„Der Appetit kommt mit dem Essen“ heißt das Sprichwort. Nach der Wiederkolonisierung der Elfenbeinküste und von Libyen, nach dem Versuch, sich Syrien zu bemächtigen, liebäugelt Frankreich wieder mit Mali, um Algerien im Rücken zu fassen.
– Während des Libyen Angriffs machten die Franzosen und Briten umfangreiche Verwendung von Islamisten gegen die Macht von Tripolis, da die Separatisten von Kyrenaika, Bengasi einmal unabhängig, nicht mehr daran interessiert waren, Muammar el-Gaddafi zu stürzen. Beim Stürz der Dschamahirija, hatte ich persönlich den Empfang der AQIM Führer durch die Mitglieder des Nationalrates des Übergangs im Corinthia Hotel erlebt, welches durch eine britische, ausdrücklich von Irak herangeholte Spezial-Gruppe gesichert wurde. Es war klar, dass das nächste Ziel des westlichen Kolonialismus Algerien wäre und das AQIM eine Rolle spielen wurde, aber ich konnte nicht sehen, welcher Konflikt verwendet werden konnte, um eine internationale Einmischung zu rechtfertig en.
– Paris hat ein Szenario ausgearbeitet, in dem der Krieg über Mali in Algerien eindringt.
– Kurz vor der Eroberung von Tripolis durch die NATO gelang es den Franzosen, Tuareg-Gruppen zu bestechen und sie umzukrempeln. Sie hatten Zeit sie ausgiebig zu finanzieren und zu bewaffnen, aber es war schon zu spät für sie vor Ort eine Rolle zu spiele. Nach Beendigung des Krieges kehrten sie in die Wüste zurück.
– Die Tuareg sind ein Nomadenvolk, das in der zentralen Sahara und an den Grenzen der Sahelzone lebt, ein großer Raum, der sich über Libyen und Algerien, Mali und Niger verteilt. Wenn sie auch Schutz der ersten beiden Staaten erhielten, wurden sie stattdessen von den letzten beiden vernachlässigt. Infolgedessen haben sie seit den 1960er Jahren die Souveränität von Mali und Niger auf ihr Land bestritten. Gut logisch beschlossen die von Frankreich bewaffneten Gruppen, ihre Waffen zu benützen, um ihre Ansprüche in Mali geltend zu machen. Die Nationale Bewegung für die Befreiung der Azawad (MNLA) übernimmt die Macht in fast allen Teilen des nördlichen Mali, wo sie lebt. Eine kleine Gruppe von Tuareg-Islamisten, Ansar Dine, allerdings mit AQIM verbunden, benützt die Möglichkeit, die Scharia in einigen Orten zu verhängen.
– Am 21. März 2012 wird ein seltsamer Staatstreich in Mali verübt. Ein geheimnisvolles „Komitee für die Wiederherstellung der Demokratie und die Wiederherstellung des Staates“ (CNRDRE) stürzt den Präsidenten Amadou Toumani Touré und sagt die Wiederherstellung der malischen Autorität im Norden des Landes zu wollen. Das Ergebnis ist viel Verwirrung, da die Putschisten nicht erklären können, wie ihre Tat die Situation verbessern wird. Der Stürzt des Präsidenten ist umso eigenartiger, weil eine Präsidentschaftswahl fünf Wochen später geplant war, und dass der scheidende Präsident nicht Kandidat war. Das CNRDRE besteht aus Offizieren, die in den Vereinigten Staaten ausgebildet wurden. Das Komitee CNRDRE verhindert den Betrieb der Wahl und überträgt die Macht einem der Kandidaten, in diesem Fall dem frankophilen Diocounda Traore. Dieser Taschenspielertrick wird von der ECOWAS legalisiert, dessen Präsident niemand anderer als Alassane Quattara ist, der vor einem Jahr in der Elfenbeinküste von der französischen Armee auf den Thron gehisst wurde.
– Der staatstreich betont die ethnische Teilung des Landes. Die malischen Eliteeinheiten der Armee (in den USA gegründet) mit einem tuareg’schen Befehlskommando schloss sich der Rebellion mit Waffen und Gepäck an.
– Am 10. Januar griff Ansar Dine – unterstütz durch andere Islamisten Gruppen – die Stadt Konna an. Daher verließ sie das Gebiet der Tuareg, um das islamische Recht auf den Süden von Mali zu erweitern. Der Übergangs-Präsident Dioncounda Traore verhängt den Ausnahmezustand und ruft Frankreich zu Hilfe. Paris engagiert sich in den darauf folgenden Stunden, um die Einnahme der Hauptstadt Bamako zu verhindern. Mit Vorausplanung hatte der Elysee in Mali Männer des 1. Fallschirmjäger Regiment der Marine Infanterie („die Koloniale“) und des 13. Fallschirm Dragonerregiments, Hubschrauber vom COS, drei Mirage 2000D, zwei Mirage F-1, drei C135, eine Hercules C130 und einen Transall C160 vorpositioniert.
– In der Tat, es ist sehr unwahrscheinlich, dass Ansar Dine eine reale Bedrohung dargestellt hätte, da die eigentliche Kampftruppe, nicht die Islamisten sind, sondern die Tuareg-Nationalisten, die keine Ambitionen im Süden Mali haben.
– Um seine militärische Interventionen voranzutreiben, fordert Frankreich Hilfe von vielen Staaten, darunter Algerien. Algier ist in der Falle, mit der ehemalige Kolonialmacht zusammenzuarbeiten oder die Gefahr eines Rückflusses der Islamisten auf seinem Boden laufen. Nach Zögern stimmte es zu, seinen Luftraum dem Französischen Durchflug zu öffnen. Aber letztendlich greift eine nicht identifizierte islamische Gruppe einen Britisch Petroleum Gas-Standort im südlichen Algerien an, und wirft Algier Komplizenschaft mit Paris in dem malischen Fall vor. Hundert Menschen wurden Geiseln, aber nicht nur Algerier und Franzosen. Das Ziel ist klar, den Konflikt durch Erweiterung auf Algerien zu internationalisieren.
– Die Technik der französischen Einmischung ist eine Kopie von der Bush-Administration: islamische Gruppen verwenden, um Konflikte zu kreieren und dann an Ort und Stelle angreifen, unter die Vorwand die Konflikte zu lösen. Deshalb wiederholt die Rhetorik von Francois Hollande den „Krieg gegen den Terrorismus“, obwohl er von Washington fallen gelassen wurde. Man findet in diesem Spiel die üblichen Protagonisten: das Katar nahm Aktien in großen französischen Unternehmen in Mali und der Emis von Ansar Dine steht Saudi-Arabien nahe.
– Der Brandstifter-Feuerwehrmann ist auch ein Zauberlehrling. Frankreich hat beschlossen, seine anti-Terror-Maßnahmen, den – Vigipirate-Plan zu stärken. Paris fürchtet keine Aktion der malischen Islamisten auf französischen Boden, aber den Rückfluss von Dschihadisten aus Syrien. In der Tat hat die DCRI während zwei Jahren die Rekrutierung von jungen französischen Muslimen gefördert, um mit der FSA kommen derzeit die Dschihadisten in die Heimat zurück, wo sie aus Solidarität mit Ansar Dine Lust haben könnten, diese in Syrien gelernten terroristischen Techniken anzuwenden.
Thierry Meyssan Übersetzung Horst Frohlich – voltairent.org -Quelle: Al Watan (Syrien)