohne noch einen Krieg in diesen Zeiten der Wirtschaftskrise machen zu müssen. Die Vereinigten Staaten behalten theoretisch ihren Status, selbst wenn jeder leicht sieht, dass jetzt Russland das Spiel dirigiert.

Chemische Waffen haben zwei Anwendungen: entweder militärische oder um eine Bevölkerung zu vernichten. Sie wurden in den Schützengräben-Kriegen verwendet, vom ersten Weltkrieg bis zur irakischen Aggression gegen den Iran, aber sie sind wertlos in modernen Kriegen, deren Front immer in Bewegung ist. So kam es, dass 189 Staaten mit Erleichterung das Übereinkommen für ihr Verbot 1993 unterzeichnet haben: sie konnten sich daher des gefährlichen und unnötigen Vorrates entledigen, dessen Bewahrung auch sehr teuer war.

Eine zweite Anwendung ist die Vernichtung von Zivilbevölkerungen vor der Kolonisierung ihres Territoriums. So eroberte das faschistische Italien 1935/36 einen großen Teil von Eritrea durch die Beseitigung seiner Bevölkerung mit Senfgas. In dieser kolonialen Perspektive finanzierte Israel heimlich von 1985 bis 1994 die Forschung von Dr. Wouter Basson im Roodeplaat-Labor (Südafrika). Sein Verbündeter, das Apartheid-Regime, suchte chemische und vor allem biologische Stoffe zu entwickeln, die nur Menschen aufgrund ihrer „rassischen Merkmale“ (SIC!) töten würden, seien es nun Palästinenser im Besonderen und Araber im Allgemeinen, oder Menschen mit schwarzer Hautfarbe. Die Wahrheits- und Versöhnungskommission war nicht in der Lage, um zu klären, welche Ergebnisse dieses Programm erreicht hatte, noch was aus ihnen geworden war. Sie hat aber die Beteiligung an diesem riesigen Geheimprojekt der Vereinigten Staaten und der Schweiz nachgewiesen. Die Untersuchung ergab, dass durch den Doktor Basson Tausende als Versuchskaninchen benützte Menschen gestorben sind.

Wenn man auch die Gründe versteht, warum weder Syrien noch Ägypten im Jahr 1993 die Konvention unterzeichnet haben, ist die durch Moskau gebotene Möglichkeit für Damaskus heute ein Geschenk des Himmels: sie macht nicht nur Schluss mit der Krise mit den Vereinigten Staaten und Frankreich, sondern erlaubt auch unnötige Lagerbestände loszuwerden, deren Verteidigung immer schwieriger wird. Für alle Fälle hat Präsident Al-Assad klargelegt, dass Syrien auf Antrag Russlands handle und nicht unter dem Zwang der Vereinigten Staaten; eine elegante Art, die Verantwortung von Moskau zu betonen, das Land in Zukunft vor einem möglichen chemischen israelischen Angriff zu beschützen.

Tatsächlich hat die jüdische Kolonie in Palästina die Konvention noch nicht ratifiziert. Diese Situation könnte rasch eine politische Last für Tel Aviv werden. Das ist der Grund, warum John Kerry heute, Sonntag, dorthin fährt, um mit Benjamin Netanyahu darüber zu diskutieren. Wenn der Ministerpräsident des letzten Kolonialstaates geschickt ist, sollte er die Gelegenheit beim Schopf packen um zu verkünden, dass sein Land die Frage überdenken wird. Es sei denn, natürlich, dass Wouter Basson ein ethnisch selektives Gas gefunden habe und dass die israelischen Falken es immer noch einsetzen wollen.
Thierry Meyssan

Übersetzung
Horst Frohlich

Mehr darüber (Auch auf Englisch und Spanisch): « L’Afrique du Sud, ex-laboratoire secret de bioterrorisme des démocraties », Réseau Voltaire, 28 octobre 2002.
Thierry Meyssan

Thierry Meyssan Französischer Intellektueller, Präsident und Gründer des Réseau Voltaire und der Konferenz Axis for Peace. Er veröffentlicht Analysen über ausländische Politik in der arabischen, latein-amerikanischen und russischen Presse. Letztes, auf Französisch veröffentlichte Werk : L’Effroyable imposture : Tome 2, Manipulations et désinformations (hg. JP Bertand, 2007).

– 11.09.13 – ÄGYPTEN – Niederschlagung der Muslimbrüder geht weiter – 55.000 muslimische Geistige sollen Predigt-Verbot bekommen – Protesten landesweit, 1 Tote in Alexandria –

Die ägyptische Regierung, von Armee unterstützt, führt die Kampagne gegen Muslimbruderschaft und Anhänger verstärkt weiter.

– Am Dienstag Kündigte der Minister für Stiftungen-Angelegenheit Mohamed Mokhtar Gomaa gab bekannt, dass Pläne gibt, 55.000 muslimische Geistliche zu verbieten in Moscheen zu predigen. Gomaa sagte, sie besitzen keine Bewilligung zu predigen und werden als eine Bedrohung für die Sicherheit des Landes angesehen.

– Das Verbot zielt die Kleriker zu neutralisieren, die gegen den „Militärputsch“, der Morsi, Ägyptens erster demokratisch gewählter Präsident, am 3. Juli absetzte, gesprochen haben.

– „Die Entscheidung ist nur dazu gedacht, die Freitag-Gebet-Predigt zu legalisieren, und nur diejenigen die berechtigt sind, dürfen es tu“, sagte Gomaa. (Exkurs: wie er der Erlaubnis „demokratisch „verteilen wird hat nicht gesagt…).

– Die Streitkräfte unter General Abdel Fattah Sisi haben brutal alle Protesten der Morsi Anhänger niedergeschlagen. Mehr als 2.000 Mitglieder der Brüderschaft wurden verhaftet.

– Am Dienstag, Amnesty International sagte, dass der Amtsenthebung von Morsi seit der ägyptische Armee „eine extreme Maß an politischen Gewalt am Licht gebracht hat“.

– Zwischen dem 14 und 18 August, mindestens 1.089 Menschen wurden getötet, viele aufgrund einer übermäßigen, brutale und ungerechtfertigten Benutzung von tödlicher Gewalt durch die Streitkräfte“, so Amnesty Peter Splinter.

– Splinter fügte hinzu, dass das Ausmaß der Menschenrechtverletzungen eine sofortige und unabhängige Untersuchung der Tötungen verlangt.

– UN-Hochkommissarien für Menschenrechte Navi Pillay hat eine Untersuchung gefordert.

– „Der Weg zur Stabilität in Ägypten liegt in seiner Fähigkeit, die Herrschaft des Rechts in einer integrativen Weise zu sichern, sodass alle Ägypter, unabhängig von ihrer politischen Überzeugung, Geschlecht, Religion oder Status als legitime Akteure an die Entwicklung ihr Land beitragen können.

– 13.09.13 – ÄGYPTEN – 1 Tote, viele Verletzten –

– Nach dem Freitagsgebet Muslimbrüder-Aktivisten und Unterstützer inszenierten landesweiten Demonstrationen um gegen die brutale Niederschlagung der Brüderschaft und Morsi im Juli zu protestieren.

– Die Protesten kamen einen Tag nach dem das von Militär installierter Übergangregierung das Notstand-Gesetz landesweite um zwei Monate verlängert hat.
– Sieprotestieren auch weil die Zahl der Sicherheitskräfte erhöht wurde. In Alexandria gab 1 Tote und mehrere Verletzten.

– 14.09.13 – ÄGYPTEN – Ismāilia – Türke verhaftet

– Rasit Oguz 46, wurde am 28.08.13 unter Spionageverdacht verhaftet, weil er Fotos von militärischen Einrichtungen nahm und mit Muslimbrüdern Kontakte gehabt hatte. So berichtet MENA-Agentur.

– Oguz wurde in Gefängnis von türkischen Diplomaten besucht. Die Verhaftung bringt neue Spannungen zwischen Ankara und Kairo, deren bilateralen Beziehungen nach dem Sturz von Morsi schwer beschädigt wurden.

– 15.09.13 – ÄGYPTEN – Mubarak Prozess –
– Der Richter Mahmoud el-Rachidi sagte am Samstag, dass die Gerichtverhandlungen am 19 und 21 Oktober werden unter Ausschuss des Publikum und Presse stattfinden. Der Grund, die Verhandlungen werden über Nationale Sicherheit Fragen handeln.

– Mubarak, die zwei Söhne und ein ehemaliger Sicherheitschef wird der Mittäterschaft an der Tötung von fast 900 Demonstranten während die 2011 Revolution, vorgeworfen.

– Die Obama-Verwaltung ist sich der Anzahl der Ghuta-Opfer nicht sicher
Voltaire Netzwerk | 15. September 2013

Die Obama-Regierung hatte ursprünglich die Opfer der Gase vom 21. August 2013 in der Ghuta von Damaskus auf 1429 geschätzt, während die französische Regierung 281 gezählt hatte [1].

Laut Reuters könnten die amerikanischen offiziellen Zahlen nicht nur Gas-Opfer, sondern auch die der konventionellen Bombardierung oder andere verstorbene Personen umfassen. [2].

Die Agentur schließt mit einem Zitat von Paul Pillar, dem ehemaligen Direktor des US-Geheimdienstes im Nahen Osten. Ihm zufolge irrte sich die Obama-Verwaltung, indem sie allzu konkrete Zahlen angab, vor allem im Zusammenhang mit einem Bürgerkrieg.

Die Obama-Verwaltung bleibt jedoch in einem Punkt standfest: für sie hat die syrische arabische Armee wohl Kampf-Gas gegen das eigene Volk benützt.

Übersetzung
Horst Frohlich

[1] „Westliche Rationalität“, von Thierry Meyssan, Al-Watan/Voltaire Netzwerk, 7. September 2013.

[2] “Exclusive: U.S. total of Syrian gas deaths could include bomb casualties – sources”, von Mark Hosenball, herausgegeben von Marilyn W. Thompson, Peter Henderson und Tim Dobbyn, Reuters, 12. September 2013.

1) – 13.09.13 – SYRIEN – USA Schiffe Stationierung vor Syrien kostet 27 Millionen US$ pro Woche –

Laut US-Navy-Beamten, das Pentagon gibt wöchentlich um die 25 Millionen $ pro Woche für jeden Zerstörer die in Mittelmeer stationiert bleiben, um einer eventueller Angriff auf Syrien bereit zu sein.

– Kommentar: Wenn man denkt, dass fast 50 Millionen US-Bürger von Essenmarken abhängig sind um Lebensmittel zu kaufen…

2) – 14.09.13 – SYRIEN-Armee kämpft weiter um Maaloula von Terroristen zu befreien.

-„Die Armee setzt ihre Mission in Maaloula fort. Es gibt noch einige terroristische Kessel im Norden der Stadt, in der al-Safir Hotel und seine Umgebung, sowie in den Hügeln um die Stadt“, AFP zitiert einen Sicherheit Beamten am Samstag.

– Der Beamte sagte weiter, die Armee kann nur langsam vorgehen, weil sonst man die Stadt bombardieren musste, und das will es vermeiden.

– Der Stadt befindet sich unter einem großen Felsen, dessen Gipfel unter die Kontrolle der Militanten steht, und ohne Bombardierung des Gipfels, wird die Vertreibung der Terroristen wird langsamer vorgehen.

3) – 14.09.13 – Armee gewinnt am Boden im Kampf gegen die Militanten.
– Schwere Gefechte sind im Gange zwischen Regierungstruppen und Militanten in Barzeh Bezirk, nah Damaskus.

– PressTV Korrespondent in Barzeh sagt, die Armee hat in den letzten Tagen Erfolge in den strategischen Bezirk, gegen Al-Qaida/Al-Nusra-Front verzeichnen können.
– Die syrische Armee-Einheiten versuchen die Kontrolle über einer strategischen Anhöhe im Dahret al-Mistah Bereich von Barzeh.
– Die Zivil Bevölkerung von Barzeh, die derzeit von Terroristen kontrolliert ist, hat schon lang ihre Häuser verlassen müssen.

– Die Gegend wurde massiv zerstört, und die Infrastruktur beschädigt und nicht mehr bewohnbar ist, aber die Gegend gilt als Tor zu Damaskus und beide Seiten wollen sie besitzen.

4) – 14.09.13 – Syrien – Abo el-Duhour Flughafen –

SANA berichtet, Kämpfe fanden um den Flughafen Abo al-Duhour Flughafen in der Nähe von Idlib statt.
– Die Terroristen wurden angehalten, wie sie versuchte der Flughafen zu besetzten. Viele Terroristen wurden getötet und die Waffen und Munition zerstört.

– Am Freitag, die Armee hat die Kontrolle über die al-Arbaeen Berg übernommen, nachdem sie mehrere Militanten Hauptquartieren in Idlib Landschaft zerstört haben.